Milford Track November 2011


Publiziert von Tasaio , 23. März 2012 um 11:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » New Zealand » Fjordland Nationalpark
Tour Datum:21 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NZ 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 1070 m
Strecke:54 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Entweder mit dem Bus ab Te Anau nach Te Anau Downs, oder direkt mit dem Auto nach Te Anau Downs
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Bus vom Milford Sound nach Te Anau Downs oder Te Anau
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten

" The finest walk in the world", so titelte das englische Nachrichtenblatt The London Spectator im Jahre 1908 über den Milford Track. Und tatsächlich war der Milford Track damals schon einer der beliebtesten Urlaubsziele der Welt. Die Menschen nahmen wochenlange Schiffsreisen auf die andere Seite der Welt in Kauf, nur um einmal auf dem Milford Track gewandelt zu sein. Und diese Beliebtheit ist bis heute noch nicht abgerissen....jährlich wandeln tausende auf dieser historischen Route. Wir wollten herausfinden, ob an dem Beinamen was dran ist und planten den Milford Track als festen Bestandteil unseres Neuseelandurlaubes ein.

Ich hab eben die Beliebtheit des Milfords erwähnt. Um die Besuchermassen zu bewältigen und den Einschnitt in die Natur so klein wie möglich zu halten, gibt es allerdings eine ganze Anzahl von Einschränkungen zu beachten, die erstmal abschrecken. Um es vorweg zu nehmen, am Ende hat sich alles als halb so schlimm heraus gestellt :)
  • Buchungspflicht: Während der Sommermonate besteht Buchungspflicht für den Milford. Täglich werden nur 40 frei Wanderer und 50 geführte Wanderer auf einer Tagesetappe zugelassen. Auch muss man sich der Tatsache bewusst sein das der Milford in der Regel sechs Monate im Voraus ausgebucht ist...langfristige Planung ist also absolut notwendig.
  • Einbahnstrasse: Der Milford Track darf nur in eine Richtung begangen werden, von Glade Warf zum Sandfly Point
  • Vorgegebene Distanz pro Tag: Bei der Buchung muss man die Hütten so buchen, das man jeweils einen Tag zwischen ihnen unterwegs ist. Angesichts der Tatsache das zb die erste Tagesetappe nur 5 km beträgt, kann das für Frustration sorgen
Man kann diese Einschränkungen umgehen wenn man den Milford ausserhalb der Sommermonate angeht. Dann sollte man allerdings wissen, das es eine extrem gefährliche Route ist, die u. A. durch 52 Lawinenabgangszonen führt. Und da sowohl Glade Warf als auch Sandfly Point nur mit dem Boot zu erreichen sind, welches im Winter nicht fährt, stellt sich auch die Frage des Transports.

Aber genug der Einführung, jetzt folgt der eigentliche Bericht :)

