Slættaratindur (882m) und Gráfelli (856m) - Färöer at its best!


Publiziert von Linard03 , 13. Mai 2014 um 18:44.

Region: Welt » Färöer
Tour Datum: 2 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: DK 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 760 m
Abstieg: 760 m
Strecke:Parkplatz Eiðiskarð – Slættaratindur – Gráfelli - Westwand Slættaratindur - Parkplatz Eiðiskarð
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW bis zur Passhöhe Eiðiskarð 392 m (Straße Eiði - Gjógv/Funningur)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:Føroyar, Topografisk kort 1:20.000 "412 Slættaratindur"

Schon lange freuten wir uns auf eine ausserordentliche Reise zu den Färöer-Inseln – und wettermässig haben wir den Lotto-Sechser gezogen! Umso mehr, als uns eine Einheimische auf unsere Frage nach dem Wetter entgegnete: „normal ist hier Regen, Wind und Nebel“ …
 
Anreise:
Am Donnerstag flogen wir nach Kopenhagen, wo uns bereits schönstes Wetter erwartete. Der Anschluss war jetzt nicht gerade perfekt, aber dies konnte die Vorfreude nicht trüben – die 3 Std. Wartezeit verging trotzdem wie im Flug.
 
Atlantic Airways ist die einzige Fluggesellschaft, welche die Färöer anfliegt. Nach weiteren 2 Std. Flug erreichten wir mittels spektakulärer Landung auf kurzer Piste den kleinen Flughafen auf der Insel Vágar. Den Mietwagen hatten wir bereits nach wenigen Minuten erhalten; es konnte losgehen!
 
Die Landschaft war bereits im Anflug atemberaubend, diese konnten wir nun auch vom Auto aus bewundern, während wir in Richtung Hauptstadt fuhren. Speziell ist sicher auch einer der beiden Meerestunnel, welcher die Inseln untereinander verbindet: steil geht’s hinab, unter dem Meer hindurch und wieder hinauf zur nächsten Insel …
 
Was auch relativ schnell auffällt: es gibt keine Büsche, keine Bäume, alles ziemlich kahl. Zudem überall steil abfallende Hänge – für Steilgras-Liebhaber eigentlich ein Eldorado … ;-))
 
Nach ca. 1 Std. Fahrt erreichten wir bereits Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer. Wir bezogen unsere Zimmer in einem der beiden guten Hotels, welche in Tórshavn zu finden sind. Sofort zog es uns jedoch wieder hinaus, um bei schönstem Wetter den Ort zu erkunden. Praktisch, dass unser Hotel am Hafen gelegen ist, denn der Puls der Stadt scheint an ebendiesem Hafen zu liegen und folge dessen kann man das Quartier als zentral gelegen betrachten.

Einen ersten Aussichtspunkt erwanderten wir ebenfalls: beim Kongaminnið-Obelisk hat man einen schönen Überblick über die ganze Hauptstadt. U.a. nimmt das Fussballstadion Tórsvøllur einen auffällig grossen Platz der Stadt ein.
 
Am Abend assen wir im Hotel, das Essen war sehr gut. Die einzige Einschränkung war, dass der Service nicht gerade der Beste war – sprich längere Wartezeiten müssen in Anspruch genommen werden … Das lokale Bier schmeckte jedoch vorzüglich und liess diesen Makel in den Hintergrund schieben ;-).
 
Slættaratindur (882m), höchster Berg auf Färöer und von Dänemark
 
Heute gilts also ernst. Wiederum bei schönstem Wetter fuhren wir mit dem Auto auf der Insel Streymoy nordwärts. Bei Oyrarbakki überquerten wir die Brücke und gelangten so auf die Insel Eysturoy. Bald erreichten wir auch schon die kleine Ortschaft Eiði. Die Strasse führt allerdings hoch über der erwähnten Ortschaft vorbei – und nun wird auch die Strasse schmaler, denn wir befinden uns ab jetzt auf dem Pass, welcher nach Funningur hinüber führt.
 
