Mein erster 6.000er - Chachani (6.075m)
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Jeder, der auch nur einen Tag in Arequipa verbracht hat, ist wahrscheinlich beeindruckt von den beiden Bergen, die man direkt von der Plaza de Armas aus sieht. Zum einen der El Misti (5.822m) mit seinem bilderbuchartigen Vulkankegel (so müssen Vulkane aussehen!), und zum anderen der Chachani (6.075m), dessen Massiv sich majestätisch über der Stadt erhebt.
Ich habe drei Wochen in der Stadt verbracht - und es führte kein Weg daran vorbei, mindestens einen der beiden Berge in Angriff zu nehmen.
Erster Tag
Die zweistündige Anfahrt zum Startpunkt auf knapp 5.000m erfolgt mit einem 4x4, den man auch auf alle Fälle braucht. Der Ausblick zum El Misti, der ständig rechter Hand ist, ist traumhaft. Außerdem haben wir Glück und können nicht nur wild lebende Vikunjas sondern auch ein Guanako beobachten.
Allerdings fängt es auf ca. 4.500m an zu schneien, und es ist auch schon ein bedrohliches Donnergrollen zu hören. Dementsprechend warten wir an unserem Startpunkt auf ca. 5.000m erst einmal ab und zucken gehörig zusammen, als die nun schon sehr nahen Donner den Boden unter unseren Füßen zum Beben bringen. Auch unser Guide ist alles andere als begeistert über diese Wetterkapriolen.
Nichtsdestotrotz laufen wir dann nach einer halben Stunde doch los - die Blitze und Donner haben aufgehört und einem leichten Graupeln Platz gemacht. Es ist nicht weit bis zum Basecamp, und je länger wir laufen, desto besser wird auch die Sicht. Zunächst ist der Weg recht flach, bis es dann über ein Geröllfeld mit teilweise metergroßen Gesteinsbrocken geht. Zum Schluss noch ein kurzer Anstieg, und nach einer Stunde sind wir im Camp. Insgesamt ist der Weg nicht sehr anspruchsvoll, lediglich die schon von Beginn an hohe Höhe bringt mich ziemlich ins Schnaufen, bin ich doch leider (trotz Akklimatisierungstour im Colca Canyon und einer Tour inklusive Übernachtung auf über 5000m auf dem El Misti) noch nicht ausreichend akklimatisiert...
Der Nachmittag im Basecamp ist dann sehr ruhig. Ausruhen, tief durchatmen, entspannen, den leichten Schneefall beobachten, früh zu Abend essen und früh schlafen. Und ich kann sogar ganz gut schlafen und habe keinerlei Kopfweh. Von daher sieht's noch gut aus. Der Wecker klingelt um 2.00 Uhr, es gibt ein kurzes Frühstück, zwei Tassen Tee, und um 3.00 Uhr geht's dann los.
Aufstieg
Oft bin ich schon im Dunkeln auf diverse Berge gestiegen, und ich werde wohl nie ein großer Fan davon werden, doch die Stunden vor Sonnenaufgang auf dem Chachani haben sogar mir gefallen. Die Wolken hatten sich komplett verzogen, so dass der fast volle Mond wunderschön über das Tal schien und wir die Stirnlampen überhaupt nicht gebraucht haben - es war so hell, dass wir sogar Schatten geworfen haben. Eine unglaubliche Stimmung...
Allerdings konnte ich mich nur zu Beginn wirklich darüber freuen, denn schon sehr bald musste ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die Atmung richten... Ohne ausreichende Akklimatisierung mit einer asthmageschwächten Zweieinhalb-Liter-Lunge in großen Höhen ist eben einfach suboptimal... Der Rest des Aufstiegs sollte für mich daher vor allem ein Kampf werden...
Der Weg führt zunächst in einer sandigen Rinne hoch, bevor man dann bei ca. 5.500m nach rechts in den Felsen wechselt. Es geht weiter in ständigen Kehren ohne Erbarmen bergan, mal ist es sandiger, mal felsiger. Ab ca. 5.800m verläuft der Weg dann zunächst auf einem breiten Grat und man kann schon die letzte Stufe vor dem finalen Aufstieg erahnen. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon am Ende meiner Kräfte - musste ich doch wirklich extrem kämpfen, um meine Muskeln noch irgendwie ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Laut Einschätzung des Guides war es wohl ganz eindeutig die mangelnde Akklimatisierung, und nachdem ich zwischendurch wirklich alle paar Schritte zum Luftholen stehen bleiben musste, sprach er sich dafür aus, dass ich absteigen sollte. Ich erbat mir jedoch noch eine letzte Chance und nahm alle Kräfte und meine gesamte Willensstärke zusammen... Wenn ich ein Mal in meinem Leben auf einem 6.000er stehen würde, dann heute!
