La Réunion VII: Piton des Neiges (3070 m)


Publiziert von dulac , 29. April 2012 um 16:10.

Region: Welt » Frankreich » La Réunion
Tour Datum:10 April 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Cilaos - le Bloc - Gite de la Caverne Dufour - Piton des Neiges - Gite de la Caverne Dufour - Gratweg GR R2 über Cavernes du Bras Chansons und Echelle, am Parkplatz bei P. 1601 vorbei nach Mare à Boue bei der Einmündung des Chemin Doret
Unterkunftmöglichkeiten:Gite de la Caverne Dufour
Kartennummer:Carte de Randonnée IGN 1:25.000 4405 RT St.-Pierre ISBN 978-2-7585-1848-8

Piton des Neiges – der Sonnenaufgang dort droben auf 3 070 m Höhe soll ein Erlebnis sein - heißt es. Diesen Berg, zugleich der höchste auf  La Réunion, den wollten wir heute besteigen. D.h. zunächst nur die Etappe bis zur Gîte de la Caverne Dufour auf knapp 2 500 m.
 
Unser Hotel in Cilaos war für sein ausgezeichnetes Frühstücksbuffet bekannt. Das wollten wir zuvor noch einmal ausgiebig auskosten. Überdies war dieser Dienstag der erste normale Werktag nach den Osterfeiertagen. Die meisten hatten noch die eine oder andere Besorgung zu machen. Auch die Koffer mit dem Hauptgepäck mußten noch einmal gepackt werden für den Transport zu unserer letzten Hotel-Unterkunft drunten in Saline les Bains.
 
Clemens hatte deshalb die Zeit für den Abmarsch erst auf 11 Uhr festgesetzt.
 
Auf dem Weg nach Le Bloc, dort wo der eigentliche Bergweg von der Straße nach Bras Sec abzweigt, machte Clemens mit uns noch eine kleine Runde durch Cilaos, insbesondere auch noch am Mare à Joncs vorbei. Die anderen in der Gruppe hatten dieses Kleinod, das für mich hier heroben irgendwie etwas Unwirkliches hatte, bisher ja noch nicht gesehen.
 
Von Le Bloc dann auf steilem Bergweg inmitten der uns mittlerweile bekannten dschungelartigen Vegetation in die Höhe. Schon bei unserem Start in Cilaos hatten die Wolken ringsum so richtig gebrodelt. Daran hatte sich nichts geändert. Dennoch hatten wir noch lange einen schönen Tiefblick auf Cilaos und den Cirque.
 
Dann jedoch, wir waren mittlerweile in die Nähe der kleinen Schutzhütte ungefähr auf halber Strecke zur Gîte gekommen, gerieten wir in die Wolken. Oder sie in uns, denn sie bewegten sich deutlich schneller als wir. Und da fing es dann auch an zu regnen, zu Beginn eigentlich mehr ein Nieseln, aber mit der Option auf mehr.
 
Es paßte daher gut, daß wir gerade jetzt die Schutzhütte erreichten für eine Rast und ein kleines Vesper.
 
Gegen 2 Uhr war es dann wieder Zeit, den Aufstieg fortzusetzen. Die Fotografen unter uns hatten es ab hier einfach: mangels fotogenen Motiven konnten die Kameras in den Kamerataschen bleiben.
 
Bis wir den Kamm erreichten hatte der Regen sich deutlich verstärkt. Ab da wurde es aber richtig unangenehm: Jetzt kam noch starker Wind hinzu, der über den Kamm hinwegpfiff. Und die letzten ruppigen Meter des Wegs bis zur Hütte ähnelten infolge des starken Niederschlags mehr einem Bachbett.
 
Wohl alle von uns waren froh, als sie auch dieses letzte Stück überwunden hatten, und nun im engen Vorraum der Hütte standen und inmitten eines Gedränges sich aus den durchnäßten Bergschuhen quälten, bevor es in die eigentliche Hütte gehen konnte.
 
Rucksäcke in den Schlafraum, Verteilung der Kojen und während die einen erst einmal einen heißen Kaffee orderten, zogen es andere vor, in der Zeit bis zum Abendessen etwas vorzuschlafen, denn die kommende Nacht würde kurz werden.
 
Dann kam die Zeit für das Abendessen. Unter anderem gab es das mir schon aus der Literatur bekannte Rougail Saucisses, für das die Gîte berühmt ist: ein carry mit kleingeschnittenen Würsten. Es war wirklich sehr schmackhaft und ich war nicht der einzige, der kräftig zugelangt hat. Und nicht weiter darüber nachgedacht hat, was da wohl alles drin war in dieser Wurst. Läßt man bei Würsten wohl auch sonst besser bleiben, weil man es nicht wirklich so genau wissen will ;-)
 
Danach noch ein Dessert, dann war es Zeit, sich auf´s Ohr zu legen. Die Nacht war einerseits kurz, weil Aufstehen für 3 Uhr 30 geplant war, andererseits aber auch wieder nicht, wenn man schon vor 21 uhr in der Koje liegt.
 
Jedenfalls fiel mir das Aufstehen am nächsten Tag nicht schwer, nach der (kurzen) Morgentoilette gab es noch einen Kaffee, den Clemens für seine Gruppe auf dem Gaskocher im Vorraum gekocht hatte. Dann kam die unangenehmste Prozedur, sich in die feuchten Bergschuhe zu quälen.
 