Bald schon erblicken wir das Tagesziel, „unseren Berg“. Der ist nordseitig noch ziemlich schneebedeckt, was uns vorläufig nicht weiter beunruhigt. Wenige Minuten später und insgesamt nach 1 Std. Fahrzeit gelangen wir zum Ausgangspunkt unserer Tour, einem kleinen Parkplatz bei der Schutzhütte auf der Passhöhe (den eigentlichen Parkplatz entdeckten wir erst später, denn dieser war durch die Kuppe etwas verdeckt – nicht weiter schlimm, denn „unser“ Parkplatz war sogar noch etwas näher gelegen …).
 
Um 9.50 Uhr laufen wir also bei Eiðiskarð auf 392m bei Kaiserwetter los: zunächst über die Leiter, um den Zaun zu überwinden, danach weglos auf Steilgras in der Direttissima hinauf. Einen Weg gibt’s keinen, aber zumindest bei guter Sicht kann der Gipfel nicht verfehlt werden, den man ja bereits vom Parkplatz aus sieht.
 
Erst auf ca. 700m stossen wir dann auf einen Pfad, dem wir fortan in westlicher Richtung folgen. Die phantastischen Ausblicke lassen uns immer wieder innehalten, unzählige Fotos werden geknipst … Auf der Schulter angelangt sehen wir, dass sowohl der Grat als auch der komplette Gipfelbereich auf der Nordseite schneebedeckt ist. Wir folgen dem Grat ein paar Meter, weichen dann aber nochmals nach Süden aus, um dann über blockiges Gelände die letzten Höhenmeter kraxelnd zu absolvieren.
 
Nach einer Stunde hatten wir somit den höchsten Berg Dänemarks erreicht, den Slættaratindur(882m). Auf dem flachen Gipfelplateau war’s nun doch merklich kühler, aber die wunderschöne Aussicht liess und trotzdem eine halbe Stunde verweilen.
 
Womit wir bereits zu Beginn spekuliert hatten: gleich vis-à-vis befindet sich der zweithöchste Berg namens Gráfelli (856m). Auf der Karte war’s noch nicht so klar, wie gut sich der Abstieg bzw. Wiederaufstieg bewältigen liess. Auch jetzt vor Ort war der schneebedeckte Steilhang nicht so gut einzuschätzen.
 
Wir stiegen die ersten Höhenmeter auf dem Aufstiegsweg ab, um dann jedoch bald auf die Nordseite zu wechseln. Der Schnee war zunächst schön pulvrig und gut zu begehen; alsbald wurde der Schnee jedoch hart und eisig. Da das Gelände hier doch geschätzte 30-35° steil ist, wollten wir nichts riskieren – schliesslich hatten wir ja bis dahin die Steigeisen vergebens mitgeschleppt …
 
Mit den Zacken an den Schuhen war’s uns beiden dann bedeutend wohler und die kurze Strecke liess sich problemlos bewältigen; ein Pickel war hingegen nicht notwendig. Bald befanden wir uns wieder in sonnigen Abschnitten und somit in felsigem, schneefreiem Gelände. Steigeisen also weg und weiter ging‘s hinunter zum Rand des riesigen Kessels, welcher sich zwischen den beiden höchsten Bergen befindet (P.634). Hier wollten wir auskundschaften, ob ein möglicher Abstiegsweg nach Funningur besteht. Dieser gefiel uns dieser jedoch gar nicht: mehrere Steilstufen, welche nicht einsehbar waren und zudem stark bröseliges Gelände, Steinschlaggefahr – hier wollten wir keine Experimente eingehen und es stand deshalb bereits fest, dass hier für uns kein Weg hinunterführen wird.
 
Von weitem sah der Gráfelli-Südhang sehr steil aus, die obersten Höhenmeter sogar ziemlich kritisch; kommen wir da rauf? Je näher wir jedoch kamen, stellte sich das Ganze als Geh-Gelände heraus. Auch die felsigen Abschnitte im obersten Bereich liessen sich problemlos bewältigen, sodass wir um 13 Uhr bereits auf dem zweiten Gipfel standen – dem Gráfelli (856m).
 
