Sabalan (4.811 m)
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Zwei Wochen Ferien in der Republik Aserbaidschan liegen hinter uns, unter anderem haben wir den
Bazardüzü bestiegen. Bevor es aber wieder nach Hause geht, möchten wir noch einen „kleinen Abstecher“ in den Iran machen. Schließlich gibt es dort - neben außerordentlich freundlichen Menschen, viel Geschichte und Kultur - auch eine äußerst interessante Bergwelt zu entdecken.
Anreise und erste Erkundungen, 24.08.2014
So jetten wir mitten in der Nacht von Baku nach Teheran. Dabei überfliegen wir das wirklich gigantische Lichtermeer der iranischen Hauptstadt - die Metropolregion soll unglaubliche 15 Millionen Einwohner zählen.
Nachdem wir die Einreiseformalitäten (Versicherung, …) zügig hinter uns gebracht haben, treffen wir eine Entscheidung, die uns in folgenden Tagen an den Rand des Wahnsinns - und darüber hinaus - bringen wird: Wir mieten ein Auto!
Unsere erste Fahrt findet allerdings noch vor dem Morgengrauen statt, deshalb sind wir auch auf fast leeren Straßen unterwegs - und erreichen unser Hotel am anderen Ende der Stadt auf Anhieb. Was für eine Erfolg ;-).
Nach ein bisschen Schlaf möchten wir die Bergwelt nördlich von Teheran erkunden. Hier befinden sich einige gute „Akklimatisations-Gipfel“ von fast 4.000 m Höhe. Eine Seilbahn macht diese zudem leicht zugänglich …
… eigentlich zumindest, am heutigen Sonntag fährt die Telekabin aber leider nicht. Und über einen Aufstieg zu Fuß brauchen wir ebenfalls nicht lange nachzudenken, denn mittlerweile naht ein Gewitter.
Bei einem - im Iran selbstverständlich alkoholfreien - Erdbeer-Bier überlegen wir deshalb, welchen Gipfel wir in den nächsten Tagen angehen. Nachdem wir solche Fragen „Wie wird das Wetter?“ oder „Sind wir ausreichend akklimatisiert“ nicht eindeutig beantworten können, entscheiden wir uns ausnahmsweise einmal für:
Schönheit statt Höhe, also:
Sabalan statt Damavand!
(Ok, der Damavand sieht auch „nicht schlecht“ aus ;-).
Sabalan - allgemein und statistisch
Der Vulkan befindet sich in der Provinz Ardabil. Mit 4.811 m gilt er als dritthöchster Berg des Landes (nach Damavand und Alam-Kuh) und höchster Gipfel der iranischen Region Aserbaidschan. Entsprechend ist das Gebiet auch mehrheitlich von turksprachigen Aserbaidschanern bewohnt.
Nebenbei bemerkt ist die offizielle Höhenangabe des Sabalan genau einen Meter größer als die des Mont Blanc (4.810 m). Diese führt offenbar gelegentlich zu Spekulationen, ob die Messung vielleicht doch etwas zu großzügig ausfällt, um die Alpen zu überbieten ;-). Unser GPS-Gerät zeigt allerdings an mehreren Stellen des Kraterrands sogar etwas höhere Werte an - im Übrigen auf Fels und nicht auf Firn oder Eis wie am Mont Blanc …
In der Umgebung des Sabalan befinden sich einige Thermalquellen, die teilweise - wie zum Beispiel in Shabil - auch touristisch genutzt werden.
Die größte „Attraktion“ des Berges ist jedoch zweifelsfrei der Kratersee auf knapp 4.800 m. Dieser ist sicherlich ein wesentlicher Grund für die große Beliebtheit des Vulkans bei vielen einheimischen und auch einigen ausländischen Bergsteigern.
Zur Verfügung stehen dabei mehrere Routen. Sehr häufig wird der Berg offenbar aus Nordosten/Osten bestiegen: Von Shabil (ca. 2.620 m) hoppelt man im Geländewagen zur „Hütte“ auf ca. 3.630 m (aka „Eastern shelter“: Moschee, Schlafmöglichkeiten in Gebäuden, Zelt-Stellflächen, …). Von dort geht’s erst südwärts, später südwestwärts durch steile, blockige Hänge. Vom Vorgipfel Mehrab (ca. 4.700 m) folgt dann der wenig geneigte „Schlussaufstieg“ zum Krater. In der Regel ist man dabei auf T3-Pfaden unterwegs. In den höheren Lagen geht’s hin und wieder auch über Schneefelder. Bei der Erkundung des Kraterrands muss teilweise etwas geklettert werden (II), in jedem Fall sollte auf lose Felsblöcke und vereiste Passagen geachtet werden.
