Gjeravicë / Đeravica 2656m
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EHEMALS HÖCHSTER BERG VOM KOSOVO: GJERAVICË / ЂЕРАВИЦА 2656m.
Die 2656m hohe Gjeravicë ist der zweithöchste Berg vom Kosovo, er liegt im Westen des Landes nahe der Grenze zu Albanien. Bis zur Unabhängigkeit Kosovos am 17.2.2008, welche jedoch von Serbien und der UNO bisher nicht anerkannt wurde, war die Gjeravicë der zweithöchste Gipfel Serbiens. Der serbische Name des Bergers ist Đeravica, auf Kyrillisch geschrieben Ђеравица. Bis im Mai 2011 anerkannten 75 Staaten die Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien.
Der aus Silikatgestein aufgebaute Gipfel liegt im östlichen Teil des Bjeshkët e Namuna / Проклетије (Prokletije), einem Teilgebirge der Dinarischen Alpen. In der letzen Eiszeit war der Berg vergletschert und so findet man noch heute drei Glazialseen um die Gjeravicë, der grösste ist der Liqeni i Gjeravicës am Südwestfuss des Gipfels. Die Gjëravica ist ein etwas unübersichtlicher Berg mit zahlreichen Graten und Flanken. Der zahlreich eingeschnittene Hauptgrat verläuft aus Südosten von der Alp Gropa Erenikit (1774m) über den Gipfel nach Nordwesten zu einem zirka 2570m hohen Vorgipfel von dem er über die Nordwestwand zu den Alpebenen von der Alm Vokšanske Pločice abfällt. Vom Vor- und Hauptgipfel verlaufen parallel zwei Grate nach Nordnordosten. Der Gipfel kann von Norden, Westen und Südosten über die meist weglosen Flanken sowie über den Südwest- oder Nordnordostgrat bestiegen werden. Die Schwierigkeit aller Anstiege beträgt zwischen T3 und T4 und viele eignen sich im Winter auch als Skitour. Schnee liegt nordseitig oft bis anfangs Juli und im Frühjahr sind die Hänge der Gjeravicë stark lawinengefährdet. Bis zum Bürgerkrieg 1999 war die Gjeravicë ein beliebter Berg für Wanderer aus den neu entstandenen Staaten des früheren Jugoslawiens und es gab beim Pass Ćafa e Ljekenit nördlich des Gipfels eine Bergunterkunft. Im Bürgerkrieg zwischen der Serbischen Volksarmee und der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës) wurde das Gebiet um die Gjeravicë heftig umkämpft. Die Gegend wurde, um Nachschub von Waffen aus Albanien für die UÇK zu verhindern, von der Serbischen Armee besonders auf der Westseite der Gjeravicë und zur albanischen Grenze hin vermint. In den Nachkriegsjahren wurde das Gebiet von UNMIK-Truppen grösstenteils entmint - jedoch können sich immer noch einige nicht aufgespürte Minen im Gelände befinden was bei einer Besteigung beachtet werden sollte.
Reisebericht Kosovo:
TAG 1-2 (21./22.5.): Montenegro
Für die Anreise nach Montenegro und Weiterfahrt zur kosovarischen Grenze siehe: http://www.hikr.org/tour/post36154.html
TAG 2 (22.5.): Podgorica - Rožaje - Pejë - Deçan
Nachdem ich von Rožaje her mit dem Bus die Grenzabfertigung an der montenegrinischen Zollstation hinter mir hatte fuhr ich über einen 1795m hohen Pass wo es danach kräftig bergab ging. Das Ziel der Reise war die grösste Stadt im Nordwesten des Kosovo Pejë / Пећ (Peć) die ganze 1300m tiefer als die Passhöhe liegt. An einem Berghang gelangt man dabei zur kosovarischen Zollstation bei der man von der neu geschaffenen Grenzpolizei rasch abgefertigt wird. Bis vor wenigen war dort die Grenzkontrolle noch unter der Aufsicht der EULEX-Mission. Mein erster Eindruck vom Kosovo in Pejë war, dass überall gebaut wird und sich das ganze Land in einer Neuorientierung befindet. Vom Bürgerkrieg sieht man keine direkten Spuren mehr und das Land ist inzwischen Sicher um es bedenkenlos mit offenen Augen zu bereisen. Alles schien ein wenig chaotisch als ich am Busbahnhof ausstieg. Einen Busfahrplan suchte ich dort vergebens und so fragte mich ein Taxifahrer nach meinem Ziel. Bei 10 Euro einigten wir uns und so kam ich bequem weiter an mein 15km entferntes Tagesziel, dem Hotel Swiss in der Kleinstadt Deçan / Дечани (Dečani). Fast auf die Sekunde bei meiner Hotelankunft setzte dabei ein kräftiger Regenguss ein und ich dachte mit es solle sich nun schön ausregnen so dass ich tags darauf einen strahlend schöner Gipfeltag haben werde. Der Hotelmanager hatte schon auf mich gewartet, denn ich hatte mit ihm und seinem Bruder welcher in der Schweiz wohnt schon Kontakt über e-Mail und Telefon. Er kann sehr gut Deutsch, deshalb war die Organisation der Besteigung des höchsten Berges vom Kosovo bestens vorbereitet. Die Zimmer waren sauber und vom Balkon konnte ich am Abend sogar den Gjeravicë sehen. Nach einem leckeren Abendessen legte ich mich bald schlafen um so für das Abenteuer "Top of Kosovo" fit zu sein.
