Überschreitung Gjeravica (2.656 m) - Ziemlich weit oben im Kosovo ...
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Für zehn Tage begeben wir uns auf eine kleine Rundreise durch Mazedonien, den Kosovo und Albanien.
Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich einige Bergtouren - unter anderem soll es auf die jeweils drei höchsten Gipfel im Kosovo und in Mazedonien gehen.
Dieser „Plan“ hat nebenbei zwei Vorteile:
Zum einen besteigt man mit dem mazedonischen auch gleichzeitig den albanischen Landeshöhepunkt (Korab).
Zum anderen erübrigt sich so die Diskussion, welcher Berg denn nun tatsächlich der höchste im Kosovo ist - Gjeravica, Rudoka oder doch Bistra/Peskovi ?-).
Da außerdem der Südosten Europas definitiv unser „Lieblings-Wander-Gebiet“ ist, gibt es also genügend Gründe zur Vorfreude. Diese kommt - durch viel Arbeit direkt vor Reisebeginn - zwar etwas kurz. Ausgereicht hat die Zeit aber immerhin noch, um sich „ordentlich“ das Knie zu verletzen und „richtig“ zu erkälten …
Anreise, 05. Juni 2014
… quasi auf dem Zahnfleisch kriechen wir deshalb nach Skopje - ok, in Wahrheit fliegen wir am Abend dann doch von Leipzig über Wien dorthin.
Erste Erkundungen, 06. Juni 2014
Nach einer kurzen Nacht unweit der mazedonischen Hauptstadt fahren wir am Morgen in den benachbarten Kosovo. Einen ersten Zwischenstopp legen wir in Brezovica bei Štrpce ein. Hier erkunden wir für spätere Touren kurz die Schneesituation auf der Nordseite des Šar Planina. Über Prizren geht’s anschließend weiter nach Junik, wo wir für drei Nächte Station machen. Von hier aus erblicken wir auch erstmals die Gjeravica.
Am Nachmittag besuchen wir dann das Kloster Visoki Dečani. Die noch immer von KFOR-Soldaten bewachte UNESCO-Welterbestätte gehört zweifelsfrei zu den größten Sehenswürdigkeiten der Region. Das serbisch-orthodoxe Kloster aus dem 14. Jahrhundert ist vor allem für seine zahlreichen mittelalterlichen Fresken berühmt. Wir werden eine ganze Weile - quasi „privat“, äußerst freundlich und kostenlos! - durch das Kloster geführt. Selbstverständlich freuen sich die Mönche auch hier über eine kleine Spende oder den Erwerb der vor Ort gefertigten Souvenirs.
Zurück in Junik bewältigen wir während des Abendessens noch einen wahren Fleisch-Berg, bevor es am nächsten Morgen endlich auf einen „richtigen“ geht …
Gjeravica, 07.06.2014
Die Gjeravica (auch Gjeravicë, Đeravica bzw. Ђеравица) ist mit offiziell 2.656 m der zweithöchste Berg des Prokletije-Gebirges und gilt gemäß zahlreicher Quellen als Landeshöhepunkt des de facto unabhängigen Kosovo - bzw. von Serbien, wenn man den Kosovo als Teil Serbiens betrachtet.
Tatsächlich deuten aber Höhenangaben in alten wie neuen Karten an, dass es im Šar Planina durchaus noch etwas höher hinaus gehen könnte. Da die „verdächtigen“ Gipfel aber direkt auf der Grenze zu Mazedonien zu finden sind, ist die Gjeravica zumindest eines: der höchste Berg, der sich vollständig auf dem Territorium des Kosovo befindet.
Am frühen Morgen fahren wir dann erst einmal zum Ausgangspunkt unserer Tour. Mit einem Mitarbeiter unseres Hotels hoppeln wir über Waldwege hinauf in Richtung Gropa e Erenikut. Die Piste selbst ist insgesamt halbwegs passabel, einige Stellen sind jedoch ausgesprochen ausgefahren bzw. schlammig - Versuche mit Fahrzeugen ohne Allrad und großer Bodenfreiheit machen (derzeit) deshalb keinen Sinn.
Um ca. 08.00 Uhr hat die Schaukelei dann erst einmal ein Ende - wir sind in Gropa e Erenikut südöstlich der Gjeravica angekommen. Durch den auf etwa 1.700 m gelegenen Talkessel rauscht der Fluss Erenik, zahlreiche Hütten und offenbar auch einige neuere „Wochenendhäuschen“ säumen das Ufer und die Hänge.