Aktuell sind für die Besteigung des Sabalan - anders als beispielsweise am Damavand - keine Gebühren/Permits zu bezahlen.
Von Teheran zum Sabalan, 25.08.2014
Zuerst einmal gilt es, von Teheran nach Shabil zu gelangen. Wie wir später erfahren, nutzen örtliche Tourenanbieter hierzu wohl in der Regel einen Inlandsflug nach Ardabil. Wir allerdings haben ja unseren Mietwagen - und begeben uns über Land auf die fast 700 km lange Reise in den Norden …
Am Montagmorgen reihen wir uns in das unvorstellbare Verkehrschaos der iranischen Hauptstadt ein. Im stop-and-go herrscht blanke Anarchie. Wer hier beispielsweise den Abstand zum Vorder- oder Nebenmann auf mehr als 10 Zentimeter anwachsen lässt, oder häufiger als einmal pro Stunde blinkt, wird - trotz iranischem Kennzeichen - sofort als Auswärtiger enttarnt …
Wir geben wirklich alles, um nicht allzu sehr aufzufallen und retten uns (vorerst ohne bleibende psychische Schäden ;-) auf die Autobahn nach Qazvin. Irgendwann lotst uns das Navi dann in Richtung Rasht, bis es bei Manjil beginnt, auf Nebenstrecken auszuweichen. Dabei schlängeln wir uns anfangs noch mit anderen Fahrzeugen durch die grandiose Landschaft und passieren etliche kleinere Orte. Plötzlich gibt es allerdings keinen Asphalt mehr. Fast eine Stunde holpern wir über eine einsame Gebirgs-Piste, kein anderes Auto begegnet uns.
Als wir uns sicher sind, im nächsten Augenblick das Ende der Welt zu entdecken, erscheinen am Horizont doch noch einige Hinweise auf Zivilisation. Und etwas später sind wir endlich wieder auf einer „richtigen“ Straße unterwegs. Schließlich durchfahren wir irgendwann Ardabil und erreichen am späten Nachmittag auch unser Fahrziel: Shabil (2.620 m).
Eigentlich erwarten wir hier eine Thermalquelle mit einigen Besuchern, tatsächlich finden wir allerdings eine große touristische Anlage und regelrechte Menschenmassen vor. Wir stellen unser Auto auf dem Parkplatz ab und „chartern“ - zu einem vergleichsweise günstigen Preis - einen der Geländewagen, die hier offenbar vor allem als „Taxi“ in Richtung Sabalan bereitstehen.
Der Land Rover scheint kein Bauteil zu besitzen, das jünger als 50 Jahre ist - mit einer Ausnahme: das „USB-bestickte“ Radio. Und da unser Fahrer zum Glück einen wirklich guten Musik-Geschmack hat, wird die „Fahrt“ zur Hütte zum absoluten Erlebnis:
Anfangs schaukeln wir noch lässig über die Piste. Später springt „unser“ Gefährt dann aber synchron zu den gefühlten 190 BPM der einheimischen(?) Techno-Klänge von Schlagloch zu Schlagloch. Da hält uns natürlich nichts mehr auf den Autositzen …
Beim Eintreffen am „Eastern shelter“ werden wir gleich freundlich vom „Hüttenwart“ begrüßt. Dieser verkauft nebenbei einige Getränke und Lebensmittel. Wir holen etwas heißes Wasser für Tee, bauen unser Zelt auf und essen Abendbrot. Danach erkunden wir ein Stück der Route für den nächsten Morgen und „spazieren“ so bis auf etwa 3.800 m Höhe.
Im Lager unterhalten wir uns noch ausgiebig mit zahlreichen einheimischen Bergsteigern, die meisten sind Aserbaidschaner aus dem Nordwesten des Iran, sozusagen „aus der Nähe“. Alle sind ausgesprochen nett und interessiert.
