Elbrus (5.642m) - Von Westen nach Norden und nach Oben.
Tag 1:
Boah, die Aufregung - endlich ging die große Reise los. Mit ziemlich vollem Rucksack ging es mit der Bahn nach München. Dort traf ich mich mit Florian 1 und Florian 2. Nils, Martin und Falko waren schon eher mit dem Flugzeug nach Russland geflogen. Bei uns dagegen ging es nun erstmal von München nach Wien, später von Wien nach Kiew. Von hier an wählten die Globetrotter-Variante und verabschiedeten uns endgültig vom komfortablen Reisen mit dem Flugzeug. Nachdem wir die kurze Nacht im Centralstation-Hostel in Kiew verbracht hatten ging es am nächsten Morgen mit dem Zug weiter.
Tag 2:
Bis zum Bahnhof war es nicht wirklich weit, zu Fuß vielleicht 20 Minuten. Die Bahntickets hatten wir bereits über ein Reisebüro in Deutschland gebucht. Alles gut also - dachten wir! Als wir in den Zug steigen wollten, dann aber die geballte russische Kompetenz mit einem Schlag ins Gesicht. Unsere Tickets seien keine Tickets, sondern nur Reservierungen. Wir sollten doch bitte Tickets kaufen gehen. Keine schlechte Idee des Zugpersonals, schließlich hatten wir noch 15 Minuten bis zur Abfahrt. Das wir eine seperate (kostenpflichtige) Reservierung dabei hatten, das hat offensichtlich niemanden interessiert. Wir danken der dazugekommenen jungen russischen Bahn-Azubine, die am Ende, mit erfrischender Neugier, auch mal einen Blick auf unsere Tickets tat und das Missverständnis aufklärte.
Mit dem ersten Zug, der in Sachen Komfort einem ICE die Hand reichen konnte, ging es bis nach Slawjansk weiter. Dort erreichten wir das Russland unserer Träume. Die Menschen, die Häuser, die Baracken, der Bahnhof, die alten Autos - ja das war es, jetzt sind wir endlich fern von daheim.
Der nächste Zug, mit dem wir nun 25 Stunden bis nach Kislovodsk weiterreisten war dann auch das ganze Gegenteil der ersten Zugerfahrung. Es war eng, 32 Grad Innentemperatur, mit schweißgebadeten Menschen vollgestopft, die Gänge so eng, dass der Rucksack schier stecken blieb und der mit Kohle beheizte Boiler im Wagen lief auf Hochtouren für das Teewasser...oh ja...herrlich!
Tag 3:
Nach 25'stündiger Zugfahrt kamen wir endlich in Kislovodsk an. Das Wetter war herrlich warm und sonnig. Der Elbrus, noch weit entfernt von Kislovodsk, streckte seinen weißen Doppelgipfel immer mal wieder über die Bäume und Häuser hinüber. Endlich trafen wir auch Martin, Falko und Nils. Zusammen ging es dann noch in die Markthalle. Falko und ich besorgten Gaskartuschen (die es nach langem suchen nur in einem Outdoorgeschäft gab) und sammelten uns Mittag vor dem Hotel. Von hier aus ging es in etwa 3 Stunden mit dem Transporter bis in ein kleines Dorf namens Khurzuk, am Fuße des Elbrus. Hier stiegen wir um auf Allrad. Wir waren nach wie vor nicht weniger als 6 Personen (ohne unseren Fahrer). Trotzdem kam nur ein wirklich sehr, sehr kleines Offroad-Fahrzeug. Wir quetschten uns und unser Gepäck also in das Fahrzeug und es ging 2 weitere Stunden bis zum Ausgangspunkt für Westrouten-Aspiranten und auch jene, die über den Balkbashi-Pass in Richtung Nordseite wollten. Wir gingen noch etwa 15 Minuten den Bach (müsste der Ullukhurzuk gewesen sein) entlang und machten unser erstes Lager auf einer kleinen Wiese auf der gegenüberliegenden Seite des Bach, unter einem Grashang. Dies war unsere erste Nacht in der russischen Wildnis und sie war wirklich ruhig und komfortabel auf dem weichen Boden.
Tag 4:
Nachdem wir die Zelte am Morgen abgebaut hatten folgte der erste große Marsch. Ich war gespannt wie gut das mit den schweren Rucksäcken funktionieren würde. Vor allem aber, wie schnell wir wohl vorankommen würden. Eile war, soviel sei dazu erwähnt, aber nicht geboten. Die ganze Tour war bis auf den Gipfeltag ganz im Einklang mit unserer inneren Uhr. Unser heutiger Plan war das 2. Camp auf der Moräne zu erreichen. Immerhin waren das gute 1000 Höhenmeter. Es ging zuerst immer an der Seite des Ullukhurzuk entlang. Anfangs wechselten wir auf die linke Seite, später zeigte sich, dass man rechts besser vorankam. In jedem Fall sollte man sich an den Verlauf des Stromes halten, und zwar solange, bis dieser sich in einer Art Schlucht verliert. Hier bin ich hinunter, habe den Strom überquert und bin auf der anderen Seite wieder aufgestiegen. Prinzipiell könnte man solange den Strom flussaufwärts gehen bis man an einem Rechts-Knick des Stromes auf eine sattgrüne Wiese auf der gegenüberliegenden Seite schaut. Hier überquert man dann den Bach und geht geradewegs auf die Anhöhe dahinter weiter. Im weiteren ging es immer geradeaus mal hoch, mal runter. Man sollte nicht zu sehr nach rechts abtriften. Das Camp auf der Moräne (3.300m), bis zu dem man von hier etwa 2 Stunden benötigt, liegt eher in gerader Richtung. Es finden sich dort einige ebene Zeltplätze und (versandetes) Wasser gibt es aus den umliegenden Bächen.
