Cima Presanella 3558m


Publiziert von nikizulu , 10. August 2014 um 23:01.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 August 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Kartennummer:tabacco, blätter 052 "adamello, presanella" und 053 "dolomiti di brenta"

fact sheet:

hochtour auf den ribu cima presanella 3558m (prominenz 1676m) in den alpi dell'adamello e della presanella im trentino.

von 07.-08.08.2014; im alleingang.

anfahrt per ÖV; start an der bushaltestelle am eingang ins val nambrone; tag 1: aufstieg über das rifugio nambrone zum rifugio segantini; tag 2: aufstieg über die bocchetta di monte nero zur cima presanella; abstieg über den passo dei quattro cantoni und das rifugio segantini nach sant'antonio di mavignola.

firn ab 2800m; gewitter am tag 1; gipfelziel am 08.08.2014 bei eingeschränkter sicht erreicht.

wanderinfos: http://www.rifugiosegantini.com/escursioni/GER_mnero.pdf
wetterbericht: http://www.ilmeteo.it/meteo/Pinzolo
ÖV-fahrpläne: http://www.oebb.at/de/index.jsp (bis trento), http://www.ttesercizio.it/Extraurbano/Rendena_Giudicarie.aspx (fahrplan 231 von trento über tione nach sant'antonio di mavignola)

fotoalbum mit allen bildern der tour

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tourenbericht:

arbeit nervt. zitat deichkind, und wir wissen, dass es wahr ist. arbeit, also "richtig", nine-to-five, arbeiten sorgt dafür, dass man mitte juli draufkommt, dass man seit anfang juni nicht mehr dazu gekommen ist, sich auf die eine woche später anstehende hochtour aufs zuckerhütl vorzubereiten. dass man einfach müde ist und lieber schlafen möchte, als kondi und klettertechnik zu trainieren. dann kommt auch noch ein ungünstiger wetterbericht dazu, und voilà, das zuckerhütl ist für 2014 gestorben. nach dem "netten" bergsommer 2013 mit ein paar netten österreichischen 2000ern winkt ein weiterer "netter" bergsommer - ohne einen richtig grossen gipfel, über den einen bericht zu schreiben sich auszahlen würd.

doch dann, wenige tage vor urlaubsbeginn, entdeck ich zufällig auf der webseite des rif. segantini, dass die info der hochtourenbibel, die sonst meine tourenauswahl zumindest vorbestimmt, in bezug auf den normalweg auf die cima presanella überholt ist. keine kletterei im ungeliebten II. grad, sondern 2 nagelneue, kurze klettersteige, mit deren hilfe die beiden kritischen passagen entschärft werden, versprechen plötzlich eine sogar allein machbare tour auf einen der ganz grossen selbständigen 3000er der ostalpen!

nach einer netten eingehtour im pinzgau und 3 tagen im karwendel, in denen meine tourenpartnerin mir eindrucksvoll demonstriert, wieviel fitter frau ist, wenn frau nicht durch nine-to-five gehandicapt ist, und in denen sich ausserdem zeigt, dass das wetter sowieso keinen erfolgreichen versuch am zuckerhütl zugelassen hätt, dann am 06.08.2014 der bange blick auf den wetterbericht: - ma sì, dai, proviamolo! ab über den brenner in ein mir bis dato völlig unbekanntes eck von bella italia!

am nächsten tag steig ich nach einer kleinen weltreise mit bahn & bus über trento und tione (vermutlich wär die anfahrt über malè kürzer gewesen ...) nachmittags auf der asfaltierten und mit privat-PKWs frei befahrbaren (- eine schande in anbetracht dessen, dass man sich hier im letzten refugium frei lebender alpenbären ausserhalb von slowenien befindet! -) strasse auf, die zum rif. cornisello hinaufführt. endlich weg von der strasse und auf einem schönen wanderweg, gerat ich in ein veritables gewitter ... weil das letzte wegstück zur hütte auf einem rücken und in unmittelbarer nähe der materialseilbahn verläuft, wird die wanderung zum berglauf. schliesslich platz ich völlig durchnässt in die hütte - und verlieb mich auf den ersten blick in sie.