Als es langsam dunkel wird, kriechen wir dann ins Zelt zum Schlafen - so die Theorie. Praktisch sieht es leider etwas anders:
Das Stromaggregat wird angeworfen - und dröhnt fast bis Mitternacht. Und auch im Dunkel erreichen noch zahlreiche Neuankömmlinge die „Hütte“, wodurch auf dem Gelände kaum Ruhe einkehrt. Als es endlich leise ist, umkreist irgendein größeres Tier „ewig“ unser Zelt (wir haben die Hosen voll und reden uns ein, dass es bestimmt bloß ein Hund ist ;-). Und dann brechen auch schon langsam die ersten zum Gipfel auf.
Auf den Sabalan und zurück nach Teheran, 26.08.2014
Etwa 06.00 Uhr beginnen auch wir mit der Besteigung des Sabalan. Anfangs stapfen wir noch im Schein der Stirnlampen den Hang hinauf, unten in der Ebene ist das Lichtermeer von Ardabil mit seinen fast 500.000 Einwohnern auszumachen. Zahlreiche Pfade schlängeln sich durch die Blockfelder, stellenweise entdecken wir auch Markierungen, Beschriftungen und Fähnchen.
Mit dem Sonnenaufgang färbt sich die ohnehin grandiose Vulkan-Landschaft dann rot. So sehen mittlerweile auch unsere Gesichter aus, denn hier und da ist der Weg doch „ein bisschen“ steiler. Und natürlich sind wir längst auf über 4.000 m unterwegs.
Ab und zu überholen wir nun iranische Gruppen, und von oben kommen uns einige „Frühstarter“ bereits entgegen. Alle sind bestens gelaunt. Immer wieder gibt’s nette Gespräche, wir werden im Minutentakt mit allerlei Obst und Süßigkeiten versorgt und bilden das „exotische Beiwerk“ auf unzähligen Selfies der Einheimischen. Auf facebook oder youtube landen diese Bilder aber trotzdem kaum, denn diese Seiten funktionieren im Iran derzeit nicht …
Nachdem das steilste Wegstück hinauf zum Vorgipfel Mehrab (ca. 4.700 m) hinter uns liegt, schlendern wir noch über ein Plateau, wo sich auch ein Schneefeld hält.
Dann haben wir ihn erreicht, den Krater des Sabalan: Der tiefblaue See wird von steilen Flanken umrahmt, und im Schatten reicht sogar Gletschereis bis an die Wasseroberfläche.
Kurz gesagt: Schöner geht’s eigentlich nicht.
Und deshalb bleiben wir auch fast zwei Stunden hier. Während im großen Umkreis weiterhin die Sonne scheint, fängt sich der Sabalan bald eine „Gipfel-Haube“ ein, etwas weniger romantisch könnte man auch von einer „Wolke“ sprechen. Gut beschattet erkunden wir den Kraterrand - mit immer wieder neuem Ausblick auf den See, auf mehrere kleine Gletscher und ins teils über 3.000 m tiefer liegende Umland.
Als es immer mehr nach Gewitter aussieht, beginnen wir den Abstieg. Dabei folgen wir dem bekannten Weg - zumindest versuchen wir es. Denn tatsächlich muss aufgepasst werden, dass man im Gewirr der unzähligen Pfade auch einen erwischt, der zum „Eastern shelter“ führt.
Dort kommen wir um ca. 15.00 Uhr wieder an, insgesamt sind wir also gut 9 Stunden unterwegs (netto ca. 4 Stunden Aufstieg/2,5 Stunden Abstieg plus Pausen).
Nachdem das Zelt eingepackt ist und wir uns noch lange nett mit einem Paar aus dem Süd-Iran unterhalten haben, hoppeln wir im Geländewagen wieder hinunter nach Shabil. Diesmal leider sehr langsam, da offenbar die richtige Begleitmusik fehlt …
In Meshgin Shahr suchen wir anschließend noch eine Unterkunft. Leider werden wir nicht fündig. So beschließen wir, doch noch nach Teheran zurückfahren. Fast 700 km „rösten“ wir durch die iranische Nacht. Auf das Verkehrs-Navi hören wir diesmal zwar nicht und sparen dadurch den Umweg über die unbefestigte Gebirgs-Piste. Da zwischendurch aber ein Autobahnabschnitt gesperrt ist, erreichen wir erst im Morgengrauen unser Hotel in der iranischen Hauptstadt - fast genau zwei Tage nachdem wir von hier aus zum Sabalan aufgebrochen sind.
pika8x14 sind heute: A. + A.

