VAV 2 arretrato - Efra - Gagnone - Rierna - Cornavosa


Publiziert von basodino , 20. Juli 2012 um 00:02.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:16 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima di Gagnone   Gruppo Poncione Rosso   Gruppo Madöm Gross 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1035 m
Abstieg: 1085 m
Strecke:12,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto oder ÖV via Tenero/Gordola ins Valle Verzasca bis Farasco
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Efra SEV (2039 m), 24 Plätze Capanna Cornavosa (1991 m), 25 Plätze
Kartennummer:1293 Osogna

Von der Couch auf den VAV, so könnte man den spontanen Trip in das Verzascatal umschreiben. Allerdings könnte man auch sagen, vor 6 Jahren begonnen, nie vollendet, es wurde auch mal Zeit. Letztlich hat der Wetterbericht entschieden, dass es jetzt sein sollte.

Prolog:
Mit dem Zug bis nach Tenero, umgesattelt auf den Bus bis Frasco, 15 Uhr Start! Nun macht es einem der Hüttenaufstieg zunächst einmal sehr einfach, denn selten geht es im Tessin so gemütlich los, wie auf dem Weg ins Val d'Efra. Bis zu den schönen Wasserläufen in der Nähe von Montada (1196 m) hatte ich die Müdigkeit aus den Beinen gelaufen. Immer wieder kamen mir Menschen entgegen, die den Sonntag bereits genutzt hatten in diesem schönen Winkel. Nun dauerhaft ansteigend, aber nie wirklich steil bis auf die Alpe d'Efra (1686 m), von der aus man die Fahne vor der Hütte gut erkennen kann. Zwar zweigt einige Meter nach der Alpe eine Spur links ab, um die Hütte direkt zu gewinnen, aber man kann den Lago d'Efra nicht guten Gewissens auslassen. Deshalb flach aber etwas ruppiger hinüber zum Lago, welcher noch in der Sonne liegt und eine schöne Bank am Ufer aufweist. Die letzte gute halbe Stunde zur Hütte geht dann auch relativ flott vorbei. T2, 3 h 40 min.

VAV 2 arretrato:
Schnell stellte sich auf der Hütte heraus, dass ich der einzige VAV-Aspirant sein würde. Die 10 anderen Bergfreunde gingen das Gebiet mehr von Ost nach West oder umgekehrt an und waren auch am Morgen sehr viel gemütlicher drauf. Ich spürte die ungewohnte gestrige Anstrengung noch, bekam beim Frühstück mein Brot nur schwer herunter und lief zu Beginn erst mal recht unrund.
Nun ist der Weg zum Passo Gagnone kaum zu verfehlen und zumeist auch nicht einmal steil, aber irgendwie begann es schleppend. Den Pass überquert man dann entsprechend auch nicht, sondern gewinnt nach ein wenig flachem Geröll (mit Pfützen) einen ersten Hang, der zu einem Rücken hinaufführt. Dort bekam ich kurze Zeit Begleitung durch einen unentschlossenen Hühnervogel (siehe Bild). Vom Rücken folgt eine leicht exponierte, aber einfache Querung hinauf in die Bocchetta dello Scaiee (2433 m). T3, 1 h 35 min.
Die nahe, nenne ich es Gipfel (?), Scaiee (2457 m) muss man praktisch mitnehmen, wenngleich von hier der Gipfel des Gagnone verborgen bleibt. T2, 5 min.
An der Bocchetta beginnt deutlich markiert gleich links der VAV. Eine erste kurze Kletterstelle (I-II), dann ein wenig exponiertes Gehen mit Abstützen, leicht über P. 2453 zu einem letzten Aufschwung, den man entweder direkt erklettert (II) oder gut markiert auf schmalen Leisten in einem weiten Zacken rechts umgeht und man erreicht den höchsten Punkt des Tages. T4+, 35 min. 
Der Gipfel bricht nach Norden und Osten sehr steil ab, ist aber nach Süden hin flach. So schlendert man gemütlich hinab (T1-2) bis zum Passo di Corto Nuovo, den man als solchen nicht wahrnimmt. Jenseits überschreitet man die Cima del Rosso beinahe unbemerkt, bis der Grat schmaler und felsiger wird. Ziemlich brüsk wendet sich die Zeichnung nach rechts und man findet sich in bestem Steilgras mit Felsblöcken wieder, was weder einfach noch ungefährlich ist (T5), eine kleine Erinnerung, dass man auf dem VAV ist. Jenseits quert man unterhalb P. 2334 durch, bleibt rechts des Grates in nunmehr weniger steilem Gras und steigt zu einem geborstenen Fels hoch. Hier hat sich ein Kamin gebildet, den man erdig erklettert (II). Kurz darauf steht man auf der Cima di Rierna (2461 m). T5, 1 h 15 min.
Der Weiterweg wird jetzt wieder leichter. Erst steigt man in eine kleine Senke und steigt von links nach kurzer Querung zum breiten Grat auf, den man leicht überschreitet (T2). Hinter P. 2372 wiederholt sich das Spiel vom letzten Abschnitt zwischen den Gipfeln. Wieder geht es nach rechts, luftig, steil, ein paar Felsgriffe, aber sonst grasig hinab (T5) und man quert die Bocchetta di Rierna (2295 m) rechts. Danach steigt man einige Meter leicht hinauf, quert weiter vom Grat weg nach rechts und sieht einen Durchschlupf in der Flanke. In kurz angesetzten Kehren über Felsstufen und Gras steigt man steil nach oben (T4+), wobei eine kurze Steilstufe unangenehm auffiel. Weil der Schritt hinauf zu hoch war, hat man hier einige Felsen wie eine Treppe aufgeschichtet. Leider sind die Platten instabil, so dass größte Vorsicht geboten ist (ein Schritt II).
Nach oben hin wird das Gelände wieder leichter und man erreicht den Passo di Bri (2431 m). T5, 1 h 00 min.

