Über alle 7 Berge, oder: rund um den Schwalmis


Publiziert von Nobis , 20. Juni 2012 um 11:33.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:19 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Bauen - Brisen - Bürgenstock   CH-NW   CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1570 m
Abstieg: 2345 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Emmetten, Talstation Seilbahn nach Niederbauen (Gratis-P)

Sehr lange Rundtour rund um den Schwalmis und hoch über dem Vierwaldstättersee, über alle diese sieben Berge: Niederbauen über Oberauenstock, Zingel, Stöckli, Gandispitz, Jochlistock, Risetenstock und Heitliberg. Von Emmetten also noch faul mit der Miniseilbahn hoch auf 1570m nach Niederbauen. Leider erfüllt auch diese Starthöhe die Anforderung an angenehme Wandertemperatur noch nicht, bei sommerlichen feucht-heissen Verhältnissen sind praktisch alle Höhenmeter an diesem Tag an der prallen Sonne eine Qual.

Bald schon tritt man in das Reich der Rinder ein um auf Höhe Hunds-Chopf in die Schafherde einzutauchen und auf den ab hier weiss-blau-weiss markierten, aber bis Vorderjochli nirgends ausgeschilderten Alpinwanderweg.

Wo in den Bergen Schafe sind, sind steile Grashalden nicht weit: Die Traverse in der Nordwestflanke des Oberbauenstocks ist bei Nässe rasch unangenehm und bei Schnee gefährlich. Auf meiner Tour im Frühsommer habe ich allerdings nur zwei kleine, jeweils wenige Meter breite, nicht störende Schneefelder queren müssen. Im Aufstieg durch die Schwiren über Kalkstein und erdigen Pfad ist man an manchen Stellen froh, dass man sich an einem Drahtseil festhalten kann. Im oberen Bereich erfolgt der weitere Anstieg über erdige Tritte in recht steilem Gelände (T4). Dies ist allerdings angesichts der scheinbar unüberwindbaren Felswand, als die Schwiren von Niederbauen her präsentiert, geradezu einfach.

Noch eine Spur abenteuerlicher dürfte für viele Alpinwanderer der nicht markierte Pfad auf den Oberbauenstock selber sein. Er führt wider Erwarten nicht über Grat (ginge zwar offenbar auch), sondern ein erdiger Pfad zieht sich schon fast elegant durch die steile, schroffige Südflanke des Gipfelaufbaus (T4). Der kleine Gipfelsteinhaufen kommt erst im letzten Moment in den Blick - eigentlich diesem gewaltigen Berg in keiner Weise gerecht werdend. Die Aussicht und der Tiefblick sind phänomenal.

Ist man wieder vorsichtig bis zum Ausstieg bei Schwiren zurückgekehrt, führt ein schmaler, aber gut begehbarer Pfad dem langen Grasgrat entlang westwärts. Einige Graszacken umgeht man südlich, immer auf guter Spur. Obwohl man sich teilweise recht nahe an der Schneide bewegt, ist der Pfad nicht wirklich exponiert. Oberhalb Inner Baberg ist zur Abwechslung eine 15 Meter lange, leicht abschüssige Kalkplatte zu begehen.

Bald öffnet sich unerwartet ein kleiner Talkessel, der Pfad verläuft zwischen dem Grat mit dem Gipfel Zingel und dem Buck Stöckli und erreicht wieder die Gratschneide bei Lückli. Der Wegweiser lässt den Wanderer fälschlicherweise im Glauben, er sei auf dem Zingel. Dieser bedarf allerdings noch einmal ~25 Höhenmeter, welche über hohe Grastritte in Gratnähe zu erkaufen sind.

Nun zurück ins Lückli und über das Gatter steigen - der weiss-blau-weisse Weg verläuft nämlich auf der Westseite weiter, und steigt bis auf den Punkt 1917 im Grat hoch. Ich habe mich von der schönen Spur westlich von Stöckli verleiten lassen, welche aber in die Nähe einer sehr steilen und exponierten Grasrampe führt. Also wieder zurück ins Lückli - als "Dank" für den Umweg lohnt sich dann allerdings die rasche Besteigung des Stöckli.

Ja, es ist gross und wird beim weiteren Wegverlauf immer grösser: das riesige Gipfelkreuz auf dem Gandispitz. Der Weg am Moorgebiet Ober Seewen vorbei ist malerisch - aber bei sommerlichen Temperaturen unglaublich heiss.