Anreise und erste Erkundungen, 24.08.2014
So jetten wir mitten in der Nacht von Baku nach Teheran. Dabei überfliegen wir das wirklich gigantische Lichtermeer der iranischen Hauptstadt - die Metropolregion soll unglaubliche 15 Millionen Einwohner zählen.
Nachdem wir die Einreiseformalitäten (Versicherung, …) zügig hinter uns gebracht haben, treffen wir eine Entscheidung, die uns in folgenden Tagen an den Rand des Wahnsinns - und darüber hinaus - bringen wird: Wir mieten ein Auto!
Unsere erste Fahrt findet allerdings noch vor dem Morgengrauen statt, deshalb sind wir auch auf fast leeren Straßen unterwegs - und erreichen unser Hotel am anderen Ende der Stadt auf Anhieb. Was für eine Erfolg ;-).
Nach ein bisschen Schlaf möchten wir die Bergwelt nördlich von Teheran erkunden. Hier befinden sich einige gute „Akklimatisations-Gipfel“ von fast 4.000 m Höhe. Eine Seilbahn macht diese zudem leicht zugänglich …
… eigentlich zumindest, am heutigen Sonntag fährt die Telekabin aber leider nicht. Und über einen Aufstieg zu Fuß brauchen wir ebenfalls nicht lange nachzudenken, denn mittlerweile naht ein Gewitter.
Bei einem - im Iran selbstverständlich alkoholfreien - Erdbeer-Bier überlegen wir deshalb, welchen Gipfel wir in den nächsten Tagen angehen. Nachdem wir solche Fragen „Wie wird das Wetter?“ oder „Sind wir ausreichend akklimatisiert“ nicht eindeutig beantworten können, entscheiden wir uns ausnahmsweise einmal für:
Schönheit statt Höhe, also:
Sabalan statt Damavand!
(Ok, der Damavand sieht auch „nicht schlecht“ aus ;-).
Sabalan - allgemein und statistisch
Der Vulkan befindet sich in der Provinz Ardabil. Mit 4.811 m gilt er als dritthöchster Berg des Landes (nach Damavand und Alam-Kuh) und höchster Gipfel der iranischen Region Aserbaidschan. Entsprechend ist das Gebiet auch mehrheitlich von turksprachigen Aserbaidschanern bewohnt.
Nebenbei bemerkt ist die offizielle Höhenangabe des Sabalan genau einen Meter größer als die des Mont Blanc (4.810 m). Diese führt offenbar gelegentlich zu Spekulationen, ob die Messung vielleicht doch etwas zu großzügig ausfällt, um die Alpen zu überbieten ;-). Unser GPS-Gerät zeigt allerdings an mehreren Stellen des Kraterrands sogar etwas höhere Werte an - im Übrigen auf Fels und nicht auf Firn oder Eis wie am Mont Blanc …
In der Umgebung des Sabalan befinden sich einige Thermalquellen, die teilweise - wie zum Beispiel in Shabil - auch touristisch genutzt werden.
Die größte „Attraktion“ des Berges ist jedoch zweifelsfrei der Kratersee auf knapp 4.800 m. Dieser ist sicherlich ein wesentlicher Grund für die große Beliebtheit des Vulkans bei vielen einheimischen und auch einigen ausländischen Bergsteigern.
Zur Verfügung stehen dabei mehrere Routen. Sehr häufig wird der Berg offenbar aus Nordosten/Osten bestiegen: Von Shabil (ca. 2.620 m) hoppelt man im Geländewagen zur „Hütte“ auf ca. 3.630 m (aka „Eastern shelter“: Moschee, Schlafmöglichkeiten in Gebäuden, Zelt-Stellflächen, …). Von dort geht’s erst südwärts, später südwestwärts durch steile, blockige Hänge. Vom Vorgipfel Mehrab (ca. 4.700 m) folgt dann der wenig geneigte „Schlussaufstieg“ zum Krater. In der Regel ist man dabei auf T3-Pfaden unterwegs. In den höheren Lagen geht’s hin und wieder auch über Schneefelder. Bei der Erkundung des Kraterrands muss teilweise etwas geklettert werden (II), in jedem Fall sollte auf lose Felsblöcke und vereiste Passagen geachtet werden.