Tag 5:
Die erste verregnete und stürmische Nacht lag nun hinter uns. Die Nächte waren Tag für Tag eine neue Herausforderung und im Nachblick meine ich, wurde es von Nacht zu Nacht etwas extremer. Nun gut, das Zelt hat Regen und Sturm überlebt. Heute wollten wir uns ein wenig Zeit zur Akklimatisation geben. Das Lager haben wir für eine weitere Nacht beibehalten. Außerdem entschlossen wir uns bis zum nächsten Lager vor den Utyug Rock (3.900m) heraufzugehen. Dieser Fels ist schon eine ziemliche Wucht und mächtig beeindruckend. Der Weg hoch ist ziemlich unangenehm. Viel Schotter, viel Sand...insgesamt sehr anstrengend. Oben haben wir einige Zeltplätze gefunden und Wasser konnte man aus dem Gletscher holen. Es war also für alles gesorgt. Wir machten uns wieder auf den Weg hinunter und ruhten uns an diesem Tag noch ein wenig aus. Spektakuläre Sonnenuntergang gab es an diesem Abend inklusive.
Tag 6:
Die Nächte hatten mittlerweile auch ordentliche Gewitter im Gepäck. Es geht einem schon ein wenig im Magen herum, wenn Blitz und Donner keinen Atemzug voneinander entfernt sind und das Licht der Blitze die Augen selbst im Schlaf blendet. Aber alles überstanden und es geht weiter. Wieder hinauf zum Utyug Rock, diesmal mit dem Gepäck. Wir haben uns heute auf dem Kamm gehalten und leicht links davon. Das war definitiv besser als gestern rechts des Kamms. Insgesamt hat der Aufstieg vielleicht 2 - 3 Stunden in Anspruch genommen. Da wir es ruhig angehen lassen wollten, bauten wir trotz des kurzen Marschs oben unsere Zelte auf und planten für den nächsten Tag den schwierigen Teil am Utyug Rock vorbei und hoch auf das Westernplateau. Allerdings sind die beiden Florians und ich noch hoch bis auf den Gletscher, bis auf knapp unter 4.300m Höhe. Dass dies auf der Westseite unser weitester Vorstoß werden sollte wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich bereue es nicht dort gewesen zu sein, denn die Landschaft änderte sich vollständig mit Erreichen des Gletschers. Riesige Eisbrüche, endloser Schnee und Eis...gigantisch! Für uns ging es aber nach einiger Zeit wieder zurück ins Lager. Es folgte der nächste geniale Sonnenuntergang, die nächste grausame Nacht mit Gewitter und Sturm.
Tag 7:
Der nächste Tag begann wettertechnisch nicht so wie man sich es wünscht. Da uns nun das schwierigste Stück bevorstand und das nächste Lager auf dem Westplateau auch nicht mehr den Schutz bot, wie es hier der Fall war, überlegten wir sehr gut, ob es sich lohnt los zu gehen. Wir entschieden bis Mittag abzuwarten. Aber es nieselte weiter, die Wolken zogen auch immer dichter und es wurde einfach nicht besser. Zu all diesem vermiesten Tag kam es dann noch dicker. Von oben kamen drei Bergsteiger herunter. Wir waren immer ein wenig froh Leute zu sehen, die uns vielleicht etwas von den Bedingungen erzählen konnten. Wir erkannten schnell, dass es sich um die drei Bergsteiger handelte, welche ich und die anderen gestern, auf unserem Vormarsch auf den Gletscher gesehen hatten. Wir wunderten uns gestern schon, was da für eine Aufregung 100 Meter vor uns los war. Zumal sich die drei auch noch den Gletscher hinunter abseilten, was für uns keinen Sinn ergab, denn es ging dort hinunter zu den Eisbrüchen. Was dort wirklich los war, das erfuhren wir jetzt. Ein Mann der Gruppe wurde von einem Stein getroffen und fiel den Gletscher hinunter...keine tolle Nachricht. Vor allem nicht für jene unter uns, welche sich besonders vor diesem Wegstück schon etwas "fürchteten". Da das Wetter nun noch schlechter wurde und die Stimmung auf dem Nullpunkt angelangt war, entschlossen wir uns zum Rückzug zum Ausgangslager. Wir wollten nach Norden gehen und es über die Nordroute probieren. Die bleibende Zeit sollte einen solchen Umweg zulassen, zumindest wenn alles glatt läuft.