Auch hier genossen wir nochmals ausgiebig die Rundsicht, insbesondere der höchste Färöer-Gipfel kam hier gut zur Geltung. Wiederum einfach nur Staunen ob dieser grandiosen Landschaft. Sonne, wenig Wind, gute Sicht, absolute Stille; was will man mehr?

30 Min. später machten wir uns an den Abstieg. Zunächst zogen wir noch in Erwägung, vom Gipfel nordseitig abzusteigen und via Sandfelli (752m) nach Gjógv zu gelangen (allenfalls hätte uns ein Autostopp zurück zum Parkplatz gebracht). Ein Blick genügte jedoch um festzustellen, dass das Abstiegsgelände mehr als nur alpin ist … - überall sehr steil abfallende Wände.
 
So beschlossen wir, auf dem Aufstiegsweg wieder abzusteigen und den Slaettaratindur zu umrunden, um möglichst direkt wieder zum Parkplatz zurückzukehren. In der Senke Oksnadalur (435m) erblickten wir auch erstmals Tiere; zuerst eine Art Gemse (weiss!), danach zwei riesige Feldhasen (bzw. Berghasen?) – so gross wie ein Hund …
 
Die Umrundung des Höchsten schien zunächst einfach zu sein, erspähten wir doch eine Art Pfad. Dieser verlor sich jedoch bald und wir fanden uns bald in ziemlich alpinem Gelände wieder. Einige Felsriegel wollten umrundet werden, weshalb wir gezwungen wurden, wieder ein Stück aufzusteigen. In diesem z.T. ausgesetzten Gelände auf Steilgras war jetzt „ausrutschen verboten“ angesagt … (hier vergebe ich ein klares T4). Es war unübersichtlich, einer Kuppe folgte die Nächste. Schliesslich schafften wir auch noch die letzte Umgehung, sodass wir uns ebenso plötzlich wieder im Geh-Gelände befanden.
 
Nun war’s nicht mehr weit, der Parkplatz in Sichtweite. Unnötig war sicher, dass ich 10 Min. vor Schluss noch in ein Sumpfloch trat – und zwar richtig; hinein bis zur Wade … Ist mir in all den Bergtouren noch überhaupt nie passiert und im ersten Augenblick war’s ärgerlich, mit dem vollgelaufenen Schuh rumzulaufen. Aber wenig später konnte ich darüber nur lachen …
 
Mit dem Auto fuhren wir noch kurz nach Gjógv, schauten uns im beschaulichen Dorf um und fuhren danach wieder zurück nach Tórshavn. Da es ja ziemlich lang hell ist, machten wir noch einen Abstecher nach Kirkjubøur.
Der Ort ganz im Süden der Insel Streymoy bietet ungeahnte Sehenswürdigkeiten: die Ruine der Magnuskathedrale von ca. 1300, die benarchbarte Olavskirche aus dem 13. Jahrhundert und den ältesten auf den Färöern erhaltenen Hof aus der Wikingerzeit, dem Königshof von Kirkjubøur.

Nun gings aber endgültig zurück zum Hotel, wo wir uns inzwischen etwas hungrig nach einem Restaurant erkundigten. Das uns empfohlene Restaurant „11“ können wir gut weiterempfehlen. Wirkt zwar etwas abgehoben bzw. edel (und passt irgendwie auch nicht ganz zum Rest der Färöer), das Essen war aber wirklich gut. Der Kellner war zwar etwas irritiert, dass wir lokales Bier tranken und keinen Wein verlangten; aber wir hatten das Gefühl, dass wir auf Färöer nicht unbedingt einen österreichischen oder italienischen Wein trinken müssen … Das Restaurant ist nicht unbedingt billig, aber über die Preise müssen wir sowieso keine Worte verlieren, denn grundsätzlich ist ALLES teuer auf den Färöer …
 
Fazit:
Eine super Tour war’s; mit der Umrundung sogar richtig alpin! Die Aussichten sind von beiden Bergen phänomenal - sofern natürlich das Wetter mitspielt. Und das Wetter ist nun mal ein zentraler Faktor auf den Färöer Inseln ...
 
Zeiten:
Parkplatz – Gipfel Slættaratindur: 1 Std. 5 Min.
Slættaratindur – Gráfelli: 35 Min.
Gráfelli – Parkplatz: 2 Std. 15 Min.
 
