Gelarx 2119,8m und zwei Besteigungsversuche am Aragac 4090,1m
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VOM WINDE VERWEHT AUF DEM DACH VON ARMENIEN.
Unser Reiseplan war zuerst den höchsten Gipfel von Armenien, den 4090,1m hohen Արագած (Aragac) zu besteigen. Anschliessend wollten wir in den von keinem Land als eigenständig anerkannten Staat Nagorno-Karabakh reisen um dort den höchsten Gipfel Մռավի լեռնաշղթա (Mṙavi Leṙnaǰġt’a; 3724m) zu besuchen. Dies wäre wohl ein fast unmögliches Abenteuer gewesen, denn der Berg liegt in einer militärischen Zone auf der Grenze zu Aserbaidschan, auf aserbaidschanisch heisst der Gipfel auch Murovdağ. Doch die Pläne verwarfen wir da wir wegen Sturm in der Biwaknacht und am Folgetag wieder absteigen mussten. Da unser Hauptziel der Aragac war starteten wir drei Tage später nochmals einen anlauf, wurden aber wieder wegen Sturm zu Rückzug gezwungen.
Armenien Allgemein
Das Land Armenien ist kleiner als die Schweiz doch genau so gebirgig und um es von Süden nach Norden zu durchqueren müssen viele Pässe überwunden werden. Es gilt als ältestes christliches Land der Welt, hat eine eigene Sprache mit einer eigenen Schrift. Auch wenn man kein Armenisch versteht kann man sich mit Russisch und Englisch problemlos verständigen. Allerdings trifft man ausserhalb der Städten Menschen die keine Fremdsprache sprechen. Die Leute welche wir trafen waren alle sehr offen und gastfreundlich. Das Reisen im Land ist problemlos möglich, denn wo kein Bus fährt kommt man mit den billigen Taxis überall hin. Ausserhalb der Hauptstadt Երևան (Ere͡wan) scheint die Zeit stehen geblieben und viele Gebäude und Autos habe ihre beste Zeit schon längst hinter sich. Dafür ist die meist vulkanisch geprägte Landschaft einzigartig und als Bergsteiger oder Wanderer würde einem garantiert einen ganzen Sommer hindurch nie langweilig.
In Zentrum von Ere͡wan übernachteten wir im empfehlenswerten Envoy-Hostel. Hier gibt es schöne Zimmer und die Angestellten sind sehr hilfsbereit wenn man Informationen benötigt. In Ere͡wan trafen wir auch Freunde vom Armenischen Alpenclub von denen sich uns spontan Ահարոն (Aharon) zum ersten Besteigungsversuch vom Aragac anschloss. Während unseres Aufenthaltes in Երևան (Ere͡wan) unternahmen wir zusätzlich einen Tagesausflug zum riesigen Սևանա լիճ (Se͡wana lič) der fast doppelt so gross wie der Bodensee ist. Der Ausflug war sehr abwechslungsreich auch wenn es am Ufer auf fast 2000m sehr kalt und windig war.
22./23.4.2013 - Erster Besteigungsversuch
Am späteren Nachmittag fuhren wir bei eher trübem Wetter mit einem Taxi ins Dorf Aragac das nachdem Berg benannt ist. Aharon klopfte beim letzten Haus des Dorfes und die Bauernfamilie lud uns nach armenischer Gastfreundschaft ein um zu übernachten. Die Frauen machten sich sogleich an Kochen. Gegen Abend wurden wir mit einem üppigen Nachtessern überrascht. Alles stammte aus eigenem Anbau und war sehr fein. Ursprünglich wollten wir im Schlafsack übernachten doch die Armenische Gastfreundschaft kannte keine Grenzen und sie gaben uns ihr Schlafzimmer!
