800 km den Rhein entlang


Publiziert von SCM , 4. August 2013 um 15:03.

Region: Welt » Terra Incognita
Tour Datum:22 Juli 2013
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SH   CH-ZH   CH-BS   CH-BL   D   F   CH-AG   CH-TG 
Zeitbedarf: 12 Tage
Aufstieg: 2020 m
Abstieg: 1890 m
Strecke:813 km

Da der Rhein direkt vor unserer Haustüre vorbeifliesst, haben wir uns schon oft mit der Idee beschäftigt, den Rhein von der Quelle bis zur Mündung in Rotterdam mit dem Fahrrad abzufahren. Diese Woche war es endlich so weit. Mit einem umgebauten Mountainbike und 18 Kilogramm Gepäck starteten wir am fürhen Montag Morgen bei schönstem Wetter in Vaduz:

Tag 1: Vaduz --> Güttingen (92 km)
Die ersten Kilometer legen wir direkt auf dem Rheindamm in Liechtenstein zurück. Nach kurzer Zeit erreichen wir bereits die Grenze zu Österreich. Dort folgen wir weiterhin dem Fahrradweg Richtung Bodensee. Dieser führt zuerst auch weiter dem Rheindamm entlang und später dann immer wieder durch die angrenzenden Felder. Später führt der Fahrradweg dann auch am Altrhein entlang. Dort gibt es immer wieder schöne Bademöglichkeiten.

Kurz vor St. Magrethen wechseln wir die Rheinseite und fahren auf der schweizer Seite weiter dem Rhein entlang bis zur Rheinspitze bei Altenrhein. Anschliessend folgen wir dem Bodensee über Rorschach, Arbon, und Romanshorn bis nach Güttingen.

Tag 2: Güttingen --> Altenburg (78 km)
Am nächsten Tag folgen wir weiterhin dem Bodensee und fahren über Kreuzlingen nach Konstanz. Nach einer kurzen Verpflegungspause in Konstanz fahren wir wieder zurück in die Schweiz und dann weiter dem Untersee entlang bis nach Stein am Rhein, wo wir eine weitere Pause einlegen. Stein am Rhein ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte am Rhein. Es gibt viele alte Gebäude und Plätze zu bestaunen, allerdings wimmelt es deshalb auch von Touristen.

Von Stein am Rhein folgen wir dem Nordufer des Rheins und fahren über einen kleinen Hügel nach Gailingen in Deutschland. Dort entscheiden wir uns dazu heute noch den Rheinfall in Neuhausen anzuschauen.

Dazu wechseln wir in Diessenhofen wieder die Rheinseite und fahren dazu über die einzig vollständige erhaltene Holzbrücke am Hochrhein. Über Feuerthalen folgen wir dem Verlauf des Rheins weiter bis nach Schaffhausen, wo wir wiederum die Rheinseite wechseln. Nachdem wir Schaffhausen durchquert haben, folgen wir der bestens ausgeschilderten Route zum Rheinfall in Neuhausen. Gemessen am Wasservolumen ist dies der grösste Wasserfall Europas.

Nach dem Besuch des Rheinfalls fahren wir noch einige Kilometer weiter bis nach Altenburg. Dort schafften wir es gerade noch ein paar Minuten nach Ladenschluss in den einzigen Dorfladen um unser Abendessen einzukaufen.

Tag 3: Altenburg --> Laufenburg (74 km)
Am nächsten Morgen besuchen wir als Erstes das Dorf Rheinau und das ehemalige Kloster Rheinau, die beide direkt in einer Doppelschleife des Rheins liegt.

Über Ellikon und Flaach fahren wir anschliessend weiter mehr oder weniger dem Rhein entlang. Von Flaach nach Berg am Irchel und Teufen müssen wir die wohl grösste Steigung der Tour (150 Höhenmeter) überwinden. Anschliessend folgt eine steile Abfahrt nach Tössegg, wo die Töss in den Rhein fliessst.

Ab Tössegg ist der Radweg am südlichen Rheinufer lange Zeit nicht sehr attraktiv. Meistens folgt der Radweg direkt der stark befahrenen Landstrasse Richtung Bad Zurzach. Zusätzlich müssn immer wieder kleine Steigungen überwunden werden, die sich auf die Dauer aufsummieren.

Nach einer längeren Pause in einem Park in Bad Zurzach fahren wir weiter dem Radweg entlang nach Laufenburg. Dabei fahren wir auch direkt am Kernkraftwerk Leibstadt vorbei. Kurz nach dem Kraftwerk Albbruck-Dogern finden wir eine schöne Badestelle am Rhein für eine letzte Pause vor Laufenburg.

Kurz nach der Badepause führt der markierte Radweg wieder zurück auf die Landstrasse und am Seitenrand dieser Strasse führt der Radweg direkt bis nach Laufenburg.