Punkt 4 Uhr standen jedenfalls alle vor der Hütte bereit zum Gipfelsturm.
 
Der Himmel war klar, von oberhalb der Hütte konnte man auch Lichter im Tal erkennen, aber es hatte auch Wolken, allerdings über dem Meer und unter uns.
 
Der Pfad zum Gipfel ist bestens markiert und auch in der Dunkelheit nicht zu verfehlen. Obwohl, richtig dunkel war es ja nicht. Bei klarem Himmel und Mondschein habe ich recht bald meine Lampe wieder eingepackt, weil sie nicht mehr notwendig war.
 
Bereits auf dem letzten Stück vor dem Gipfel wurde es hinter den Wolken über dem Ozean ein wenig hell.
 
Als wir dann ganz oben waren verstärkte sich dieser Effekt. Über dem Meer hatte es gewaltige und bizarre Wolkenformationen, gegen die die Morgensonne ankämpfen mußte.
 
Bis die Sonne dann tatsächlich die Oberhand gewinnen konnte war vielleicht eine halbe Stunde vergangen.
 
Eine halbe Stunde, während der ich mich und gewiß auch alle andere am Gipfel sich nicht haben satt sehen können an dem Schauspiel das sich da vor unseren Augen vollzog.
 
Nach und nach gelangte auch die Spitze des Grand Bénare hinter uns in den Sonnenschein und es wurde Tag.
 
Den Abstieg zur Hütte zur Abwechslung nicht im Gruppenverband, sondern jeder so wie er wollte. Treffpunkt war die Hütte und konkret der Vorraum, wo es das Frühstück gab.
 
Nach dem Zusammenpacken der Sachen war noch etwas Zeit bis zum Abmarsch um 9 h 30. Vor der Hütte prächtigster Sonnenschein, nicht nur die feuchten Sachen wurden schnell noch zum Trocknen nach draußen gebracht. Die halbe Gruppe hatte die Terrasse in Beschlag genommen. Einige besonders Vorsichtige cremten sich für den Tag mit Sonnencreme ein, völlig unnötigerweise, aber das war ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
 
Um 9 h 30 also Abmarsch Richtung Plaine des Cafres mit dem Endziel Mare à Boue auf 1 600 m, eine lange Strecke, ebenfalls wieder mehr oder weniger entlang einer Crête.
 
Zu Beginn hatte es noch eine Weile Sonnenschein, doch dann gewannen die Wolken die Oberhand. Zunächst noch trocken, begann es dann etwas zu nieseln. Dann hörte es wieder auf. Beim nächsten Mal eher Regen als Nieseln. Und so ging es in einem unregelmäßigen Muster weiter. Kaum war der Poncho übergezogen hörte der Regen bald wieder auf und so weiter.
 
Parallel wurde auch der ohnehin schon feuchte und rutschige Weg noch nässer bis er auf weite Strecken mehr den Charakter eines Bachbetts annahm.
 
Die Stimmung war dennoch gut, oder war es eher Galgenhumor, mit dem die gelegentlichen Ausrutscher aufgenommen wurden.
 
Über einige Zwischenaufstiege, einige auch mit Leitern ausgestattet, ging es so über Stunden dahin bis sich die umgebende Landschaft änderte von Gebirge in eine weite nur leicht gewellte Ebene. Hier ging es noch für ca. ½ Stunde zwischen Weiden dahin bis ein Parkplatz erreicht war, in dessen Nähe unser Transferbus bestellt war.
 
Er kam ein wenig vor der Zeit. Durchnäßt wie wir waren, waren wir sehr froh darüber. Nur daß unentwegt die Klimaanlage blies, war ein "Komfort", auf den wir gerne verzichtet hätten, waren wir doch noch fast zwei Stunden unterwegs bis wir die Vulkanhütte erreicht hatten.
 
Zuhause habe ich dann das mir bis dahin nicht bekannte Wort „boue“ nachgeschlagen. Es bedeutet so viel wie Schlamm. Mare à boue also „Schlammtümpel“. Was für ein treffender Name für das Ziel am Ende unserer Schlammschlacht auf dem Abstieg!
 
Insgesamt ein denkwürdiger Tag mit einer riesigen Spannbreite an Eindrücken.
 
 
P.S. Zeiteinstellung an der Kamera ist nicht angepaßt, drum Ortszeit = Kamera + 3 Stunden

Tourengänger: dulac


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 29. April 2012 um 16:21
Ein interessanter Bericht mit eindrücklichen Fotos und Wolkenformationen.

Gruß
Hanspeter

dulac hat gesagt: Herzlichen Dank, Hanspeter, ...
Gesendet am 30. April 2012 um 01:17
für Deinen Kommentar.

Zu den Wolken habe ich freilich ein etwas gespaltenes Verhältnis: Je attraktiver ich sie zum Fotografieren finde, wenn sie sich gewaltig auftürmen, desto weniger möchte ich dann in sie hineingeraten.
Auf Réunion geht häufig leider das eine nicht ganz ohne das andere ;-)

LG Wolfgang


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