Um vier Uhr morgens machten wir uns dann mir schwerem Gepäck auf um unser Lager auf 3150m noch vor dem Mittag zu erreichen. Doch schon bei der ersten Bachüberquerung passierte ein Unglück. David rutschte aus und wollte den Rucksack festhalten dass er nicht ins Wasser fiel. Dabei verrenkte sich seine Schulter so stark dass ihm „Schwarz vor den Augen“ wurde. Trotz Schmerzen gingen wir nach einer halbstündigen Pause weiter und ich trug vorerst seine Ski. Die ersten Schneeflächen schienen in greifbarer Nähe doch die sanften Vulkanhänge täuschten und so liefen wir eine Stunde bis wir die Ski oder Schneeschuhe an die Füsse schnallen konnten. Bis zu unserem Biwakplatz knapp 1000m höher war es mit über 20kg auf dem Rücken noch ein längerer Marsch und so stiegen wir langsam die verschneiten Vulkanhänge hinauf bis wir vor Mittag unser Biwakplatz erreichten. Besonders David war froh wegen seiner Verletzung endlich angekommen zu sein. So gruben Aharon und ich Löcher in Schnee, stellten die Zelte auf und begannen zu Kochen und Schnee zu schmelzen. Am späteten Nahmittag hatten wir genügend frischen Tee gekocht und unsere Schweizer Ravioli sowie Knorr-Suppe gegessen. Eigentlich hat nur noch das Schweizer Bier gefehlt :-)
Als ich um 10 Uhr abend vor das Zelt trat war es nahezu windstill und der Himmel war sternenklar. Es ging gerade der Jupiter über dem Hauptgipfel unter und ich war sicher am kommenden Tag dort oben auf dem Aragac zu stehen. Gegen drei Uhr begann es plötzlich heftig an unseren Zelten zu schütteln. Der Sturm hielt bis am Morgen weshalb wir unser Aufbruch zum Gipfel mehrmals hinaus zögerten. Um halb acht liefen wir trotz starkem Wind schliesslich los doch schon nach einer halben Stunde mussten wir erkennen dass es weiter oben noch stürmischer war und eine Besteigung unmöglich gewesen wäre.
Schweren Herzens kehrten wir um und stiegen zum Biwakplatz ab. Der Abbau der Zelte war wegen dem starken Wind einer Herausforderung doch irgendwann war alles Material im Rucksack verstaut. Der Abstieg war nun trotz dem schweren Rucksack gemütlich, schliesslich ging es nun nur noch bergab. Als wir wieder das Dorf erreichten ruften unsere Gastgeber ein Taxi und so waren wir schon um die Mittagszeit wieder in unserem Hostel.
26./27.4.2013 - Zweiter Besteigungsveruch
Nach zwei Tagen Erholung in Ere͡wan wollten wir nochmals einen Besteigungsversuch wagen. Die Wetterprognosen waren stabil und der Wind sollte nur schwach sein. Wir wollten den Berg aber nun in einem Zug mit leichtem Material besteigen und fuhren deshalb am Abend wieder ins Dorf Aragac. Dort waren wir erst einmal wegen dem starken Wind überrascht und hofften dass der Wind in der Nacht einschläft. Gegen 22 Uhr liefen wir mit langsamem Tempo und Mondlicht los, schliesslich hatten wir genügend Zeit und mussten unsere Kräfte für 2000 Höhenmeter einteilen. Mit jedem Höhenmeter nahm leider der Wind zu so dass es uns auf etwa 2800m Höhe bei starken Böen fast umwehte. Frustriert erkannten wir dass bei diesen Bedingungen es unmöglich ist den Gipfel zu erreichen. Was sollte eigentlich die Online-Wetterprognose bei "Mountain-Forecast"? Um doch noch auf einem armenischen Gipfel zu stehen besuchten wir im Abstieg den Grashügel Գելարխ (Gelarx; 2119,8m) oberhalb vom Dorfrand von Aragac. Als wir durchs Dorf liefen wurden wir von einem älteren Mann sogleich zum Kaffee eingeladen. Zusammen mit seinem Sohn fuhren wir danach gemeinsam zurück in die Hauptstadt.
Fazit
Wir hatten einfach Wetterpech am Berg. Dennoch war der Urlaub in Armenien schön weil wir ein neues Land und nette Menschen kennen lernten. Schon vor der Heimreise trafen wir die Entscheidung, im trockenen Spätsommer nochmals nach Armenien für einen Kurzurlaub zu reisen. Bei nahezu schneefreien Verhältnisen sollte es dann aber möglich sein alle vier Aragac-Gipfel überschreiten.
