Rautkopf 2607m - Verlassene Welt


Publiziert von georgb , 27. August 2014 um 23:03.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:27 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1220 m
Abstieg: 1220 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Toblach-Höhlensteintal-Werk Landro
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

Vor hundert Jahren war um den Rautkopf buchstäblich die Hölle los. Die Dramen, die sich in den Bunkern am Fuße des Gipfels oder in den Stellungen auf weit über 2000 Meter abgespielt haben, kann und mag man sich nicht mehr vorstellen.
Heute ist unser Berg verlassen, eine bedrückende und auch faszinierende  Stimmung begleitet uns auf dem alten, offensichtlichen Kriegssteig direkt oberhalb vom Werk Landro. Die Natur holt sich den Berg langsam wieder zurück, tief gebückt steigen wir an, nicht etwa wie die Soldaten unter der Last ihrer Rucksäcke oder aus Angst vor Artilleriebeschuss, sondern weil die Latschen den Weg schon überwuchern.
Angeblich 70 Kehren führen über den Westhang zur Festung auf 2175m, gut angelegt und trotz des Wildwuchses angenehm zu begehen. Zu Kriegszeiten hat man sogar einen Lastenaufzug gebaut, um das Material schneller hinaufzubefördern.
In gut 1 1/2 Stunden sind wir an der oberen Festungsanlage, wo wir die Latschenwälder verlassen und ins Felsgelände kommen. Auch wenn hier kaum jemand unterwegs ist, finden wir eine gut mit Steinmännern markierte Spur, verlaufen kann man sich nicht. Wir queren über Bänder und Schotter zum Südhang des Rautkopfes, wo wir auf weitere Stellungen und Beobachtungsposten stoßen.
Während schon durch den Wald der Blick zum Dürrensee und zum Cristallo schweifen kann, öffnet sich hier auch das immer wieder beeindruckende Panorama zu den Zinnen und zum Zwölfer, atemberaubend!
Kurz streifen wir an den unzähligen Kriegsunterständen herum, wir finden allerlei Konserven und sogar Reste von Granaten. Zum Rautkopf dann wartet noch eine steile, mürbe Schotterrinne, aber auch dort gibt es keine ernsthaften Probleme. Nur der Übergang zum Hauptgipfel erfordert mehr Aufmerksamkeit, der Fels ist äußerst brüchig, aber den 1.Grad übersteigt es nie.
Zum Fotografieren und Rasten ziehen wir uns aber doch lieber auf den wenige Meter niedrigeren Südgipfel zurück, außerdem steht da auch das originelle Kreuz. Obwohl der kalte Nordwestwind unangenehm bläst, halten wir es lange aus, zu schön ist der Ausblick hier oben.
Bis zu den Latschen verläuft der Abstieg angenehm und flott, aber auf dem engen Steig im Wald zerschinden uns die Zweige fast Arme und Beine. Einerseits freuen wir uns, dass die Spuren des Krieges langsam verschwinden, andererseits schade, denn der Weg hätte es verdient, gepflegt zu werden. Wäre schade, wenn die Welt um den Rautkopf für immer verlassen bliebe!?

Tourengänger: georgb


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