Der erste Teil unseres Aufstiegs zieht nun durch die Südost-Flanke der Gjeravica. Anfangs folgen wir noch kurz einer Piste bzw. erkennbaren Pfaden. Bald geht es aber quasi weglos über den steilen Grashang. Neben vereinzelten Bäumen sind wir dabei aktuell von zahlreichen Blumen umgeben. Auf etwa 2.200 m gelangen wir auf den Ostsüdost-Grat. Diesem folgen wir - nun ist es wieder weniger steil, und auch ein schmaler Pfad ist hin und wieder sichtbar.
Zum Schluss kraxeln wir noch durch einige Felsblöcke und erreichen - nach etwa 3 Stunden - den Gipfel der Gjeravica. Hier rasten wir und betrachten ausgiebig die Gebirgslandschaft am nahen Dreiländereck Albanien - Montenegro - Kosovo. Besonders schön ist auch der Blick hinunter zu den Gjeravica-Seen, unser nächstes Etappenziel.
Um dorthin zu gelangen, steigen wir erst einmal am Westnordwest-Grat ab und müssen dabei einige Schneefelder queren bzw. umgehen. Später schwenken wir immer mehr südwärts, steile Grashänge führen hinunter zu den Seen. Da durch viel Schnee kein Weg auszumachen ist, versuchen wir es zuerst in der Nähe des kleineren Sees, Liqeni i Vogël i Gjeravicës (2.360 m). Wir folgen dessen Ablauf - dieser stürzt aber bald über eine quasi senkrechte Abbruchkante.
Also queren wir ostwärts über einen felsigen Rücken in Richtung großer See, Liqeni (i Madh) i Gjeravicës (2.320 m). Hier entdecken wir nun endlich den markierten Wanderpfad. Dieser schlängelt sich auch bald die steile Geländeschwelle hinunter - im abschüssigen Gelände ist stellenweise Vorsicht geboten. Zur Zeit gibt es hier auch einen kleinen „Wasserfall“.
Nachdem die Steilstufe überwunden ist, geht’s nur noch allmählich bergab und später auch wieder leicht ansteigend zum Pass Ćafa e Siljbices (2.143 m) - direkt an der albanischen Grenze. Hier sammeln einige Frauen Schlüsselblumen - offenbar wird daraus unter anderem Salbe hergestellt?
Nach kurzem Plausch mit einem älteren Herrn, der mit einem Maultier extra zu uns geritten kommt, schlendern wir abschließend hinunter nach Gropa e Erenikut.
Hier warten wir eine ganze Weile und fahren dann wieder zurück nach Junik. Diesmal begleiten uns noch weitere einheimische „Passagiere“. Und das ist auch gut so, denn unterwegs liegt ein riesiger Stein auf der Piste.
Nach ewigen, vergeblichen Versuchen, den Brocken auf abenteuerlichste Weise mit Seilen und anderen Hilfsmitteln auf einen Anhänger zu zerren, haben wir zwischendurch schon Angst, unseren abendlichen Fleischberg im Hotel zu verpassen ;-).
Also hilft nur Plan B: Mit vereinter Kraft kugeln wir den Fels beiseite und kommen so irgendwann doch noch in Junik an - vor Küchenschluss.
Ansonsten, 08. + 09.06.2014
Nach unserem „Sonntags-Ausflug“ ins Šar Planina (Bericht folgt), schlendern wir am Montag noch durch Junik. Dabei schauen wir uns unter anderem die restaurierte Kulla Oda e Junikut an. Dann geht's im Auto weiter südwärts ...
Wichtig
Im Kosovo kann es nach wie vor gebietsweise zu Gefährdungen durch Landminen und Kampfmittel kommen. Auch in der Umgebung der Gjeravica sollen Landminen vorhanden gewesen sein - inwieweit bei eventuell durchgeführten Minenberäumungen tatsächlich alle möglichen Verdachtsstellen erfasst wurden, können wir nicht einschätzen. Grundsätzlich empfehlen wir, eigenverantwortlich Informationen zu diesem Thema einzuholen - dies gilt ausdrücklich auch für die von uns gewählte Route. Im Zweifel sollte man einen ortskundigen Guide hinzuziehen oder bei Unklarheit auf bestimmte Touren verzichten.
pika8x14 sind heute: A. + A.
Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich einige Bergtouren - unter anderem soll es auf die jeweils drei höchsten Gipfel im Kosovo und in Mazedonien gehen.
Dieser „Plan“ hat nebenbei zwei Vorteile:
Zum einen besteigt man mit dem mazedonischen auch gleichzeitig den albanischen Landeshöhepunkt (Korab).
Zum anderen erübrigt sich so die Diskussion, welcher Berg denn nun tatsächlich der höchste im Kosovo ist - Gjeravica, Rudoka oder doch Bistra/Peskovi ?-).
Da außerdem der Südosten Europas definitiv unser „Lieblings-Wander-Gebiet“ ist, gibt es also genügend Gründe zur Vorfreude. Diese kommt - durch viel Arbeit direkt vor Reisebeginn - zwar etwas kurz. Ausgereicht hat die Zeit aber immerhin noch, um sich „ordentlich“ das Knie zu verletzen und „richtig“ zu erkälten …
Anreise, 05. Juni 2014
… quasi auf dem Zahnfleisch kriechen wir deshalb nach Skopje - ok, in Wahrheit fliegen wir am Abend dann doch von Leipzig über Wien dorthin.
Erste Erkundungen, 06. Juni 2014
Nach einer kurzen Nacht unweit der mazedonischen Hauptstadt fahren wir am Morgen in den benachbarten Kosovo. Einen ersten Zwischenstopp legen wir in Brezovica bei Štrpce ein. Hier erkunden wir für spätere Touren kurz die Schneesituation auf der Nordseite des Šar Planina. Über Prizren geht’s anschließend weiter nach Junik, wo wir für drei Nächte Station machen. Von hier aus erblicken wir auch erstmals die Gjeravica.
Am Nachmittag besuchen wir dann das Kloster Visoki Dečani. Die noch immer von KFOR-Soldaten bewachte UNESCO-Welterbestätte gehört zweifelsfrei zu den größten Sehenswürdigkeiten der Region. Das serbisch-orthodoxe Kloster aus dem 14. Jahrhundert ist vor allem für seine zahlreichen mittelalterlichen Fresken berühmt. Wir werden eine ganze Weile - quasi „privat“, äußerst freundlich und kostenlos! - durch das Kloster geführt. Selbstverständlich freuen sich die Mönche auch hier über eine kleine Spende oder den Erwerb der vor Ort gefertigten Souvenirs.
Zurück in Junik bewältigen wir während des Abendessens noch einen wahren Fleisch-Berg, bevor es am nächsten Morgen endlich auf einen „richtigen“ geht …
Gjeravica, 07.06.2014
Die Gjeravica (auch Gjeravicë, Đeravica bzw. Ђеравица) ist mit offiziell 2.656 m der zweithöchste Berg des Prokletije-Gebirges und gilt gemäß zahlreicher Quellen als Landeshöhepunkt des de facto unabhängigen Kosovo - bzw. von Serbien, wenn man den Kosovo als Teil Serbiens betrachtet.
Tatsächlich deuten aber Höhenangaben in alten wie neuen Karten an, dass es im Šar Planina durchaus noch etwas höher hinaus gehen könnte. Da die „verdächtigen“ Gipfel aber direkt auf der Grenze zu Mazedonien zu finden sind, ist die Gjeravica zumindest eines: der höchste Berg, der sich vollständig auf dem Territorium des Kosovo befindet.
Am frühen Morgen fahren wir dann erst einmal zum Ausgangspunkt unserer Tour. Mit einem Mitarbeiter unseres Hotels hoppeln wir über Waldwege hinauf in Richtung Gropa e Erenikut. Die Piste selbst ist insgesamt halbwegs passabel, einige Stellen sind jedoch ausgesprochen ausgefahren bzw. schlammig - Versuche mit Fahrzeugen ohne Allrad und großer Bodenfreiheit machen (derzeit) deshalb keinen Sinn.
Um ca. 08.00 Uhr hat die Schaukelei dann erst einmal ein Ende - wir sind in Gropa e Erenikut südöstlich der Gjeravica angekommen. Durch den auf etwa 1.700 m gelegenen Talkessel rauscht der Fluss Erenik, zahlreiche Hütten und offenbar auch einige neuere „Wochenendhäuschen“ säumen das Ufer und die Hänge.
