Slættaratindur (882 m) - Höchster Berg der Färöer


Publiziert von pika8x14 , 24. Mai 2013 um 02:23.

Region: Welt » Färöer
Tour Datum:30 April 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: DK 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Eiðiskarð - Slættaratindur - Hálsur - Eiðiskarð
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Pkw zum Pass Eiðiskarð 392 m (Straße Eiði - Gjógv/ Funningur, Achtung: eingesschränkter bzw. kein Winterdienst). Quasi direkt am Pass sowie ca. 150 m östlich davon befindet sich je ein kleiner Parkplatz. Dort ermöglichen jeweils eine hölzerne Trittleiter das Übersteigen des Weidezaunes.
Kartennummer:Kort & Matrikelstyrelsen: Føroyar, Topografisk kort 1:20.000 "412 Slættaratindur"

Unser dritter Tag auf den Färöern - und: bis gegen Mittag soll es halbwegs gutes Wetter und vor allem wenig Wind geben. Also brechen wir zum Slættaratindur auf.

Der Berg befindet sich im Norden der Insel Eysturoy und ist mit 880 m der höchste Gipfel der Färöer. Da diese zwar weitgehend autonom, aber auch Teil des Königsreichs Dänemark sind, gilt der Slættaratindur zudem als dessen höchste Erhebung auf europäischem Gebiet.

Die Besteigung des färöischen Landeshöhepunktes erfolgt in der Regel ab dem Eiðiskarð an der Straße zwischen Eiði und Gjógv/Funningur. Der Pass befindet sich auf 392 m Höhe zwischen dem Slættaratindur und dem südlich gelegenen Vaðhorn (727 m).


„Eigentlich“

.... gilt die Tour auf den Slættaratindur als relativ einfach: Vom Eiðiskarð geht’s etwa nordwärts die südliche Bergflanke hinauf, als Orientierung dient dabei die Gemeindegrenze zwischen Eiði und Funningur (Zaun, später auch einzelne, kurze Metallstangen). Dabei sind auch einige steilere Geländestufen zu überwinden. Auf gut 650 m wird ein „normalerweise“ relativ deutlicher Pfad erreicht (Steinmänner). Dieser zieht -  wesentlich weniger steil als zuvor - und nun eher westwärts/nordwestwärts („nach links“) durch die südliche Flanke und führt  dabei ein Stück unterhalb des Gipfels vorbei. Der Schlussaufstieg erfolgt mit leichtem Gekraxel dann über ein Stück des West-Grats bzw. kurz über den nördlichen Hang hinauf auf ein kleines Gipfelplateau.


„Tatsächlich“

... sieht heute alles etwas anders aus, als wir uns das im Vorfeld vorgestellt haben. Schnee und Eis bedecken das Gelände, nur an wenigen Stellen hat der Wind Gras und Gestein freigeblasen, größere Felspartien ragen natürlich deutlich hervor.

Nach kurzer Anfahrt aus Gjógv über eine nach den gestrigen Niederschlägen ziemlich „winterliche“ Straße starten wir vom etwas größeren der beiden „Parkplätze“, ca. 150 m östlich des Eiðiskarð. Noch scheint die Sonne, und es weht kaum Wind. Mittels einer Leiter überklettern wir den Weidezaun und legen kurz darauf auch gleich unsere Steigeisen an. Diese haben wir zum Glück dabei - schon jetzt - auf 400 m Höhe! - klopfen wir uns dafür (symbolisch) auf die Schultern;-).

Wir orientieren uns am oben erwähnten Zaun und den Stangen und stapfen nordwärts den Hang hinauf. Auf ca. 650 m Höhe entdecken wir einige Steinmänner - das muss der richtige Weg sein, zu sehen ist dieser unter der Schnee- und Eisdecke aber nicht. Wir schwenken also mehr nach Westen und laufen nun nur noch allmählich ansteigend durch die Südflanke des Slættaratindur. Da wir aber bald keine Steinmänner mehr entdecken, gehen wir offenbar etwas zu tief unterhalb des Gipfelaufbaus vorbei. Folglich erreichen wir den felsigen West-Grat auch ein Stück zu weit unten. Große Vorteile hätte allerdings wohl auch der „richtige“ Weg kaum gehabt, denn mittlerweile bewegen wir uns quasi ausschließlich auf überfrorenem Schnee bzw. Eis. Mit Pickel und Steigeisen arbeiten wir uns bis etwa 50 m unterhalb des Gipfels. Da der West-Grat unmittelbar vor dem Gipfelplateau noch etliche vereiste Felsblöcke bereithält, weichen wir kurz in die Nordflanke aus.