Tag 4: Laufenburg --> Basel (68 km)
Ab Laufenburg folgen wir vorerst wieder der Deutschen Rheinseite. Über Bad Säckingen erreichen wir schliesslich ein kleines Naturschutzgebiet bei Schwörstadt. Dort gibt es viele verschiedene Tiere zu sehen. Am Beeindruckenstend waren die viele Schwäne und Enten direkt auf den Fahrradweg, denen wir immer wieder ausweichen mussten.

Nach einiger Zeit erreichen wir Rheinfelden. Hier überqueren wir wieder den Rhein und besuchen die schöne Altstadt auf der Schweizer Rhein Seite. Anschliessend müssen wir noch einen kurzen Platzregen unter einem Vordach abwarten, bis wir weiter fahren können nach Augst. Dort besuchen wir bei brütender Hitze die Ruinen von Augusta Raurica.

Danach verpassen wir leider die passende Brücke nach Deutschland und müssen deshalb durch Pratteln, Schweizerhalle und Muttenz nach Basel fahren. Der Radweg ist hier alles andere als schön. Er besteht mehr oder weniger aus einem schmalen Seitenstreifen einer stark befahrenen Hauptstrasse und führt an Chemiefabriken und anderen Industriegebäude vorbei.

Irgendwann erreichen wir aber endlich die Innenstadt von Basel.

Tag 5: Basel --> Blodelsheim (50 km)
Am nächsten Tag starten wir erst kurz vor Mittag zur nächsten Etappe. Von Basel aus fahren wir als Erstes nach Frankreich und folgen dort dem Grand Canal d'Alsace Richtung Norden. Dabei durchqueren wir auch die Petite Camargue Alsacienne, ein Naturschutzgebiet in den Auenwäldern des Rheins.

Aufgrund der grossen Hitze müssen wir aber schon nach 2 Stunden eine längere Mittagspause in Kembs einlegen. Als sich dann schliesslich einige grössere Wolken vor die Sonne schieben, nutzen wir die Gelegenheit und fahren weiter.

Vorbei an einer Schleuse, deren Kontrollturm von Le Corbusier errichtet wurde, fahren wir immer weiter dem Kanal entlang nach Norden. Nach insgesamt ungefähr 50 Kilometeren erreichen wir bereits das heutige Ziel Blodelsheim.

Tag 6: Blodelsheim --> Rhinau (82 km)
Gemäss Wetterbericht sollte die Hitze vom Vortag nur ein Vorgeschmack auf das Wetter von diesem Samstag sein. So beschliessen wir bereits am frühen Morgen zu starten, um gegen Mittag bereits viele Kilometer zurückgelegt zu haben und eine lange Mittagsrast machen zu können.

Dieses Vorhaben gelingt nur bedingt, weil die Städte Neuf-Brisach und Brisach einfach zu schön anzuschauen sind, und wir deshalb viel Zeit in diesen beiden Städten verbringen.

Gegen Mittag erreichen wir Burkheim am Kaiserstuhl, wo wir die sehr heissen Mittagsstunden an einem Badesee verbringen. Bei ein wenig erträgerlichen Temperaturen gegen 16:00 fahren wir dann direkt am Rhein entlang weiter Richtung Rust. Gegen Abend wollen wir uns dort eine Übernachtungsmöglichkeit suchen, da aber Ferienzeit ist und viele Leute den Europapark besuchen wollen, können wir im Umkreis von Rust keine Übernachtungsmöglichkeit finden. Deshalb müssen wir gegen Abend noch weiterfahren nach Rhinau.

Im Nachhinein stellt sich das als Glückfall heraus. Bei schönstem Wetter und nun ertragbareren Temperaturen haben wir das Naturschutzgebiet Taubergiessen für uns alleine. Nach der Besichtigung von Taubergiessen nehmen wir die Fähre nach Rhinau.

Tag 7: Rhinau --> Strasbourg (45 km)
Der Sonntag ist für uns vor allem ein Ruhetag. Wir wollen den Grossteil des Tages in Strasbourg verbringen und das Fahrrad zur Abwechslung mal sicher verstauen.

Von Rhinau aus folgen wir dem Radweg entlang des Canal du Rhône au Rhin Richtung Strasbourg. Wir können dem Kanal fast direkt bis in die Innenstadt von Strasbourg folgen und so erreichen wir schon gegen Mittag unser Ziel.

Tag 8: Strasbourg --> Neuburg (86 km)
Am nächsten Tag verlassen wir Strasbourg. Schon wenige Kilometer ausserhalb der Stadt fahren wir durch einen schönen Wald, den Forêt de la Robertsau. Anschliessend wechseln wir an eine Strasse die direkt dem Rhein entlang führt. Diese Strasse ist allerdings immer mal wieder wegen Militärübungen gesperrt. Wir hatten aber Glück und konnten direkt am Rhein weiter fahren. In der Nähe von Drusenheim machen wir eine späte Mittagspause.

