Cima dell'Uomo


Publiziert von TomClancy , 29. August 2013 um 22:00.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 1060 m

Das Ziel für die heutige Tour wurde aufgrund des Wetters relativ kurzfristig festgelegt: erst gestern habe ich mich entschieden, heute ins Bellinzonese zu fahren. Die Cima dell'Uomo steht auf dem Programm, ein geheimnisvoller Name, der mich zum Träumen verleitet. Aus der Zentralschweiz ist hier noch gut eine kurze Tagestour zu machen.
Mit dem Poschi geht es nach Monte Carasso zur Talstation der Seilbahn nach Mornera. Die Bahn ist bedient, läuft aber ausserhalb der Betriebszeiten auch im Selbstbedienungsbetrieb. Schnell bin ich auf 1300 MüM, schultere meinen Rucksack und ab geht’s! Durch schöne Wälder, vorbei am romantischen Seelein beim Pian di Nar steige ich auf gutem Weg Richtung Capanna Albagno. Nach knapp einer Stunde bin ich bei der Hütte. Eine kurze Rast am Brunnen lässt mich verschnaufen, bevor es nun oberhalb der Baumgrenze weiter geht. Schon bald stehe ich an der Bochetta d’Erbea. Nachdem es lange ruhig bergauf gegangen ist, überrascht mich dieser kurze, steile schuttige Abstieg etwas. Inzwischen sind am Himmel auch erste Wolken aufgezogen. Dieses Couloir ist eine Passage obligé, die ich auf dem Rückweg auch wieder passieren muss und bei Nässe oder gar strömendem Regen könnte es hier heikel werden. Deshalb setze ich mich für eine kurze Lagebeurteilung hin. Während ich so hin- und her überlege und meine Optionen abwäge, höre ich aus dem Couloir in meinem Rücken Steinschlag- und Rutschgeräusche. Als erstes schiesst mir der Gedanke an Gämsen oder anderes Wild durch den Kopf. Den verdutzten Blick möchte ich mir nicht entgehen lassen, wenn das Tier mich erblickt, also mache ich meine Kamera „schussbereit“. Aber oha, als erstes schieben sich zwei Wanderstöcke in mein Blickfeld, gefolgt von einem weisshaarigen, bärtigen Kopf, an dem unter einem kurzen, muskulösen Hals ein drahtiges Tessiner Manndli undefinierbaren Alters hängt. Mit seinen kurzen Turnhosen und den Turnschuhen bietet er ein eindrückliches Bild. Er schaut mich wohl genauso neugierig an, wie ich ihn und so versuchen wir ins Gespräch zu kommen. Mit Händen und Füssen (mein Schulitalienisch ist seinem urwüchsigen Tessiner Dialekt nicht gewachsen) versuche ich zu ergründen, ob es da hinten unten gefährlich sei. Das ist natürlich in den Bergen eine doofe Frage und so bekomme ich auch nur ein Schulterzucken als Antwort. Egal, irgendwie gibt mir der Berggänger zu verstehen, dass ich auf das Wetter achtgeben solle, aber das war mir schon vorher klar. So treffe ich also meine Entscheidung auf mich gestellt: Es geht weiter! Der Abstieg durch das Couloir ist wirklich etwas rutschig, aber prinzipiell bei trockenem Wetter unproblematisch. Nachdem ich ca. 50 Meter abgestiegen bin, sehe ich die Querung, die zur Bochetta della Cima dell’Uomo führt, wo man die 50 Meter wieder aufsteigt und auf die andere Gratseite quert. Schon bald steht man vor dem Gipfelaufbau, den man durch ein gut gestuftes Kamin besteigt, das für mich schon nicht mehr ein lupenreines rot-weiss-rotes Wanderweglein ist. Gleich darauf wird man auf dem schönen Gipfel mit einem tollen Panorama für die Mühen des Aufstiegs belohnt. Das Wetter hält sich ziemlich gut, aber man weiss ja nie! So halte ich nur eine kurze Rast und beschliesse, das Mittagessen nach dem Aufstieg durch die Bochetta d’Erbea einzunehmen.
Im Abstieg kommen mir noch vier Spätreisende entgegen, ansonsten habe ich zwischen der Alpe Albagno und dem Gipfel nur noch den Turnschuhläufer gesehen. Eine herrlich einsame Tour also. Nach dem Mittagessen steige ich schnell ab Richtung Mornera, Das ÖV-Fenster ist nicht allzu üppig bemessen und ich weiss ja nicht, was mich an der Bergstation der Seilbahn erwartet. Es warten bereits 6 Personen auf die Talfahrt. Vielleicht hab ich ja glück und kann mit in die Achtergondel? Aber oha, als die Gondel kommt, sind nur noch 5 Plätze frei, drei sind bereits besetzt. Ein nettes, aufmerksames Paar, das vor mir an der Reihe gewesen wäre, erkennt meine Not und bietet mir seinen Platz an! Sie seien mit dem Auto da, und da spiele es keine Rolle, ob sie ein halbe Stunde später unten seien. So nett! Gestenreich versuche ich meiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen und schwebe glücklich talwärts. Et voilà! Es reicht auf das Poschi, das mich pünktlich zur Bahn bringt. Im vordersten Tagen hat der Damenturnverein Lupfig ab Arth-Goldau Plätze reserviert, so bleibt dieser Wagen weitgehend leer und ich kann ohne Gschtürm einen Sitzplatz in Beschlag nehmen. Bis Arth-Goldau bleibt genug Zeit, die Reste des Picknicks zu verzehren und etwas zu dösen.
 
Fazit: eine wildromantische Tour mit Abenteuercharakter in einer einsamen, wunderschönen Gegend. Sie macht Lust auf noch mehr Tessin!
Tour im Alleingang


Fazit: Wunderschöne, im zweiten Teil einsame Tour in einer wilden Gegend.

Tour im Alleingang

Tourengänger: TomClancy


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Kommentare (4)


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fuemm63 hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2013 um 09:06
Ein wunderbarer Track, den ich sofort wieder machen würde ;-)

TomClancy hat gesagt: Wiederholungspotential!
Gesendet am 4. September 2013 um 10:41
Da hast Du Recht! Möglicherweise hänge ich nächstes Mal die Querung zum Madone und zum Pizzo Vogorno an!

Felix hat gesagt: RE: Wiederholungspotential!
Gesendet am 15. Oktober 2013 um 18:55
exakt; eine weiterführende Tour stelle ich mir auch vor - doch auch diese ist beachtlich schön!

lg Felix

TomClancy hat gesagt: Pendenzenliste
Gesendet am 15. Oktober 2013 um 21:31
Hallo Felix, bereits füllt sich die Pendenzenliste für nächstes Jahr. Dieses Jahr wird es möglicherweise knapp...


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