Cima delle donne, cresta del coro 2814 und 4 Pässe


Publiziert von Regula52 , 31. August 2012 um 22:39.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:22 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cristallina   Gruppo Pizzo Castello 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:siehe Wegpunkte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:OeV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:OeV
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Cristallina, Osteria Pizzo Rotondo Bedretto. Stella Alpina Ronco
Kartennummer:Ausdrucck aus CD Ticino 1:25000

T5 bezieht sich nur auf den Grat der Cima delle donne. Der Rest ist T3.

Start um 6,30h. Aufstieg über den sentiero Vitale nach Stabiello grande.  Es hat viel geregnet im Tessin. Auf dem Weg finde ich einen wunderschönen doppelspitzigen Bergkristall, von circa 5 cm Länge. Der Regen hatte eine Seite freigewaschen, sodass sie glänzte.  Als Kinder fanden wir noch viele davon. Jetzt sind sie eher rar geworden.
Um der Traversierung des Sumpfmistbaches, der  von Stabiello grande herunterkommt, auszuweichen, steige ich bis zur Alp auf. 
Von dort auf dem Strässlein hinunter zur Alpe Cristallina. Aufstieg im Schatten durch die Val torta zum Passo del Naret. Zum Glück bei der Bruthitze, die auch diese Höhen erreicht hat.  Dort oben brodelt es. Nebel und Wolkenfetzen wechseln sich ab. Da treffe ich auch Leute. die von der Cristallinahütte her kamen. 
Nach dem Abstieg zum Naretsee folgt der baldige Aufstieg zum Passo del Sasso Nero. Wunderschön und geheimnisvoll immer wieder der Blick ins Val Peccia.  Dann wende ich mich dem Weg zur Bocchetta del  Lago  Nero zu.  Unterwegs treffe ich eine Engländerin, die in der Cristallinahütte logiert. Sie findet die Gegend einmalig. Sie ist unter anderem über hikr. darauf gekommen. Wir schwatzen etwas und ich schenke ihr den Kristall. Sie ist überglücklich. 
Oberhalb der Bocchetta steige ich über Geröll zum Grat der Cima delle donne und kraxle dann über Gras und Felsen hinauf. Es erwarten mich keine hübschen Männer, dafür aber eine schöne Aussicht. 
Ich schaue mir den Weiterweg an zum Punkt 2814 an. Sollte machbar sein. 
Dann sehe ich plötzlich eine Gemse. Sie liegt allein. Seltsam, die sind selten allein. Sie steht auf und geht davon, mit den Beinen den Weg ertastend. Mit ihr stimmt was nicht.  Nun sehe ich eine Gruppe von dreien. Zwei erwachsene Gemsen und ein Kitz.  Eine davon hat einen bläulichen Schimmer oben am Auge, auch sie bewegt sich unbeholfen. Die andere scheint gesund zu sein und rennt davon. Dann kommt sie wieder zurück und holt das Kitz ab und beide rennen davon.  Jetzt dämmert es mir. Die zurückgebliebene Gemse leidet an der Gamsblindheit.  So wie sie sich bewegt, sieht man, dass sie nichts sieht. Ich mache einen grossen Bogen um sie, um sie nicht zu beunruhigen. 
Etwas weiter oben sehe ich zwei Schneehühner im Sommerkleid und perfekter Tarnung. 
Nun steige ich noch auf die Cresta 2814. Dann gehe ich zurück zur Bocchetta del Lago nero. Zum Glück finde ich meinen Rucksack wieder, den ich auf einer Wiese deponiert hatte. Die Kraxlerei hat durstig gemacht.  
Am Abstieg zum Lago nero ist der Weg gesichert. Der Weg ist ohnehin sehr schön zusätzlich sind noch massive Ketten angebracht. Da kann wirklich nichts schief gehen. Bei Gegenverkehr sind diese sicherlich nützlich.  Doch heute herrscht kein grosses Verkehrsaufkommen. Die Engländerin ist verschwunden und sonst kein Mensch unterwegs. 
Dann folgt der Aufstieg zur Capanna Cristallina.  Tiefblick auf den Lago Bianco, Basodino meist in Wolken gehüllt. Der sagenumwobene Lago Sfundau präsentiert sich in schönster Farbe.  Vor der Umwandlung in einen Stausee, hatte der See nie einen sichtbaren Abfluss.  Da sind der Phantasie für Sagen keine Grenzen gesetzt. 
In der Cristallinahütte melde ich die blinden Gemsen. Sie haben noch nie von so etwas gehört,wollen es aber weitermelden. Mir war auch nicht bewusst, dass die Krankheit schon im Tessin angekommen ist. 
Die Engländerin ist heil zurück und spendiert mir einen Drink zum Dank für den Kristall. 
Mittlerweile ist es 18h geworden. In zweieinhalb Stunden ist es dunkel. Jetzt muss ich mich beeilen, um ins Tal hinunter zu kommen. 

Tourengänger: Regula52


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Kommentare (7)


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Seeger hat gesagt: Gemsblindheit
Gesendet am 1. September 2012 um 10:38
Ciao Regula
Wiederum eine schöne Tour super bebildert und kommentiert. Danke vielmals!
Alle Gegner der Jäger sollten sich diesen Bericht zu Gemüte führen und ihre Gedanken über deren immenser Freiwilligenarbeit machen. Denn wer, wie Du und ich, sich in den Bergen aufhält, schätzt nicht nur die Hütten, Gastfreundschaft und Wege, sondern auch das Hegen der Tiere. Solche Tragödien wären viel häufiger.
Ich wünsche Dir viel spannende Touren in Deinem Heimatkanton
Andreas

Regula52 hat gesagt: RE:Gemsblindheit
Gesendet am 1. September 2012 um 17:06
Scheinbar sind Schafherden Reservoirs für die Krankheitserreger. Dies wäre ein Argument mehr für Herdenschutzhunde. Diese würden auch die Gemsen und anderes Steinwild vor dem Kontakt mit kranken Schafen schützen.

Seeger hat gesagt: RE:Gemsblindheit
Gesendet am 1. September 2012 um 17:29
Ciao Regula
Der Bauer auf der Mügaia hat mir erzählt, dass er drei Herdenschutzhunde hatte:
- einer riss eine Ziege vom Nachbar :-(
- einer biss einen Wanderer
- der Dritte taugte zu Nichts
So musste er sich von allen drei Hunden trennen.
Ich bin deshalb etwas skeptisch gegenüber dem Argument der Herdenschutzhunde.
Cari saluti
Andreas

Regula52 hat gesagt: RE:Gemsblindheit
Gesendet am 1. September 2012 um 17:38
Der hat aber Pech gehabt. Ich denke ein guter Schutzhund braucht ein ebenso gutes, oder noch besseres Training, als ein Rettungs- oder Lawinenhund.

Regula52 hat gesagt: RE:Gemsblindheit
Gesendet am 1. September 2012 um 17:12
Hallo Andreas,
vielen Dank für Deinen Kommentar und für's Kompliment. Du sagst es richtig. Wir halten uns in den Bergen auf. d.h. wir sind offen für die Bergwelt und werden Teil von ihr. Wir verfolgen auch, aber nicht ausschliesslich, irgendwelche Gipfelziele.
saluti
Regula

Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2012 um 19:39
viel Interessantes zur Krankheit der Gämsen habt ihr beiden vermittelt; vielen Dank euch.
Schön, nebst der Dokumentation über das Tierschicksal, dein Bericht, Regula - er gefällt mir sehr!
lg Felix

Regula52 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. September 2012 um 23:56
Vielen Dank Felix, für's Kompliment
saluti
Regula


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