Der erste Teil unseres Aufstiegs zieht nun durch die Südost-Flanke der Gjeravica. Anfangs folgen wir noch kurz einer Piste bzw. erkennbaren Pfaden. Bald geht es aber quasi weglos über den steilen Grashang. Neben vereinzelten Bäumen sind wir dabei aktuell von zahlreichen Blumen umgeben. Auf etwa 2.200 m gelangen wir auf den Ostsüdost-Grat. Diesem folgen wir - nun ist es wieder weniger steil, und auch ein schmaler Pfad ist hin und wieder sichtbar.
Zum Schluss kraxeln wir noch durch einige Felsblöcke und erreichen - nach etwa 3 Stunden - den Gipfel der Gjeravica. Hier rasten wir und betrachten ausgiebig die Gebirgslandschaft am nahen Dreiländereck Albanien - Montenegro - Kosovo. Besonders schön ist auch der Blick hinunter zu den Gjeravica-Seen, unser nächstes Etappenziel.
Um dorthin zu gelangen, steigen wir erst einmal am Westnordwest-Grat ab und müssen dabei einige Schneefelder queren bzw. umgehen. Später schwenken wir immer mehr südwärts, steile Grashänge führen hinunter zu den Seen. Da durch viel Schnee kein Weg auszumachen ist, versuchen wir es zuerst in der Nähe des kleineren Sees, Liqeni i Vogël i Gjeravicës (2.360 m). Wir folgen dessen Ablauf - dieser stürzt aber bald über eine quasi senkrechte Abbruchkante.
Also queren wir ostwärts über einen felsigen Rücken in Richtung großer See, Liqeni (i Madh) i Gjeravicës (2.320 m). Hier entdecken wir nun endlich den markierten Wanderpfad. Dieser schlängelt sich auch bald die steile Geländeschwelle hinunter - im abschüssigen Gelände ist stellenweise Vorsicht geboten. Zur Zeit gibt es hier auch einen kleinen „Wasserfall“.
Nachdem die Steilstufe überwunden ist, geht’s nur noch allmählich bergab und später auch wieder leicht ansteigend zum Pass Ćafa e Siljbices (2.143 m) - direkt an der albanischen Grenze. Hier sammeln einige Frauen Schlüsselblumen - offenbar wird daraus unter anderem Salbe hergestellt?
Nach kurzem Plausch mit einem älteren Herrn, der mit einem Maultier extra zu uns geritten kommt, schlendern wir abschließend hinunter nach Gropa e Erenikut.
Hier warten wir eine ganze Weile und fahren dann wieder zurück nach Junik. Diesmal begleiten uns noch weitere einheimische „Passagiere“. Und das ist auch gut so, denn unterwegs liegt ein riesiger Stein auf der Piste.
Nach ewigen, vergeblichen Versuchen, den Brocken auf abenteuerlichste Weise mit Seilen und anderen Hilfsmitteln auf einen Anhänger zu zerren, haben wir zwischendurch schon Angst, unseren abendlichen Fleischberg im Hotel zu verpassen ;-).
Also hilft nur Plan B: Mit vereinter Kraft kugeln wir den Fels beiseite und kommen so irgendwann doch noch in Junik an - vor Küchenschluss.
Ansonsten, 08. + 09.06.2014
Nach unserem „Sonntags-Ausflug“ ins Šar Planina (Bericht folgt), schlendern wir am Montag noch durch Junik. Dabei schauen wir uns unter anderem die restaurierte Kulla Oda e Junikut an. Dann geht's im Auto weiter südwärts ...
Wichtig
Im Kosovo kann es nach wie vor gebietsweise zu Gefährdungen durch Landminen und Kampfmittel kommen. Auch in der Umgebung der Gjeravica sollen Landminen vorhanden gewesen sein - inwieweit bei eventuell durchgeführten Minenberäumungen tatsächlich alle möglichen Verdachtsstellen erfasst wurden, können wir nicht einschätzen. Grundsätzlich empfehlen wir, eigenverantwortlich Informationen zu diesem Thema einzuholen - dies gilt ausdrücklich auch für die von uns gewählte Route. Im Zweifel sollte man einen ortskundigen Guide hinzuziehen oder bei Unklarheit auf bestimmte Touren verzichten.
pika8x14 sind heute: A. + A.
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