Rossbodenstock 2836m (Abfahrt "Chälen")
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Über dem Nebel in totaler Einsamkeit
Als ich das Wetterbulletin las (Hochnebel bis mind. 2000m) dachte ich schon, dass es am Oberalppass 2043m auch wieder nur so wimmeln wird von schnee- und sonnenhungrigen Skitüürler. Ich staunte dann aber nicht schlecht, dass der 07.27 Uhr Zug fast leer war bzw. dass fast keine Personen auf der Passhöhe ausstiegen. Staunen ist überhaupt das richtige Stichwort für diesen Tourentag. Sei dies über die spurlose, jungfräuliche Westlanke des Rossbodenstock 2836m, sei es über das Nebelmeer, welches ich auf ca. 2400m hinter mir liess, sei es über die totale Einsamkeit in dieser doch sonst so populären Gegend oder sei es dann über die fantastische Abfahrt durch die "Chälen" hinunter in die mit Traumpulver versehene Alp Rossboden.
Zugegeben, der Aufstieg zum Pazolastocks hatte es ziemlich in sich, da ich wie erwähnt erst auf ca. 2400m das beinahe völlige Whiteout hinter mir liess (bin alles nach GPS aufgestiegen). Nachfolgende werden sich auch über die Spuranlage gewundert haben, aber was soll's. Ich versteh' sowieso nicht, wie sich die Leute ständig über die Spuranlage äussern (auch hier auf Hikr). Wem doch eine Spur nicht passt, der soll ganz einfach eine neue legen, statt die bisherige zu benützen und dann lauthals darüber zu jammern. Sachen gibt's.
Kaum hatte ich in die Ostflanke des Pazolastocks gewechselt (problemloser Übergang), kam ich wie erwähnt in den Genuss eines fantastischen Nebelmeeres, welches ich vermutlich im 5 Minuten-Rythmus immer wieder auf's Neue fotografieren musste. Unglaublich diese Stimmung - das nennt man glücklich sein.
Auf dem Gipfel des Pazolastock 2740m gab's für mich dann erstmal eine kleine Ruhepause - auch nach über 30 Minuten waren noch keine Verfolger in Sicht. Es folgte nun die Traverse hinüber zur Martschalllücke 2684m, welche aktuell noch ganz gut mit den Skiern zu bewältigen ist. Harscheisen bieten auf alle Fälle die nötige Sicherheit und sollten nicht fehlen. Nun sah ich auch erste Personen den Pazolastock erklimmen, es wird somit weiterin sehr ruhig bleiben in der Rossbodenstock-Gegend. Eine Tourengruppe konnte ich noch im Aufstieg auf den Piz Badus beobachten - ebenfalls ein sehr erhabenes Gipfelziel.
Der kurze Fussaufstieg von der Martschalllücke hinauf auf den Nordostgrat bewältigte ich heute ohne Pickel und Steigeisen, war jedoch infolge sehr harter Unterlage ein wenig grenzwertig. Die Tritte musste ich mit viel Kraft in die Flanke schlagen, die Spitzen der Skistöcke gaben dazu die nötige Sicherheit.
Es folgte der weitere Aufstieg mit den Skis richtung P. 2828m, wo ich den Grat mehrmals auf diverse Einfahrtsmöglichkeiten für das Chälen-Couloir absuchte. Verschiedene Möglichkeiten werden einem offeriert, aktuell muss einzig der freigelegten oder tückisch überschneiten Felssituation Rechnung getragen werden. Bald schon war eine spannende Variante gefunden, diese dann markiert und so zog ich weiter bis zum Gipfelkreuz des Rossbodenstock 2836m.
Auch hier musste ich nochmals inne halten und die Aussicht geniessen - ich spürte, dass eine Erkältung oder im schlechtesten Fall erneut eine Grippe im Anzug ist. Die Kräfte liessen bereits ein wenig zu wünschen übrig, auch die Temperaturen luden nicht gerade zum langen Verweilen ein. Also zurück zum markierten Einstieg, die Felle gegen den Abfahrtsmodus ausgetauscht, Helm auf und rein ins Vergnügen.