Tag 8:
Nachdem wir völlig durchnässt am Vortag noch das Ausgangslager erreichten, wurde es heute wieder wunderschönes Wetter. Zumindest hier unten. Der Berg stand mit dem Gipfel eigentlich dauernd in der Suppe. Heute wollten wir so weit wie möglich bis zur Nordroute heranlaufen. Es ging zu aller erst einmal hoch zum Balkbashi Pass (3.650m). Der WEg dahin ist zwar stetig steigend, aber ich empfand ihn als sehr gut zu laufen. Die Szenerie änderte sich völlig, wenn man auf die Nordseite des Berges gelangte. Es ging immer den Pfaden entlang, viel falsch machen konnte man nicht. Unser Marsch fand ein kurzes Ende als wir den reißenden Bach (Kizilkol) überqueren wollten. Dieser ist ab Nachmittags immer so hoch und reißend, dass an eine Überquerung nicht mehr zu denken ist. Deshalb bauten wir direkt hier auch unser Lager auf, mit fantastischem Blick auf den Elbrus Gipfel (ich glaube der erste freie Blick, seitdem wir am Berg unterwegs waren). Es folgte eine vom Rauschen des Wassers geprägte Nacht.
Tag 9:
Als wir morgens aus dem Zelt krochen, ging der erste Blick in Richtung des Wassers. War es nun möglich den Bach zu überqueren? Ja, es war möglich...es folgte eine abenteuerliche Überquerung und dann ging es sehr gemütlich und entspannend auf einigermaßen ebenem Weg Richtung Osten. Die Landschaft war wieder komplett anders. Wir bewegten und auf einem riesigen grünen Plateau. Später querten wir hinüber nach rechts (nördliche Richtung). Dort gingen wir ein wenig gegen den Strom des Jilisu (Bach) entlang um eine Stelle zu finden, an der wir diesen Überqueren konnten. Es gab dort auch einige Trampelpfade. Diese führten nach der Überquerung direkt wieder auf riesiges Plateau, welches an ein riesiges abgeerntetes Feld erinnerte. Dies haben wir anschließend überquert, bevor wir wieder auf den regulären Weg zum Camp 2 (Nordseite) stießen. Es folgte ein ziemlich steiles Stück, später ein weiteres Plateau, welches mich an den Mars erinnerte, und ein letztes Stück über Fels und Stein, bevor wir nach diesem langen Tag endlich das 2. Lager auf der Nordseite (3.650m) erreichten. Hier war dann auch die Einsamkeit beendet. Es waren zahlreiche Leute vor Ort. Es gab aber zum Glück noch genügend Zeltplätze zwischen den Felsen. Es kam das erste mal das Gefühl auf, dass wir es doch noch schaffen könnten. Der Berg stand vor uns, der Weg nach oben war vorgezeichnet...die Motivation stieg.
Tag 10:
Da wir etwas blauäugig von einem dritten Lager bei den Lenz Rocks gehört haben, entschlossen wir uns die Zelte wieder abzubauen und bis zu dem besagten Lager vorzustoßen. Der WEg bis zu den Lenz Rocks war wie mit dem Bleistift durch das weiß gezogen. Sah aus wie ein Hatscher, aber nahm dann doch knapp 3 Stunden in Anspruch. Das Wetter war ziemlich stürmisch, wenn auch nicht wirklich schlecht bis zu diesem Zeitpunkt. Ich bin der Meinung, dass dieses 3. Lager auf etwa 4.600m Höhe eher ein Notlager ist, eines für jene Leute, welche bei gutem Wetter einfach noch eine weitere Etappe benötigen. Das Lager scheint sich etwas links zwischen den Rocks zu befinden. Aufgrund des Sturms und der vergangenen Nächte hielt ich dieses Lager für unnötig. Außerdem fühlte ich mich nicht so, dass ich diese Etappe benötigen würde. Ich entschloss mich deshalb wieder herunterzugehen. Lieber noch einen Tag im Lager zwei verbringen und am nächsten Tag zu den anderen aufsteigen, um bis zum Gipfel weiterzugehen. Florian musste leider mit mir mitkommen, denn er schlief bei mir im Zelt. Aber ich denke im Nachhinein wird er doch dankbar sein für meine Sturrheit.
Tag 11:
Die anderen hatten die Nacht oben verbracht. Eingegraben im Schnee, bei saukaltem Wetter, ziemlich ordentlich Neuschnee und Sturm. Ich habe mir echt Sorgen gemacht, die ganze Nacht. Einer von denen, die oben geblieben sind, kam am Abend zuvor auch noch herunter...die anderen wollten unbedingt die Nacht dort oben verbringen. Als es Morgens war, war das Wetter immer noch nicht wesentlich besser. Es war neblig, kalt und schneite. Wir entschlossen uns zumindest nach den anderen zu schauen. Wir gingen also los, ohne Gepäck und versuchten bis zu den Lenz Rocks zu kommen. Keine Chance! Es wurde nach oben immer stürmischer, man hat kaum etwas gesehen und bei so viel weiß unter, über und neben dir wurde es nahezu unmöglich den Weg wieder zurück zu finden. Die Sicht betrug mitunter weniger als 3 m, so dass ich selbst die anderen beiden am Seil nicht mehr erkannte. Wir entschlossen uns umzukehren und am Lager das beste zu hoffen. Nachdem einige Stunden vergangen waren die Erlösung. Die anderen Drei kamen wieder herunter, etwas angeschlagen von der kalten Nacht, aber trotzdem in einigermaßen guter Laune. Jetzt gab es nicht mehr viele Chancen den Gipfel zu erreichen. Wir hatten alle Reservetage aufgebraucht, das Wetter war ständig instabil und die Kräfte ließen langsam nach. Morgen wäre der letzte Tag um es zu probieren und...es machte das Gerücht die Runde, dass es morgen ein gutes Wetterfenster geben sollte. Gehört, geplant, und unternommen...der Gipfeltag sollte folgen.