Anmerkung:
Die Tourendaten beziehen sich auf den zweiten Besteigungsversuch. Im September denselben Jahres standen wir schliesslich noch erfolgreich auf dem Gipfel: Aragac
Unser Reiseplan war zuerst den höchsten Gipfel von Armenien, den 4090,1m hohen Արագած (Aragac) zu besteigen. Anschliessend wollten wir in den von keinem Land als eigenständig anerkannten Staat Nagorno-Karabakh reisen um dort den höchsten Gipfel Մռավի լեռնաշղթա (Mṙavi Leṙnaǰġt’a; 3724m) zu besuchen. Dies wäre wohl ein fast unmögliches Abenteuer gewesen, denn der Berg liegt in einer militärischen Zone auf der Grenze zu Aserbaidschan, auf aserbaidschanisch heisst der Gipfel auch Murovdağ. Doch die Pläne verwarfen wir da wir wegen Sturm in der Biwaknacht und am Folgetag wieder absteigen mussten. Da unser Hauptziel der Aragac war starteten wir drei Tage später nochmals einen anlauf, wurden aber wieder wegen Sturm zu Rückzug gezwungen.
Armenien Allgemein
Das Land Armenien ist kleiner als die Schweiz doch genau so gebirgig und um es von Süden nach Norden zu durchqueren müssen viele Pässe überwunden werden. Es gilt als ältestes christliches Land der Welt, hat eine eigene Sprache mit einer eigenen Schrift. Auch wenn man kein Armenisch versteht kann man sich mit Russisch und Englisch problemlos verständigen. Allerdings trifft man ausserhalb der Städten Menschen die keine Fremdsprache sprechen. Die Leute welche wir trafen waren alle sehr offen und gastfreundlich. Das Reisen im Land ist problemlos möglich, denn wo kein Bus fährt kommt man mit den billigen Taxis überall hin. Ausserhalb der Hauptstadt Երևան (Ere͡wan) scheint die Zeit stehen geblieben und viele Gebäude und Autos habe ihre beste Zeit schon längst hinter sich. Dafür ist die meist vulkanisch geprägte Landschaft einzigartig und als Bergsteiger oder Wanderer würde einem garantiert einen ganzen Sommer hindurch nie langweilig.
In Zentrum von Ere͡wan übernachteten wir im empfehlenswerten Envoy-Hostel. Hier gibt es schöne Zimmer und die Angestellten sind sehr hilfsbereit wenn man Informationen benötigt. In Ere͡wan trafen wir auch Freunde vom Armenischen Alpenclub von denen sich uns spontan Ահարոն (Aharon) zum ersten Besteigungsversuch vom Aragac anschloss. Während unseres Aufenthaltes in Երևան (Ere͡wan) unternahmen wir zusätzlich einen Tagesausflug zum riesigen Սևանա լիճ (Se͡wana lič) der fast doppelt so gross wie der Bodensee ist. Der Ausflug war sehr abwechslungsreich auch wenn es am Ufer auf fast 2000m sehr kalt und windig war.
22./23.4.2013 - Erster Besteigungsversuch
Am späteren Nachmittag fuhren wir bei eher trübem Wetter mit einem Taxi ins Dorf Aragac das nachdem Berg benannt ist. Aharon klopfte beim letzten Haus des Dorfes und die Bauernfamilie lud uns nach armenischer Gastfreundschaft ein um zu übernachten. Die Frauen machten sich sogleich an Kochen. Gegen Abend wurden wir mit einem üppigen Nachtessern überrascht. Alles stammte aus eigenem Anbau und war sehr fein. Ursprünglich wollten wir im Schlafsack übernachten doch die Armenische Gastfreundschaft kannte keine Grenzen und sie gaben uns ihr Schlafzimmer!
