Weissmies über Normalweg


Publiziert von Tasaio , 18. Januar 2012 um 10:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:25 September 2011
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Strecke:Hohsaas->Weissmies(Normalroute)->Hohsaas

Nachdem wir am mit dem Lagginhorn unseren ersten 4000er bezwungen hatten, stand am nächsten Tag das Weissmies auf dem Programm. Ziemlich erschöpft warteten wir bis zum Abendessen, Tasaio war merklich fitter; der Schlafmangel hatte bei Elminster seinen Tribut gezollt. Die Zahl der Gäste war angestiegen doch viele wollten am nächsten Morgen auf das Lagginhorn oder zum Weissmies Nord-Grat. Unser Plan war es das Weissmies über die Normalroute (Westnordwestflanke) zu besteigen. Da der Weg zum Einstieg der Normalroute aber nicht ganz einfach zu finden sein sollte (laut verschiedenen Aussagen) und auch von der Hütte nicht einsehbar war, planten wir uns an eine ortskundige Gruppe zumindest bis zum Beginn des Trifftgletschers dranzuhängen. Dafür mussten wir aber morgens rechtzeitig auf den Beinen sein und diese nicht verpassen.  Kurz nach dem Wetterbericht, der wieder gut ausfiel war es auch schon Schlafenszeit und wir hatten gewisse Zweifel nach dem aktuellen Stand der Erschöpfung am nächsten Tag noch einen weiteren 4000er zu bezwingen. Kurz darauf schliefen alle wie ein Stein – zumindest alle außer Tasaio!

Um 4:30h starteten unsere Zimmergenossen zum Nordgrat, natürlich wurden wir auch wach den es waren ja Zermatter Bergführer dabei, welche leider nicht oft durch ihre Rücksicht gegenüber Nicht-Gästen glänzen. Tasaio kam die Idee, da man nun ja schon wach war, direkt zu starten… aber nein es gab einen Plan und dem wurde nach gegangen.  Eine Stunde Halbschlaf später machten wir uns fertig und als wir gesättigt und bereit waren stellten wir fest, dass die anderen schon alle weg waren und einen guten Vorsprung hatten. Wir gaben also Gas und konnten sie noch einholen.. Der Weg durch das verblockte Schuttgelände unterhalb des Trifftgletschers war stellenweise nicht ganz unproblematisch, da die sandigen Platten keinen vertrauenswürdigen Halt boten. Die Schweizer an der Spitze erwiesen sich als nicht ortskundig, hatten aber Glück! So bildeten wir mit dem ersten Tageslicht unsere Zweierseilschaft und folgten der Spur über die weite Eiswüste der spaltenreichen Einöde bis zum ersten Anstieg. Schnell wurde uns klar, dass auch ohne Vorgänger die Gefahr eines Spaltensturzes sehr gering war, da es eine klare Spur und wenig Schnee gab. Der Weg verlief über eine Lange Rampe durch die WNW-Flanke bergauf unterhalb einiger wirklich fantastischer Seracs um dann auf den oberhalb liegenden West-Grat abzubiegen.  Wir hielten das Tempo der anderen Seilschaften und die Bewegungsstrategie im Eis erwies sich teilweise als effizient zumindest für Elminster mit einem Puls um die 150. Tasaio hingegen litt unter dem selben Phänomen wie Elminster am Vortag; der fehlende Schlaf forderte seinen Tribut. Wir liefen lange und mühsam über die Zickzackspur den Berg hinauf bis zu einer langen Wechte die das letzte gerade Stück vor dem steilen Gipfelaufstieg war dessen oberstes Ziel mittlerweile von Wolken bedeckt nicht mehr zu sehen war. Dort rasteten wir kurz und stockten unsere Zuckerreserven mit süßem Tee noch einmal auf. Auch wenn die Tagesform etwas anderes wollte machte Tasaios Ehrgeiz mit und bereitete sich vor die letzten 150 Höhenmeter hart zu erkämpfen. Der Weg vor uns war im Gegensatz zum Rest sehr aper und Konzentration war geboten. Ein paar geschlagene Stufen erleichterten das vorrankommen doch wir machten uns eher Sorgen da wieder runter zu kommen. Die letzten Meter gingen wir quasi blind und nur wenige Sonnenstrahlen schafften es durch die weiße Wand. Nach der Freude es endlich geschafft zu haben nach 4 Stunden Aufstieg wurden wir zudem mit einem kurzen Aufbruch des undurchdringlichen Schleiers und fantastischer Sicht belohnt.  15 Minuten später  war alles wieder bedeckt, zudem noch mit sinkender Untergrenze; wir hatten den richtigen Moment erwischt. Auch wenn die Bewölkung störend (maßgeblich das fehlende Panorama) sein kann ist an dem Weissmies nur eine Überentwicklung zu Gewitterwolken wirklich problematisch denn auch bei schlechter Sicht bleibt die Orientierung anhand der gut ausgetretenen Spur recht einfach.  

Der Abstieg erwies sich wie erwartet anspruchsvoll insofern der Firn Konzentration abverlangte und einen sicheren Tritt forderte.  Nach dem Gipfelgrat wurde der Weg immer angenehmer und wir kamen zügig voran. Noch ein, zwei Fotoeinlagen rundeten das Material für die spätere Berichterstattung ab.  Nach anderthalb Stunden packten wir unsere Steigeisen und Seile wieder ein um die letzte steinige  Etappe anzugehen. Wir folgten dieses Mal einer anderen Trasse, der mit Steinmännchen markiert auf den  nahen  „18 4000er“ Rundweg stieß. Es war zwar etwas länger doch dafür viel flacher und nach knappen 6 Stunden kehrten wir ein. Beim verdienten (alkoholfreien) Bier konnten wir noch einen Lawinenabgang im Eis beobachten welcher allen nahen Seilschaften für wenige Momente einen schnelleren Puls bescherte aber keine Gefahr darstellte.  Jetzt aber schnell die Sachen packen und ab nach Hause, in der Hoffnung noch vor der päpstlichen Vollsperrung der Autobahn durchzukommen!

Zwei 4000er in zwei Tagen war ein Versuch dessen Ausgang am Anfang noch offen war. Wir müssen zugeben das wir riesiges Glück hatten, so gutes Wetter noch so spät in der Saison zu bekommen aber die Anfangsplanung eine Woche früher zu fahren hätte sich als regnerisches Unterfangen entpuppt. Wie wir vor Ort erfuhren war es zudem auch noch der letzte Tag an dem die Hütte bewirtschaftet wurde und die Seilbahn fuhr. Die äußeren Gegebenheiten waren also grundlegend gut und es lag nur an uns etwas daraus zu machen.  Für uns war es der perfekte Einstieg und als nächstes planen wir unsere Erfahrung zu erweitern in dem wie so viele einfache 4000er angehen wie möglich um mit der Zeit die Schwierigkeit langsam anzuheben. Nächstes Jahr ist die andere Talseite mit der Mischabelgruppe dran!

Tourengänger: Tasaio, Elminster


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