VAV-Herbstrunde von Biasca nach Bellinzona


Publiziert von flexa , 19. Oktober 2023 um 14:43.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:15 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima di Gagnone   Gruppo Poncione Rosso   Gruppo Cima dell'Uomo   Gruppo Madöm Gross 
Zeitbedarf: 18:00
Aufstieg: 5051 m
Abstieg: 5099 m
Strecke:48.09 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Biasca (SBB)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Monte Carasso (Bus nach Bellinzona, dann SBB)

Ziel der Tour:

Die ersten zwei Etappen der Via Alta della Verzasca von Nord nach Süd aus dem Tal heraus.

Wegbeschreibung:

Ziemlich spontan und relativ spät im Jahr habe ich mich mit einem Kollegen für einen Teil der Via Alta della Verzasca (VAV) verabredet. Er ist schon unterwegs und ich komme abends nach. Mit dem letzten beziehungsweise ersten Zug des Tages steige ich 1:21 in Biasca aus. Der Bahnhof und die ganze Ortschaft schläft und ich gehe in Ruhe los. Es ist kühl und so bleibt auf dem flachen Stück die Jacke an. In Pollegio kreuzt der Weg die Auto- und Eisenbahn, ab jetzt kommt auch die Stirnlampe zum Einsatz. Nach genau 5 km flacher Strecke beginnt bei der Brücke über die Ticino endlich der Anstieg durchs Val d’Ambra und Val Gagnone.

Das Laub raschelt auf dem steilen Weg, ein paar Vögel rufen und die aufgeplatzten Kastanien lassen einen mitunter wie auf Murmeln laufen. Im mittleren Teil ab etwa 1000 m wird die Orientierung im Dunkeln schwieriger. Einmal verpasse ich kurz vor Gallina die kleine Behelfsbrücke und einmal stolpere ich bei etwa 1270 m in einem Bachbett umher, bevor ich dank kleinen Steinmännern den Ausstieg zum Wanderweg auf der anderen Seite finde. Ab hier hört der Wald langsam auf und die Markierungen sind wieder gut zu erkennen. Gegen 5:50 erreiche ich den Paso di Gagnone.

Wie verabredet treffen ich hier meinen Kollegen, der in der Cappana Efra übernachtet hat. Von ihm stammen auch ein paar der Steinmänner, die bei der nächtlichen Orientierung geholfen haben. Glücklicherweise ist das Treffen eine zeitliche Punktlandung und niemand muss in der Kälte warten. Nach kurzem Frühstück gehen wir gegen 6:00 weiter auf der Via Alta della Verzasca (VAV) Richtung Süden.

Nach einem kurzen Stück Wanderweg geht ab der Bocchetta dello Scaiee die Kletterei los. Besondere Vorsicht ist geboten, da die Felsen so früh noch mit einer dünnen Eisschicht überzogen sind. Es geht aber gut, wenn man auf die Steinkanten tritt. Auch wenn die Kletterei an sich nicht sehr schwierig ist, ist das für mich die heikelste Passage des Tages. Sobald man über den Grat schaut weht ausserdem ein eisiger Nord-Wind entgegen, der uns den ganzen Tag begleitet. Durch den steten Wechsel zwischen Aufstieg und Abstieg, Windstille und kalten Böen, ziehe ich unzählige Male die Jacke an und aus.

Langsam kriecht die Sonne über den Horizont und kurz vor dem Cima di Rierna berührt sie auch den Gratabschnitt der schon hinter uns liegt:



Zusätzlich bietet sich in alle Richtungen eine spektakuläre Weitsicht. Wir bleiben fast immer auf dem Wanderweg, der den Grat bald westlich verlässt, leider wieder im Schatten und ziemlich kühl. Nach einem Steinbock und einem Steinadler-Paar kreuzt nun auch eine Gemse ein paar Meter vor uns den Weg. Durch ein wildes malerisches Tal mit verstreuten Nadelbäumen folgen wir dem Höhenweg bis zur schönen Alpe Cornavosa, die wir kurz vor 11:00 erreichen. Hier wärmen wir uns in der Sonne und nutzen die gut ausgestattete Hütte um Kaffee zu kochen – was für ein Luxus!

Hier beginnt die nächste Etappe der VAV, die wir in umgekehrte Richtung gehen. Nach einem ersten Aufschwung folgt ein mehrfaches Auf und Ab um die 2300 m. Die meisten Höhepunkte werden durch den Weg etwas unterhalb umgangen. Der Aufschwung zum El Ponción Piòta ist gut gestuft in festem Fels, und immer an der richtigen Stelle durch Tritt-Eisen entschärft. Kurz nach 14:00 Uhr sind wir oben, und schauen zurück auf die Felsenkette - der Anfang der Tour am Horizont ist fast 11 km Luftlinie entfernt und kaum noch auszumachen:



Ein halbe Stunde später verabschieden wird uns von der Gratkletterei. Der folgende Abstieg durch Geröll und Gebüsch ist teilweise ausgesetzt und die Müdigkeit macht sich auch bermerkbar. Trotzdem kommen wir gut voran und gegen 15:30 erreichen wir an der Boccheta di Cazzan den Wanderweg oberhalb der Cappana Borgna. Als Belohnung gibt es einen schönen Blick auf den Lago Maggiore:



Nun folgt die Schlussetappe Richtung Bellinzona. Es sind nur etwas mehr als 200 Höhenmeter zur Bochetta della Cima dell’Umo, aber die haben es in sich. Den Gipfel lassen wir gerne aus. Auf dem Pass werden wir von einem kalten Wind begrüsst, der keine Lust aufs Verweilen macht. Wir steigen zügig in schattige Nordseite hinab und etwas weiter wieder die mühsame Schuttrinne hinauf zur Boccheta d’Erbea.

Schlagartig wird es wieder sonnig und warm. Nach kurzer Pause geht es endlich zum letzten Abstieg Richtung Tal – noch 10km weit und knapp 2km abwärts. Vorbei an der Cappane Albagno wandern wir in den Abend hinein. Leider klappt es nicht, mit der Seilbahn mitzufahren, und so endet der Tag mit einem zügigen Abstieg zur Bushaltestelle in Monte Carasso.

Zusammenfassung:


Was für eine schöne Herbstrunde! Den ganzen Tag wanderten wir durch eine tolle wilde Landschaft und bedauern, diesmal nicht mehr Zeit für die ganze VAV-Strecke mit Übernachtungen in den schönen Hütten zu haben. Nur zwei mal sind wir auf andere Wanderer getroffen. Es war zwar oft kühl, dadurch aber auch gute Bedingungen für die lange Wanderung. Nur das Eis am Morgen war etwas heikel.

Durchgangszeiten:

1:21 Biasca SBB
5:50 Paso di Gagnone
10:56 Alpe Cornavosa
12:10 El Ponción Piòta
15:32 Bochete di Cazzann
16:30 Bocchetta d’Erbea
19:15 Monte Carasso (Bushaltestelle Cunvént)


Tourengänger: flexa
Communities: T6, Monstertouren


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