Und es war ein Vergnügen, ein ausgezeichnetes sogar! Der erste Teil des Chälen-Couloirs hatte noch harten Altschnee unter der Neuschneedecke, was anfänglich ziemlich ruppig zu und her ging. Bald aber entdeckte ich an den rechten Couloirwänden fantastische Verhältnisse, welche meinen Energieverlust ziemlich rasch in Vergessenheit brachte. Am Ende der Chälen, zu Beginn der Lang Egg wartete nun ein breiter, unberührter Pulverteppich darauf verziert zu werden. Diese Chance liess ich mir nicht nehmen und das Schöne daran war, die Abfahrt in diesen Traumverhältnissen wollte einfach keine Ende nehmen. Bis mind. P. 2070 war es schlichtwegs genial und weil danach bald schon die Wildschutzzone beginnt, heisst es dann auch über den Eggen die Flanke zu wechseln, was mit leicht schwererem, jedoch noch immer fantastisch schön zu fahrendem Schnee einher ging.
Vom Eggen gab's nochmals eine interessante Variante hinunter zur Alp Graben 1764m, wo ich dann an der Hausmauer solange die Sonne genoss, bis dicke Nebelschwaden von der Schöllenen in Richtung Andermatt Einzug hielten. Die Weiterfahrt hinunter nach Matill entsprechend bei sehr nassem und sehr schwerem Schnee - man konnte eine direkte Abfahrtslinie wählen und wurde automatisch bis beinahe zum Stillstand gebremst.
Von Matill dann auf der noch immer eingeschneiten Alpstrasse (Ausnahme kurze Tragestecke über 20 Meter) bis zur Passstrasse, welche von Andermatt hinauf zum Oberalppass führt. Anschliessend die Skis auf die Schultern und auf der schneefreien Strasse zurück zum Bahnhof Andermatt 1436m.
Fazit:
Es lohnt sich auch in dieser Jahreszeit Skitourenklassiker wie zum Beispiel Touren ab dem Oberalppass unter die Skis zu nehmen. Viele Türler haben vermutlich bereits abgeschlossen oder blieben wegen den Wetterprognosen zu Hause. Für den Aufstieg zum Rossbodenstock würde ich Steigeisen oder Pickel (entweder oder) empfehlen, je nach Verhältnisse ist man froh darüber. Die Abfahrt durch die "Chälen" braucht sicherlich die nötige Erfahrung was Einfahrten in solches Gelände betrifft, ebenso benötigt diese - wie auch die Abfahrt über die Normalroute durch die Westflanke - sichere Lawinenverhältnisse. Das heutige "mässig" des SLF stimmte auf jeden Fall exakt. Ein fantastischer Tourentag und dies, obwohl ich wegen den Prognosen eine Skitour mitte Woche abgeschrieben hatte und mir dafür einen Einkaufstag in Kreuzlingen geplant hatte. Aber lieber mit einem glücklichen Lachen im gebräunten Gesicht in alten Huddeln herumlaufen, als mit einer Grossstadt-Miene (Blick und Mundwinkel gegen Süden...) und makellosen Stoffen sich den Wetterfrust wegkaufen.
Tour im Alleingang.