Aktuell sind für die Besteigung des Sabalan - anders als beispielsweise am Damavand - keine Gebühren/Permits zu bezahlen.
Von Teheran zum Sabalan, 25.08.2014
Zuerst einmal gilt es, von Teheran nach Shabil zu gelangen. Wie wir später erfahren, nutzen örtliche Tourenanbieter hierzu wohl in der Regel einen Inlandsflug nach Ardabil. Wir allerdings haben ja unseren Mietwagen - und begeben uns über Land auf die fast 700 km lange Reise in den Norden …
Am Montagmorgen reihen wir uns in das unvorstellbare Verkehrschaos der iranischen Hauptstadt ein. Im stop-and-go herrscht blanke Anarchie. Wer hier beispielsweise den Abstand zum Vorder- oder Nebenmann auf mehr als 10 Zentimeter anwachsen lässt, oder häufiger als einmal pro Stunde blinkt, wird - trotz iranischem Kennzeichen - sofort als Auswärtiger enttarnt …
Wir geben wirklich alles, um nicht allzu sehr aufzufallen und retten uns (vorerst ohne bleibende psychische Schäden ;-) auf die Autobahn nach Qazvin. Irgendwann lotst uns das Navi dann in Richtung Rasht, bis es bei Manjil beginnt, auf Nebenstrecken auszuweichen. Dabei schlängeln wir uns anfangs noch mit anderen Fahrzeugen durch die grandiose Landschaft und passieren etliche kleinere Orte. Plötzlich gibt es allerdings keinen Asphalt mehr. Fast eine Stunde holpern wir über eine einsame Gebirgs-Piste, kein anderes Auto begegnet uns.
Als wir uns sicher sind, im nächsten Augenblick das Ende der Welt zu entdecken, erscheinen am Horizont doch noch einige Hinweise auf Zivilisation. Und etwas später sind wir endlich wieder auf einer „richtigen“ Straße unterwegs. Schließlich durchfahren wir irgendwann Ardabil und erreichen am späten Nachmittag auch unser Fahrziel: Shabil (2.620 m).
Eigentlich erwarten wir hier eine Thermalquelle mit einigen Besuchern, tatsächlich finden wir allerdings eine große touristische Anlage und regelrechte Menschenmassen vor. Wir stellen unser Auto auf dem Parkplatz ab und „chartern“ - zu einem vergleichsweise günstigen Preis - einen der Geländewagen, die hier offenbar vor allem als „Taxi“ in Richtung Sabalan bereitstehen.
Der Land Rover scheint kein Bauteil zu besitzen, das jünger als 50 Jahre ist - mit einer Ausnahme: das „USB-bestickte“ Radio. Und da unser Fahrer zum Glück einen wirklich guten Musik-Geschmack hat, wird die „Fahrt“ zur Hütte zum absoluten Erlebnis:
Anfangs schaukeln wir noch lässig über die Piste. Später springt „unser“ Gefährt dann aber synchron zu den gefühlten 190 BPM der einheimischen(?) Techno-Klänge von Schlagloch zu Schlagloch. Da hält uns natürlich nichts mehr auf den Autositzen …
Beim Eintreffen am „Eastern shelter“ werden wir gleich freundlich vom „Hüttenwart“ begrüßt. Dieser verkauft nebenbei einige Getränke und Lebensmittel. Wir holen etwas heißes Wasser für Tee, bauen unser Zelt auf und essen Abendbrot. Danach erkunden wir ein Stück der Route für den nächsten Morgen und „spazieren“ so bis auf etwa 3.800 m Höhe.
Im Lager unterhalten wir uns noch ausgiebig mit zahlreichen einheimischen Bergsteigern, die meisten sind Aserbaidschaner aus dem Nordwesten des Iran, sozusagen „aus der Nähe“. Alle sind ausgesprochen nett und interessiert.