Tag 12:
Der Wecker klingelte tief in der Nacht gegen 01:00 Uhr. Es kamen nicht alle mit hinauf. Aus unserer Gruppe waren es 4 Leute, welche dann kurz nach zwei den Weg Richtung Lenz Rocks antraten. Es war ziemlich kalt, aber der Himmel war sternenklar und einige andere Teams waren schon auf dem Weg. Wir waren ziemlich flott unterwegs. Dass das den anderen missfiel erfuhr ich leider erst später. Ich war noch unheimlich fit und durch zahlreiche Touren in den Alpen super akklimatisiert. Wir kamen rasch bis zum Fuß der Lenz Rocks. Dort sammelte sich die gesammte Meute aus dem Lager zusammen und fror sich einen ab. Es war scheiße kalt! So kalt, dass alles was flüssiges im Gesicht war, sofort gefroren war. Ich wollte nicht lange warten, deshalb entschloss ich mich wenig später zum weitergehen. Die anderen drei folgten mir, allerdings hielt nur Florian meinem Tempo stand. Ich ging zu den anderen beiden und sagte ihnen, dass es besser wäre, wir würden uns in zwei Teams spalten. Ich war schon ein bissl Gipfelgeil zu diesem Zeitpunkt und befürchtete bei diesem Tempo den Gipfel nicht erreichen zu können. Denn das Wetter war zwar noch klar und der Sonnenaufgang bombastisch. Aber es war unheimlich stürmisch und von oben erkannte man schon herannahende Wolken. Leider entschied sich Florian wenig später, bei etwa 5.000m auch zur Umkehr, da er ziemliche Schmerzen durch die Kälte in den Fingern hatte. Nun stand ich alleine oben und war immer noch wie besessen den Gipfel zu erreichen. Es zog mittlerweile auch eine ziemlich dichte Wolkensuppe in den Kessel, so dass es mit der Sicht bald ein Ende hatte. Aber der Gipfel...dachte ich mir...der Gipfel war so nah. Mir war schnell klar, der Westgipfel war unerreichbar unter diesen Bedingungen. Ich ging als ein wenig in Richtung der inneren Lenz Rocks. Dort ging es hinauf auf den Ostgipfel. Es kam auch schon die ganze Zeit keiner mehr nach. Später erfuhr ich, das alle Teams an den Lenz Rocks umkehrten. Außer mir und zwei Italienern. Diesen beiden Italiener schloss ich mich nun an und wir schafften es in etwa 2 weiteren Stunden bis auf den Ostgipfel. Es war der Lohn den ich brauchte, der Lohn für all die Tage, die wir hier durch die Berge stiefelten mit nur einem Ziel - dem Gipfel. Es gab sogar noch einige Augenblicke mit freier Sicht und tiefblauem Himmel. Es war ein tolles Gefühl wieder ins Lager zurückzukehren und oben gewesen zu sein. Nun konnte es wieder nach Hause gehen.
Tag 13:
Wir verbrachten unsere letzte Nacht am Berg. Es kam ein wenig Wehmut auf. Sollte es jetzt wirklich wieder zurückgehen? Aber es war auch etwas Sehnsucht nach der Heimat im Spiel. Mal wieder ordentlich duschen, etwas Vernünftiges zu essen, einen Abend vorm Fernseher...die Nacht ging schnell vorüber. Der nächste Tag bereitete uns noch einen schönen und aufregenden Abschluß. Es begann gleich am Früh zu gewittern und wir waren mittendrin. Alles was metallisch war surrte, selbst die Reißverschlüsse an meiner Jacke. Es war schon gespenstisch die Stimmung. Das Gewitter verfolgte uns die gesamte Zeit und ehrlich...ich hielt die Chance, dass ein Blitz uns treffen könnte, für sehr viel mehr als nur wahrscheinlich. Wir mussten das große Plateau überqueren und ich bekam hier und da einen gewischt. Wir hatten so viel Glück, dass uns kein Blitz treffen wollte. Die Anspannung war gigantisch. Im Basislager auf der Nordseite wartete schon unser Transport zurück nach Kislovodsk. Die Fahrt war ziemlich lang und eintönig. Die nächste Nacht verbrachten wir in einem Hotel.
Tag 14:
Heute ging es mit dem Zug wieder auf nach Kiew. Die Zugfahrt dauerte insgesamt 29 Stunden und ich empfehle jedem deutschem sehr auf das Datum im Visum zu achten. Wir beachteten bei der Ausstellung des Visums nicht, dass unser Zug zwar am 20. in Kislovodsk losfuhr, aber erst 00:30 Uhr am 21. August in der Ukraine ankommen würde. Hätten wir keinen freundlichen Helfer gehabt, der zwischen uns und den Grenzbeamten vermittelte, wir hätten wohl ziemlich viel Ärger bekommen.
Tag 15:
Wir kamen in Kiew an. Es folgte eine kurze Nacht und dann ging es per Flieger weiter nach Wien und von dort nach München.
Es war ein super geniales Abenteuer mit den besten Menschen die man sich als Mitgänger wünschen kann. Ich vermisse jeden einzelnen Tag dieser Tour und freue mich schon auf jede weitere Tour. Nächstes Jahr ist Pik Lenin geplant. Mal schauen was sich dann für eine Truppe findet.