Schwierigkeiten:
Parkplatz – Slættaratindur – Gráfelli: T2 – T3 (bei optimalen bzw. trockenen Bedingungen)
Rückweg via Westwand Slættaratindur: T4

Bedingungen:
idealstes Wetter für Färöer-Verhältnisse: trocken, sonnig und beinahe windstill ... ;-))

Bemerkungen:
Ein Dank geht an dieser Stelle an pika 8x14; ihre Informationen und weitere Tourenvorschläge waren uns sehr willkommen. Insbesondere auch der Hinweis auf die Möglichkeit, dass Steigeisen notwendig sein könnten – darauf wären wir für diesen „Hügel“ echt nie gekommen …

Tour mit Markus


Tourengänger: Linard03


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Kommentare (10)


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Sputnik Pro hat gesagt: Ja Hoppla...
Gesendet am 13. Mai 2014 um 20:31
...da bin ich platt! Wusste gar nicht dass du auf die Färöer gehst. Gratulation zum Gipfel und das bei diesem Wetterglück! Ich denke den Zweithöchsten muss ich nächstes Jahr auch mitnehmen wenn er so schön am Weg liegt :-) Achja, der allerhöchste Däne ist auf Grönland, aber eben der ist nicht mehr Europa...

Bis in Kroatien!

LG, Andi

Linard03 hat gesagt: RE:Ja Hoppla...
Gesendet am 13. Mai 2014 um 21:17
merci - und das Wetter war wirklich absolut perfekt!
Im März liegt da natürlich viel mehr Schnee und der nordseitige Abstieg vom Slættaratindur ist dann wohl nicht ganz so trivial; für Dich natürlich kein Problem ;-)

Das mit Grönland wusste ich schon, steht bei mir jedoch nicht auf der Projektliste ...

Bis bald,
Richard

MaeNi hat gesagt: Herrliche Bilder...
Gesendet am 14. Mai 2014 um 08:07
....aus dem hohen Norden! Einfach schön! Danke Dir!

Nicht mehr lange, und auch wir werden wieder nordwärts unterwegs sein!
LG
Nicole und Marcel

Linard03 hat gesagt: RE:Herrliche Bilder...
Gesendet am 14. Mai 2014 um 17:38
Merci; das wunderschöne Wetter hat natürlich mitgeholfen, gute Bilder zu schiessen ...
Bin schon jetzt auf Eure nächsten Berichte gespannt!

LG, Richard

Felix hat gesagt:
Gesendet am 14. Mai 2014 um 08:33
eine etwas andere, etwas karge, doch wunderschöne Landschaft!

lg Felix

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Mai 2014 um 17:39
ja, uns hat die Kargheit auch etwas überrascht - und trotzdem ist die Landschaft einfach unbeschreiblich schön!

Fortsetzung folgt ...
LG, Richard

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 14. Mai 2014 um 22:38
Hallo Richard,

herzliche Gratulation auch von uns zu Slættaratindur und Gráfelli. Das Wetter war ja wirklich genial, und Dein Bericht sowie die zahlreichen herrlichen Fotos wecken schöne Erinnerungen - da sind wir schon einmal auf die "Fortsetzung" gespannt ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Mai 2014 um 22:33
Hallo zusammen,

danke für's Feedback ...; diesmal musste ich wirklich nur abdrücken, das geniale Wetter machte es einem relativ einfach ;-)

Da ich inzwischen wieder geschäftlich ziemlich unterwegs war, verzögert sich der nächste Bericht noch etwas ...

LG, Richard

TeamMoomin hat gesagt: Auch
Gesendet am 23. Mai 2014 um 11:57
von mir verspätet Gratulation zu dieser schönen Tour dem tollen Gipfel und merci für die schönen Fotos.

Lg Oli und Moomin

Linard03 hat gesagt: RE:Auch
Gesendet am 24. Mai 2014 um 11:21
Danke Dir!
Von den bisher besuchten Europäischen Gipfeln gehört die Färöer-Tour eindeutig zu den Top 3!

LG, Richard


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