Monte Ruioch (2432m) - Monte Baitol (2319m) - Monte Croce (2490m), Fleimstaler Alpen


Publiziert von Tef , 15. März 2012 um 20:11.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:aus dem Valsugana über Pergine und Sant Orsola ins Fersental. Zuletzt immer den Wegweiser "Vrottn" folgen, so kommt man zum großen Parkplatz.
Kartennummer:Kompass Nr.621

Inspiriert vom Bericht von drei hikr wollten auch wir dem wunderschönen Fersental in den Fleimstaler Alpen einen Besuch abstatten und den Monte Croce besteigen. Hatten die Bergkameraden vor zwei Wochen einen gefühlten Sommer, so kamen wir heute in den Genuß eines gefühlten Winters.
Wir haben ja schon einiges erlebt, aber so wie uns der Wind heute um die Ohren geweht ist war doch schon außergewöhnlich. Der Wind alleine war eigentlich noch gar nicht das schlimmste (na gut, wir wackelten einige Male bedenklich, aber wir fielen nicht), schlimmer waren die Millionen kleinster Schneeparktikel (vom Neuschnee der vergangenen Woche), die uns peelten, bedeckten und auspeitschten (das volle Spa-Erlebnis ;-).
Der Albtraum eines jeden Hobbyfotografen, denn ich mußte nur kurz den Reißverschluß der Kameratasche aufziehen und die Kamera und das Objektiv waren voller Partikel die dann schmolzen. So entsanden auch einige Fotos, die dem Sturm eine unwirkliche Realität geben.
Da wir zudem ab dem Monte Ruioch praktisch immer am Grat gingen, wurden wir schön lange durchgepustet. Zum Glück war die Temperatur an sich recht hoch, denn nur so ließ es sich aushalten, aber der Wind und das Spuren im knietiefen Schnee (zweimal, denn auf dem Rückweg waren unsere Spuren längts wieder zugeweht) kostete heute viel Kraft.
Aber wir wollen nicht jammern, denn das Bergerlebins war einmalig: schöne Natur, unglaubliche Ausblicke, tolle Wolkenstimmungen und Einsamkeit (obwohl am Parkplatz schon was los war, aber die meisten blieben heute unten im Tal), eine klassische 5-Sterne Tour!
Noch eine Info für Winterflüchtlinge: südseitig ist der Schnee bereits fast wieder weg und auch nordseitig ist die Schneedecke abgesehen von frischen Triebschneeansammlungen nicht allzu üppig.
Los geht es am Großparkplatz von Vrottn. Direkt beim Infostand mit Karte steigen wir auf einem Pfad hinauf zu einer Straße, der wir dann nach links folgen und bald zwischen den alten Häusern von Tasaineri hindurch wandern. Kurz dahinter zweigt nach rechts der Wanderweg 370 ab.
Da die Straße geadeaus leicht fällt, nehmen wir den Wanderweg, der uns zügig bergan führt. Nachdem wir an einem Ferienhaus vorbei sind, verlassen wir den Wanderweg schräg nach links auf einen alten Forstweg. Der bringt uns in den Wald hinein. Dort wo er eine Rechtskurve macht verlassen wir ihn wieder und treten aus dem Wald auf die Wiesen der Gehöfte von Naiviz (1636m). Wir queren die schön Wiesen zu den Holzäusern und treffen hier wieder auf eine Teerstraße.
Dieser folgen wir kurz abwärts zu einem Bachgraben und treffen auf den Wanderweg 314, der sehr schön auf der linken Seite des Baches in nordöstlicher Richtung führt. Nach einer Weile direkt am Bach steigt man links hoch und trifft bei einer kleinen Lichtung auf einen Forstweg.
Hier sind wir noch einige Schritte dem Wanderweg gefolgt, haben ihn aber bald (als Anhaltspunkt: rechts sieht man eine eingezäunte Fläche) nach links verlassen, da wir zuerst auf den Monte Ruioch wollen. Das nächste Stück steigen wir im übersichtlichen Waldgelände direkt an, zu Beginn kreuzen wir zweimal eine Forststraße, dann wird es kurz recht steil und wir erreichen einen Waldrücken, wo wir auf einen alten Waldweg treffen.
Diesem folgen wir nun auf dem Rücken schräg nach rechts, bald erkennen wir auch an einzelnen Bäumen uralte, kaum noch sichtbare Wandermarkierungen. Schließlich erreichen wir eine sehr schöne Lichtung, die wir überqueren. Eine alte Pfadspur führt uns ins rechte obere Eck, wo sich der aufgelassene Wanderweg fortsetzt.
Er zieht nun schräg rechts aufwärts durch die bewaldete Flanke des Monte Ruioch. Aber er würde uns vermutlich nicht zum Gipfel, sondern eher Richtung Passo Val del Mattio bringen, also müssen wir ihn wieder verlassen.
Das macht man am besten kurz nach dem der Weg eine kleine Schleife gemacht hat. Denn hier erkennt man einen schwachen Rücken, der direkt vom Gipfel herabzieht. Und diesem folgen wir nun direkt. Es ist sehr kurzweilig zu gehen: zunächst noch Wald, folgt später eine kurze Steilstufe und danach zunehmend freier werdendes Gelände (erster T3 Bereich der Tour). Wie bestellt zogen sich nun die hohen Wolken mehr und mehr zurück und die Sonne setzte sich durch. Anhand der Wolkenformen konnten wir bereits erahnen, daß die Luftströmung recht stark ist, doch bis kurz vor dem bereits seit langem sichtbaren Gipfelkreuz des Ruioch Westgipfels ließ es sich gut aushalten.