Boah, die Aufregung - endlich ging die große Reise los. Mit ziemlich vollem Rucksack ging es mit der Bahn nach München. Dort traf ich mich mit Florian 1 und Florian 2. Nils, Martin und Falko waren schon eher mit dem Flugzeug nach Russland geflogen. Bei uns dagegen ging es nun erstmal von München nach Wien, später von Wien nach Kiew. Von hier an wählten die Globetrotter-Variante und verabschiedeten uns endgültig vom komfortablen Reisen mit dem Flugzeug. Nachdem wir die kurze Nacht im Centralstation-Hostel in Kiew verbracht hatten ging es am nächsten Morgen mit dem Zug weiter.
Tag 2:
Bis zum Bahnhof war es nicht wirklich weit, zu Fuß vielleicht 20 Minuten. Die Bahntickets hatten wir bereits über ein Reisebüro in Deutschland gebucht. Alles gut also - dachten wir! Als wir in den Zug steigen wollten, dann aber die geballte russische Kompetenz mit einem Schlag ins Gesicht. Unsere Tickets seien keine Tickets, sondern nur Reservierungen. Wir sollten doch bitte Tickets kaufen gehen. Keine schlechte Idee des Zugpersonals, schließlich hatten wir noch 15 Minuten bis zur Abfahrt. Das wir eine seperate (kostenpflichtige) Reservierung dabei hatten, das hat offensichtlich niemanden interessiert. Wir danken der dazugekommenen jungen russischen Bahn-Azubine, die am Ende, mit erfrischender Neugier, auch mal einen Blick auf unsere Tickets tat und das Missverständnis aufklärte.
Mit dem ersten Zug, der in Sachen Komfort einem ICE die Hand reichen konnte, ging es bis nach Slawjansk weiter. Dort erreichten wir das Russland unserer Träume. Die Menschen, die Häuser, die Baracken, der Bahnhof, die alten Autos - ja das war es, jetzt sind wir endlich fern von daheim.
Der nächste Zug, mit dem wir nun 25 Stunden bis nach Kislovodsk weiterreisten war dann auch das ganze Gegenteil der ersten Zugerfahrung. Es war eng, 32 Grad Innentemperatur, mit schweißgebadeten Menschen vollgestopft, die Gänge so eng, dass der Rucksack schier stecken blieb und der mit Kohle beheizte Boiler im Wagen lief auf Hochtouren für das Teewasser...oh ja...herrlich!
Tag 3:
Nach 25'stündiger Zugfahrt kamen wir endlich in Kislovodsk an. Das Wetter war herrlich warm und sonnig. Der Elbrus, noch weit entfernt von Kislovodsk, streckte seinen weißen Doppelgipfel immer mal wieder über die Bäume und Häuser hinüber. Endlich trafen wir auch Martin, Falko und Nils. Zusammen ging es dann noch in die Markthalle. Falko und ich besorgten Gaskartuschen (die es nach langem suchen nur in einem Outdoorgeschäft gab) und sammelten uns Mittag vor dem Hotel. Von hier aus ging es in etwa 3 Stunden mit dem Transporter bis in ein kleines Dorf namens Khurzuk, am Fuße des Elbrus. Hier stiegen wir um auf Allrad. Wir waren nach wie vor nicht weniger als 6 Personen (ohne unseren Fahrer). Trotzdem kam nur ein wirklich sehr, sehr kleines Offroad-Fahrzeug. Wir quetschten uns und unser Gepäck also in das Fahrzeug und es ging 2 weitere Stunden bis zum Ausgangspunkt für Westrouten-Aspiranten und auch jene, die über den Balkbashi-Pass in Richtung Nordseite wollten. Wir gingen noch etwa 15 Minuten den Bach (müsste der Ullukhurzuk gewesen sein) entlang und machten unser erstes Lager auf einer kleinen Wiese auf der gegenüberliegenden Seite des Bach, unter einem Grashang. Dies war unsere erste Nacht in der russischen Wildnis und sie war wirklich ruhig und komfortabel auf dem weichen Boden.
Tag 4:
Nachdem wir die Zelte am Morgen abgebaut hatten folgte der erste große Marsch. Ich war gespannt wie gut das mit den schweren Rucksäcken funktionieren würde. Vor allem aber, wie schnell wir wohl vorankommen würden. Eile war, soviel sei dazu erwähnt, aber nicht geboten. Die ganze Tour war bis auf den Gipfeltag ganz im Einklang mit unserer inneren Uhr. Unser heutiger Plan war das 2. Camp auf der Moräne zu erreichen. Immerhin waren das gute 1000 Höhenmeter. Es ging zuerst immer an der Seite des Ullukhurzuk entlang. Anfangs wechselten wir auf die linke Seite, später zeigte sich, dass man rechts besser vorankam. In jedem Fall sollte man sich an den Verlauf des Stromes halten, und zwar solange, bis dieser sich in einer Art Schlucht verliert. Hier bin ich hinunter, habe den Strom überquert und bin auf der anderen Seite wieder aufgestiegen. Prinzipiell könnte man solange den Strom flussaufwärts gehen bis man an einem Rechts-Knick des Stromes auf eine sattgrüne Wiese auf der gegenüberliegenden Seite schaut. Hier überquert man dann den Bach und geht geradewegs auf die Anhöhe dahinter weiter. Im weiteren ging es immer geradeaus mal hoch, mal runter. Man sollte nicht zu sehr nach rechts abtriften. Das Camp auf der Moräne (3.300m), bis zu dem man von hier etwa 2 Stunden benötigt, liegt eher in gerader Richtung. Es finden sich dort einige ebene Zeltplätze und (versandetes) Wasser gibt es aus den umliegenden Bächen.