TAG 3 (23.5.): Deçan - Lumbardhi - Gjeravicë - Lumbardhi - Deçan
Am Morgen gegen halb sieben stand ich im Restaurant vom Hotel wo ich Hotelmanager Qazim treffen sollte. Ein Angestellter schlief noch hinter der Bar und bot mir dann aber wegen der frühen Zeit mit erstauntem Blick schnell einen Kaffee an. Nach sieben Uhr öffnete das Hotelrestaurant und die ersten Gäste kamen, doch mein kosovarischer Kollege war noch nicht aufgetaucht. Ein weiterer Angestellter rief dann Qazim an, er hatte nach einer langen Nacht verschlafen aber kam nun sofort ins Hotel. Kurz nach acht fuhren wir los. Man fährt beim grossen Kreisel in der Ortsmitte nach links in Richtung Berge. Nach zwei Kilometer passiert man einen NATO-Kontrollpunkt beim serbisch-orthodoxen Kloster Manastiri i Deçanit / Манастир Високи Дечани (Manastir Visoki Dečani). Dort endet die Asphaltstrasse und fährt nun auf einer nur allradtauglichen Strasse weiter ins tief eingeschnittene Tal der Bistrica e Deçanit / Дечанска Бистрица (Dečanska Bistrica). Nach dem Elektrowerk Lumbardhi / Кожњар (Kožnjar) führt die Strasse über drei Haarnadelkurven bergauf. Hier verlässt man den Hauptweg und biegt in die kleine Forststrasse ein, welche dem Bergbach des Албански бистрица (Albanski bistrica) folgt. Auf 1200m endet die unbefestigte, extrem holprige Forststrasse bei einer Fussgängerbrücke. Ich legte mit Qazim meine Rückkehrzeit fest und er gab mir ein Natel für den Gipfelanruf sowie eine geladene Pistole für meine Sicherheit mit auf den Weg. Das Abenteuer konnte also beginnen! Nach der Fussgängerbrücke ging es zuerst auf einem alten Forstweg bergauf bis zur nächsten Bachüberquerung. Die zweite Brücke war halb von Hochwasser zerstört, die nächste Brücke sah auch nicht verlockender aus - irgendwann stand ich wegen völlig zerstörten Brücken und weggespülten Teile der Forststrasse definitiv auf der falschen Seite. Schon zuvor musste ich einige Male zurückgehen um wieder auf dem richtigen Weg zu sein, doch jetzt musste ich hinüber und der Rückweg war zu mühsam. Ich fand dann einen Baum über welchen ich den Bergbach luftig queren konnte. Danach füllte ich mir noch einen Schuh mit frischem Bergwasser und rutschte aus, so dass mich beim Schreiben dieses Berichtes immer noch ein blauer Fleck an der Hüfte daran erinnert. Als die Forststrasse dann höher über dem Bach verlief ging es endlich flott voran. Sie endete aber wieder an mehreren Stellen in der Schwemmebene Zali rupa / Зали Рупа auf zirka 1500m. Hier galt es die kaum auszumachende Abzweigung zu finden bei dem ein alter jugoslawischer Bergweg steil durch den Wald bergauf führt. Den Anfang fand ich nicht, jedoch traf ich etwas höher im Wald einen kaum sichtbaren Pfad und eine Markierung am Baum. Bald darauf wurde das Weglein immer deutlicher und weitere Markierungen waren zu entdecken. Am Waldrand legte ich eine Rast ein, denn nun war die Route zum Gipfel klar. Gemächlich wanderte ich über die Alp Vokšanske Pločice / Вокшанске Плочице hinauf zum Pass Ćafa e Ljekenit / Ћафа е Љекенит (2065m). Nun galt es eine riesige alpine Wiese zu queren um auf den Grat südwestlich P.2099 zu erreichen, dabei passierte ich einen Bergsee und die ersten grösseren Schneefelder. Auf dem Grat hatte ich dann endlich den ganzen restlichen Aufstieg vor meinen