Um vier Uhr morgens machten wir uns dann mir schwerem Gepäck auf um unser Lager auf 3150m noch vor dem Mittag zu erreichen. Doch schon bei der ersten Bachüberquerung passierte ein Unglück. David rutschte aus und wollte den Rucksack festhalten dass er nicht ins Wasser fiel. Dabei verrenkte sich seine Schulter so stark dass ihm „Schwarz vor den Augen“ wurde. Trotz Schmerzen gingen wir nach einer halbstündigen Pause weiter und ich trug vorerst seine Ski. Die ersten Schneeflächen schienen in greifbarer Nähe doch die sanften Vulkanhänge täuschten und so liefen wir eine Stunde bis wir die Ski oder Schneeschuhe an die Füsse schnallen konnten. Bis zu unserem Biwakplatz knapp 1000m höher war es mit über 20kg auf dem Rücken noch ein längerer Marsch und so stiegen wir langsam die verschneiten Vulkanhänge hinauf bis wir vor Mittag unser Biwakplatz erreichten. Besonders David war froh wegen seiner Verletzung endlich angekommen zu sein. So gruben Aharon und ich Löcher in Schnee, stellten die Zelte auf und begannen zu Kochen und Schnee zu schmelzen. Am späteten Nahmittag hatten wir genügend frischen Tee gekocht und unsere Schweizer Ravioli sowie Knorr-Suppe gegessen. Eigentlich hat nur noch das Schweizer Bier gefehlt :-)
Als ich um 10 Uhr abend vor das Zelt trat war es nahezu windstill und der Himmel war sternenklar. Es ging gerade der Jupiter über dem Hauptgipfel unter und ich war sicher am kommenden Tag dort oben auf dem Aragac zu stehen. Gegen drei Uhr begann es plötzlich heftig an unseren Zelten zu schütteln. Der Sturm hielt bis am Morgen weshalb wir unser Aufbruch zum Gipfel mehrmals hinaus zögerten. Um halb acht liefen wir trotz starkem Wind schliesslich los doch schon nach einer halben Stunde mussten wir erkennen dass es weiter oben noch stürmischer war und eine Besteigung unmöglich gewesen wäre.
Schweren Herzens kehrten wir um und stiegen zum Biwakplatz ab. Der Abbau der Zelte war wegen dem starken Wind einer Herausforderung doch irgendwann war alles Material im Rucksack verstaut. Der Abstieg war nun trotz dem schweren Rucksack gemütlich, schliesslich ging es nun nur noch bergab. Als wir wieder das Dorf erreichten ruften unsere Gastgeber ein Taxi und so waren wir schon um die Mittagszeit wieder in unserem Hostel.
26./27.4.2013 - Zweiter Besteigungsveruch
Nach zwei Tagen Erholung in Ere͡wan wollten wir nochmals einen Besteigungsversuch wagen. Die Wetterprognosen waren stabil und der Wind sollte nur schwach sein. Wir wollten den Berg aber nun in einem Zug mit leichtem Material besteigen und fuhren deshalb am Abend wieder ins Dorf Aragac. Dort waren wir erst einmal wegen dem starken Wind überrascht und hofften dass der Wind in der Nacht einschläft. Gegen 22 Uhr liefen wir mit langsamem Tempo und Mondlicht los, schliesslich hatten wir genügend Zeit und mussten unsere Kräfte für 2000 Höhenmeter einteilen. Mit jedem Höhenmeter nahm leider der Wind zu so dass es uns auf etwa 2800m Höhe bei starken Böen fast umwehte. Frustriert erkannten wir dass bei diesen Bedingungen es unmöglich ist den Gipfel zu erreichen. Was sollte eigentlich die Online-Wetterprognose bei "Mountain-Forecast"? Um doch noch auf einem armenischen Gipfel zu stehen besuchten wir im Abstieg den Grashügel Գելարխ (Gelarx; 2119,8m) oberhalb vom Dorfrand von Aragac. Als wir durchs Dorf liefen wurden wir von einem älteren Mann sogleich zum Kaffee eingeladen. Zusammen mit seinem Sohn fuhren wir danach gemeinsam zurück in die Hauptstadt.
Fazit
Wir hatten einfach Wetterpech am Berg. Dennoch war der Urlaub in Armenien schön weil wir ein neues Land und nette Menschen kennen lernten. Schon vor der Heimreise trafen wir die Entscheidung, im trockenen Spätsommer nochmals nach Armenien für einen Kurzurlaub zu reisen. Bei nahezu schneefreien Verhältnisen sollte es dann aber möglich sein alle vier Aragac-Gipfel überschreiten.
Anmerkung:
Die Tourendaten beziehen sich auf den zweiten Besteigungsversuch. Im September denselben Jahres standen wir schliesslich noch erfolgreich auf dem Gipfel: Aragac
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