A beech forest: Ein Mann sieht grün!


Publiziert von morphine , 6. Mai 2012 um 16:13.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum: 1 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:15
Aufstieg: 30 m
Abstieg: 30 m
Strecke:Hetzerath - Kühler Weiher - Kühler Wald - Hetzerath

Wiederholungstäter

Nach meinen winterlichen Streifzügen durch den Kühler Wald bei Doveren wollte ich an diesem schönen Mai-Abend dort mal ganz andere Eindrücke sammeln. Die tiefstehende Sonne, das frische Grün und die prächtigen alles in diesem kleinen Wald dominierenden Rotbuchen, sorgten für Genuss pur. Kaum zu glauben, dass es sich um den gleichen Wald handelt, den ich noch vor wenigen Wochen auf dieser Tour
*Schöne Trostlosigkeit des Winters auf dem Junkersberg und im Kühler Wald" rel="nofollow">Schöne Trostlosigkeit des Winters auf dem Junkersberg und im Kühler Wald 
besucht hatte. Doch einige Motive, die ich vom gleichen Standpunkt aus gemacht habe, lassen letztlich keine Zweifel daran aufkommen.


Aufraffen

An diesem schönen warmen Maitag hatte ich es mir auf meinem Balkon bequem gemacht. Träge döste ich in der Sonne vor mich hin. Mein schlechtes Gewissen, den Tag zu vergeuden, sorgte aber schießlich dafür, dass ich mich aufraffte, um die eigentlich schon länger geplante Frühlingstour im Kühler Wald anzugehen. Es sind ja eigentlich nur relativ kurze Spaziergänge.

Vorher bemerkte ich aber noch eine kleine Spinne, die es sich auf der aufgewärmten Hauswand gut gehen ließ. Ich lichtete sich kurzerhand ab und konnte so ein weiteres Exemplar meiner kleinen Spinnen-Fotosammlung hinzufügen.


Route von Hetzerath durch den Kühler Wald und wieder zurück

Mein Auto parkte ich auf einer großzügigen Haltebucht an der K 32 mit Bushaltestelle kurz vor der Ortschaft Hetzerath. Von dort folgte ich der Straße Richtung Ortseingang, bog aber vorher bei der ersten Gelegenheit  links ab auf einen Feldweg, der mich geradewegs an den Rand des Kühler Waldes führte.

Hier "oben", von den Felder, ging der Blick heute recht weit bis ins Aachener Land und zu den Hügeln der Voreifel. 

Nach links lief ich den Waldrand entlang bis ich rechts abbiegen konnte. Hier empfingen mich die stattlichen Bäume mit ihrem frischen Grün. Das noch kleinblättrige Laub präsentierte einen frühlingshaft lichterfüllten Wald. Die riesigen Rotbuchen drängten sich sofort in den Vordergrund mit ihren schlanken glatten Stämmen, die sich oft erst ganz weit oben zu Baumkronen verzweigen.

Ich folgte dem Weg und Pfadspuren hinunter zum Kühler Weiher. Kitschig leuchtendes frisches Schilf sprießte an seinem Ufer und auf dem Weiher selbst machten sich überall  Wasserpflanzen breit. Kein Vergleich zur "schönen Trostlosigkeit" vom Februar, als hier alles noch zu Eis erstarrt war.

Ich ging wieder zurück zum weiter oben gelegenen Waldweg. Wenige Schritte später konnte ich dabei zwischen zwei Alternativen wählen. Einem Pfad weiter unten mit besserem Blick auf das Gewässer und einem Weg weiter oben. Ich wählte den oberen Weg und stieg später wieder hinunter zum Abflussbereich des Weihers mit seinem Naturdamm. Von dort ging es weiter geradeaus -ab und zu auch an ein paar Eichen vorbei- bis zu einer Weggabelung. Links ging es bergauf zurück durch den Wald in Richtung Hetzerath. Rechts öffnet sich die imposante Rotbuchenallee in Richtung Doveren. Sie ist der Hauptgrund für meinen heutigen Streifzug, da ich vorhabe, sie im Wandel der Jahreszeiten abzulichten. Heute war das Frühlingsmotiv an der Reihe.

Die Allee zieht sich bis fast an den Ortsrand von Doveren. Dort machte ich kehrt und lief wieder zurück bis zur Weggabelung. Hier bin ich nach rechts den Wald hinauf, bis ich offenes Feld erreichte. Nun hielt ich mich links und folgte dem Waldrand.

Unterwegs habe ich noch schöne Blicke in den  Wald erwischt. Dabei schimmerte die untergehende Sonne immer wieder durch das lichte Laub hindurch und brachte dieses selbst zum leuchten.

