Ojos del Salado


Publiziert von Vauacht , 12. Dezember 2012 um 20:47.

Region: Welt » Chile
Tour Datum:13 November 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: RCH   BOL   RA 
Zeitbedarf: 19 Tage

Gefuehrte Gruppentour eines grossen deutschen Reiseunternehmens durch Chiles Norden! Das Ziel: Der hoechste Vulkan der Erde, der imposante Ojos del Salado 6893m!
 
Soviel sei verraten, den Ojos haben weder meine Freundin noch ich bestiegen, aber da der Weg bis dahin bereits eine Reise fuer sich ist kommen wir locker darueber hinweg. Chiles Norden hat uns mit seiner wilden Natur und den imposanten Vulkanen viele bleibende Eindruecke beschehrt, eine fantastische Reise durch eine Landschaft die man so in Europa nicht finden kann.
 
Dieser Bericht beschraenkt sich auf die bestiegenen Gipfel der dreiwoechigen Expedition. Fuer Fragen bezueglich der Reise stehe ich natuerlich trotzdem gerne Rede und Antwort.
 
Cerro Soquete 5382m
 
Unser erster Vulkan den wir besteigen. Der Cerro Soquete ist ein typischer Schutthaufen welcher auf den ersten Blick nicht unbedingt einladend aussieht. Eine Senke trennt die zwei markanten Gipfel, wobei der steilere der beiden gleich auch den Hauptgipfel darstellt.
 
Gestartet wird bei einem Parkplatz auf ca. 4500m in der Naehe der El Tatio Geysire. Vor kurzem wurden hier geothermische Probebohrungen durchgefuehrt, leider mit dem Ergebnis das eine Explosion den enormen, unterirdischen Druck soweit reduziert hat dass die beruehmten El Tatio Geysire heute ein paar Meter weniger hoch rauchen.
 
Der Weg zum Hauptgipfel kann dem beigepackten GPS Track entnommen werden. Jeder Versuch diesen Weg mit Worten zu beschreiben wuerde sowieso scheitern, oder wie kann man eine Schuttflanke sinnvoll mit Worten von einer anderen Schuttflanke unterscheiden?
 
Auf dem Gipfel hat man einen atemberaubenden Ausblick ueber das El Tatio Geysirfeld und die nahen Gipfel welche noch heute von Spuren der frueheren Schwefelminen gezeichnet sind. Im Sattel zwischen den Gipfeln findet man auch im Sommer noch Buesereis.
 
Im Abstieg kann die Westflanke prima abgerutscht werden.
 
Startzeit: 08:30
Aufstieg: 950m
Distanz: 11.8km
Dauer: 6:50
 
Licancabur 5916m
 
Der Licancabur ist DER Bilderbuchvulkan schlechthin in Chile. Maechtig thront er ueber San Pedro de Atacama, kaum jemand kann sich seinem Anblick entziehen. Wer das Bergsteiger-Gen in sich traegt wird sofort von einer inneren Stimme unmisverstaendlich aufgefordert "da musst Du rauf!"...und so sollte es sein!
 
Den Licancabur kann man sowohl von der chilenischen als auch von der bolivianischen Seite her besteigen. Die chilenische Seite ist steiler, laenger, und somit wesentlich anspruchsvoller als die bolivianische Seite. Dementsprechend selten wird sie bestiegen. Wir sind von der bolivianischen Laguna Verde aus gestartet. Um 3 Uhr sind wir losgegangen, als Vorhut unser obligatorischer, bolivianischer Bergfuehrer der, so wie er sagte, den Berg bereits ueber 400 Mal bestiegen hat...chapeau! Den Weg im Dunkeln selber zu finden kann man vergessen...keine Chance! Die Flanken des Vulkans sind so weit und so steinig dass sich der Weg nur bei Tageslicht erahnen laesst.
 
Um es auf den Punkt zu bringen: so schoen wie der Licancabur auch aussieht, so beschissen ist er zu besteigen! Endlos lange, immer steil, sandig-schuttig-rutschig, und das 6-7 Stunden lang...da ist man froh wenn man endlich oben ankommt. In meinem Fall mit den letzten Atemzuegen, denn die vielen Hoehenmeter und die enorme Hoehe haben es mir nicht unbeding leicht gemacht.
 
Oben eroeffnet sich ein spektakulaerer Blick ueber den Kraterrand, den eingeschlossenen See, und die ganze Atacama-Wueste. Nach 1-2 unterdrueckten Traenchen gibts die uebliche Fotosession und schon gehts wieder runter. Beim Abstieg ist der Untergrund genauso laestig wie beim Aufstieg und somit beschliessen wir alle dass wir diesen Berg in Zukunft lieber auf Postkarten anschauen als jemals wieder da rauf zu gehen. Nie wieder!
 