Jenseits des Passes verliert man ca. 60 Höhenmeter und kommt in einen felsigen Kessel unterhalb der thronenden Cima di Bri (T2), die nicht leicht aussieht. Hier fand sich eine Pfütze, ein kleiner Schneerest und ein schön windstiller Ort zum pausieren. Man überquert ein kleines Blockfeld horizontal und nimmt den zuerst schottrigen, dann grasigen Weg zur Bocchetta di Fümegna (2424 m) wieder auf (T3-). Die folgende Gratkante ist abwechslungsreicher (T4) als der bisherige Grat, endet aber wie gehabt mit Ausweichmanövern nach rechts, was einen durch felsige und erneut grasige Steilfanken führt, die mir hier mit T5 beinahe unterbewertet vorkamen. Mag es der Müdigkeit geschuldet sein, aber für mich lag hier die Schlüsselstelle dieser Etappe. Zuletzt unschwierig erlangt man dann die Cima Lunga (2488 m). T5, 1 h 15 min.

Der Abstieg zur Bassa ist dann mehr eine Konzentrationsübung, da das Gelände hinreichend steil für blöde Ausrutscher ist, die Spur nicht immer ganz eindeutig zu sein scheint, im Großen und Ganzen aber keine Herausforderungen warten (T3+). Erst in der Bassa kommen wieder ein paar wenige Kletterstellen, wobei man den ersten Teil des gezackten Tiefpunktes des Grates links umgeht (auf die Markierung achten). T4, I, 45 min.
Am Ende der Tiefstelle quert man in die Flanke des Poncione Rosso hinein, verliert kontinuirlich leicht an Höhe und begeht hierbei hauptsächlich flach, abfallende Platten, die bei Feuchtigkeit schnell unschön werden können. Schließlich erreicht man die letzte knifflige Stelle, wenn man hinab ins Geröllfeld eine letzte Stufe absteigen muss (kurz II). Entgegen der Karte befinden sich im Geröllfeld Spuren und Zeichen, die sich erst in den darunterliegenden Wiesen komplett verlieren. T4+, 30 min.

Entgegen der normalen Wegführung habe ich mich jetzt bei Beginn der ersten Wassergräben nach links gehalten und konnte so sehr bequem über Wiesen zu einer flachen Terasse auf 1920 m absteigen, die durch einige sehr große Felsen charakterisiert wird. Man quert unterhalb eines Geröllfeldes nach links, quert eine aufsteigende Spur horizontal und kommt in üppigere Wiesen. Mit etwas Glück kann man kurz vor einem Trockenbett (Rinne) eine schwache Spur aufnehmen, die jenseits der Rinne zu einem klaren Weg wird und bald auf den von der Alpe Fümegna hinaufkommenden VAV trifft (ca. 1895 m). T2-3, 35 min.
Nun steigt der Weg allmählich leicht an, bis man auf den Nordwestgrat des Poncione di Precastello trifft, der hier eine Schulter bildet. Steil aber leicht hinauf, um die Schulter herum, eine kurze Steilstufe mittels einer kurzen Kette überwinden (ein Schritt II), nochmals aufwärts querend in den Kessel der Alpe Cornavosa hinein und schließlich mit gut 60 m Höhenverlust zur Kreuzung des neuen Hüttenweges, dem man bis zur Hütte folgt. T3, 50 min.

Mit Pausen war ich beinahe 10,5 Std. unterwegs. Die Länge der Etappe sollte nicht unterschätzt werden, auch nicht die Schwierigkeit der wenigen exponierten Stellen (es bestehen keinerlei Sicherungen). Auf die Länge erscheint die Etappe eher harmlos, aber ich würde sie unter keinen Umständen unternehmen, wenn gegen Nachmittag Schauer oder Gewitter drohen.

Die Alpe Cornavosa trägt seit 2010 eine sehr schöne Hütte. Picobello, tolle Lage, Sonne bis kurz vor 21 Uhr, eine warme Dusche und wenig Publikum. Sie ist eine Perle im Tessin und mein Warten hat sich gelohnt, den VAV erst jetzt zu komplettieren.

Die letzte Etappe gibt es dann im nächsten Teil ...

Tourengänger: basodino


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