Kurzbericht 

Hoher Angelus ( 3521m ) im Wettersturz


Publiziert von Alpenorni , 3. Januar 2014 um 12:25.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 4 Juli 1982
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sulden

Zu dritt waren wir im Sommer 1982 in der Nähe von Sulden am Ortler unterwegs.
Glimpflich davongekommen, so muss man wohl sagen, sind wir bei der Besteigung des Hohen Angelus :
Von der Düsseldorfer Hütte aus ging es über den Rheinstadlergrat (I-II) zum Gipfel. Wir verloren unnötig Zeit durch eine längere Einlage mit Stufenschlagen auf eisigem Hang, den wir auch einfacher und schneller hätten umgehen/vermeiden können. Das Wetter schlug am Gipfel um. In Minutenschnelle begann es zu blitzen, zu donnern, zu hageln - Temperatursturz und Schneefall.
Auf dem felsigen Rückzugsweg (Normalroute) schlugen die Blitze um uns ein, alles stand unter Strom : Elmsfeuer an den Pickeln, die Haare standen uns zu Berge, ein Krach vor lauter Donnern und deren Echos, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte...
In Minutenschnelle war dann alles weiß und von einer dicken Neuschneedecke eingehüllt.
Flucht in eine Nische am Felsgrat (hier nahebei wartete eine zweite Seilschaft das Unwetter in einer Höhlung ab). Deponieren der summenden Metallteile etwas abseits....Leider entschlossen wir uns,fast in Panik, den Fluchtweg nach unten anzutreten und kamen dabei auf einem gefrorenen Firnfeld in`s Rutschen. Einer nach dem andern ging es so zwar rasant aus der Gefahrenzone hinaus, aber es war kein kontrolliertes Abfahren, sondern eher ein sturzähnliches Hinunterschlittern. Ein Riesenglück, dass es außer einigen Schürfwunden keine ernsteren Verletzungen gab !
Wie begossene Pudel stapften wir dann zur warmen Hütte hinunter.
Gerettet, in Sicherheit, aber auch dieses dumpfe Gefühl, wie es alles ganz schnell gehen kann, wenn sich eine Fehlerkette ersteinmal in Gang gesetzt hat.
Unsere Pickel sind übrigens oben am Berg geblieben, vom Neuschnee völlig verschüttet - auch eine Suchaktion am Folgetag brachte sie nicht mehr zum Vorschein, und damit waren höherfliegende Gipfelträume ausgeträumt. Nach diesem gruseligen Erlebnis war das vielleicht auch gar nicht verkehrt so, denn wir waren mental doch etwas angeschlagen...

Tourengänger: Alpenorni


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