Augen. Die ganze Nordseite zeigte sich tief winterlich so dass ich nun wusste dass es noch lange dauern werde bis ich den Gipfel erreiche. In einer Ebene auf 2300m unterhalb der Gipfelflanke traf ich auf verwaschene Fussspuren im Schnee, der Gjeravicë wird also doch im Frühjahr manchmal bestiegen! Die Spuren leiteten zum Nordnordostgrat hinauf und so mühte ich mich in tiefem Nassschnee zum Grat hinauf. Kurz unter dem Gratrücken hatte ich dann einige Krämpfe was ich auf einer Tour bisher noch nie erlebt hatte - wohl da mir unüblicherweise ein Frühstückt fehlte? So legte ich nochmals eine grössere Pause ein und gönnte mir eine Banane. Über den tiefwinterlichen Gratrücken waren es nun immer noch 150 Höhenmeter zum Gipfel. "Wenn ich schon einmal im Kosovo Bergwandern geh, dann will ich auch auf dem höchsten Gipfel stehen!" waren meine Gedanken - ich wusste da ja noch nicht dass der Berg eigentlich nur der zweithöchste des Kosovos ist. Zum Gipfel hin lief es dann jedoch immer besser und so stand ich nach sechs abenteuerlichen Stunden Aufstieg um halb vier endlich auf dem zweithöchsten Gipfel Kosovos! Ich telefonierte mit Qazim und machte unseren Treffpunkt um halb acht am Ausgangspunkt ab. Der Abstieg verlief dann aber schneller als ich gedacht hatte. Unterwegs konnte ich meine Flaschen in einem Schmelzwasserbach auf der Alp auffüllen um endlich wieder reichlich trinken zu können. Dem Bergbach folgte ich stets, bis auf die letzten drei Brücken, dem südlichen Ufer was momentan definitiv die beste Routenwahl ist. So erreichte ich den Ausgangspunkt um sieben Uhr. Nach einer kurzen Rast lief ich die Strasse weiter bergab und traf dann unterhalb vom Elektrowerk auf Qazim. Glücklich fuhren wir zurück zum Hotel wo ich mich nach einer Pizza auch rasch Schlafen legte.
TAG 4 (24.5.): Deçan - Pejë - Berane - Plav
Nach der erfolgreichen Besteigung der Gjeravicë sollte die höchste Spitze Montenegros fallen. Qazim brachte mich nach Pejë wo ich gegen zehn Uhr gleich den Bus nach Berane in Montenegro erwischte. Nach einer unkomplizierten Zollkontrolle war ich also schon wieder zurück in Montenegro...
TAG 4-8 (24.-28.5): Montenegro
Siehe Bericht Montenegro mit Besteigung vom montenegrinischen Landeshöhepunkt Zla Kolata / Kolata e Keq (2534m).
Meine genaue Gipfelroute: Parkplatz auf 1200m oberhalb Lumbardhi / Kožnjar - P.1241m - P.1450m - Zali rupa - Vokšanske Pločice - P.2065m - Ćafa e Ljekenit - Grat oberhalb P.2099m - Nordflanke - Nordnordostgrat - Gipfel- Abstieg wie Aufstieg aber bis unterhalb Lumbardhi / Kožnjar.
Links zum Gjeravicë / Đeravica:
Wettervorhersage: http://www.mountain-forecast.com/peaks/Deravica/forecasts/2656
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/%C4%90eravica
Summitpost: http://www.summitpost.org/djeravica/163994
Tour im Alleingang.
Wichtige Anmekung betreffend der Höhe:
Zur Zeit meiner Besteigung galt die Gjeravicë / Đeravica mit 2656m noch als höchster Gipfel des Kosovos. Einige Jahre später stellte sich heraus als die Grenze zwischen Kosovo und Mazedonien exakt mit Grenzsteinen festgelegt wurde, dass ein Grenzberg zum südöstlichen Nachbarland 5m höher ist. Der Gipfel heisst Maja e Njerit / Велика Рудока und ist 2661m hoch. Ich habe diesen im Jahre 2015 besucht, siehe dazu: Maja e Njerit / Велика Рудока.