ich kenn mittlerweile x berghütten, aber eine so liebevoll hergerichtete wie das rif. segantini hab ich bis dato noch nicht gesehen gehabt. statt jetzt eine kitschige litanei über liebevolle einrichtungen, gutes essen, usw, abzulassen, empfehl ich einfach nur, selbst das rif. segantini mit seinem äusserst netten hüttenteam aufzusuchen! der hüttenwart spricht auch deutsch und würd sich sehr freuen, wenn mehr crucchi den weg auf seine hütte finden würden. - spätestens, nachdem sich über der vis-à-vis gelegenen brenta ein regenbogen bildet, beginnt mein hirn überlegungen anzustellen, wie ich selbst mal hüttenwart an diesem fantastischen ort werden könnt ...

ausser mir finden sich nur noch 2 dreiergruppen junger, atletischer und ernsthafter italienischer gipfelaspiranten ein. alle haben nicht nur - wie auch ich - helm, pickel und steigeisen dabei, sondern darüber hinaus auch ein klettersteigset. die ankündigung des frühstücks für 05:00 wird widerspruchslos akzeptiert, und spätestens zu diesem zeitpunkt frag ich mich doch, ob ich den anforderungen gewachsen sein werd ...

nach 7 stunden schlaf wie immer als erstes ein blick in den himmel: keine wolke nirgendwo! hinter der brenta dämmert es langsam, während ich als letzter frühstück und schliesslich über den moränenrücken richtung bocchetta di monte nero stapf. über diesen pass, bzw jetzt neu über einen sattel links vom eigentlichen pass, führt der erste kurze klettersteig. durchaus nicht auf die leichte schulter zu nehmen (B-C), nachdem aber durchgehend perfekt montierte stahlseile gespannt sind, fühl ich mich, anders als einer aus der vor mir gehenden gruppe, der schliesslich auch nicht zum gipfel aufsteigt, nicht unwohl, und steig so immer zuversichtlicher werdend über die firnhänge, die in diesem kühlen august noch so gut erhalten sind wie sonst wohl ende juni, hinauf zur zweiten klettersteigstelle. diese ist klettersteigtechnisch genau gleich zu bewerten wie die erste, bei meiner tour allerdings auf wenigen metern zusätzlich auch noch vereist. extra für 5 klettermeter die steigeisen anlegen? nö, am drahtseil hochhanteln!

danach ist klar, dass ich es auf die cima presanella schaffen werd. noch jeder erfolgreiche versuch auf einen ribu hat mir glücksmomente geschenkt. nach einer durststrecke von 2 jahren (mein letzter 3000er davor war am 17.07.2012 der piz platta in graubünden), einigermassen untrainiert und im ersten anlauf in einer mir bis dato unbekannten region, die sich abseits der von den autogeilen italiener/innen mit dem vehikel anfahrbaren plätze als unberührte natur von herausragender schönheit entpuppt hat, auf einem hohen eisgipfel anzukommen, von dessen gipfelwechte aus man übrigens (vorsichtig!) einen blick in die grimmige nordwand werfen kann, war schon ein besonderer moment, der auch die auf den gipfelsieg folgenden mühen locker aufgewogen hat.

der abstieg, für den ich die längere, klettertechnisch einfachere, ohne schneeauflage aber sicher sehr mühsame (blockwerk!) alternativroute über den passo dei quattro cantoni wähl, zieht sich nämlich schon ordentlich dahin. nachdem mich dann auch noch am rif. segantini der ehrgeiz packt, den hüttenmädels mit gutem italienisch und wiener schmäh (österreicher sind keine crucchi! ecc. ...) zu imponieren, folgt die strafe auf den fuss: ich verpass den letzten bus, der mich nach trento und weiter nach bozen zu den "schwiegereltern", bei denen ich übernachten wollt, zurückbringt, und muss also letztlich, nachdem es in tione angeblich keine einzige pension gibt, im biwaksack hinter der kirche und, nachdem es in der nacht wieder zu gewittern beginnt, auf der überdachten ersatzbank vom örtlichen fussballplatz übernachten, bevor mich von diesen widrigkeiten völlig unbeeindruckten und immer noch glücklich vor mich hin grinsenden am nächsten tag um 06:15 der erste bus hinaus ins etschtal kutschiert.

Tourengänger: nikizulu


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