Gipfel
Und nach fünfeinhalb Stunden Kampf sollte es tatsächlich so weit sein: Ich stand auf dem Gipfel des Chachani auf 6.075m! Und das Wetter hatte - entgegen jeglicher Erwartungen nach den Erlebnissen vom Vortag - sehr gut mitgespielt: Sonne und kein Wind. Ich machte eine ausgiebige Gipfelrast, futterte den letzten aus Deutschland mitgebrachten Fruchtriegel (Danke, Nik!) und versuchte, diesen Moment ganz tief in mein Gedächtnis einzuprägen. Nun konnte ich auch endlich die schon seit Sonnenaufgang sichtbaren Berge der Umgebung richtig wertschätzen. Der Ubinas grüßte noch mit einer kleinen Aschewolke, und dann war irgendwann auch das 6.000er-Gipfelglück vorbei.
Abstieg
Wer sich (so wie ich) mit allerletzter Kraft auf den Gipfel gekämpft hat, für den ist der Abstieg dann auch kein Zuckerschlecken. Nachdem man den Gipfelkrater hinter sich gelassen hat geht man im Prinzip direkt in der Falllinie durch lose Steine und Sand runter - eigentlich mag ich so etwas sehr gerne... In diesem Fall musste ich mich die starke Stunde, die ich gebraucht habe, sehr konzentrieren und immer wieder eine kleine Pause zum Atmen machen. Man ist eben immer noch weit über 5.000m...
Zurück im Camp haben wir dann die Sachen zusammengepackt und kurz darauf mit den schweren Rucksäcken die letzte Stunde der Tour in Angriff genommen. Das Klettern über die Felsbrocken war ziemlich anstrengend (v.a. auch weil ich zwischendurch den Weg verloren hatte und zu weit abgestiegen war), und die letzten 10 min leichter Anstieg zum Pass schienen kein Ende nehmen zu wollen. Aber dort wartete dann schon der Jeep, der uns in knapp zwei Stunden wilder Fahrt wieder zurück nach Arequipa brachte.
Fazit
Der Chachani ist ein wunderschöner Berg und für einen 6.000er technisch wirklich sehr einfach. Anfang September lag so wenig Schnee, dass man noch nicht einmal Steigeisen und Pickel benötigte. Allerdings sollte man auf alle Fälle gut akklimatisiert sein, denn dafür lassen die organisierten Touren keine Zeit.
Für mich war es ein unglaubliches und wahrscheinlich auch - im wahrsten Sinn des Wortes - einmaliges Erlebnis, oben auf dem Gipfel eines 6.000ers zu stehen, und ich bin glücklich und stolz, dass ich es - trotz der ungünstigen Vorzeichen - geschafft habe!
Ich habe drei Wochen in der Stadt verbracht - und es führte kein Weg daran vorbei, mindestens einen der beiden Berge in Angriff zu nehmen.
Erster Tag
Die zweistündige Anfahrt zum Startpunkt auf knapp 5.000m erfolgt mit einem 4x4, den man auch auf alle Fälle braucht. Der Ausblick zum El Misti, der ständig rechter Hand ist, ist traumhaft. Außerdem haben wir Glück und können nicht nur wild lebende Vikunjas sondern auch ein Guanako beobachten.
Allerdings fängt es auf ca. 4.500m an zu schneien, und es ist auch schon ein bedrohliches Donnergrollen zu hören. Dementsprechend warten wir an unserem Startpunkt auf ca. 5.000m erst einmal ab und zucken gehörig zusammen, als die nun schon sehr nahen Donner den Boden unter unseren Füßen zum Beben bringen. Auch unser Guide ist alles andere als begeistert über diese Wetterkapriolen.
Nichtsdestotrotz laufen wir dann nach einer halben Stunde doch los - die Blitze und Donner haben aufgehört und einem leichten Graupeln Platz gemacht. Es ist nicht weit bis zum Basecamp, und je länger wir laufen, desto besser wird auch die Sicht. Zunächst ist der Weg recht flach, bis es dann über ein Geröllfeld mit teilweise metergroßen Gesteinsbrocken geht. Zum Schluss noch ein kurzer Anstieg, und nach einer Stunde sind wir im Camp. Insgesamt ist der Weg nicht sehr anspruchsvoll, lediglich die schon von Beginn an hohe Höhe bringt mich ziemlich ins Schnaufen, bin ich doch leider (trotz Akklimatisierungstour im Colca Canyon und einer Tour inklusive Übernachtung auf über 5000m auf dem El Misti) noch nicht ausreichend akklimatisiert...
Der Nachmittag im Basecamp ist dann sehr ruhig. Ausruhen, tief durchatmen, entspannen, den leichten Schneefall beobachten, früh zu Abend essen und früh schlafen. Und ich kann sogar ganz gut schlafen und habe keinerlei Kopfweh. Von daher sieht's noch gut aus. Der Wecker klingelt um 2.00 Uhr, es gibt ein kurzes Frühstück, zwei Tassen Tee, und um 3.00 Uhr geht's dann los.