Die 2656m hohe Gjeravicë ist der zweithöchste Berg vom Kosovo, er liegt im Westen des Landes nahe der Grenze zu Albanien. Bis zur Unabhängigkeit Kosovos am 17.2.2008, welche jedoch von Serbien und der UNO bisher nicht anerkannt wurde, war die Gjeravicë der zweithöchste Gipfel Serbiens. Der serbische Name des Bergers ist Đeravica, auf Kyrillisch geschrieben Ђеравица. Bis im Mai 2011 anerkannten 75 Staaten die Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien.
Der aus Silikatgestein aufgebaute Gipfel liegt im östlichen Teil des Bjeshkët e Namuna / Проклетије (Prokletije), einem Teilgebirge der Dinarischen Alpen. In der letzen Eiszeit war der Berg vergletschert und so findet man noch heute drei Glazialseen um die Gjeravicë, der grösste ist der Liqeni i Gjeravicës am Südwestfuss des Gipfels. Die Gjëravica ist ein etwas unübersichtlicher Berg mit zahlreichen Graten und Flanken. Der zahlreich eingeschnittene Hauptgrat verläuft aus Südosten von der Alp Gropa Erenikit (1774m) über den Gipfel nach Nordwesten zu einem zirka 2570m hohen Vorgipfel von dem er über die Nordwestwand zu den Alpebenen von der Alm Vokšanske Pločice abfällt. Vom Vor- und Hauptgipfel verlaufen parallel zwei Grate nach Nordnordosten. Der Gipfel kann von Norden, Westen und Südosten über die meist weglosen Flanken sowie über den Südwest- oder Nordnordostgrat bestiegen werden. Die Schwierigkeit aller Anstiege beträgt zwischen T3 und T4 und viele eignen sich im Winter auch als Skitour. Schnee liegt nordseitig oft bis anfangs Juli und im Frühjahr sind die Hänge der Gjeravicë stark lawinengefährdet. Bis zum Bürgerkrieg 1999 war die Gjeravicë ein beliebter Berg für Wanderer aus den neu entstandenen Staaten des früheren Jugoslawiens und es gab beim Pass Ćafa e Ljekenit nördlich des Gipfels eine Bergunterkunft. Im Bürgerkrieg zwischen der Serbischen Volksarmee und der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës) wurde das Gebiet um die Gjeravicë heftig umkämpft. Die Gegend wurde, um Nachschub von Waffen aus Albanien für die UÇK zu verhindern, von der Serbischen Armee besonders auf der Westseite der Gjeravicë und zur albanischen Grenze hin vermint. In den Nachkriegsjahren wurde das Gebiet von UNMIK-Truppen grösstenteils entmint - jedoch können sich immer noch einige nicht aufgespürte Minen im Gelände befinden was bei einer Besteigung beachtet werden sollte.
Reisebericht Kosovo:
TAG 1-2 (21./22.5.): Montenegro
Für die Anreise nach Montenegro und Weiterfahrt zur kosovarischen Grenze siehe: http://www.hikr.org/tour/post36154.html
TAG 2 (22.5.): Podgorica - Rožaje - Pejë - Deçan
Nachdem ich von Rožaje her mit dem Bus die Grenzabfertigung an der montenegrinischen Zollstation hinter mir hatte fuhr ich über einen 1795m hohen Pass wo es danach kräftig bergab ging. Das Ziel der Reise war die grösste Stadt im Nordwesten des Kosovo Pejë / Пећ (Peć) die ganze 1300m tiefer als die Passhöhe liegt. An einem Berghang gelangt man dabei zur kosovarischen Zollstation bei der man von der neu geschaffenen Grenzpolizei rasch abgefertigt wird. Bis vor wenigen war dort die Grenzkontrolle noch unter der Aufsicht der EULEX-Mission. Mein erster Eindruck vom Kosovo in Pejë war, dass überall gebaut wird und sich das ganze Land in einer Neuorientierung befindet. Vom Bürgerkrieg sieht man keine direkten Spuren mehr und das Land ist inzwischen Sicher um es bedenkenlos mit offenen Augen zu bereisen. Alles schien ein wenig chaotisch als ich am Busbahnhof ausstieg. Einen Busfahrplan suchte ich dort vergebens und so fragte mich ein Taxifahrer nach meinem Ziel. Bei 10 Euro einigten wir uns und so kam ich bequem weiter an mein 15km entferntes Tagesziel, dem Hotel Swiss in der Kleinstadt Deçan / Дечани (Dečani). Fast auf die Sekunde bei meiner Hotelankunft setzte dabei ein kräftiger Regenguss ein und ich dachte mit es solle sich nun schön ausregnen so dass ich tags darauf einen strahlend schöner Gipfeltag haben werde. Der Hotelmanager hatte schon auf mich gewartet, denn ich hatte mit ihm und seinem Bruder welcher in der Schweiz wohnt schon Kontakt über e-Mail und Telefon. Er kann sehr gut Deutsch, deshalb war die Organisation der Besteigung des höchsten Berges vom Kosovo bestens vorbereitet. Die Zimmer waren sauber und vom Balkon konnte ich am Abend sogar den Gjeravicë sehen. Nach einem leckeren Abendessen legte ich mich bald schlafen um so für das Abenteuer "Top of Kosovo" fit zu sein.
