Monte Brugnol (2221 m) - Ausflug in den südtiroler Frühsommer

Der Winter geht dem Ende entgegen - Walter und ich können den Schnee nicht mehr sehen, wir flüchten nach Südtirol, dort ist für die kommenden Tage Frühling angesagt. Und wir sollten nicht enttäuscht werden!

Im Zentrum des kleinen, weltabgeschiedenen Ortes Seo (832 m), am Südfuß der Brenta gelegen, starten wir um 6:45 Uhr, um den Monte Brugnol zu besteigen. Gleich zu Beginn auf dem Dorfplatz ein Wegweiser - es gibt keinen Zweifel, auf Weg Nr. 348 geht es am munter sprudelnden Brunnen vorbei, zwischen einigen Häusern hindurch, und schon haben wir das Dorf hinter uns gelassen und treten wir in Wald ein.

Der Brugnol ist auf dem Ww mit 3:30 Std. Aufstiegszeit angegeben - für 1400 Hm nicht gerade üppig, aber wir werden diese Zeit exakt einhalten.

Zunächst geht es auf einem Forstweg steil aufwärts - mal ist er mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, später dann mit einer Betonschicht verfestigt. Die Markierungen sind relativ spärlich, aber der Weg nicht zu verfehlen - gelegentliche Abzweige, mit blauen Streifen etwas zweifelhaft gekennzeichnet, bleiben unbeachtet.

Nach exakt 500 Hm und 70 Minuten Marschzeit endet der Forstweg auf 1330 m; an dieser Stelle leiten weiß-rote Markierungen auf einen Wanderweg, der weiter verfolgt wird. Kurze Zeit später wird der Waldbestand dünner; wir erreichen ein markantes Kruzifix auf einem Steinbrocken am Wegesrand, gegenüber informiert ein Holzschild, daß dieser Punkt Crosette Salti Bassi (1501 m) heißt; gemäß Tabacco-LK auch I Salti Sud (1512 m) - 90 Minuten Gehzeit ab Seo. Jedenfalls ein toller Aussichtspunkt Richtung Süden auf die Gardaseeregion, im Westen zeigt sich nun auch groß und mächtig die Adamellogruppe.

Der Steig quert nun westseitig die Grashänge Prati del Valandro (1650 m, Ww mit Abzweig zum Abstieg nach Stenico) unter der Schulter I Salti (1678 m), um schließlich auf eine weitere Schulter (Baita del Benigni, kotiert mit 1763 m, gut 2 Std. ab Seo) hinaufzuführen. Von dort herrlicher Blick hinüber auf die firnüberzogene Adamellogruppe, und auch unser Ziel - der Monte Brugnol - ist seit einiger Zeit ins Blickfeld gerückt.

In einem Bogen führt der Steig südlich unter einem weiteren, kreuzgeschmückten Aussichtspunkt herum und bis zum Gebäude der Malga Valandro (1871 m, 2:30 Std. ab Seo). Von hier zieht der Weg Nr. 348 zum namelosen Sattel im Südostkamm des Brugnol hinauf; über diesen geht es nun gar hinauf zum Monte Brugnol (2221 m, 3:30 Std. ab Seo).

Wir haben wirklich einen phantastischen Tag erwischt: die Sonne lacht über dem Trentino, es gibt nahezu keinen Schnee mehr, und dabei ist es fast schon lauschig warm. Ich bin den ganzen Aufstieg in kurzer Hose gegangen, und jetzt faulenzieren wir 90 Minuten auf dem Gipfel und genießen die prachtvolle Aussicht. Unmittelbar nördlich gegenüber dominieren die Mauern und Schluchten der zentralen Brentagruppe das Bild, im Osten schweift der Blick in die Palagruppe und zu den Fleimstaler Bergen, im Süden reicht der Blick über die dunstige Po-Ebene bis zu den Ketten des Apennin, im Westen sind die Firngipfel der Adamello- und Presanella-Gruppe der Blickfang schlechthin.

Der Abstieg erfolgt auf gleichem Weg (der GPS-Track zeigt deshalb nur den Aufstieg). Unter sommerlichen Verhältnissen verlockende Abstiegsvarianten gibt es zahlreiche, aber nachdem saisonbedingt der Untergrund momentan noch hartgefroren ist und in Runsen natürlich knallharte Schneereste zu erwarten sind, gehen wir diesmal kein Wagnis ein bleiben auf dem nun vom Aufstieg bekannten, unproblematischen Weg.

Einige Anmerkungen zum Monte Brugnol:

- reine Südseite - bei hochsommerlicher Sonne bewegt man sich hier im Backofen, deshalb frühzeitiger Aufbruch ratsam;

- die üppige Zeitangabe 8 Std setzt sich zusammen aus
  Aufstieg 3,5 Std (nur kurze Fotopausen)
  Gipfelrast 1,5 Std.
  Abstieg 2 Std
  Sonnenpause beim Abstieg auf der Malga Valandro 1 Std

- Der Monte Brugnol ist unschwierig: ich vergebe guten Gewissens eine T2 (mit Ausnahme der obersten 100 Hm am Gipfel: derzeit knapp T3 im Abstieg wegen noch gefrorenem Untergrund)