Wenig später erreichen wir das Gipfelplateau des Slættaratindur. Und obwohl sich die Sonne mittlerweile verabschiedet hat, ist der Rundumblick auf die umliegenden Berge und Fjorde durchaus grandios. Nach wenigen Minuten werden wir zudem von einigen größeren Möwen umkreist - auf einem eisigen Berggipfel und mit Steigeisen an den Füßen irgendwie skurril …

Nach der Gipfelrast geht’s an den Abstieg. Den ursprünglich Plan, auch gleich noch zum benachbarten Gráfelli (856 m) „hinüber“ zu steigen, verwerfen wir - zum einen ist ein Abstieg durch die momentan größtenteils vereiste Slættaratindur-Nordflanke ohne zweiten Pickel, Eisschrauben u. s. w. nach unserem Geschmack heute kaum sicher möglich. Zum anderen zieht - nun schon gut in der Ferne sichtbar - das von der Wettervorschau „versprochene“ Unwetter heran.

Also steigen wir zuerst auf der im Aufstieg angelegten „Spur“ ab und bleiben nun aber am West-Grat. An steileren Felsabsätzen weichen wir in die südliche Flanke aus. Auf 705 m erreichen wir das Plateau am Hálsur, an dessen Rand bricht das Gelände steil ab. Entsprechend gut sind die Ausblicke nach Westen, insbesondere auf Eiði und Umgebung.

Da mittlerweile Schneefall einsetzt, beschließen wir, gleich vom Plateau am Hálsur weiter abzusteigen. Wir gehen ein kurzes Stück nach Osten und wählen dann eine Route südwärts, auf der wir keine größeren felsigen Steilstufen erkennen können. Als wir die Flanke südlich des Hálsur hinter uns gelassen haben und das Gelände wieder deutlich flacher wird, entdecken wir auch einige große Steinmänner. Diese markieren wohl den alten Weg Eiði - Funningur. Das letzte Stück unserer Tour halten wir uns an diese Steinmänner, ein richtiger Weg ist aber auch nicht (mehr) ausgeprägt bzw. heute nicht erkennbar. Es geht über verschneites, grasiges Gelände. Vorsicht ist zwischendurch an etlichen unter dem Schnee versteckten Wasserläufen geboten.

Als wir wieder den Eiðiskarð erreichen, schneit es stark. Diesmal überklettern wir den Weidezaun am kleineren Parkplatz und gehen abschließend noch wenige Meter entlang der Straße bis zum Ausgangspunkt unserer Tour.

Gegen Ende unserer Tour erkennen wir übrigens auch noch einige Berggänger, die nach kurzer Zeit ihren Besteigungsversuch abbrechen. Wie sich später herausstellt, handelt es sich um eine dänische Gruppe mit Führer, welche auch von den Bedingungen überrascht ist. Offenbar sind derart winterliche Verhältnisse Ende April selbst am Slættaratindur eher ungewöhnlich …


Fazit:

Schöne Tour auf den Landeshöhepunkt der Färöer. Anstelle der erwarteten „Frühlingswanderung über grasige Hänge“ erleben wir eher eine kleine „arktische Hochtour“ - wobei: kann man bei 882 m tatsächlich von „hoch“ sprechen?-).

Unser „WS“ bezieht sich auf die winterlichen Verhältnisse am Tag unserer Besteigung. Ohne Schnee und Eis geht die Tour sicherlich als „T3“ durch und wird weniger Zeit in Anspruch nehmen - die Sommermonate sind deshalb wohl am besten für einen Besuch des Slættaratindur geeignet.


pika8x14 sind heute: A. + A.

Tourengänger: pika8x14


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Geodaten
 15987.kml Besteigung Slættaratindur - witterungsbedingt größtenteils NICHT auf der Normalroute!
 15988v3.kml

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Kommentare (16)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 24. Mai 2013 um 05:35
Hallo Zusammen!

Das ist ja beste Morgenlektüre zu einem Kaffee vor der Arbeit: Ein schöner Bericht und tolle Fotos vom höchsen Dänen in Europa. Dan dem Schnee konntet ihr ja eine schönere Tour machen als "nur" auf einen Grasberg. Die Färöer scheinen ja echt eine Reise wert zu sein, darauf freue ich mich jetzt schon!

Viele Grüsse,

Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Mai 2013 um 00:07
Hallo Andi,

danke für Deinen Kommentar.

Deine Vorfreude ist auf jeden Fall berechtigt. Die Landschaft ist wirklich beeindruckend, und bei etwas Wetterglück hat man unzählige Möglichkeiten für herrliche Touren - weitere "Vorschläge unsererseits" folgen in den nächsten Tagen ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.

Sputnik Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2015 um 22:26
Hallo aus Tórshavn. War heute auf dem Gipfel, es war wie bei eurer Tour im oberen Teil, aber noch etwas vereister und neblig. Ein toller Berg!

Bericht folgt wenn ich wieder zu Hause bin,

Nordische Grüsse,
Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. März 2015 um 00:08
… dann schon einmal herzliche Gratulation zu einem weiteren Landeshöhepunkt.

Bleibst Du noch bis zur Sonnenfinsternis auf den Färöern? "Bei uns" soll es ja immerhin auch über 70 % Bedeckung geben, wenn denn am Freitag etwas davon zu sehen ist …

Viele Grüße, Andrea + André.