Kurz bevor wir ganz oben waren zogen wir uns noch ein paar Schichten an, dann begann das große Gebläse. Die Aussicht ist gigantisch und sollte es nun auch auf unserer langen Kammwanderung bleiben. Vom Ruioch Westgipfel geht es hinab in eine Senke und dann nach Nordosten hinauf zum etwas höheren Ostgipfel.
Hier pfiff der Wind so stark, daß wir uns nicht lange aufhielten und durch die Ostflanke abstiegen - diese ist mit Schnee nicht ohne und anfangs recht steil, so daß wir auch hier in den T3 Bereich kamen. Der Normalweg führt am Grat noch weiter nach Norden und schwenkt dann später nach Ost..war uns aber zu windig.
So oder so kommt man zum Passo Val di Mattio (2278m). Um zum Grat zum Monte Croce zu gelangen, umgehen wir rechts einen kleinen Hügel (im Windschatten ließ es sich gut rasten) und steigen dann ab zum Rücken, der nun zum gut sichtbaren Monte Croce zieht.
Entweder direkt am Rücken oder etwas in der Südflanke geht es nun sturmumost dahin. Zunächst wird der unscheinbare Monte Baitol (2319m) überschritten, dann geht es gut hinab - hier liegt teilweise ordentlich Schnee, könnte bei schlechteren Verhältnissen eine kritische Stelle sein.
Unten im Passo Scalet (2212m) bläst der Wind besonders stark, so daß wir die schlimmsten Böen abwarten und dann schnell drüber sprinten. Ein Fußball großer Schneebrocken, losgerissen von einer Wechte, klatscht mir ins Gesicht, doch zum Glück war kein Eis dabei und der Schmerz ist eher durch die Kälte bedingt. Etwas ruhiger ist es zunächst im folgenden Aufstieg, doch nochmal muß man in einen kleinen Sattel mit "Düsenwirkung", dann geht es unschwer hoch zum Gipfel mit schönem Kreuz.
Eine phantastische Aussicht erwartet uns bei heulendem, tosendem Sturm und einem Schneewirbel ohne gleichen.
An einen Eintrag ins Gipfelbuch ist natürlich nicht zu denken, auch einen Brotzeitplatz finden wir hier nicht - selbst die Stecken wollen fliegen lernen...Also wieder ein Stück zurück und in die Südflanke, wo der Wind nicht ganz so stark weht und auch der Schnee angefeuchtet ist und nicht ganz so stark fliegt.
Gestärkt geht es dann wieder zurück, nun schweift der Blick nach Westen und Norden: Brenta - Adamello - Ortler und die Zentralalpen, wunderbar! So geht es im steten Auf und Ab wieder über den Monte Baitol zurück Richtung Passo Val di Mattio, aber wir müssen nicht mehr bis dort zurück sondern queren vorher nach links auf einen nach Südosten ziehenden Rücken.
Nochmal geht es etwas aufwärts zum P.2276 mit den Resten eines alten Holzkreuzes. Sehr schön ist von hier der gesamte Verlauf vom Ruioch zum Croce, aber auch nach Süden zu den Fleimstaler Bergen rund um die Cima di Sette Stelle zu sehen.
Nach kurzer Rast geht es nun steil nach Südosten hinab zum Passo Cagnon di Sopra (2121m) und von hier auf dem 314er nach Südwesten hinab ins Fersental, jetzt im Nachmittagslicht nochmal besonders schön. Besonders auch die Plätznwiesen, die wir nach einem kurzen Waldstück erreichen. So erreichen wir wieder die Stelle, wo wir uns heute morgen in die Büsche geschlagen haben und kehren auf gleichem Weg zum Parkplatz zurück

Tourengänger: Tef


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Kommentare (3)


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gero hat gesagt: Schade ...
Gesendet am 18. März 2012 um 08:00
... daß Ihr so unangenehme Verhältnisse hattet - da frierts mich schon beim Anschauen der Sturmfotos!

Ihr seid schon harte Hunde, ich wäre den langen, windexponierten Kamm zum Croce sicher nicht hinübergegangen. Gratulation zum erfolgreich absolvierten Überlebens-training!

Beste Grüße vom Georg

Tef hat gesagt: RE:Schade ...
Gesendet am 19. März 2012 um 21:10
Servus Georg,
etwas leidensfähig muß man sein, aber es bleibt eine wunderbare Erinnerung, die uns über die Woche hilft..und bis dahin genießen wir deine Bilder und schmieden neue Pläne
beste Grüße
Tef

Felix hat gesagt:
Gesendet am 20. März 2012 um 09:37
man meint den Sturm zu verspüren ... wilde Sache - und "wilde Hunde", wie Georg meint.
Glückwunsch (auch) euch, zu dieser landschaftlich eindrücklichen Tour und den tollen Fotos!

lg Felix


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