Aufstiegszeit Oberalppass - Pazolastock: 1h 30min (inkl. Pausen)
Aufstiegszeit Pazolastock - Rossbodenstock: 50min (inkl. Pausen)
Start: 07.55 Uhr
Pazolastock: 09.30 Uhr
Rossbodenstock: 11.00 Uhr
Start Abfahrt: 11.20 Uhr
Bahnhof Andermatt: 13.15 Uhr
SLF: "Mässig"
Route Nr. 901a & 901b - Skitouren Zentralschweizer Voralpen und Alpen - Martin Maier
Route Nr. 163a (inkl S. 210) - Alpine Skitouren Zentralschweiz - Tessin - Willy Auf der Maur
Route Nr. 516 - Die schönsten Skitouren der Schweiz - Scanavino / Gansser / Auf der Maur
Als ich das Wetterbulletin las (Hochnebel bis mind. 2000m) dachte ich schon, dass es am Oberalppass 2043m auch wieder nur so wimmeln wird von schnee- und sonnenhungrigen Skitüürler. Ich staunte dann aber nicht schlecht, dass der 07.27 Uhr Zug fast leer war bzw. dass fast keine Personen auf der Passhöhe ausstiegen. Staunen ist überhaupt das richtige Stichwort für diesen Tourentag. Sei dies über die spurlose, jungfräuliche Westlanke des Rossbodenstock 2836m, sei es über das Nebelmeer, welches ich auf ca. 2400m hinter mir liess, sei es über die totale Einsamkeit in dieser doch sonst so populären Gegend oder sei es dann über die fantastische Abfahrt durch die "Chälen" hinunter in die mit Traumpulver versehene Alp Rossboden.
Zugegeben, der Aufstieg zum Pazolastocks hatte es ziemlich in sich, da ich wie erwähnt erst auf ca. 2400m das beinahe völlige Whiteout hinter mir liess (bin alles nach GPS aufgestiegen). Nachfolgende werden sich auch über die Spuranlage gewundert haben, aber was soll's. Ich versteh' sowieso nicht, wie sich die Leute ständig über die Spuranlage äussern (auch hier auf Hikr). Wem doch eine Spur nicht passt, der soll ganz einfach eine neue legen, statt die bisherige zu benützen und dann lauthals darüber zu jammern. Sachen gibt's.
Kaum hatte ich in die Ostflanke des Pazolastocks gewechselt (problemloser Übergang), kam ich wie erwähnt in den Genuss eines fantastischen Nebelmeeres, welches ich vermutlich im 5 Minuten-Rythmus immer wieder auf's Neue fotografieren musste. Unglaublich diese Stimmung - das nennt man glücklich sein.
Auf dem Gipfel des Pazolastock 2740m gab's für mich dann erstmal eine kleine Ruhepause - auch nach über 30 Minuten waren noch keine Verfolger in Sicht. Es folgte nun die Traverse hinüber zur Martschalllücke 2684m, welche aktuell noch ganz gut mit den Skiern zu bewältigen ist. Harscheisen bieten auf alle Fälle die nötige Sicherheit und sollten nicht fehlen. Nun sah ich auch erste Personen den Pazolastock erklimmen, es wird somit weiterin sehr ruhig bleiben in der Rossbodenstock-Gegend. Eine Tourengruppe konnte ich noch im Aufstieg auf den Piz Badus beobachten - ebenfalls ein sehr erhabenes Gipfelziel.
Der kurze Fussaufstieg von der Martschalllücke hinauf auf den Nordostgrat bewältigte ich heute ohne Pickel und Steigeisen, war jedoch infolge sehr harter Unterlage ein wenig grenzwertig. Die Tritte musste ich mit viel Kraft in die Flanke schlagen, die Spitzen der Skistöcke gaben dazu die nötige Sicherheit.
Es folgte der weitere Aufstieg mit den Skis richtung P. 2828m, wo ich den Grat mehrmals auf diverse Einfahrtsmöglichkeiten für das Chälen-Couloir absuchte. Verschiedene Möglichkeiten werden einem offeriert, aktuell muss einzig der freigelegten oder tückisch überschneiten Felssituation Rechnung getragen werden. Bald schon war eine spannende Variante gefunden, diese dann markiert und so zog ich weiter bis zum Gipfelkreuz des Rossbodenstock 2836m.
Auch hier musste ich nochmals inne halten und die Aussicht geniessen - ich spürte, dass eine Erkältung oder im schlechtesten Fall erneut eine Grippe im Anzug ist. Die Kräfte liessen bereits ein wenig zu wünschen übrig, auch die Temperaturen luden nicht gerade zum langen Verweilen ein. Also zurück zum markierten Einstieg, die Felle gegen den Abfahrtsmodus ausgetauscht, Helm auf und rein ins Vergnügen.