Auf dem folgenden Kilometer Gratverlauf bis zum Jochlistock verläuft der nun teilweise schmale Pfad häufig direkt auf der Gratschneide, ein paar Abbrüche werden südwärts umgangen. Der Blick auf die riesige Felsplatte bei Gross Schilt fand ich dabei besonders spektakulär.

Beim Vorderjochli gelangt man in Wandergebiet, die Wege sind weiss-rot-weiss markiert und ausgeschildert. Eigentlich wollte ich den Schwalmis überschreiten - da aber offiziell auf den Nachmittag vor Gewittern gewarnt wurde, bereits die Mittagsstunde schlug, und die Hitze den Aufstieg auch nicht verschnellerte, sah ich von diesem eigentlichen Tagesziel ab.

Schneefelder führen im Frühsommer durch das kleine Täli auf's Hinterjochli. Dieser ist ein guter Punkt für die Mittagsrast, obwohl, oder heute als Alleingänger vielleicht gerade deshalb, weil hier noch zwei weitere Partien die gleiche Idee hatten.

Energie gesammelt, Rucksack deponiert und in wenigen Marschminuten einen Abstecher auf den 200 Meter höheren Risetenstock und somit Höhepunkt der Tagestour, zumindest was die Höhe anbelangt (T3). Zum gelenkschonenden Abstieg lädt ein Schneefeld in der Ostflanke ein - aber Vorsicht! Nicht zu früh einsteigen und unbedingt in Gratnähe bleiben: Eine unerfahrene Person einer Wandergruppe hatte zur selben Zeit die selbe Idee nicht sonderlich geschickt umgesetzt und rutschte schon bald über einen steileren Abschnitt, nur wenige Meter von Felsblöcken entfernt, bis in den Auslaufbereich des Schneefeldes. Glück gehabt!

Ab Hinterjochli folgt am Fuss der Schwalmis-Felsen ein rascher Abstieg zur Sesselbahnbergstation und unter dem Tragseil talwärts.. Da das Wetter noch nicht allzu schlecht war "hängte" ich als Ersatz für den Schwalmis noch den Heitliberg an. Auf einer Höhe von etwa 1650m führen Spuren auf etwa konstanter Höhe unter dem Gratausläufer Aren und einer Weide vorbei, bis der Fahrweg diese Höhe erreicht. Nun auf markiertem Weg einfach auf den Heitliberg (T2).

Vom Sattel südlich vom Heitliberg führen Platten und überaus steile Grasflächen ostwärts ins Rigital. Dies würde ich als T6 einstufen und ist nichts für mich. Deshalb dem Fahrweg entlang Richtung Klewenalp und am tiefsten Punkt der Fahrstrasse ostwärts. Die erwarteten Gewitter waren immer noch in weiter Ferne, deshalb folgte ich nicht der Fahrstrasse zur Stockhütte und deren Sesselbahn nach Emmetten, sondern folgte der neuen Fahrstrasse nach Ronen (dort fand ich übrigens erstmals an diesem Tag einen Brunnen). In der Landkarte ich ein Weg von Ronen ins Choltal eingezeichnet. Dieser wird nicht mehr unterhalten, ich folgte ihm trotzdem, und stand unverhofft in hüfthohem Gras. Im Wald ist der Weg gut erhalten, am Talgrund verlierte ich die Spur; ich stieg durch das Bachbett mit imposantem Geschiebe ab. Ab Grund/Abedweid marschiert man wenig abwechslungsreich auf einer Teerstrasse talwärts. Erst kurz oberhalb Emmetten kürzt ein Wanderweg den Abstieg ab.

Fazit: Eine eindrückliche Tour bei den richtigen Wetterbedingungen und guter Kondition. Im Hochsommer, bei Nässe oder Schnee sicher nicht zu empfehlen. Die Nordseite des Oberbauenstocks und der tief in die Grasnarbe getretene Gratweg brauchen ihre Zeit, um nach intensiven Niederschlägen (nächtliche Gewitter) zu trocknen. Die erdigen Wege sind dann unangenehm rutschig. Trinkwasser gibt es unterwegs in der Höhe keines. Der Abstieg lässt sich durch die Bahnen von der Klewenalp und Stockhütte verkürzen. Bei der Begehung der Tour in der angegebenen Richtung finden sich die Schwierigkeiten recht bald nach Tourbeginn, wenn Geist und Körper noch ausgeschlafen und fit sind.

Tourengänger: Nobis


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