Abstecher in Istanbuls Untergrund - und Sicht von oben

Wir treffen uns in Istanbul an der Haltestelle des Trams 1 Sultanahmet, von wo wir zu viert endlich genauer die Blaue Moschee inspizieren.

Bereits kennen wir ja die Aussenfassade und Umgebung – nun jedoch streifen wir die Schuhe ab und treten ein ins beeindruckende Innere dieser grossartigen Moschee: eine mächtige, fein ausgeschmückte Kuppel fasziniert die zahlreichen Besucher.

In eine ganz andere Welt führt uns Viviane anschliessend: in unmittelbarer Nähe begeben wir uns in den Untergrund, in die ehemaligen Wasserspeicher zu römischen Zeiten – der Besuch der Yerabatan Zisterne stellt ein kleines Juwel unseres Stadtganges dar. Das von weit her zugeleitete Wasser diente vor allem der Versorgung der Sultanspaläste, sekundär auch weiteren Einwohnern. Dutzende meterhoher Säulen stützen das „Dach“ des Reservoirs – sanft beleuchtet ergibt sich eine spezielle Stimmung im riesigen Gewölbesaal, durch welchen man auf einem Holzsteg hindurchgeführt wird. Nur wenig Wasser wird – wohl zu „dekorativen“ Zwecken – gespeichert; wir sind erfreut ob der unterirdischen Entdeckung.

Wieder draussen an der Frühlingssonne, bei recht frischen Temperaturen allerdings, folgen wir der Tramlinie hinunter gegen das Goldene Horn; kurz werfen wir einen Blick in den renovierten Sirkeci Bahnhof, wo letztmals 1977 der Orient-Express einfuhr. Heute verkehren leider nur sporadisch Vorortszüge – das sind eklatante Gegensätze zu unseren bestens ausgebauten S-Bahn-Linien! Danach geht es über die zweistöckige Galata-Brücke (unter der Fahrbahn sind die Restaurants aneinandergereiht) zum Fischmarkt an deren Nordseite. Wie bereits die früher angetroffenen Gemüsemärkte hinterlässt auch dieser einen sehr geordneten und schmucken Eindruck – was man von der Stadt im Allgemeinen nicht sagen kann …

Durch ein weiteres, eher älteres, doch besser erhaltenes Altstadtquartier begeben wir uns nun durch schmale Gassen aufwärts zum Galata-Turm. Dieses mächtige Konstrukt aus dem Jahre 578 lässt sich auf den paar ersten Dutzend Metern nur per Lift „bezwingen“, anschliessend steigt man an der Innenwand zur schmalen Aussichts-Rondelle hoch; leider ist die Sicht sehr getrübt – doch ein Gefühl von Vertigo beschleicht mich dennoch, wenn ich in die Tief blicke …

Im obersten Teil ist ein feines Restaurant, darüber noch ein Nachtklub untergebracht – diese beiden interessieren uns nicht … vielmehr wandern wir durch das immer attraktiver werdende Quartier hoch zur bekanntesten Flanier- und Einkaufsmeile von Istanbul: die Istiklâl Caddesi erinnert stark an die Zürcher Bahnhofstrasse – gesäumt von unzähligen teuren Läden, Banken, Konsulaten und Restaurants; verkehrsfrei bis auf das nostalgische Tram (vergleichbar mit dem damaligen Zootram, dem 6er, in Zürich). Viviane führt uns auch hier gekonnt hindurch – zum midpoint, wo wir einmal mehr lecker essen, und den bierischen Spitzengenuss kennenlernen: Bomonti!

Etwas zurückwandernd auf der schicken Strasse verabschieden wir uns bald darauf von Viviane, welche zur Arbeit gehen muss, während wir die Tünel-Metro hinunter zur Haltestelle Karaköy des Trams 1 nehmen.

(Kurzer Exkurs zu den ÖV in Istanbul: der ist wenig bedeutsam, leider – deshalb auch das permanente Verkehrschaos in der Metropole; sehr gut jedoch die wenigen Tramlinien, die spärlichen Untergrundbahnen, das Tünel-Metro und Füniküler! Jede Fahrt, eine neue beginnt jeweils nach einem Umsteigen, kostet nur 2 [selten 3] türkische Liras – etwas mehr als 1 Franken.)

Wir fahren bis zur Haltestelle Gülhane, von hier aus erreichen wir in wenigen Minuten den Eingang zum Topkapi-Palast; unerwartet viele Besucher drängen sich an die Billetschalter (20 TL kostet der Besuch) – sie verteilen sich zwar in der riesigen Anlage relativ gut, doch wir staunen ob der Menschenmasse.

Man könnte sich beinahe verlaufen in der weitläufigen Anlage mit unzähligen luxuriösen Bauten aus der Sultanszeit; wir streben erstmal dem nördlichen Teil zu, wo wir einen schönen Blick auf den Bosporus und das Marmara-Meer geniessen – eine grosse Gartenwirtschaft lüde zum Rasten ein, wir setzen unsere Wanderung durch die unvorstellbar luxuriösen Bauten und Anlagen – um alles zu besichtigen, müsste man wohl einen knappen Tag veranschlagen.

Nach der – beinahe schon etwas vertrauten – Tramfahrt nach Beyazit schlendern wir hinab zu unserem Hotel und geniessen auf dessen Dachterrasse den Apéro, bevor wir den letzten Abend noch einmal im Fischrestaurant-Quartier, bei nochmaligen bestem Essen und teurem Bier und Rosé (Alkohol ist etwas vom Teuersten hier) begiessen und leider uns auf den morgigen Heimflug einstimmen müssen.

Dieser, wie bereits das Einchecken in Kloten, der Hinflug und der Hotelbezug (einfach und bequem via ebookers), war wiederum ein Genuss – abgesehen davon, dass die türkische Flugplatz-Organisation ungefähr 30 Flugzeuge zur selben Zeit in der Startreihe hatte (1 ½ h langsames Rollen zum Start …).

Toll war der Start mit dem Rückblick übers Meer und Istanbul bei bestem Wetter - eindrücklich auch der Anflug nach Kloten über das Rheinknie bei Rheinau.

Das war für alle ein bewegendes Erlebnis – besser hätte es nicht sein können; ich danke euch herzlich!