Tag 1: Glade Warf --> Clinton Hut (5 km)
Der erste Tag beginnt gemütlich für uns, denn wir haben erst das 14:00 Boot von Te Anau Downs gebucht (möglich ist auch 10:00). Also haben wir noch Zeit, am Morgen den Te Anau Milford Highway mit unserem Camper unsicher zu machen. Aber um Punkt 14:00 stehen wir zusammen mit anderen freien Wanderern und einer grossen Gruppe geführter Wanderer am Steg und steigen in das geräumige Boot ein. Hier zeigen sich die ersten Unterschiede zwischen den geführten Wanderern und uns: die Rucksäcke der letzteren liegen trocken unter dem Dach, unsere im Freien. Dank des schönen Sonnentages ist das aber an diesem Tag kein Problem.  Während der gut 75 minütigen Überfahrt stimmen wir uns schonmal ganz gut auf die einsame und faszinierende Welt des neuseeländischen gemässigten Regenwaldes ein. Um uns rum gibt es nur bewaldete Berge, kein Haus oder andere menschliche Kosntrukte. Die einzige Ausnahme ist das zur Erinnerung an Qunitin McKinnon auf einer kleinen Insel aufgestellte Kreuz. McKinnon ein schottischer Einwanderer, der den Pass entdeckte, welcher den Milford Track erst möglich machte, und dessen Namen der Pass heute trägt.
Irgendwann legen wir am Glade Warf an und die ganze Masse der bestimmt 50 Leute strömt auf den Weg, zumindest nachdem alle ihre Schuhe in Desinfektionsmittel gestellt haben - zum Schutz des Nationalparks vor der Aubreitung der ekelhaften Didymo Alge, die ein echtes Problem in Neuseeland ist. Wer sich weigert muss wieder mit zurück, so einfach sind die Regeln. Das finden wir allerdings vollkommen OK. 
Nach dem obligatorischen Foto am Start des Tracks tun wir die ersten Schritte und die visuellen Eindrücke lassen sofort alle anderen Mitläufer vergessen und man ist nur noch am staunen. So viele verschiedene Grüntöne haben wir in unserem Leben selten gesehen. Nachdem sich die Sinne wieder beruhigt haben wandern wir durch den gemässigten Regelwald entlang des Clinton Rivers bis wir diesen nahe des Glade House überqueren. Hier dünnen sich dann auch die Menschen aus, denn alle Mitglieder der geführten Tour bleiben hier zurück und werden erst am nächsten Tag weitergehen. Und das wird auch an den anderen Tagen so bleiben. Die geführten Touren bleiben immer mindestens 2 Stunden hinter den ungeführten und man begegnet ihnen eigentlich nie.
Nach einer weiteren Stunde und kleinen Abstechern zu einer riesigen Buche und einem skuril ausserirdirsch wirkenden Sumpf kommen wir schliesslich gegen 16:15 an der Clinton Hut an. Nach weiteren zwanzig Minuten waren die Betten bezogen und alles verstaut...wow 16:45...was machen wir den Rest des Tages???? Unseren Lesestoff hatten wir ja in grenzenloser Vorraussicht und aus Gewichtsgründen nicht mitgebracht. Gottseidank wird vom Hüttenranger noch ein sehr informativer Buschspaziergang angeboten bei dem wir viel über die lokale Flora und Fauna erfahren. Insbesondere die akute Bedrohnung der Fauna durch eingeschleppte Lebensformen wie das Fretchen ist wirklich schockierend. Nebenbei dürfen wir am Poo-Tree schnuppern und auf Blättern des Pfefferbaumes rumkauen. Um gut 18:00 sind wir wieder zurück und entscheiden das es Zeit für das Abendessen ist. In der Küche dampfen schon die Töpfe der anderen über den festinstallierten Gas-Kochplatten. Wir gesellen uns dazu und verbringen noch einen angenehmen Abend mit der wirklich bunt gemischten Gruppe. 

Tag 2: Clinton Hut --> Mintaro Hut (16,5 km)

Da wir nur die relativ kurze Distanz von 16.5 Kilometern ohne nennenswerte Steigung zu bewältigen haben, gehen wir den Tag relativ gemütlich an. Als wir mit dem Frühstück fertig sind, sind die meisten anderen schon unterwegs. Nur ein nettes, junges australisches Pärchen leistet uns Gesellschaft. Nachdem alles gepackt ist, machen wir uns auf den Weg. Den ganzen Tag lang folgt der Weg dem rechten Ufer des Clinton River und die Landschaft wird allmählich etwas alpiner. Zwischen den immer noch sehr tropisch anmutenden Waldabschnitten finden wir immer wieder große, kahle Abschnitte, die durch Lawinen entstanden sind. Nur langsam findet die Natur hier wieder zurück. Und obwohl wir schon Spätfrühling haben gibt es jeweils vor Betreten der Lawinengebiete Hinweisschilder, das man auf keinen Fall anhalten solle bis man das Gebiet wieder verlassen habe.

Am Nachmittag erhaschen wir einen ersten Blick auf den höchsten Punkt der Tour, den McKinnon Pass (1154m). Ungefähr zur selben Zeit setzt dann auch der Regen ein. Erstmal gab es zur Einstimmung nur ein paar harmlose Schauer, das sollte aber nur der Auftakt sein. Mit dem Einsetzen des Regens entstehen innerhalb kürzester Zeit auf beiden Seiten des Clinton Valleys viele kleine Wasserfälle, wirklich eine Augenweide.

Den Abschluss der zweiten Etappe bildet ein relativ steil ansteigender Wegabschnitt durch besonders dicht mit Moosen und Farnen durchsetzten Regenwald. Hier stellt sich wieder das Gefühl ein sich in einer außerirdischen Umgebung zu bewegen. Fast schon zu schnell erreichen wir dann am späten Nachmittag die Mintaro Hut.