Tag 5:
Die erste verregnete und stürmische Nacht lag nun hinter uns. Die Nächte waren Tag für Tag eine neue Herausforderung und im Nachblick meine ich, wurde es von Nacht zu Nacht etwas extremer. Nun gut, das Zelt hat Regen und Sturm überlebt. Heute wollten wir uns ein wenig Zeit zur Akklimatisation geben. Das Lager haben wir für eine weitere Nacht beibehalten. Außerdem entschlossen wir uns bis zum nächsten Lager vor den Utyug Rock (3.900m) heraufzugehen. Dieser Fels ist schon eine ziemliche Wucht und mächtig beeindruckend. Der Weg hoch ist ziemlich unangenehm. Viel Schotter, viel Sand...insgesamt sehr anstrengend. Oben haben wir einige Zeltplätze gefunden und Wasser konnte man aus dem Gletscher holen. Es war also für alles gesorgt. Wir machten uns wieder auf den Weg hinunter und ruhten uns an diesem Tag noch ein wenig aus. Spektakuläre Sonnenuntergang gab es an diesem Abend inklusive.
Tag 6:
Die Nächte hatten mittlerweile auch ordentliche Gewitter im Gepäck. Es geht einem schon ein wenig im Magen herum, wenn Blitz und Donner keinen Atemzug voneinander entfernt sind und das Licht der Blitze die Augen selbst im Schlaf blendet. Aber alles überstanden und es geht weiter. Wieder hinauf zum Utyug Rock, diesmal mit dem Gepäck. Wir haben uns heute auf dem Kamm gehalten und leicht links davon. Das war definitiv besser als gestern rechts des Kamms. Insgesamt hat der Aufstieg vielleicht 2 - 3 Stunden in Anspruch genommen. Da wir es ruhig angehen lassen wollten, bauten wir trotz des kurzen Marschs oben unsere Zelte auf und planten für den nächsten Tag den schwierigen Teil am Utyug Rock vorbei und hoch auf das Westernplateau. Allerdings sind die beiden Florians und ich noch hoch bis auf den Gletscher, bis auf knapp unter 4.300m Höhe. Dass dies auf der Westseite unser weitester Vorstoß werden sollte wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich bereue es nicht dort gewesen zu sein, denn die Landschaft änderte sich vollständig mit Erreichen des Gletschers. Riesige Eisbrüche, endloser Schnee und Eis...gigantisch! Für uns ging es aber nach einiger Zeit wieder zurück ins Lager. Es folgte der nächste geniale Sonnenuntergang, die nächste grausame Nacht mit Gewitter und Sturm.
Tag 7:
Der nächste Tag begann wettertechnisch nicht so wie man sich es wünscht. Da uns nun das schwierigste Stück bevorstand und das nächste Lager auf dem Westplateau auch nicht mehr den Schutz bot, wie es hier der Fall war, überlegten wir sehr gut, ob es sich lohnt los zu gehen. Wir entschieden bis Mittag abzuwarten. Aber es nieselte weiter, die Wolken zogen auch immer dichter und es wurde einfach nicht besser. Zu all diesem vermiesten Tag kam es dann noch dicker. Von oben kamen drei Bergsteiger herunter. Wir waren immer ein wenig froh Leute zu sehen, die uns vielleicht etwas von den Bedingungen erzählen konnten. Wir erkannten schnell, dass es sich um die drei Bergsteiger handelte, welche ich und die anderen gestern, auf unserem Vormarsch auf den Gletscher gesehen hatten. Wir wunderten uns gestern schon, was da für eine Aufregung 100 Meter vor uns los war. Zumal sich die drei auch noch den Gletscher hinunter abseilten, was für uns keinen Sinn ergab, denn es ging dort hinunter zu den Eisbrüchen. Was dort wirklich los war, das erfuhren wir jetzt. Ein Mann der Gruppe wurde von einem Stein getroffen und fiel den Gletscher hinunter...keine tolle Nachricht. Vor allem nicht für jene unter uns, welche sich besonders vor diesem Wegstück schon etwas "fürchteten". Da das Wetter nun noch schlechter wurde und die Stimmung auf dem Nullpunkt angelangt war, entschlossen wir uns zum Rückzug zum Ausgangslager. Wir wollten nach Norden gehen und es über die Nordroute probieren. Die bleibende Zeit sollte einen solchen Umweg zulassen, zumindest wenn alles glatt läuft.