TAG 3 (23.5.): Deçan - Lumbardhi - Gjeravicë - Lumbardhi - Deçan
Am Morgen gegen halb sieben stand ich im Restaurant vom Hotel wo ich Hotelmanager Qazim treffen sollte. Ein Angestellter schlief noch hinter der Bar und bot mir dann aber wegen der frühen Zeit mit erstauntem Blick schnell einen Kaffee an. Nach sieben Uhr öffnete das Hotelrestaurant und die ersten Gäste kamen, doch mein kosovarischer Kollege war noch nicht aufgetaucht. Ein weiterer Angestellter rief dann Qazim an, er hatte nach einer langen Nacht verschlafen aber kam nun sofort ins Hotel. Kurz nach acht fuhren wir los. Man fährt beim grossen Kreisel in der Ortsmitte nach links in Richtung Berge. Nach zwei Kilometer passiert man einen NATO-Kontrollpunkt beim serbisch-orthodoxen Kloster Manastiri i Deçanit / Манастир Високи Дечани (Manastir Visoki Dečani). Dort endet die Asphaltstrasse und fährt nun auf einer nur allradtauglichen Strasse weiter ins tief eingeschnittene Tal der Bistrica e Deçanit / Дечанска Бистрица (Dečanska Bistrica). Nach dem Elektrowerk Lumbardhi / Кожњар (Kožnjar) führt die Strasse über drei Haarnadelkurven bergauf. Hier verlässt man den Hauptweg und biegt in die kleine Forststrasse ein, welche dem Bergbach des Албански бистрица (Albanski bistrica) folgt. Auf 1200m endet die unbefestigte, extrem holprige Forststrasse bei einer Fussgängerbrücke. Ich legte mit Qazim meine Rückkehrzeit fest und er gab mir ein Natel für den Gipfelanruf sowie eine geladene Pistole für meine Sicherheit mit auf den Weg. Das Abenteuer konnte also beginnen! Nach der Fussgängerbrücke ging es zuerst auf einem alten Forstweg bergauf bis zur nächsten Bachüberquerung. Die zweite Brücke war halb von Hochwasser zerstört, die nächste Brücke sah auch nicht verlockender aus - irgendwann stand ich wegen völlig zerstörten Brücken und weggespülten Teile der Forststrasse definitiv auf der falschen Seite. Schon zuvor musste ich einige Male zurückgehen um wieder auf dem richtigen Weg zu sein, doch jetzt musste ich hinüber und der Rückweg war zu mühsam. Ich fand dann einen Baum über welchen ich den Bergbach luftig queren konnte. Danach füllte ich mir noch einen Schuh mit frischem Bergwasser und rutschte aus, so dass mich beim Schreiben dieses Berichtes immer noch ein blauer Fleck an der Hüfte daran erinnert. Als die Forststrasse dann höher über dem Bach verlief ging es endlich flott voran. Sie endete aber wieder an mehreren Stellen in der Schwemmebene Zali rupa / Зали Рупа auf zirka 1500m. Hier galt es die kaum auszumachende Abzweigung zu finden bei dem ein alter jugoslawischer Bergweg steil durch den Wald bergauf führt. Den Anfang fand ich nicht, jedoch traf ich etwas höher im Wald einen kaum sichtbaren Pfad und eine Markierung am Baum. Bald darauf wurde das Weglein immer deutlicher und weitere Markierungen waren zu entdecken. Am Waldrand legte ich eine Rast ein, denn nun war die Route zum Gipfel klar. Gemächlich wanderte ich über die Alp Vokšanske Pločice / Вокшанске Плочице hinauf zum Pass Ćafa e Ljekenit / Ћафа е Љекенит (2065m). Nun galt es eine riesige alpine Wiese zu queren um auf den Grat südwestlich P.2099 zu erreichen, dabei passierte ich einen Bergsee und die ersten grösseren Schneefelder. Auf dem Grat hatte ich dann endlich den ganzen restlichen Aufstieg vor meinen Augen. Die ganze Nordseite