Sierra de Bernia (1126m), Umrundung mit Teilueberschreitung

Ich hab eine Zeitlang gebraucht, um ein gutes Wandergebiet in Spanien zu finden, das auch im Winter schneefrei ist, aber trotzdem anspruchsvolle Bergtourenmoeglichkeiten bietet. Gerne auch durch "wildes" Gelaende mit etwas Kletterei. Die Hochgebirge, wie Sierra Nevada, oder die Pyrenaeen fallen da wohl aus. Ansonsten scheint es nicht viel deutsch- oder englischsprachige Literatur/Webseiten zu geben. Irgendwann hab ich dann mal irgendwo gelesen, dass die Gegend um Benidorm (wer haette das gedacht?) tolle Wandermoeglichkeiten in Hoehen bis zu 1500m bietet. Hier reicht die Betische Kordillere (die auch die Balearen bildet) bis ans Meer heran.

Wie das so ist, wenn man mal einen Anhaltspunkt fuer eine gezieltere Suche hat, kristallisieren sich ein paar Bergtouren raus, die bei Einheimischen wohl als Klassiker gelten (viele gute Beschreibungen hier: www.topwalks.net/en/index.htm). Die Umrundung/Ueberschreitung der Sierra de Bernia ist so einer. Man bewegt sich auf Hoehen zw. 600 und 1100m, nur ein paar km von der Costa Blanca entfernt. Und wahrlich, in Punkto Aussicht und Abwechslung wird hier nicht zuviel versprochen. Es ist alles dabei: Kurzer Aufstieg auf guten Wegen, tolle Aussicht auf die Kueste, Gratkletterei bis zum II. Grad, eine mittelalterliche Festungsruine, und sogar ein Tunnel, den man kriechend durchqueren muss.
 
Es gibt mehrere Moeglichkeiten, diese Tour anzugehen. Die Meistgewaehlte ist die Umrundung gegen den Uhrzeigersinn auf dem gelb-weiss markierten Wanderweg PR-CV7, mit Abstecher vom Fort de Bernia (819m) zum Gipfel (Bernia, 1126m). So aehnlich hab ich's auch gemacht. Startpunkt war ein Parkplatz in Casas de Bernia (616m) im N, der auch mitten in der Woche anscheinend gut benutzt wird. Auf sehr guten Wegen (T1-T2) ging's dann in etwa 1h zu einer Passhoehe ganz im W der Bernia, wo man auf die S-Seite wechselt, und sich zum ersten Mal der ueberragende Blick auf Benidorm und die Costa Blanca oeffnet. Nach ein paar Minuten kommt man hier auch zur Ruine des Fort de Bernia (819m) aus dem 16.Jhdt. Es lohnt sich, sich hier ein bisschen Zeit zu nehmen, um das Bauwerk zu erkunden.

Dann geht's auf sehr steilen und geroelligen Pfaden nach oben (T3-T4), immer den gelb-weissen oder roten Markierungen folgen bis man in die Felsen des eigentlichen Grates kommt, und - jetzt schon fast ganz oben - wieder auf die N-Seite wechselt. Hier gibt es ein paar ausgesetzte Stellen im I. Grad, die teilweise mit Ketten/Fixseilen entschaerft sind. Auf dem breiten, unschwierigen Grat (T3) jetzt in ein paar Minuten zum Gipfel (Bernia, 1126m).

Urspruenglich dachte ich, ich muesste den unangenehmen, steilen Schuttpfad jetzt wieder zurueck zum Fort runterlaufen, aber eine groessere Gruppe aus England, die den Grat von O nach W ueberschritten hat, hat mir gesagt, dass man bis zu einer kleinen Scharte etwa 1km weiter oestlich ohne Weiteres ohne Kletterausruestung kommen kann. Also bin ich auf dem Grat weiter nach O gegangen. Hier ist es nicht immer einfach, die beste Route zu finden. Gut auf Wegspuren aufpassen. Man wechselt ein paar Mal zwischen der Nord- und der Suedseite (T3-T4). Irgendwann geht's dann steil runter (T5). Die letzten paar Meter bis zur deutlichen Scharte muessen dann im unteren II.Grad -  aber nicht ausgesetzt - in einer Rinne abgeklettert werden (aufpassen auf evtl. Steinschlag von anderen Leuten weiter oben).

Die Scharte ist auf manchen Karten als "El Portixol" eingetragen. Von hier aus kann man sowohl nach N als auch nach S absteigen. Ich hab den Weg nach S, ueber ein paar kurze, aber steile Schuttrinnen (T4) genommen, um dann auf etwa 700m Hoehe wieder auf den PR-CV7 zu stossen. Von hier bin ich nach links (O) etwa 1.5km leicht ansteigend durch die aussichtsreiche S-Flanke der Bernia gewandert (T2), bis man an einen markanten Baum direkt an der Felsbasis kommt.

Hier stoesst man auf eine Hoehle, die sich aber bei genauerem Hinsehen als etwa 30m langer Tunnel zur N-Seite entpuppt (Cova del Forat de la Bernia, 900m). Der Tunnel ist teilweise nur etwa 1m hoch. Ich musste also auf allen Vieren durchkriechen. Taschenlampe ist nicht noetig. Der Tunnel erspart einem einen mehrere km langen Umweg um die Felsbastion des O-Gipfels der Bernia. Auf der N-Seite trifft man wieder auf einen guten Pfad (T2), der einen in etwa 1h wieder zurueck zum Parkplatz bringt.    

Fazit: Eine mittelschwierige, populaere und abwechslungsreiche Bergtour nah an der ueberbauten Kueste. Gerade auch im Winter bei trockenem Wetter sehr schoen. Im Sommer zu heiss.

P.S.: Auf der Hoehe der Costa Blanca wird es Ende Dezember/Anfang Januar so gegen 18Uhr dunkel.