Der Abend gestaltet dich ähnlich wie schon in der Clinton Hut, nur das wir unsere Mitwanderer wieder ein bisschen besser kennen lernen. Von den Rangerin lernen wir dann auch das es im Fjordland insgesamt mehr als 200 Tage im Jahr regnet und das Regen doch wirklich etwas Wunderbares sei das man genießen müsse. Bei den 200 Regentagen sind Tage mit leichten Schauern wie gesten noch gar nicht mitgezählt. Mit dem mittlerweile unangenehm auf das Hüttendach prasselnde Dauerregen in den Ohren und den Gedanken am nächsten Tag über den ungeschützten Pass zu laufen, klingen diese Worte doch irgendwie ein bisschen nach Hohn. Wir schlafen an diesem Abend mit der Hoffnung ein, das der Regen über Nacht nachlässt.


Tag 3: Mintaro Hut --> Dumpling Hut (14 + 3 km)

Unserer Hoffnungen erfüllen sich leider nicht. Im Gegenteil, während wir unser Frühstück kauen, hämmert der intensive Dauerregen auf das Hüttendach. Der Gedanke da rauszugehen und sich über den Pass zu quälen, ist nicht gerade erquickend. Aber er muss dann doch sein. Also legen wir alles an Goretex Material an was wir dabei haben und hoffen zumindest am Ende des Tagen nicht komplett durchweicht zu sein. Und dann geht es vor die Tür.

Direkt im Anschluss an die Hütte fangen die Serpentinen an, die sich zum McKinnon Pass hoch schlängeln. Anfangs laufen wir noch im Wald. Doch schon schnell wird dieser lichter und wie nähern uns der Baumgrenze (ja die ist tatsächlich hier sehr tief). Entsprechend fängt jetzt auch ein starker Wind an uns um die Ohren zu blasen. Zusammen mit dem Dauerregen wird’s schnell empfindlich kalt. Oben angekommen lassen wir das McKinnon Memorial links liegen (uns ist verdammt kalt und von der sonst atemberaubenden Aussicht ist leider nichts zu sehen). Wir sind froh als wir den McKinnon Shelter erreichen, wo sich auch schon andere Mitglieder unserer Truppe versammelt haben. Schon jetzt ist trotz der Goretex Lage alles nass. Interessanterweise hat sich in der Rucksackhülle eine deutliche Pütze gebildet - gut dass die Schlafsäcke nochmal extra dicht verpackt sind. Die ganze Hütte dampft vom menschlichen Schweiß der versammelten Gesellschaft. Schnell sind die Kocher ausgepackt und eine heiße Tasse Tee gekocht... das wirkt wirklich Wunder....die Wärme kriecht in unsere Knochen zurück. Aber wieder müssen wir uns überwinden raus in den Regen zu treten um unsere Tour fortzusetzen. Aber er hilft ja alles nichts ;).

Nach einer Weile, schon wieder kurz unter dem Pass auf der anderen Seite, treffen wir auf die schon von der Rangerin angekündigten Absperrung des Weges (wegen akuter Lawinengefahr). Wir werden von einem alten Schild auf den „Notweg“ verwiesen. Wir wundern uns schon stark was so alles als Weg durchgeht. Die meiste Zeit kämpfen wir uns in reißenden Bachläufen den Berg hinab, Wegteile gibt es nur sporadisch. Aber so kommt wenigstens ein bisschen Abenteuergefühl auf. Irgendwann treffen wir dann auch wieder auf den Milford Track und folgen ihm steil den Berg hinab entlang atemberaubender Wasserfälle zum Quintin Shelter.

Gegenüber vom Quintin Shelter befindet sich die Quintin Hut, eine der Hütten für die geführten Touren. Allerdings, freundlich wie die Neuseeländer nunmal sind, setht ein grosses Termofass mit heissem Wasser für uns im Shelter bereit, zusammen mit jede Menge Tee und Instant Kaffe, sowie einer netten kleinen Willkommensbotschaft.