Aufstieg
Oft bin ich schon im Dunkeln auf diverse Berge gestiegen, und ich werde wohl nie ein großer Fan davon werden, doch die Stunden vor Sonnenaufgang auf dem Chachani haben sogar mir gefallen. Die Wolken hatten sich komplett verzogen, so dass der fast volle Mond wunderschön über das Tal schien und wir die Stirnlampen überhaupt nicht gebraucht haben - es war so hell, dass wir sogar Schatten geworfen haben. Eine unglaubliche Stimmung...
Allerdings konnte ich mich nur zu Beginn wirklich darüber freuen, denn schon sehr bald musste ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die Atmung richten... Ohne ausreichende Akklimatisierung mit einer asthmageschwächten Zweieinhalb-Liter-Lunge in großen Höhen ist eben einfach suboptimal... Der Rest des Aufstiegs sollte für mich daher vor allem ein Kampf werden...
Der Weg führt zunächst in einer sandigen Rinne hoch, bevor man dann bei ca. 5.500m nach rechts in den Felsen wechselt. Es geht weiter in ständigen Kehren ohne Erbarmen bergan, mal ist es sandiger, mal felsiger. Ab ca. 5.800m verläuft der Weg dann zunächst auf einem breiten Grat und man kann schon die letzte Stufe vor dem finalen Aufstieg erahnen. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon am Ende meiner Kräfte - musste ich doch wirklich extrem kämpfen, um meine Muskeln noch irgendwie ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Laut Einschätzung des Guides war es wohl ganz eindeutig die mangelnde Akklimatisierung, und nachdem ich zwischendurch wirklich alle paar Schritte zum Luftholen stehen bleiben musste, sprach er sich dafür aus, dass ich absteigen sollte. Ich erbat mir jedoch noch eine letzte Chance und nahm alle Kräfte und meine gesamte Willensstärke zusammen... Wenn ich ein Mal in meinem Leben auf einem 6.000er stehen würde, dann heute!
Gipfel
Und nach fünfeinhalb Stunden Kampf sollte es tatsächlich so weit sein: Ich stand auf dem Gipfel des Chachani auf 6.075m! Und das Wetter hatte - entgegen jeglicher Erwartungen nach den Erlebnissen vom Vortag - sehr gut mitgespielt: Sonne und kein Wind. Ich machte eine ausgiebige Gipfelrast, futterte den letzten aus Deutschland mitgebrachten Fruchtriegel (Danke, Nik!) und versuchte, diesen Moment ganz tief in mein Gedächtnis einzuprägen. Nun konnte ich auch endlich die schon seit Sonnenaufgang sichtbaren Berge der Umgebung richtig wertschätzen. Der Ubinas grüßte noch mit einer kleinen Aschewolke, und dann war irgendwann auch das 6.000er-Gipfelglück vorbei.
Abstieg
Wer sich (so wie ich) mit allerletzter Kraft auf den Gipfel gekämpft hat, für den ist der Abstieg dann auch kein Zuckerschlecken. Nachdem man den Gipfelkrater hinter sich gelassen hat geht man im Prinzip direkt in der Falllinie durch lose Steine und Sand runter - eigentlich mag ich so etwas sehr gerne... In diesem Fall musste ich mich die starke Stunde, die ich gebraucht habe, sehr konzentrieren und immer wieder eine kleine Pause zum Atmen machen. Man ist eben immer noch weit über 5.000m...
Zurück im Camp haben wir dann die Sachen zusammengepackt und kurz darauf mit den schweren Rucksäcken die letzte Stunde der Tour in Angriff genommen. Das Klettern über die Felsbrocken war ziemlich anstrengend (v.a. auch weil ich zwischendurch den Weg verloren hatte und zu weit abgestiegen war), und die letzten 10 min leichter Anstieg zum Pass schienen kein Ende nehmen zu wollen. Aber dort wartete dann schon der Jeep, der uns in knapp zwei Stunden wilder Fahrt wieder zurück nach Arequipa brachte.
Fazit
Der Chachani ist ein wunderschöner Berg und für einen 6.000er technisch wirklich sehr einfach. Anfang September lag so wenig Schnee, dass man noch nicht einmal Steigeisen und Pickel benötigte. Allerdings sollte man auf alle Fälle gut akklimatisiert sein, denn dafür lassen die organisierten Touren keine Zeit.
Für mich war es ein unglaubliches und wahrscheinlich auch - im wahrsten Sinn des Wortes - einmaliges Erlebnis, oben auf dem Gipfel eines 6.000ers zu stehen, und ich bin glücklich und stolz, dass ich es - trotz der ungünstigen Vorzeichen - geschafft habe!
Tourengänger:
Judith7

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