Tag 8:
Nachdem wir völlig durchnässt am Vortag noch das Ausgangslager erreichten, wurde es heute wieder wunderschönes Wetter. Zumindest hier unten. Der Berg stand mit dem Gipfel eigentlich dauernd in der Suppe. Heute wollten wir so weit wie möglich bis zur Nordroute heranlaufen. Es ging zu aller erst einmal hoch zum Balkbashi Pass (3.650m). Der WEg dahin ist zwar stetig steigend, aber ich empfand ihn als sehr gut zu laufen. Die Szenerie änderte sich völlig, wenn man auf die Nordseite des Berges gelangte. Es ging immer den Pfaden entlang, viel falsch machen konnte man nicht. Unser Marsch fand ein kurzes Ende als wir den reißenden Bach (Kizilkol) überqueren wollten. Dieser ist ab Nachmittags immer so hoch und reißend, dass an eine Überquerung nicht mehr zu denken ist. Deshalb bauten wir direkt hier auch unser Lager auf, mit fantastischem Blick auf den Elbrus Gipfel (ich glaube der erste freie Blick, seitdem wir am Berg unterwegs waren). Es folgte eine vom Rauschen des Wassers geprägte Nacht.
Tag 9:
Als wir morgens aus dem Zelt krochen, ging der erste Blick in Richtung des Wassers. War es nun möglich den Bach zu überqueren? Ja, es war möglich...es folgte eine abenteuerliche Überquerung und dann ging es sehr gemütlich und entspannend auf einigermaßen ebenem Weg Richtung Osten. Die Landschaft war wieder komplett anders. Wir bewegten und auf einem riesigen grünen Plateau. Später querten wir hinüber nach rechts (nördliche Richtung). Dort gingen wir ein wenig gegen den Strom des Jilisu (Bach) entlang um eine Stelle zu finden, an der wir diesen Überqueren konnten. Es gab dort auch einige Trampelpfade. Diese führten nach der Überquerung direkt wieder auf riesiges Plateau, welches an ein riesiges abgeerntetes Feld erinnerte. Dies haben wir anschließend überquert, bevor wir wieder auf den regulären Weg zum Camp 2 (Nordseite) stießen. Es folgte ein ziemlich steiles Stück, später ein weiteres Plateau, welches mich an den Mars erinnerte, und ein letztes Stück über Fels und Stein, bevor wir nach diesem langen Tag endlich das 2. Lager auf der Nordseite (3.650m) erreichten. Hier war dann auch die Einsamkeit beendet. Es waren zahlreiche Leute vor Ort. Es gab aber zum Glück noch genügend Zeltplätze zwischen den Felsen. Es kam das erste mal das Gefühl auf, dass wir es doch noch schaffen könnten. Der Berg stand vor uns, der Weg nach oben war vorgezeichnet...die Motivation stieg.
Tag 10:
Da wir etwas blauäugig von einem dritten Lager bei den Lenz Rocks gehört haben, entschlossen wir uns die Zelte wieder abzubauen und bis zu dem besagten Lager vorzustoßen. Der WEg bis zu den Lenz Rocks war wie mit dem Bleistift durch das weiß gezogen. Sah aus wie ein Hatscher, aber nahm dann doch knapp 3 Stunden in Anspruch. Das Wetter war ziemlich stürmisch, wenn auch nicht wirklich schlecht bis zu diesem Zeitpunkt. Ich bin der Meinung, dass dieses 3. Lager auf etwa 4.600m Höhe eher ein Notlager ist, eines für jene Leute, welche bei gutem Wetter einfach noch eine weitere Etappe benötigen. Das Lager scheint sich etwas links zwischen den Rocks zu befinden. Aufgrund des Sturms und der vergangenen Nächte hielt ich dieses Lager für unnötig. Außerdem fühlte ich mich nicht so, dass ich diese Etappe benötigen würde. Ich entschloss mich deshalb wieder herunterzugehen. Lieber noch einen Tag im Lager zwei verbringen und am nächsten Tag zu den anderen aufsteigen, um bis zum Gipfel weiterzugehen. Florian musste leider mit mir mitkommen, denn er schlief bei mir im Zelt. Aber ich denke im Nachhinein wird er doch dankbar sein für meine Sturrheit.
Tag 11:
Die anderen hatten die Nacht oben verbracht. Eingegraben im Schnee, bei saukaltem Wetter, ziemlich ordentlich Neuschnee und Sturm. Ich habe mir echt Sorgen gemacht, die ganze Nacht. Einer von denen, die oben geblieben sind, kam am Abend zuvor auch noch herunter...die anderen wollten unbedingt die Nacht dort oben verbringen. Als es Morgens war, war das Wetter immer noch nicht wesentlich besser. Es war neblig, kalt und schneite. Wir entschlossen uns zumindest nach den anderen zu schauen. Wir gingen also los, ohne Gepäck und versuchten bis zu den Lenz Rocks zu kommen. Keine Chance! Es wurde nach oben immer stürmischer, man hat kaum etwas gesehen und bei so viel weiß unter, über und neben dir wurde es nahezu unmöglich den Weg wieder zurück zu finden. Die Sicht betrug mitunter weniger als 3 m, so dass ich selbst die anderen beiden am Seil nicht mehr erkannte. Wir entschlossen uns umzukehren und am Lager das beste zu hoffen. Nachdem einige Stunden vergangen waren die Erlösung. Die anderen Drei kamen wieder herunter, etwas angeschlagen von der kalten Nacht, aber trotzdem in einigermaßen guter Laune. Jetzt gab es nicht mehr viele Chancen den Gipfel zu erreichen. Wir hatten alle Reservetage aufgebraucht, das Wetter war ständig instabil und die Kräfte ließen langsam nach. Morgen wäre der letzte Tag um es zu probieren und...es machte das Gerücht die Runde, dass es morgen ein gutes Wetterfenster geben sollte. Gehört, geplant, und unternommen...der Gipfeltag sollte folgen.