Also wir morgens an der Mintaro Hut los sind war uns eigentlich klar das wir die Sutherland Falls wegen dem Regen wohl auslassen würden. Jetzt sind wir aber hier an der Abzweigung, bis auf die Knochen durchweicht und nass. Schlimmer kanns ja eigentlich nicht mehr werden, oder? Also die Rucksäcke abgelegt und Richtung Sutherland Falls gestapft (der Weg zu den Fällen ist eine Sackgasse). Was hätten wir uns doch geärgert wenn wir das nicht gemacht hätten! Die 580m hohen Fälle sind schon bei trockenem Wetter beeindruckend, dank des Dauerregens und der Schneeschmelze waren sie aber auf ihre doppelte Größe angeschwollen. Und man kann quasi bis neben den Splashpool gehen. Wenn man dort steht dann steht man in einer anderen Welt. Man steht in voller Gicht und alles geht im ohrenbetäubenden Getöse der Fälle unter. Eine Welt aus Wasser. Der Umweg lohnt sich jeden Fall und wir können jedem nur empfehlen die halbe Stunde Umweg in Kauf zu nehmen. Nachdem wir uns satt gesehen haben, gings dann zurück zum Quintin Shelter und dann noch ein kurzes Stück weiter zur Dumpling Hut. Am Abend kommt dann auch noch kurz die Sonne zum Vorschein.

Tag 4:  Dumpling Hut --> Sandfly Point(18 km)

Am vierten und letzten Tag des Hikes steht der Endspurt zum Sandfly Point an, kreuz und quer durch den Küstenregenwald. Heute ist der einzige Tag, an dem wir nicht zu sehr trödeln sollten, denn unser Boot Richtung Milford Sound legt schon um 14:00 ab. Das Wetter hat sich gedreht und wir genießen den Sonnenschein als wir uns auf den Weg machen.  Zum ersten Mal auf dieser Seite des Passes werden wir der fantastischen Bergwelt um uns herum gewahr, welche bisher in einer dicken Nebel/Regensuppe verborgen war.  Die Vegetation hat sich auf dieser Seite (der Meerseite) des Passes deutlich verändert und wir fangen an Farne zu sehen, die mehrere Meter über uns hinauswachsen, fast prähistorisch.  Etwa in der Mitte der Etappe überqueren wir auf einer wirklich spektakulären Hängebrücke den Arthur River. Auf der anderen Seite erwarten uns nach einer kurzen Wanderung durch den Sumpf weitere Wasserfälle und der Bell Rock. An einem nahen Unterstand entscheiden wir uns, unsere Mittagspause einzulegen. Kaum haben wir uns niedergelassen spaziert eine Weka-Mama mit ihrem Nachwuchs aus dem Gebüsch auf den Weg und fängt sogar neugierig an, sich uns zu nähern. Wie sitzen einfach nur da und schauen dem Spektakel zu…sicherlich eines der Highlights unserer Milford Track Tour. Nachdem wir ausgiebig gespeist haben, folgen wir weiter dem Weg, jetzt entlang des Lake Ada, in Richtung Sandfly Point. Der letzte Kilometer ist ausgebaut wie eine Autobahn, die letzten Spuren des ehemaligen Planes, hier eine Straße zu bauen…gut das daraus nichts geworden ist. Gegen 13:00 trudeln wir dann am Sandfly Point ein, mit noch genug Zeit für einen Kaffee und die obligatorischen Finisher-Fotos. Schließlich fahren wir mit dem 14:00 Boot über den spektakulären Milford Sound zum anderen Ufer, wo uns schon der Bus erwartet, der uns zu unserem Mietwagen zurückbringt.

Zum Abschluss noch ein paar nützliche Tipps:
- Die Hütten haben zwar Gaskocher, allerdings sollte man fürs Mittagessen schon zumindest einen eigenen Kocher und Gas mitführen. Wenn es in Stömen regnet, ist man auch über einen warmen Tee froh :)
- Schlafsack muss mitgeführt werden...es gibt keine Decken auf den Hütten
- Man kann auf den Hütten kein Essen kaufen - alles für die vier Tage muss mitgeführt werden
- Gute Regenkleidung und Ersatzkleidung ist essentiell


Tourengänger: Tasaio, da_miche


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Kommentare (1)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2012 um 14:17
Vielen Dank für den tollen Bericht und die Fotos von der fantastischen Natur, die man dort antrifft. Ich bzw. wir schwelgen noch immer in den Erinnerungen an unseren Aufenthalt dort.

Es würde mich freuen, noch mehr von Dir über Neuseeland lesen zu können.

Beste Grüße
Hanspeter




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