Sputnik Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. März 2015 um 20:53
Hallo zusammen,

Genaun deshalb habe ich die Reise auf die Färöer jetzt und nicht im Sommer gemacht. DasDatum stand schon vor Jahren für mich fest. Die Chancen die totale Sonnenfinsternis zu stehen zu etwas 50% nach norwegischem Meteo.

Zu Hause gibt es dann etliche Berichte zu schreiben...

Viele Grüsse, Andi

Domenic hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Juni 2013 um 13:50
Salut Andi

Die Färöer sind auf jeden Fall eine Reise wert! Vor allem wenn du Freude an Orten im Norden hast, die sonst kein Mensch kennt! Ich war selbst im Mai für eine Woche dort und bin begeistert.

Allerdings würde ich die Färinger nicht als Dänen bezeichnen. Färinger sind in erster Linie Färinger und Dänemark ist weit weg.

Gruss Domenic

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 24. Mai 2013 um 08:56
Da können wir uns Sputniks Worten nur anschliessen.

Liebe Grüsse
N&M

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Mai 2013 um 00:23
… es freut uns, dass Euch der Bericht gefällt.

Und wie gesagt, eine Färöer-Reise ist wirklich zu empfehlen -
zumal es "hier" (CH, D, ...) im Moment ja nicht einmal mehr den eigentlich üblichen "Schönwetter-Vorteil" zu geben scheint ;-).

Viele Grüße, A. + A.

Henrik hat gesagt: Was mich nach doch über 20 Jahren
Gesendet am 25. Mai 2013 um 10:48
Enthaltsamkeit (eines Besuches der Inselgruppe)....erstaunt, dass sich diese Landschaft hat erhalten können, denn im Gegensatz zum ersten Besuch 1976 bis heute auf euren Bildern, ist dieser Teil der Färöer ursprünglich erhalten geblieben...das kann man in der CH schon lange nicht mehr beobachten!

pika8x14 hat gesagt: RE:Was mich nach doch über 20 Jahren
Gesendet am 25. Mai 2013 um 18:49
... bei allen Veränderungen, die es selbstverständlich auch auf den Färöern gibt, ist die Ursprünglichkeit der Landschaft mit den häufig sehr "idyllisch" gelegenen Orten sicherlich das, was auch uns als Besucher am meisten beeindruckt hat.

Und nicht zu vergessen: die wirklich ausgesprochene Freundlichkeit der Einheimischen und natürlich die allgegenwärtigen Schafe - auf den "Schafsinseln".

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 25. Mai 2013 um 12:17
schöne, "eisige" Bilder habt ihr mitgebracht; herzlichen Dank für diesen Bericht!

Scheint ja eine richtige Winterbesteigung gewesen zu sein. War wohl weise Voraussicht von Euch, Pickel und Steigeisen mitzunehmen - stellt man sich für diesen Färöer-Hügel nicht unbedingt als Notwendigkeit vor ...

Gruss, Richard

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Mai 2013 um 21:59
Hallo Richard,

es freut uns, dass Dir unser Bericht und die "eisigen" Bilder gefallen.

Im Vorfeld sind wir eigentlich auch nicht davon ausgegangen, dass wir Pickel und Steigeisen brauchen würden. Nach einem Blick auf die färöischen Webcams unmittelbar vor der Anreise haben wir es aber schon irgendwie geahnt ...

Während unserer "Winterbesteigung" waren wir dann wirklich froh, Pickel und Steigeisen dabei zu haben.

Viele Grüße, Andrea + André.

majkel1951 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Januar 2014 um 13:53
Jaaaaa....sehr klug !!!!
Ich habe die Seite leider zu spät gelesen..mein Horrorfall = Ende Sept 2013; Zla Kolata (Montenegro); Temp. +20Grad; ca. 50 Meter vorm Gipfel ein steiler Schneefeld und meine Steigeisen und Eispickel sind im Keller - schön, trocken gelagert (((( Ich habe mich zwar mit Krallen und einem Thermosflasche Becher in 2 Std. durchgesetzt aber seitdem habe ich beschlossen die Steigeisen + Eispickel auch auf Bahamas Strand zu tragen!!!!!!
Danke für schöne Bilder und gute Beschreibung des Tours – im Mai/Juni fahre ich hin – Sie haben mich gut angekurbelt (volle Ausrüstung selbstverständlich dabei !!!!).

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Januar 2014 um 22:07
Vermutlich wirst Du bei Deiner Slættaratindur-Besteigung keinen Schnee vorfinden und den Berg über den dann sichtbaren Weg einfacher als wir besteigen können.

Aber schaden kann es sicherlich nicht, Steigeisen und Pickel für den Notfall dabeizuhaben - wir nehmen im Zweifel lieber etwas mehr mit auf Tour (auch nach Montenegro ;-).

Viel Spaß auf den Färöern.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 27. Mai 2013 um 09:25
auch mir gefällt euer Bericht von der "Hochtour" auf diesen so speziell anmutenden Inseln ausserordentlich!

lg, Felix

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Mai 2013 um 21:19
... danke für Deinen Kommentar, Felix.

Viele Grüße, Andrea + André.


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