Bald hatte ich wieder die Einmündung des Feldweges erreicht, der zurück zur K 32 und meinem Parkplatz führte.

Der 1. Mai war ein perfekter Frühlingstag. Einer der wenigen Warmen in den letzten Wochen.


Bermerkung

Ein Blick auf die Karte der näheren Umgebung zeigt, dass die Landschaft nicht gerade mit ausgedehnten Waldstücken gesegnet ist. Deshalb zieht es mich bei Spaziergängen bzw. Wanderungen immer wieder in die wenigen bewaldeten Ecken hier. Die Feldgemarkung (berüchtigte deutsche Agrarsteppe nördlich der Mittelgebirge) ist dann auf Dauer doch recht eintönig.

Der kleine Kühler Wald ist glücklicherweise mit erstaunlich imposanten Rotbuchen bestückt. Obwohl ich ihn von klein auf kenne, vermag er mich dennoch immer wieder zu beeindrucken. Vielleicht ist es ja der Kontrast zu der ansonsten leer geräumten Landschaft.

Das Blätterdach dieser Bäume wird im Sommer so dicht, dass außer dem Rotbuchen-Nachwuchs kaum Unterholz am Waldboden gedeiht. Die, was Licht angeht, wenig anspruchsvolle Rotbuche, kann bei den difusen Lichtverhältnissen dennoch gedeihen. Alle anspruchsvolleren Bäume haben hier deutlich weniger oder eben gar keine Chancen hochzukommen.

Ein ausgewachsener Rotbuchenwald wirkt deshalb oft sehr aufgeräumt. Insider sprechen auch von den "Heiligen Hallen", "Walddom" etc. Auch im Kühler Wald gibt es immer wieder solche Abschnitte. Wenn im Sommer die imposanten Baumkronen das direkte Sonnenlicht komplett abschirmen, vermittelt die große Buchenallee Richtung Doveren eine Stimmung, wie in einer gotischen Kathedrale.


Tourengänger: morphine
Communities: Botanik


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Kommentare (13)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 6. Mai 2012 um 16:30
Schöne und stimmungsvolle Fotos aus dem hohen Norden.

Gruß
Hanspeter

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Mai 2012 um 20:39
Danke alpstein.

Leider hält sich das schöne Frühlingswetter bei uns im "mittleren Norden" in letzter Zeit stark in Grenzen. Ausgerechnet am Feiertag wars dann aber endlich mal wieder warm und sonnig.

Gruß
morphine

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Mai 2012 um 06:44
Sorry, da habe ich Dich wohl ziemlich falsch im "hohen Norden" verortet, wo Du doch aus dem (wilden) Westen kommst ;-). Die Region "Norddeutsches Tiefland" hat mich da fehlgeleitet.

Gruß
Hanspeter

tschiin76 hat gesagt:
Gesendet am 6. Mai 2012 um 18:36
Wunderbare Bilder von einem mystisch anmutenden Wald! Danke!

morphine hat gesagt: Mystisch und ein wenig geheimnisvoll!
Gesendet am 7. Mai 2012 um 20:48
Hallo tschiin76,

danke Dir für den netten Kommentar. Genau das ist es, was ich immer empfinde, wenn ich durch diesen kleinen Wald mit seinen großen Bäumen laufe. Das wollte ich mit den Bildern zum Ausdruck bringen.

Gruß
morphine

garaventa hat gesagt: So nah und doch unbekannt
Gesendet am 7. Mai 2012 um 07:28
Recht häufig fahre ich mit dem Zeitfahrrad Rtg. Süden und schwenke bei Hückelhoven / Doveren wieder nach Norden, um den Heimweg über Schwanenberg / Arsbeck anzutreten.
Ich sollte mal ruhig mal stoppen und dort verweilen, anstatt nur die abgespulten Trainings-Kilometer im Sinn zu haben.

Schöne Gegend!

Gruss garaventa

morphine hat gesagt: RE:So nah und doch unbekannt
Gesendet am 7. Mai 2012 um 20:55
Hallo garaventa,

geht mir oft genau so. In der Schweiz kenn ich mich teilweise besser aus, als in diversen Gegenden des Kreises Heinsberg (z.B. Wegberger Ecke oder Selfkant). Dabei gibt es diese Kleinode -wie z.B. bei Doveren- fast überall zu entdecken.
Beim nächsten mal kannst Du ja zur "Halbzeit" in Doveren ein Päuschen einlegen. Vom Ort kann man direkt in die Buchenallee reinlaufen. Ist nicht weit.

