Sentier des Roches & Sentier de la Bloy


Publiziert von Frankman , 2. November 2014 um 20:58.

Region: Welt » Frankreich » Alsace » Vosges Alsace
Tour Datum:30 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Sentier des Roches, Frankenthal, Sentier de la Bloy, Gaschney, Schaeferthal, Hohneck, Col de la Schulcht
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pkw bis Col de la Schlucht, Route des Crêtes
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Pkw bis Col de la Schlucht, Route des Crêtes

Sentier des Roches & Sentier de la Bloy
Durchweg T2, vielleicht auch mal T3“ lautete die Bewertung eines erfahrenen Alpinisten (Commander) nach der Begehung des „Felsenwegs“ am Col de la Schlucht. Zahlreiche Beschreibungen nennen den Sentier des Roches den spektakulärsten Wanderweg in den Vogesen. Für einen Mittelgebirgspfad verlangt der Weg tatsächlich eine ordentliche Portion Trittsicherheit. Durchgehend gut gesichert schlängelt sich der Weg über Felspartien, Geröllfelder und steile Waldpassagen. Zur Wegstrecke gehört auch ein kurzer Tunnel an dessen Ausgang sich gleich eine steile Metallleiter und eine gesicherte Felsquerung anschließt. Teilweise in den Fels gehauen, wurde die Strecke im Jahre 2010 zum 100. Jubiläum neu gesichert und beschildert. Unmissverständlich sind auch die Hinweise über die Sperrung im Winter. Durch die Unvernunft zahlreicher Spaziergänger und nach den tödlichen Unfällen am Belchen (Schwarzwald) im Winter 2013/14 müssen solche Warnhinweise mehr und mehr Beachtung finden.
Bis zum Krappenfels ist der Weg ein ausgewiesener alpiner Pfad, von dem sich zahlreiche schöne Blicke ins Tal von Munster, in die Rheinebene hinunter und zum gegenüberliegenden Schwarzwald bieten. Durch das bereits gefallene Laub wird auch regelmäßig der Blick auf die Passstraße frei,  die sich auf der anderen Seite der Schlucht am Hang empor schlängelt. Kurz vor der Passhöhe verengt sich dort die Fahrbahn in einem kurzen Tunnel. Regelmäßig klingt daher das Hupen von Brummis und Bussen durchs Tal, die sich auf diese Weise Vorfahrt verschaffen wollen.
Das Ende des Felsenwegs liegt an der Abzweigung des Anstiegs zur Ferme Auberge „Les Trois Fours“. Unser Rundweg führt durch den herbstlichen Laubwald weiter in Richtung Frankenthal, dem beeindruckenden Gletscherkessel unterhalb der Martinswand. Angekommen im Gletscherkar wandert der Blick ringsum und verursacht ein großes Staunen. Zahlreiche Elemente aus dem glazialen Formenschatz sind hier noch deutlich zu erkennen. Hoch oben am SW-Rand erkennt man deutlich den Bergschrund, den Gletscheransatz an der Rückseite des Kars. Die steilen Seitenwände führen in die Vertiefung am Kargrund, das hier noch ein Moor und einen kleinen Karsee enthält. Anders als am Lac Noir oder Lac de Schiessrothried wurde die Karschwelle hier nicht mit einer Staumauer überbaut. Den besten Überblick über das Kar bietet ein beschilderter Aussichtspunkt etwa 10 min von Les Trios Fours am Höhenweg.
Im Sommer ist die Hütte Frankental (~thal) bewirtet. Auch jetzt im Herbst befindet sich an der Hütte ein netter Rastplatz. Ab Frankenthal bestehen drei Möglichkeiten des Anstiegs zum Hohneck. Direkt durch das Gletscherkar zum Col du Falimont, über die Grotte Dagobert zum Übergang Schaeferthal oder die Fortsetzung des Sentier des Roches, dem Sentier de la Bloy bis Gaschney. Der Sentier de la Bloy ist zwar nicht so spektakulär wie die bisherige Etappe, einzelne gesicherte Stellen und Metallleitern gehören aber auf dem ersten Abschnitt auch dazu. Bis zum Blaufelsen wechseln sich An- und Abstiege ständig ab. Im weiteren Verlauf bis Gaschney