Wenn man vom Dach einer Insel, eines Landes oder Kontinents spricht, handelt es sich meist um den höchsten Punkt, der mit entsprechender Ambition erklommen werden muss. Beim Dach Sardiniens handelt es sich um ein Flachdach, was zunächst meine Begeisterung etwas dämpft. Lohnt sich das mit der langen Anfahrt, um dann gerade mal 530 Höhenmeter zu absolvieren und dafür stundenlang zu marschieren?
Es lohnt sich tatsächlich und wenn man noch den einen oder anderen zusätzlichen Gipfel mit einstreut, dann wird's sogar etwas alpin.
Vom Rifugio S'Arena folgen wir dem Schotterweg aufwärts, der nach zwei Kehren Richtung Südosten auf unser erstes Ziel zusteuert, die Bruncu Spina. Aus dem Schotterweg wird an zwei nicht mehr lesbaren Holzschildern ein Pfad, der zu einem Sattel führt, dem Arcu Artilai. Hier erblicken wir doch tatsächlich eine frisch gestrichene Markierung, die unseren Rückweg begleiten wird. Schilder, wie im Wanderführer vermerkt gibt's keine. Auch gut.
In der Karte ist ein Pfad von Arcu Artilai direkt zur Bruncu Spina eingezeichnet, zunächst nach Norden, dann nach Osten schwenkend. Der ist natürlich nicht markiert und kurze Zeit später stellen wir wieder einmal fest, dass Karte und Realität wieder einmal differieren. Ist aber nicht schlimm, wir steigen weglos die paar Höhenmeter nach Osten zum Kamm hoch, wo ein breiter Fahrweg zur Bruncu Spina hochführt. Neben dem steigt man leicht auf den Gipfel mit seinem kleinen Metall-Kreuz, der Fahrweg umrundet diesen und führt zu den Sendeanlagen, die ca. 100 m östlich liegen. Wir bemerken auch den Skilift, der vom Rifugio Baita herauf führt.
Der Weiterweg ist nun eindeutig. Immer am Kamm entlang geht's Richtung Süden, wobei wir den nächsten Gupf, die Punta Paulinu nicht auf dem Wanderweg umgehen, sondern weglos überschreiten und so zum Sattel Arcu Gennargentu kommen. Hier treffen wir wieder auf den markierten Wanderweg, der vom Arcu Artilai an der Westseite des Kammes herführt, unser Rückweg.
Der Weiterweg Richtung Süden zum La Marmora ist nun ebenfalls markiert, wir erreichen wieder einen Sattel, Genna Arisa und sehen bereits das grosse Kreuz. Der höchste Punkt der Insel ist allerdings noch etwas weiter südlich am Kamm, markiert durch einen grossen Steinmann. Direkt am Kamm geht's dort hin, zurück wieder auf einem Pfad, der etwas unterhalb der Kammlinie verläuft.
Auf dem Rückweg nehmen wir auch noch die Punta Su Sciuscu mit, weil wir schon mal da sind. Ausserdem bläst der Wind recht stark und wir können uns die Finger am Fels wärmen. Über Stock und Stein erreichen wir den Wanderweg am Arcu Gennargentu.
Nun nehmen wir den markierten Wanderweg (No 721), der uns zurück zum Arcu Artilai führt. An dem verfallenen Rifugio La Marmora vorbei mit einladendem Picknickplatz und Quelle steigen wir in wunderschönem von der Nachmittagssonne beleuchteten Gelände zurück zum Arcu Artilai und von dort auf bekanntem Weg zurück zum Rifugio S'Arena.
Bemerkung:
Die Tour an sich ist leicht, nur unsere kurzen weglosen Gipfelsprints auf Paulinu und Sciuscu tendieren nach T3, sind aber optional. Bei guter Sicht ist die Orientierung kein Problem, bei Nebel könnte ich mir vorstellen, dass die Tour nicht mehr so empfehlenswert ist. Es gibt auch die Möglichkeit, vom Rifugio Baita über die Ostseite zum Kamm hoch zu steigen. Wahrscheinlich präferieren manche diese Variante, weil sie weniger Fahrerei verursacht, wenn man vom Norden (Fonni) anreist. Wir würden S'Arena als Ausgangspunkt vorziehen. Die Westseite wird am Nachmittag wunderschön von der Sonne beschienen und die Rastplätze sind wirklich traumhaft gelegen.
Berichtigung:
In der Karte ist die Punta Su Sciusciu (neben der Genna Orisa) fälschlicherweise als Bruncu Spina bezeichnet. Es gibt auf ihr also 2 Berge mit diesem Namen. Doppelt hält besser.
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