Und es war ein Vergnügen, ein ausgezeichnetes sogar! Der erste Teil des Chälen-Couloirs hatte noch harten Altschnee unter der Neuschneedecke, was anfänglich ziemlich ruppig zu und her ging. Bald aber entdeckte ich an den rechten Couloirwänden fantastische Verhältnisse, welche meinen Energieverlust ziemlich rasch in Vergessenheit brachte. Am Ende der Chälen, zu Beginn der Lang Egg wartete nun ein breiter, unberührter Pulverteppich darauf verziert zu werden. Diese Chance liess ich mir nicht nehmen und das Schöne daran war, die Abfahrt in diesen Traumverhältnissen wollte einfach keine Ende nehmen. Bis mind. P. 2070 war es schlichtwegs genial und weil danach bald schon die Wildschutzzone beginnt, heisst es dann auch über den Eggen die Flanke zu wechseln, was mit leicht schwererem, jedoch noch immer fantastisch schön zu fahrendem Schnee einher ging.
Vom Eggen gab's nochmals eine interessante Variante hinunter zur Alp Graben 1764m, wo ich dann an der Hausmauer solange die Sonne genoss, bis dicke Nebelschwaden von der Schöllenen in Richtung Andermatt Einzug hielten. Die Weiterfahrt hinunter nach Matill entsprechend bei sehr nassem und sehr schwerem Schnee - man konnte eine direkte Abfahrtslinie wählen und wurde automatisch bis beinahe zum Stillstand gebremst.
Von Matill dann auf der noch immer eingeschneiten Alpstrasse (Ausnahme kurze Tragestecke über 20 Meter) bis zur Passstrasse, welche von Andermatt hinauf zum Oberalppass führt. Anschliessend die Skis auf die Schultern und auf der schneefreien Strasse zurück zum Bahnhof Andermatt 1436m.
Fazit:
Es lohnt sich auch in dieser Jahreszeit Skitourenklassiker wie zum Beispiel Touren ab dem Oberalppass unter die Skis zu nehmen. Viele Türler haben vermutlich bereits abgeschlossen oder blieben wegen den Wetterprognosen zu Hause. Für den Aufstieg zum Rossbodenstock würde ich Steigeisen oder Pickel (entweder oder) empfehlen, je nach Verhältnisse ist man froh darüber. Die Abfahrt durch die "Chälen" braucht sicherlich die nötige Erfahrung was Einfahrten in solches Gelände betrifft, ebenso benötigt diese - wie auch die Abfahrt über die Normalroute durch die Westflanke - sichere Lawinenverhältnisse. Das heutige "mässig" des SLF stimmte auf jeden Fall exakt. Ein fantastischer Tourentag und dies, obwohl ich wegen den Prognosen eine Skitour mitte Woche abgeschrieben hatte und mir dafür einen Einkaufstag in Kreuzlingen geplant hatte. Aber lieber mit einem glücklichen Lachen im gebräunten Gesicht in alten Huddeln herumlaufen, als mit einer Grossstadt-Miene (Blick und Mundwinkel gegen Süden...) und makellosen Stoffen sich den Wetterfrust wegkaufen.
Tour im Alleingang.
Aufstiegszeit Oberalppass - Pazolastock: 1h 30min (inkl. Pausen)
Aufstiegszeit Pazolastock - Rossbodenstock: 50min (inkl. Pausen)
Start: 07.55 Uhr
Pazolastock: 09.30 Uhr
Rossbodenstock: 11.00 Uhr
Start Abfahrt: 11.20 Uhr
Bahnhof Andermatt: 13.15 Uhr
SLF: "Mässig"
Route Nr. 901a & 901b - Skitouren Zentralschweizer Voralpen und Alpen - Martin Maier
Route Nr. 163a (inkl S. 210) - Alpine Skitouren Zentralschweiz - Tessin - Willy Auf der Maur
Route Nr. 516 - Die schönsten Skitouren der Schweiz - Scanavino / Gansser / Auf der Maur
Tourengänger:
Bombo

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