Gruß
morphine

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 7. Mai 2012 um 11:43
Viele tolle Fotos!

Auf der Rütihard oberhalb Muttenz, Agglo von CH-Basel, wir der Buchenwald "Kathedrale" genannt.

morphine hat gesagt: Rütihard "Kathedrale"
Gesendet am 7. Mai 2012 um 20:58
Hallo Silberhorn,

bist Du schon dort gewesen? Und wenn ja, wie war´s mit dem kathedralen Feeling.

Gruß
morphine

silberhorn hat gesagt: RE:Rütihard "Kathedrale"
Gesendet am 8. Mai 2012 um 09:01

Sali morphine

war öfters dort.

Das Feeling stets anders. Es kam auf meine Tagesform, die Wetterverhältnisse, ob sich noch andere Leute dort befanden oder ich allein war und ob ich mich am Weiher aufhielt oder nicht an.

Gruess, silberhorn

Henrik hat gesagt: ...gekonnte Wahrnehmung
Gesendet am 7. Mai 2012 um 13:13
des filigranen Naturwerkes, vor dem wir uns eigentlich verneigen sollten...Nachahmer des Technnischen verblassen daneben! Noch eine Frage: sind einzelne Bilder nachbearbeitet worden oder hast du's gelassen wie aufgenommen?

Gruess

Henrik

morphine hat gesagt: RE:...gekonnte Wahrnehmung
Gesendet am 7. Mai 2012 um 22:09
Hallo Henrik,

danke erst mal für das Kompliment.

Die Bäume: Groß, widerstandsfähig und wuchtig als Ganzes. Von der Natur "Gebaut" um Jahrhunderte zu bestehen. Im Kleinen werden hierfür die Gundlagen mit filigran anmutender ausgefeilter Biotechnik gelegt.

"Nachahmer des Technischen verblassen daneben!"

Damit bringst Du es mal wieder auf den Punkt.

Was meine Bilder anbelangt, versichere ich Dir, dass sie fast alle nachbearbeitet sind.

Format, Größe, Bildausschnitte, Kontrast, Helligkeit usw. bedürfen nach meiner persönlichen Meinung fast immer der Korrektur, weil die diversen Belichtungsautomatiken nicht wirklich zuverlässig arbeiten (können). Schon bei der Aufnahme versuche ich mit Belichtungsreihen dagegen zu steuern. Doch oft fällt die Qualität der vergrößerten Ansicht am PC oder gar am Fernseher dann vor allem was Farbe und Kontrast angeht häufig wieder deutlich ab. Insbesondere bei extremen Lichtverhältnissen, starkem Zoomen usw. Man sollte es halt nur nicht überbreiben.

Lediglich die reinen Weitwinkelaufnahmen übernehme ich meistens ohne jegliche Nachbearbeitung weil´s auf Anhieb passt. Hier funktioniert meine Kamera ganz gut.

Bei einigen Aufnahmen greife ich aber auch bewusst vehementer ein (z.B. beim Kontrast des Bildes: "Wasserpflanzen besiedeln den Weiher.") um den Motiveffekt zu verstärken.

Das Tool "Farbeffekte" verwende ich jedoch niemals. Zumindest bei meiner Software sind die Ergebnisse selbst bei vorsichtigstem Einsatz einfach nur gruselig. Ist vielleicht nur was für Profis.

Bei dem Thema scheiden sich aber oft die Geister. Es bleibt halt immer Geschmackssache. Deine Meinung hierzu würde mich sehr interessieren.

Gruß
morphine

Henrik hat gesagt: RE:...gekonnte Wahrnehmung
Gesendet am 7. Mai 2012 um 22:48
..meine Bilder sind genau aus diesem Grund wie eingangs bei dir geschildert auch meistens nachbearbeitet....hinzu kommt, dass die Technik oft nicht das hergibt, was der Kopf geplant hat bzw. die Natur mich überrumpelt...Effekte sind kein Thema. Noch zögere ich auf eine DSLR, denn die Fotografie beginnt im Kopf, dann kommt das Objektiv und zuletzt der Apparat! Und vor und nachher der digitale Papierkorb.

Ich habe 30 Jahre nur s/w-fotografiert und selbst entwickelt... AgfaRecordRapid! Zwei Jahre eine Stage bei einem Architekturfotografen in Berlin absolviert...irgendwoher habe ich ja die Fotografie also im Kopf mtbekommen..

Das wichtigste Tool ist das Sehen und die Arbeit im Kopf!

Danke für deine Ausführungen - ein AnselAdams-Fan.

herzlich

Henrik


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