Damavand West - Süd Überqueerung, einsam, aussichtsreich!


Publiziert von Noah , 22. Juli 2016 um 09:53.

Region: Welt » Iran
Tour Datum:19 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: IR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 2600 m
Strecke:West-Süd Überqueerung
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Strasse Nr. 77 Teheran-Amol geht es bei Polour ab Richtung Lar See (unbeschildert). 8,7 km später geht die alte (nun gesperrte) Schotterstraße Richtung Zustieg (16km). Hier fahren immer wieder Locals (es gibt irgendwo eine Zufahrt die die Sperre umgeht) die man stoppen und zum mitfahren überreden kann. "Pul naderam" bedeutet auf persisch "ohne Geld", das sollte vorher abgeklärt werden ;)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von der letzten Station beim Abstieg (Goosfandsara) fahren Taxis und auch viele Bergsteiger in alle Richtungen. Als Tourist hat man spätestens nach dem Abstieg genug Freunde die alles weitere erledigen (persische Gastfreundschaft). Ich bekam einen direkten Ride nach Teheran von dort.
Unterkunftmöglichkeiten:Am Westanstieg gibt es die Simorgh Hütte, 4200m, unbetreut, unbeheizt, wenig Infrastruktur. Quellwasser vorhanden. Zeltplatz zu genüge. Abstieg: Bargah Sevom, 4200m, bewirtschaftet, Quellwasser, Hundertschaften an Guides, Touristen und lokalen BergsteigerInnen.
Kartennummer:Open Street Maps (for Android) OSMAnd

Um Damavand in Ruhe zu besteigen nahm ich mir den Westanstieg vor. 2 Wochen zuvor hatte ich problemlos dem Kuh e Sabalan (4810m) erklommen und das Wetter war mittelmäßig angesagt. Ich trampte also von Teheran nach Polour, holte mir dort unfreiwillig einen Permit für den Berg (1,5Mio Rials ~38€, günstiger als in Euro oder Dollar zu zahlen) und trampte bis zur Schotterstrasse (2500m) Richtung Zustieg. Eine nachmittägliche Wanderung bis mich nach 1h ein Local etwa 7km mitnahm. Beinahe geschafft, auf den letzten 2km hab ich für 25 Cent von 2 Kids einen Esel zum Reiten bekommen. Nun auf 3400m, gemütlicher Pfad bis 3900m ich mein erstes Biwak einrichtete. Aufgrund des Höhenunterschiedes (Tehran 1400m) schlief ich nicht so gut aber das würde ich kompensieren. Nächste Tag, Sonnenaufgang, super Temperaturen, weiter geht's auf mehr oder weniger ausgetretenen Wegen. Bei der Hütte auf 4200m eine Stunde Mittagsschlaf und Essen, dann weiter. Langsam spürte ich die Höhe, bis 5100m machte ich mehrere Pausen bis zu 1h wo ich immer wieder schlief. Dann machte ich mir ein Schotterbett zum biwakieren und schlief gegen 22h ein. Temperaturen um 0°C, ca. 20km/h Windböen. 
Positiv: die Aussicht Richtung Sonnenuntergang ist unbezahlbar. Man schläft über dem Wolken, die Lichter von Teheran sind in der ferne sichtbar, da Vollmond ist auch die gesamte Landschaft zu erkennen. Unglaubliche Stimmung. 
Negativ: ich bin um 1 Uhr morgens aufgewacht, Herzklopfen, Schmerz in der Brust - die Höhe meldet sich - ist wohl weder einfach noch erholsam auf 5100 zu schlafen, also schnell zusammengepackt und runter auf 4800, da war's besser. 
Am nächsten Tag sah ich beim Zusammenpacken die ersten Menschen auf dieser Seite des Berges die ich jedoch schnell hinter mir ließ. Dann der Gipfelsturm. Keuchend erreichte ich den Krater nach circa 3h. Die Schwefeldämpfe waren grauslich, die andren BergsteigerInnen super freundlich. Ab hier wimmelt es nur so von internationalen und lokalen Leuten, gut dass es eine Abstiegalternative zum Normalweg gibt.
 
Abstieg:
Mein Lieblingsteil dieser Tour - fast direkt vom Gipfel geht eine Schotterrinne bis zum ersten Stützpunkt (4200m), 1400 Höhenmeter runterrutschen, etwas in dieser Größe vermiss ich in den Alpen :D von der Hütte nochmal 1200 Höhenmeter hinunterjoggen und von dort in ein "Taxi" (hinten auf der Pritsche) für 150000Rials (3,50€) bis zur Straße.
 
Achtung:
- Bear-Country! Allfälliges zum Umgang mit Schwarzbären beachten!
 
Bzgl. Wasser: ich habe immer zu viel mit (3l), 1,5-2 Liter reichen, da bis 5100 immer wieder Möglichkeiten zum nachfüllen sind. 
 
Bzgl. Biwak: Hatte Zelt dabei, war aber wegen guter Wetteraussicht nicht notwendig. Stabile Isomatte ist nützlich da die Felsen recht scharf sind (Thermarest Neoair 4Season)
 
Bzgl. Wetter: meist schöner als im Wetterbericht, www.mountain-forecast.com sehr hilfreich, angegebene Neuschneemenge jedoch übertrieben! Kein Neuschnee im Sommer.
 
Bzgl. Ausrüstung: war mit Laufschuhen und guter ProShell Jacke unterwegs, völlig ausreichend. Sonnenschutz beachten. Keine Schneequerungen in dieser Jahreszeit.

Bzgl. Permit: auf dieser Route wurde ich nicht kontrolliert. Ein blöder Zufall ließ mich in Polour auf den Manager des Mountaineering Clubs (hier aka Tourifalle) treffen weshalb ich das Permit kaufte. Problemlos ohne Permit möglich, evtl. Südroute meiden.
 
Orientierung: am Anfang noch markiert, dann immer wieder Steinmännchen, ab 4200 freies Gelände mit mehreren Pfaden die stärker ausgetreten sind. Dem Schotter fernbleiben! Lieber am Grat in leichter Kletterei in 1. Grad bewegen, spart viel Kraft.
Kartenmaterial: Pfad ist auf Google Maps eingetragen, mehr Details jedoch auf OpenStreetMaps

Tourengänger: Noah


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Kommentare (2)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 13:15
Hi Noah, gratuliere zum Damavand! Ein toller Berg und ein schönes Land, der Iran. Eine Frage zur Akkli: Wieso hast du denn auf 5100m übernachtet, und nicht etwas weiter unten? Es hätte ja eigentlich nichts dagegen gesprochen, auf 4500m oder so zu übernachten, oder?

Noah hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 13:48
Hey Xaendi,
Du hast Recht, weiter unten wär besser gewesen, aber ich wollte es mal versuchen und mir außerdem etwas Weg zum Gipfel erarbeiten. Hatte viel Gepäck und wollte für den Gipfeltag so wenig als nötig Höhenmeter haben. Und je weiter oben desto schöner die Aussicht :)
Ist mein erstes mal in diesen Höhen gewesen darum war ich experimentell unterwegs. Hab durch die Situation auf 5100 viel über mich und meinen Körper gelernt


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