Startzeit: 03:45
Aufstieg: 1300m
Distanz: 14.9km
Dauer: 11:15
 
Cerro Nevado San Francisco 6016m
 
Wir haben mittlerweile Base Camp bei der chilenischen Laguna Verde bezogen und freuen uns auf unseren ersten 6000er dieser Reise: Den Cerro San Francisco. Dieser Stratovulkan erhebt sich direkt neben dem Paso del San Francisco welcher Chile mit Argentinien verbindet.
 
Mit dem Gelaendewagen biegt man kurz vor dem argentinischen Grenzposten rechts ab und pfluegt sich seinen Weg hinauf auf das erste Plateau auf ca. 4900m wo man mit Sicherheit irgendwann stecken bleibt. Von da an heisst es zu Fuss die vielen Aufschwuenge zu nehmen. Im Gegensatz zum Licancabur findet sich ein einigermassen ordentlicher Weg und schnell findet man sich auf einer langen Traverse zum Gipfel wieder. An deren Ende erwartete uns Wind, viel Wind. Eine kleine Senke unterhalb des Gipfels bot kurz Schutz vor der Naturgewalt, und mit optimierten Rucksackinhalt ging es dann rasch die letzten 150Hm auf den Gipfel weiter.
 
Um ehrlich zu sein: etwas Spezielles ist dieser Berg nicht, da hat der Licancabur eindeutig mehr zu bieten. Natuerlich, das Panorama ist huebsch, der Berg gilt als 6000er, aber das wars auch schon. Man muss schon realistisch bleiben und diesen Schutthaufen klar als Akklimatisationsberg fuer den Ojos sehen. Ansonsten wird man enttaeuscht.
 
Zu erwaehnen waere noch der Wind: auch wenn auf 6000m die Sonne scheint und es trocken ist, mit dem Wind wird die Kaelte sehr, sehr schnell zu einem Problem. Ich habe nur 2-3 Minuten im Wind meine Handschuhe ausgezogen und konnte meine Haende danach fast nicht mehr warm kriegen! Winddichte, warme Kleidung ist zwingend! Auch eine Sonnenbrille welche 100%-ig schliesst ist von Vorteil da der Sand und die Steine im Wind zu wahren Geschossen werden die einen fast blind machen koennen.
 
Startzeit: 07:30
Aufstieg: 1180m
Distanz: 11.8km
Dauer: 08:30
 
Ojos del Salado 6893m - Versuch
 
Der Ojos ist der hoechste Vulkan der Erde, der hoechste Punkt Chiles, und der zweithoechste Berg ausserhalb Asiens.

Erreicht wird er ueblicherweise in drei Etappen:
1) Refugio Murray auf 4400m
2) Campo Atacama auf 5250m (Zelt)
3) Campo Tejos auf 5850m (Zelt oder Container)
 
Bis vor wenigen Monaten musste man noch 160USD fuer das Gipfel-Permit bezahlen, womit man sich lediglich den "Eintritt" fuer diese drei Lager erkauft hat. Im Gegenzug hat der Lizenznehmer des Permits fuer ein sauberes Refugio, einen sauberen Container, und fuer Wasser/Essenszelt im Campo Atacama zu sorgen. Leider hat im Oktober 2012 der Lizenznehmer seinen Vertrag nicht mehr verlaengert. Somit konnten wir uns zwar die 160USD fuers Permit sparen, mussten aber anderseits eine gewisse Verwahrlosung der Infrastruktur hinnehmen. Wenn es so weiter geht wird wohl bald alles total zerfallen, die Murray-Huette auf jeden Fall wurde von uns bereits scherzhaft "Chateau Atacama" getauft wegen dem zweifelhaften Zustand in dem sie war.
 
Die Zeltnaechte auf 5250m sind kuehl, daher freuten wir uns auf den kurzen, sonnigen Aufstieg zum Campo Tejos. Ueblicherweise begibt man sich im Expeditionsstil dahin, d.h. Gepaeck hinauftragen, unten schlafen, dann oben schlafen, dann Gipfelsturm. Wegen fehlender Zeit sind wir direkt mit dem ganzen Gepaeck aufgestiegen und gleich am naechsten Tag zum Ojos aufgebrochen.
 
Im Container hats Platz fuer bis zu 12 Leute, bei mehr wirds "kuschelig". Wer zelten mag kann das gerne tun, aber die Naechte auf 5850m sind empfindlich kalt, da ist es im Container sicherlich waermer (trotzdem aber noch immer kalt...).
 