zeigte sich tief winterlich so dass ich nun wusste dass es noch lange dauern werde bis ich den Gipfel erreiche. In einer Ebene auf 2300m unterhalb der Gipfelflanke traf ich auf verwaschene Fussspuren im Schnee, der Gjeravicë wird also doch im Frühjahr manchmal bestiegen! Die Spuren leiteten zum Nordnordostgrat hinauf und so mühte ich mich in tiefem Nassschnee zum Grat hinauf. Kurz unter dem Gratrücken hatte ich dann einige Krämpfe was ich auf einer Tour bisher noch nie erlebt hatte - wohl da mir unüblicherweise ein Frühstückt fehlte? So legte ich nochmals eine grössere Pause ein und gönnte mir eine Banane. Über den tiefwinterlichen Gratrücken waren es nun immer noch 150 Höhenmeter zum Gipfel. "Wenn ich schon einmal im Kosovo Bergwandern geh, dann will ich auch auf dem höchsten Gipfel stehen!" waren meine Gedanken - ich wusste da ja noch nicht dass der Berg eigentlich nur der zweithöchste des Kosovos ist. Zum Gipfel hin lief es dann jedoch immer besser und so stand ich nach sechs abenteuerlichen Stunden Aufstieg um halb vier endlich auf dem zweithöchsten Gipfel Kosovos! Ich telefonierte mit Qazim und machte unseren Treffpunkt um halb acht am Ausgangspunkt ab. Der Abstieg verlief dann aber schneller als ich gedacht hatte. Unterwegs konnte ich meine Flaschen in einem Schmelzwasserbach auf der Alp auffüllen um endlich wieder reichlich trinken zu können. Dem Bergbach folgte ich stets, bis auf die letzten drei Brücken, dem südlichen Ufer was momentan definitiv die beste Routenwahl ist. So erreichte ich den Ausgangspunkt um sieben Uhr. Nach einer kurzen Rast lief ich die Strasse weiter bergab und traf dann unterhalb vom Elektrowerk auf Qazim. Glücklich fuhren wir zurück zum Hotel wo ich mich nach einer Pizza auch rasch Schlafen legte.
TAG 4 (24.5.): Deçan - Pejë - Berane - Plav
Nach der erfolgreichen Besteigung der Gjeravicë sollte die höchste Spitze Montenegros fallen. Qazim brachte mich nach Pejë wo ich gegen zehn Uhr gleich den Bus nach Berane in Montenegro erwischte. Nach einer unkomplizierten Zollkontrolle war ich also schon wieder zurück in Montenegro...
TAG 4-8 (24.-28.5): Montenegro
Siehe Bericht Montenegro mit Besteigung vom montenegrinischen Landeshöhepunkt Zla Kolata / Kolata e Keq (2534m).
Meine genaue Gipfelroute: Parkplatz auf 1200m oberhalb Lumbardhi / Kožnjar - P.1241m - P.1450m - Zali rupa - Vokšanske Pločice - P.2065m - Ćafa e Ljekenit - Grat oberhalb P.2099m - Nordflanke - Nordnordostgrat - Gipfel- Abstieg wie Aufstieg aber bis unterhalb Lumbardhi / Kožnjar.
Links zum Gjeravicë / Đeravica:
Wettervorhersage: http://www.mountain-forecast.com/peaks/Deravica/forecasts/2656
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/%C4%90eravica
Summitpost: http://www.summitpost.org/djeravica/163994
Tour im Alleingang.
Wichtige Anmekung betreffend der Höhe:
Zur Zeit meiner Besteigung galt die Gjeravicë / Đeravica mit 2656m noch als höchster Gipfel des Kosovos. Einige Jahre später stellte sich heraus als die Grenze zwischen Kosovo und Mazedonien exakt mit Grenzsteinen festgelegt wurde, dass ein Grenzberg zum südöstlichen Nachbarland 5m höher ist. Der Gipfel heisst Maja e Njerit / Велика Рудока und ist 2661m hoch. Ich habe diesen im Jahre 2015 besucht, siehe dazu: Maja e Njerit / Велика Рудока.
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