Nach der Mittagpause verschlechtert sich das Wetter leider ziemlich rasch. Es beginnt immer stärker zu regnen und trotz Regenschutz werden wir ziemlich nass. Trotzdem können wir die Fahrt durch das Réserve Naturelle Delta de la Sauer geniessen.

Als wir schliesslich Lauterbourg, das letzte französische Dorf am Rhein, erreichen, ist das Wetter schon wieder bedeutend besser. Nach einem stärkenden Flammkuchen nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff und erreichen gegen Abend unser Ziel in Neuburg.


Tag 9: Neuburg --> Speyer (94 km)
Der Dienstag startet gleich mit einem platten Reifen. Nachdem wir den Schlauch gewechselt haben können wir aber doch noch zu heutigen Etappe aufbrechen. Weil wir aber noch einen neuen Ersatzschlauch kaufen wollen, statten wir einem Fahrradhändler in Maximilansau einen Besuch ab. Das steillt sich als Glücksfall raus, den kurz bevor wir den Fahrradhändler erreichen, müssen wir feststellen, dass der Schlauch schon wieder platt ist. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Fremdkörper im Reifen selbst Schuld ist für die platten Reifen. Doch auch der Fahrradhändler selbst kann nichts Aussergewöhnliches feststellen.

Immerhin hält der nächste Schlauch ein wenig länger. Erst kurz vor Sondernheim ist die Luft wieder raus aus dem Schlauch. Dieses Mal können wir mit Hilfe dann endlich den kleinen gut versteckten Dorn im Reifen finden der für die vielen platte Schläuche verantwortlich war. Glücklicherweise hält die Luft in den Schläuchen bis zum Schluss der Reise.

Von Germersheim aus fahren wir nur noch bis nach Speyer, wo wir den Dom zu Speyer, ein UNSECO Weltkulturerbe, und auch den Rest der Sehenswürdigkeiten, ausgiebig besichtigen.

Tag 10: Speyer --> Oppenheim (97 km)
Am nächsten Tag fahren wir früh weiter Richtung Mainz. Gegen Mittag erreichen wir das Stadtgebiet von Ludwigshafen. Hier teilt sich der offizielle Radweg in zwei verschiedene Varianten. Die erste führt in einem grossen Bogen um das Stadtgebiet herum und die zweite Alternative führt quer durch die Stadt hindurch. Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Die Fahrt in die Innenstadt ist gut ausgeschildert und unkompliziert, allerdings ist die Stadt selbst wenig spektakulär. Auch die Fahrt aus der Innenstadt raus Richtung Worms ist nicht sehr attraktiv. Auf mehr als 10 Kilometern folgt der Radweg der riesigen Fabrikanlage von BASF.

Irgendwann erreichen wir dann aber doch wieder Felder und nach wenigen Kilometern auch die ehemalige Reichsstadt Worms. Hier weichen wir vom offiziellen Rhein-Radweg ab und folgen bis Oppenheim der Rheinterassenroute.

Tag 11: Oppenheim --> Mainz (41 km)
Von Oppenheim aus besuchen wir kurz Nierstein, bevor wir mit der Fähre wieder an das rechtsrheinische Gebiet wechseln. Von dort aus folgen wir immer dem Rhein, bis wir schliesslich die Mainspitze erreichen. Dort können wir beobachten wie grosse Frachtschiffe vom Main in den Rhein einfahren, oder umgekehrt, vom Rhein in den Main abbiegen.

Anschliessend überqueren wir ein letztes Mal den Rhein und fahren in die Innenstadt von Mainz.

Tag 12: Buchs --> Vaduz (7 km)
Der letzte Tag ist für die Heimreise reserviert. Grundsätzlich kann man Fahrräder in Deutschland in praktisch allen Zügen mitnehmen. Für die ICEs braucht es dafür allerdings eine frühzeitige Reservierung. Dafür waren wir zu spät, und deshalb mussten wir Regionalzüge für die Heimreise benutzen. Diese Züge halten an sehr vielen Bahnhöfen, aber die Fahrrad-Mitnahme ist sehr unkompliziert. Nach 7 Stunden erreichen wir Buchs und müssen nur noch die letzten Kilometer mit dem Fahrrad an den Ausgangsort zurücklegen.

Nach insgesamt etwas mehr als 810 Kilometer und 2000 Höhenmeter sind wir wieder zurück in Vaduz. Hoffentlich können wir bald die restliche Strecke am Rhein von Mainz nach Rotterdam abfahren.

Tourengänger: SCM, melo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»