Piz da las Ruinas Neras


Publiziert von Delta Pro , 28. Juli 2014 um 14:23.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:23 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1490 m

Absolute Wander-Einsamkeit im Val Lumnezia – schöne 4-Gipfel Rundtour über Vrin
 
Die vom Piz Aul über 2000 Höhenmeter ins Val Lumnezia abfallenden Nordhänge sind reich strukturiert und weisen verschiedene unzugängliche Täler und sich über mehrere Gipfel aufschwingende Grate auf. Tags zuvor hatte ich die östlichen davon bei der Regentour über den Pez Regina etc. besucht. Die Graskämme westlich des Val Serenastga versprachen noch einsamer und spannender zu werden und waren das Ziel der heutigen Tour. Tatsächlich dürften Gipfel wie der Piz Miezdi oder der Piz Lischeias ausser von Schafen und Hirten kaum je besucht werden. Die Berglandschaft ist lieblich und die Aufstiege nirgends schwierig, wenn auch teilweise steil. Abenteuerlich war vor allem der Abstieg auf dem alten Weg von der Alp Valleglia ins Tal.
 
Start beim verwahrlosten Fussbalplatz von Vrin (an einer kleinen Strasse, die vor Cons ins Tal des Glogn führt). Der Weg zur Alp Bargianecla ist anfangs kaum erkennbar, wird aber deutlich sobald er in den Wald geht. Der Aufstieg ist abwechslungsreich und bringt uns nach einer Stunde zum schön gelegenen, winzigen Alphüttchen. Leider hüllen sich die Gipfel auch heute noch hartnäckig in Nebelschwaden, so dass wir das Ziel der Tour nur erahnen können. Querung auf Schafwegen nach Norden und schliesslich den steilen, aber gut gestuften Grashang zum Piz Miezdi hinauf (T3-T4). Der Grat zum Piz da las Ruinas Neras ist im SAC-Führer als WS angegeben. Ich kann mir diese Bewertung allerdings nur so erklären, dass der Autor nicht selbst vor Ort war. Tatsächlich gibt es zwei Aufschwünge zu überwinden, die in erdigen Stufen nahe der Kante jedoch kaum ein Problem darstellen (T5, wenn man ganz am Grat bleibt; einfacher, sobald man etwas nach rechts ausweicht). Interessant sind die beiden Steinturm-Paare bei Pt 2452, welche aus dem ganzen Tal sichtbar sind, und dem Flechten-Bewuchs nach zu urteilen schon seit langer Zeit an dieser Stelle stehen. Auf dem Piz da las Ruinas Neras steht ebenfalls ein grosser Steinmann, in dem sich allerdings kein Gipfelbuch befindet.

Endlich mit etwas Sonne steigen wir in die nächste Scharte und von dieser in kurzer Kraxelei auf den Grat zum Piz Lischeias (auch rechts unten auf einem Schafweg zu umgehen). Der Gipfel ist ohne Probleme zu erreichen und wird nicht einmal vom mickrigsten Steinmännchen gekrönt. Das haben wir jetzt geändert. Von der Fuorcla Lischeias wandern wir durch die idyllische Plaun la Galera (Schafwege) am Fuss der Westwände des Piz Aul und steigen zum Piz Valleglia (Pt 2456, ohne Name auf LK) auf. Dieser wohl ebenfalls so gut wie nie bestiegene Berg bietet beste Ausblicke und lädt ein zu einer längeren Rast in der endlich wiedergekehrten Sommersonne.

Abstieg über die Graskuppen Pt 2291 und 2213 zur wunderschön gelegenen Alp Valleglia über teils recht steile, aber ohne Probleme begehbare Grashänge. Kurz vor der Alp gibt es ein paar Felsstufen, welche man auf einem Schafweg überwindet. Schon kurz unterhalb der Alp wird uns bewusst, dass der auf der Karte verzeichnete, direkte Weg ins Tal heute nicht mehr begangen wird und die Alp normalerweise über die Alp Patnaul erreicht wird. Während die anderen Alpwege im Val Lumnezia, die wir bis jetzt gesehen hatten, immer noch mehr oder weniger ausgetreten waren, ist hier nur noch eine kaum erkennbare, verwachsene Wegspur zu erahnen. Mit grosser Konzentration folgen wir den schwachen Anzeichen des Weges durch die immer dichtere Vegetation. Den Pfad zu verlieren wäre ungeschickt, da das Gelände unübersichtlich und steil ist und man ohne Ortskenntnisse kaum einen Weg durch die Felsstufen finden würde, die im unteren Teil häufiger werden. Das Gelände fällt zusehends steiler ab und wir fragen uns schon, ob die Brücke, welche die wilde Schlucht unter uns queren soll, wohl noch vorhanden ist. Tatsächlich finden wir unten eine an zwei Stahlseilen aufgehängte wackelige aber doch vertrauenerweckende Konstruktion vor, die uns auf die andere Seite und auf einem in den Felsen geschlagenen Weg ins flache Gelände im Talgrund bringt. Dieser Abstieg von der Alp Valleglia ist zwar landschaftlich äusserst lohnend und abenteuerlich, erfordert aber Trittsicherheit und Orientierungsvermögen (insgesamt T4-T5).
 
An den ersten drei Tourentagen im Val Lumenzia konnten wir 11 Gipfel besteigen, wovon noch keiner auf Hikr einen Eintrag aufwies – nicht immer hat man das Glück in so einsamen Gebieten unterwegs zu sein!

Tourengänger: Delta, sglider


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