Als es langsam dunkel wird, kriechen wir dann ins Zelt zum Schlafen - so die Theorie. Praktisch sieht es leider etwas anders:
Das Stromaggregat wird angeworfen - und dröhnt fast bis Mitternacht. Und auch im Dunkel erreichen noch zahlreiche Neuankömmlinge die „Hütte“, wodurch auf dem Gelände kaum Ruhe einkehrt. Als es endlich leise ist, umkreist irgendein größeres Tier „ewig“ unser Zelt (wir haben die Hosen voll und reden uns ein, dass es bestimmt bloß ein Hund ist ;-). Und dann brechen auch schon langsam die ersten zum Gipfel auf.
Auf den Sabalan und zurück nach Teheran, 26.08.2014
Etwa 06.00 Uhr beginnen auch wir mit der Besteigung des Sabalan. Anfangs stapfen wir noch im Schein der Stirnlampen den Hang hinauf, unten in der Ebene ist das Lichtermeer von Ardabil mit seinen fast 500.000 Einwohnern auszumachen. Zahlreiche Pfade schlängeln sich durch die Blockfelder, stellenweise entdecken wir auch Markierungen, Beschriftungen und Fähnchen.
Mit dem Sonnenaufgang färbt sich die ohnehin grandiose Vulkan-Landschaft dann rot. So sehen mittlerweile auch unsere Gesichter aus, denn hier und da ist der Weg doch „ein bisschen“ steiler. Und natürlich sind wir längst auf über 4.000 m unterwegs.
Ab und zu überholen wir nun iranische Gruppen, und von oben kommen uns einige „Frühstarter“ bereits entgegen. Alle sind bestens gelaunt. Immer wieder gibt’s nette Gespräche, wir werden im Minutentakt mit allerlei Obst und Süßigkeiten versorgt und bilden das „exotische Beiwerk“ auf unzähligen Selfies der Einheimischen. Auf facebook oder youtube landen diese Bilder aber trotzdem kaum, denn diese Seiten funktionieren im Iran derzeit nicht …
Nachdem das steilste Wegstück hinauf zum Vorgipfel Mehrab (ca. 4.700 m) hinter uns liegt, schlendern wir noch über ein Plateau, wo sich auch ein Schneefeld hält.
Dann haben wir ihn erreicht, den Krater des Sabalan: Der tiefblaue See wird von steilen Flanken umrahmt, und im Schatten reicht sogar Gletschereis bis an die Wasseroberfläche.
Kurz gesagt: Schöner geht’s eigentlich nicht.
Und deshalb bleiben wir auch fast zwei Stunden hier. Während im großen Umkreis weiterhin die Sonne scheint, fängt sich der Sabalan bald eine „Gipfel-Haube“ ein, etwas weniger romantisch könnte man auch von einer „Wolke“ sprechen. Gut beschattet erkunden wir den Kraterrand - mit immer wieder neuem Ausblick auf den See, auf mehrere kleine Gletscher und ins teils über 3.000 m tiefer liegende Umland.
Als es immer mehr nach Gewitter aussieht, beginnen wir den Abstieg. Dabei folgen wir dem bekannten Weg - zumindest versuchen wir es. Denn tatsächlich muss aufgepasst werden, dass man im Gewirr der unzähligen Pfade auch einen erwischt, der zum „Eastern shelter“ führt.
Dort kommen wir um ca. 15.00 Uhr wieder an, insgesamt sind wir also gut 9 Stunden unterwegs (netto ca. 4 Stunden Aufstieg/2,5 Stunden Abstieg plus Pausen).
Nachdem das Zelt eingepackt ist und wir uns noch lange nett mit einem Paar aus dem Süd-Iran unterhalten haben, hoppeln wir im Geländewagen wieder hinunter nach Shabil. Diesmal leider sehr langsam, da offenbar die richtige Begleitmusik fehlt …
In Meshgin Shahr suchen wir anschließend noch eine Unterkunft. Leider werden wir nicht fündig. So beschließen wir, doch noch nach Teheran zurückfahren. Fast 700 km „rösten“ wir durch die iranische Nacht. Auf das Verkehrs-Navi hören wir diesmal zwar nicht und sparen dadurch den Umweg über die unbefestigte Gebirgs-Piste. Da zwischendurch aber ein Autobahnabschnitt gesperrt ist, erreichen wir erst im Morgengrauen unser Hotel in der iranischen Hauptstadt - fast genau zwei Tage nachdem wir von hier aus zum Sabalan aufgebrochen sind.
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