Dieser Container, welchen man auf 5850m eigentlich gar nicht erwarten wuerde, wurde damals von einer trauernden Witwe in Auftrag gegeben: Ihr Mann, einer enorm reicher Chilene, wollte mit einem Helekopter den Gipfel des Ojos erreichen, was ihm anscheinend auch gelang. Leider stuerzte er beim Rueckweg ab. Es dauerte Wochen den Leichnam zu bergen, daher wurde auf Kosten der Witwe der Weg und eben dieser Container am Tejos gebaut. Das nenne ich (unglueckliche?) Liebe!
 
Ich hatte eine erstaunlich gute Nacht im Tejos auf 5850m, konnte gut schlafen und bin am Morgen voller Elan aufgestanden und habe mein Wasser gekocht. Draussen hatte es leichten Wind! Nach einer Stunde Marsch wurde mir bereits klar dass trotz meines guten Starts dies nicht mein Tag sein wird und ich den Gipfel nicht erreichen werde. Schade, dabei habe ich mich so gut gefuehlt! Also bin ich umgekehrt und habe mich nochmals aufs Ohr gehauen. An dem Tag haben von unserer 12-er Gruppe lediglich 3 Teilnehmer den Gipfel erreicht. Gratulation, ich bin stolz auf Euch!!
 
Campo Atacama -> Campo Tejos
Startzeit: 13:30
Aufstieg: 750m
Distanz: 3.07km
Dauer: 2:58
 
Im Gegensatz zum Chimborazo, an dem ich ja letztes Jahr auch umkehren musste, wurmte es mich hier gar nicht: die Reise war auch so wunderschoen, und der Ojos, nun ja, ist halt auch nur ein Wanderweg der etwas hoeher ist als bei uns. Mich konnte der Ojos nie so fesseln wie es die weissen Vulkanspitzen in Ecuador tun konnten. Und daher kehrte ich nach diesen drei Wochen auch dahin zurueck, siehe mein anderer Bericht.

Tourengänger: Vauacht


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Geodaten
 13988.gpx Cerro Soquete 5382m
 13989.gpx Licancabur 5916m
 13990.gpx Nevado San Francisco 6016m
 13991.gpx Aufstieg Campo Atacama zu Campo Tejos

Galerie


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Kommentare (4)


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Linard03 hat gesagt: wow ...
Gesendet am 12. Dezember 2012 um 21:07
... auch ohne Ojos del Salado; Gratulation zu den schönen Gipfelerfolgen!
LG, Linard

Vauacht hat gesagt: RE:wow ...
Gesendet am 12. Dezember 2012 um 21:13
Vielen Dank! Es waren tolle Wochen in einem unglaublich faszinierenden Land welches weitaus mehr zu bieten hat als nur hohe Vulkane.

MicheleK hat gesagt: faszinierend
Gesendet am 13. Dezember 2012 um 23:41
erstens congrats zu den to? uren und vielen dank fuer die bilder und impressionen. die gegend hats mir schon lange angetan...
frage: wie kalt ist es da oben auf 5900m tagsueber mit/ohne wind? und in der nacht?
gruss,
michele

Vauacht hat gesagt: RE:faszinierend
Gesendet am 14. Dezember 2012 um 09:56
Vielen Dank! Ja, Chiles Norden ist wirklich sehr faszinierend. Diese Bilder zeigen ja nur die Berge, da ist noch vieeeeeel mehr zu sehen :)

Zur Temperatur:

Auf 4300-4600m, wo man ja die meisten Zeltnaechte verbringt, haben wir in der Nacht im Zelt immer so um die -3 bis -5 Grad gemessen. Tagsueber teilweise sehr warm, trotzdem sitzt man aber meistens im Fleece rum. Mit Wind ist dann auch bei Sonne schnell einmal Windstopper Jacke/Hose/Handschuhe angesagt.

Im Campo Atacama 5250m haben wir -12 in der Nacht im Zelt gemessen. Tagsueber auch nur noch mit der Daunenjacke bei Wind. Ohne Wind und wenn man sich bewegt tagsueber auch nur mit Fleece und Windstopper moeglich.

Um 03:00 beim Tejos hatte es draussen so ca. -15 bis -18 Grad (leider nicht gemessen, aber kaelter als im Atacama). Im Container war die Temperatur wohl um den Gefrierpunkt, also deutlich waermer als im Zelt. Tagsueber trotz Sonne auch nur mit Daunenjacke auszuhalten wenn man sich nicht bewegt.

Hier gibts gute Forecasts:
http://www.mountain-forecast.com/peaks/Nevados-Ojos-del-Salado/forecasts/6000

Wie es scheint ist es im Moment auf 6000m mit -7 Grad ziemlich warm :)

Gruesse


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