Breitachklamm

Zauberhafte Schluchtenwanderung

Die Begehung dieser tiefsten Felsenschlucht Mitteleuropas, die auch zu den schönsten gehört, stand schon lange auf meiner Todo-Liste kleinerer Wanderungen. Das beeindruckende Naturwunder entstand, als der abschmelzende Breitachgletscher begann, den Schrattenkalk des Engenkopfes zu durchtrennen. Eine Gedenktafel am Eingang der Schlucht erinnert daran, dass der Tiefenbacher Pfarrer Johannes Seibel im Jahr 1905 anregte, das Schöpfungswunder für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Seither zieht es jährlich Tausende von Besuchern in seinen Bann.

Und so reihte ich mich heute in den Besucherstrom ein. Wen der große Parkplatz mit den vielen Autos und die zahlreichen Besucher abschrecken, der sollte sich wohl lieber einen Wochentag für die Tour aussuchen. Aber mich störte es nicht, ich hatte damit gerechnet, dass ich bei diesem schönen Feiertagswetter nicht alleine unterwegs sein würde. Der Weg ist gut begehbar und breit genug, um aneinander vorbei zu gehen. Ich ließ mich durch nachfolgene Dahineilende nicht irritieren, blieb immer wieder genüsslich stehen und bestaunte die tiefen Schluchten, wo unten das Wasser gurgelte und ziemlich schnell dahinschoss. Schroffe, imposante Felswände oben, ausgeschliffene Wassermulden und glatt polierte Wandstücke weiter unten wechselten sich ab und das Spiel des einfallenden Lichts sorgte für eine mystische Stimmung, die durch das Tropfen des Wassers, das stellenweise von oben herab rann, noch verstärkt wurde.Immer wieder wanderte mein Blick auch nach oben, denn dort sorgten die hell erleuchteten Blätter der teilweise schon herbstlichen Bäume für ein reizvolles Farbenspiel.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wanderung ab der oberen zweiten Zahlstelle fort zu setzen. Ich entschied mich für die Tour  zur Müller Alpe und den Rückweg zum Ausgangspunkt. Der Hauptstrom der Besucher wählte die kurze Version, nämlich ab der oberen Zahlstelle über die Dornach Alpe zurück zu gehen. Und so waren ab diesem Punkt weniger Wanderer unterwegs. Über einen Drahtsteg wurde erneut auf die andere Seite gewechselt und bald verbreiterte sich die Schlucht und die Breitach floss etwas gemächlicher, von der Sonne überflutet, dahin.

Ich wanderte weiter flussaufwärts bis sich der Weg verbreiterte und bald am Flussufer entlang führte. Die Breitach offenbart hier ihr steiniges Bett und hat viele, vor allem kleinere, Steinkünstler dazu animiert, unzählige Steinmänner, von denen jeder seine eigene, besondere Gestalt hat, zu erbauen. Es entstand eine wahre Steinmännerlandschaft, die dem Flussufer einen besonderen Charakter verleiht.

Danach wendet sich der Weg rechts hoch und führt ziemlich steil zur Mülleralpe. Hier genehmigte ich mir einen kurzen Einkehrschwung und ließ mir mit einem Kaffee den vorzüglichen hausgemachten Kuchen munden.

Für den Abstieg ins Tal zum Parkplatz hieß es erst einen kleinen Anstieg durch ein in herbstliche Farben getauchtes Hochmoor zu bewältigen, bevor es auf einem breiten Fahrweg durch den Wald abwärts ging.
Danach wurde die Sicht wieder freier und ein steiler Wanderweg führte ins Tal. Davor konnte ich noch einen Blick auf die ins Abendlicht getauchten Allgäuer Berge werfen.

Fazit: Auch wenn, besonders im ersten Teil der Tour, viele Wanderer unterwegs waren, konnte ich die herrliche Landschaft genießen. Als weitere Variante bietet es sich an, bis nach Riezlern zu wandern und dann mit dem Bus zurück zu fahren. Wer nicht so gerne bergauf läuft, kann die Tour auch in Riezlern oder an der oberen Zahlstelle beginnen und dann talwärts gehen.