folgt der Weg etwa der Höhenlinie. Unmittelbar nach der Talstation des Skilifts Hinterschalleren fehlt an der Kreuzung die Beschilderung. Hier einfach geradeaus! Im Skiort Gaschney, am Fuß des Petit Hohneck befindet sich ein kleiner Rastplatz mit guter Übersichtstafel über die Varianten zum Hohneck. Wir haben uns für die Variante über das Gästehaus „Schalleren“ nach Schaeferthal entschieden. Im mittleren Abschnitt der knapp 400 Höhenmeter liegt ein Steilstück, von dem man aus wieder schöne Blicke zur Martinswand und in den Gletscherkessel hat. Kurz vor Schaeferthal öffnet sich der Blick über die kahlen Bergkuppen rund um den Hohneck. Die Nähe der Route des Crêtes wird durch die zahlreichen Spaziergänger deutlich, die Schaeferthal als Umkehrpunkt ihres Spaziergangs wählen. Im Schlussanstieg zum Hohneck erkennt man tief unten den Lac de Schiessrothried, ebenfalls ein Karsee, der wie bereits erwähnt durch eine Staumauer vergrößert wurde. Ein weiterer Karsee, der Lac de Fischboedle, befindet sich hinter dem südlich gelegenen Spitzkoepfel. Die beiden Seen oberhalb von Metzeral dienten den Flößern als Wasserlieferanten, um auch bei Niedrigwasser auf der Fecht flößen zu können.
Am Gipfel des Hohnecks findet der typische Bergtrubel statt. Das Restaurant mit schöner Terrasse lockt bei tiefstehender Herbstsonne aber mit einem „Demi“ und „Orangina“.
Die letzte Etappe führt über den Col du Falimont oberhalb der Martinswand Richtung  Les Trois Fours und Col de la Schlucht. Von oben erkennt man jetzt deutlich das Moor und den kleinen See am Kargrund von Frankenthal. Unmittelbar vor Trois Fours weist eine Hinweistafel zum Aussichtspunkt über den Gletscherkessel. Weiter abfallend führt der Weg durch einen Hainbuchenwald, der vom rauem Klima der Hochvogesen gezeichnet ist. Kurz vor dem Col de la Schlucht befindet sich erneut eine kleine Aussichtsplattform mit Blick über dal Tal von Munster und den unterhalb vorbeiführenden Sentier des Roches. Auf den letzten Metern zeugen D – F Grenzsteine von der dramatischen Geschichte. Da das Elsaß nicht nur aus schönen Blicken und Gletscherkesseln besteht, rückt die leidvolle deutsch- französische Geschichte nochmals in den Mittelpunkt. Nachdem die Heimfahrt über die Route des Crêtes am Hartmannswillerkopf vorbeiführt, drängt sich das Zitat Jean-Claude Junckers auf:    
„Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen! Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann. Das Nicht-Zusammenleben-Wollen und das Nicht-Zusammenleben-Können haben im 20. Jahrhundert 80 Millionen Menschen das Leben gekostet“.- Gedenkrede im Deutschen Bundestag anlässlich des Volkstrauertages am 16. November 2008

Tourengänger: Frankman


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Kommentare (2)


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Dino hat gesagt:
Gesendet am 3. November 2014 um 19:47
Hallo Frankman,

ich habe mich sehr über diesen Artikel gefreut! Dies aus 2 Gründen:
Zum einen haben wir selbst diese Wanderung nur 1 Tag nach dir aber auf exakt der gleichen Route gemacht (kein Hikr-Bericht).
Zum zweiten, und das freute mich viel mehr, über deinen schönen Abschluss mit dem Zitat Jean Claude Junkers. Viel zu leicht vergisst man wie wichtig ein europäisches Miteinander ist.

Toller Bericht!


Viele Grüße

Frankman hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2014 um 23:05
Hallo Dino,

vielen Dank für deinen netten Kommentar. Gerade im Elsaß wird die Dramatik der deutsch-französichen Geschichte deutlich.
Viel Freude in den Bergen.

Frankman


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