Direkter Pfeiler, Klus

Der Klettergarten Klus Balsthal hat mehrere Sektoren (Da Capo, Neuer Klettergarten, Westpfeiler, Direkter Pfeiler, Graue Platte, Alter Klettergarten, Ostpfeiler) und hält zahlreiche Routen (4b bis 7b) und Mehrseillängenrouten bereit.

Voller Elan haben wir uns für den Direkter Pfeiler entschieden, obwohl die Schlüsselstelle eine 6c (6a, A0/A1) miteinschliesst.
Naja, in der Halle klettern wir ja auch eine 6c onsight aber das ist ja wohl doch nicht ganz das Gleiche - nicht wahr?

Zu meiner Dummheit (es gibt keine Entschuldigung dafür) habe ich doch glatt nur das Einfachseil anstatt die zwei Halbseile eingepackt!!
Nun gut, wenn man das Topo studiert, dann sollte es trotzdem gehen ansonst müssen wir eben über Lösungen nachdenken (fast wie an der Arbeit!).

Die Graue Platte, obwohl 'nur' eine 6a+ zeigt schon ihre Krallen - wir auch und klettern genüsslich mit ein paar Schweissausbrüchen bis zum ersten Stand.
Nur der erste Stand ist nicht unsere Route sondern eine Route daneben!

Naja nichts passiert - nichts pressiert, einfach traversieren und kein Pendel riskieren!

Nach dem nächsten Stand seitlich fällt es mir etwas schwer den beugsamen Schlaghaken zu ignorieren und mich dem eher brüchigen Fels durch die üppige Vegetation anzunehmen.

Die Sonne ist inzwischen hinter den Felsen hervorgekommen und erwärmt uns auf fast unanständige Weise.
Die Schweissperlen fliessen, nur das Bier dazu fehlt...

Die 5c chnurze ich hoch und die 4c fühlt sich auch nicht an als wäre ich ein Äffle im Walde.

Das Gestein ändert sein Farbe und Struktur. In der Graue Platte hatten wir noch kompakten fein strukturierten Fels. Hier treffen wir nun auf grob strukturierten, von Auge starkt zerrissenen hellen Fels oder ist dies bloss getrocktneter Lehm?

Meine Wunderwaffe heisst Sichern! Mir steht ein grosse Anzahl von drei mehr oder minder wackeligen Schlaghaken und zwei eher in die Jahre gekommene Reepschnüre zur Verfügung. Ich verbinde alles und den nächsten Schlaghaken oberhalb auch gleich.

Sebi kommt nach und wir beraten über unsere Möglichkeiten, Fähigkeiten und Wünsche.
Schlussendlich kann ich meinen treuen Kletterpartner überzeugen, dass heute noch nicht mein Tag meiner Tage gekommen ist und ich heute ganz einfach mental eine Memme bin.

Vom Stand in der Graue Platte reicht mein 50 Meter Seil dann auch nur dank der Seildehnung bis knapp auf das höchste Felsband. Der Rest war dann auch nur noch ein Sprung bis ganz nach unten.

Im Wald war es dann auch bedeutend kühler als in der Wand.
Erst war einmal Mittagessen angesagt und trinken mit Weitsicht, war es doch erst Halbzeit.

Wir kletterten im alten Klettergarten noch

- Sanfte Revolution 6a
- Viva la Revolution (probiert) 6c+
- Rivella 6a
- Rissverschneidung 5b


Dieser Klettergarten ist auch bei Familien beliebt, da er durch den kurzen Zustieg schnell und einfach zu erreichen ist. Es hat ein paar geeignete Feuerstellen zum brötle.

Übersichtsskizze, kurze Beschreibung und Topo im SAC Kletterführer 'Solothurner Jura'.

Es war ein etwas müder und heisser Tag aber wir kletterten ein paar sehr schöne Routen.
Es hat echt Spass gemacht!

Mit Bedacht gesund nach Hause zurück gekehrt...

Beim Rückmarsch durch den Wald sagte Sebi zu mir: "Weisst du, dass dies unsere erste Route ist, die wir nicht vollendet haben?"
"Ja ich weiss, dafür besteigen wir morgen einen gradiosen Berg, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird..."

Danke Sebi, es war trotzdem eine schöne Kletterei und morgen ist wieder ein Tag!