Tag 12:
Der Wecker klingelte tief in der Nacht gegen 01:00 Uhr. Es kamen nicht alle mit hinauf. Aus unserer Gruppe waren es 4 Leute, welche dann kurz nach zwei den Weg Richtung Lenz Rocks antraten. Es war ziemlich kalt, aber der Himmel war sternenklar und einige andere Teams waren schon auf dem Weg. Wir waren ziemlich flott unterwegs. Dass das den anderen missfiel erfuhr ich leider erst später. Ich war noch unheimlich fit und durch zahlreiche Touren in den Alpen super akklimatisiert. Wir kamen rasch bis zum Fuß der Lenz Rocks. Dort sammelte sich die gesammte Meute aus dem Lager zusammen und fror sich einen ab. Es war scheiße kalt! So kalt, dass alles was flüssiges im Gesicht war, sofort gefroren war. Ich wollte nicht lange warten, deshalb entschloss ich mich wenig später zum weitergehen. Die anderen drei folgten mir, allerdings hielt nur Florian meinem Tempo stand. Ich ging zu den anderen beiden und sagte ihnen, dass es besser wäre, wir würden uns in zwei Teams spalten. Ich war schon ein bissl Gipfelgeil zu diesem Zeitpunkt und befürchtete bei diesem Tempo den Gipfel nicht erreichen zu können. Denn das Wetter war zwar noch klar und der Sonnenaufgang bombastisch. Aber es war unheimlich stürmisch und von oben erkannte man schon herannahende Wolken. Leider entschied sich Florian wenig später, bei etwa 5.000m auch zur Umkehr, da er ziemliche Schmerzen durch die Kälte in den Fingern hatte. Nun stand ich alleine oben und war immer noch wie besessen den Gipfel zu erreichen. Es zog mittlerweile auch eine ziemlich dichte Wolkensuppe in den Kessel, so dass es mit der Sicht bald ein Ende hatte. Aber der Gipfel...dachte ich mir...der Gipfel war so nah. Mir war schnell klar, der Westgipfel war unerreichbar unter diesen Bedingungen. Ich ging als ein wenig in Richtung der inneren Lenz Rocks. Dort ging es hinauf auf den Ostgipfel. Es kam auch schon die ganze Zeit keiner mehr nach. Später erfuhr ich, das alle Teams an den Lenz Rocks umkehrten. Außer mir und zwei Italienern. Diesen beiden Italiener schloss ich mich nun an und wir schafften es in etwa 2 weiteren Stunden bis auf den Ostgipfel. Es war der Lohn den ich brauchte, der Lohn für all die Tage, die wir hier durch die Berge stiefelten mit nur einem Ziel - dem Gipfel. Es gab sogar noch einige Augenblicke mit freier Sicht und tiefblauem Himmel. Es war ein tolles Gefühl wieder ins Lager zurückzukehren und oben gewesen zu sein. Nun konnte es wieder nach Hause gehen.
Tag 13:
Wir verbrachten unsere letzte Nacht am Berg. Es kam ein wenig Wehmut auf. Sollte es jetzt wirklich wieder zurückgehen? Aber es war auch etwas Sehnsucht nach der Heimat im Spiel. Mal wieder ordentlich duschen, etwas Vernünftiges zu essen, einen Abend vorm Fernseher...die Nacht ging schnell vorüber. Der nächste Tag bereitete uns noch einen schönen und aufregenden Abschluß. Es begann gleich am Früh zu gewittern und wir waren mittendrin. Alles was metallisch war surrte, selbst die Reißverschlüsse an meiner Jacke. Es war schon gespenstisch die Stimmung. Das Gewitter verfolgte uns die gesamte Zeit und ehrlich...ich hielt die Chance, dass ein Blitz uns treffen könnte, für sehr viel mehr als nur wahrscheinlich. Wir mussten das große Plateau überqueren und ich bekam hier und da einen gewischt. Wir hatten so viel Glück, dass uns kein Blitz treffen wollte. Die Anspannung war gigantisch. Im Basislager auf der Nordseite wartete schon unser Transport zurück nach Kislovodsk. Die Fahrt war ziemlich lang und eintönig. Die nächste Nacht verbrachten wir in einem Hotel.
Tag 14:
Heute ging es mit dem Zug wieder auf nach Kiew. Die Zugfahrt dauerte insgesamt 29 Stunden und ich empfehle jedem deutschem sehr auf das Datum im Visum zu achten. Wir beachteten bei der Ausstellung des Visums nicht, dass unser Zug zwar am 20. in Kislovodsk losfuhr, aber erst 00:30 Uhr am 21. August in der Ukraine ankommen würde. Hätten wir keinen freundlichen Helfer gehabt, der zwischen uns und den Grenzbeamten vermittelte, wir hätten wohl ziemlich viel Ärger bekommen.
Tag 15:
Wir kamen in Kiew an. Es folgte eine kurze Nacht und dann ging es per Flieger weiter nach Wien und von dort nach München.
Es war ein super geniales Abenteuer mit den besten Menschen die man sich als Mitgänger wünschen kann. Ich vermisse jeden einzelnen Tag dieser Tour und freue mich schon auf jede weitere Tour. Nächstes Jahr ist Pik Lenin geplant. Mal schauen was sich dann für eine Truppe findet.
Tourengänger:
Mandinka

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