Ritterkopf (3006m) einsam und weglos


Publiziert von Chiemgauer , 4. September 2011 um 21:20.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Goldberggruppe
Tour Datum: 3 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Sankt Johann im Pongau oder Zell am See nach Taxenbach und von dort ins Rauristal bis zur Mautstation beim Wirthaus Bodenhaus. Dort großer Wanderparkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:keine unterwegs
Kartennummer:Kompass Nr. 39

Eine Tour komplett ohne Wegweiser oder Markierungen, die größtenteils weglos ist auf den nördlichsten 3000er in der Goldberggruppe.

Vom Parkplatz zuerst wenige Meter der Mautstraße folgen, bis eine Straße rechts hoch geht. Gleich nach dem Gatter verlasse ich die Straße auf einem Steig, der in eine Wiese über geht und zu einer Alm führt. Ab hier folge ich immer der offensichtlichsten Linie nach Osten, meist über Wiesen und etwas Wald. Steigspuren verlieren sich sofort wieder auf den Wiesen, so dass ich keinem offensichtlichen Weg folge, sondern nur versuche auf den Ostgrat zu zusteuern. GPS bestätigt meine Wegwahl, immer nahe am eingezeichneten Steig ins Ritterkar. Etwa auf Höhe der Baumgrenze (ca. 1800m) endlich freier Blick nach oben zur Orientierung. Ab jetzt wird die Wegfindung einfach. Ich steuere weiter Richtung Osten auf den Ostgrat zu, bis ich doch noch auf den Steig ins Ritterkar treffe. Diesem folge ich nun und quere ins Ritterkar, was aber eigentlich gar nicht nötig ist, denn man kann problemlos weiter Richtung Ostgrat gehen. Im Ritterkar angekommen, wähle ich an der Stelle, an der man freien Blick auf die Steilstufe mit Wasserfall hat (ca. 2000m), einen sanften Wiesenhang auf den Ostgrat, den ich auf 2200m erreiche. Ab jetzt geht es nur noch über diesen bis zum Gipfel hoch, dabei gehen spärliche Steigspuren auf ca. 2600m langsam in einen Steig über. Im oberen Teil wird der Grat immer schmaler, aber bis auf ein zwei winzige Ier-Stellen bleibt er harmlos. Etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit schadet aber nicht.

Heute war der Gipfel wohl schon eher überlaufen, denn vor mir waren bereits zwei oben, was aber dann auch alle für heute gewesen sein dürften. Nach Gipfelbuch ca. 100 Leute im Jahr oben, aber auch nur, weil anscheinend jährlich eine Bergmesse ist.

Üblicherweise wird über diesen Weg auch wieder abgestiegen, aber laut AV-Führer gibt es noch alternativen. Über Nordhang runter und zur Rohrmooseralm queren (I, mühsam) oder in Goldlacklscharte und durchs Gamskar zur Rohrmooseralm (I). Ich entschied mich für Südgrat (Goldlacklschneid) und sollte noch eine böse Überraschung erleben (naja, ganz so böse war sie auch nicht, denn hatte schon lose Informationen aus dem Internet, dass der Führer hier nicht recht haben soll, wollte mich aber selbst davon überzeugen).

So ging es am Südgrat zur Goldlacklscharte. Etwas anspruchsvoller als der Aufstieg, aber über Stellen I geht es auch nicht raus. Des öfteren weiche ich auf die steile, aber noch gehbare Ostseite aus. Am Beginn der Goldlacklscharte stand ich dann vor der bösen Überraschung. Spiegelglatter Bratschengrat, der höchsten 30cm breit sein dürfte. Schwierigkeit kann ich nicht beurteilen, aber Internet mein II-III. Hier haben wohl bloß Seiltänzer eine Chance, mein Niveau überschreitet das um Welten. Kann ich genau so gut am Kirchdach balancieren, dass dürfte sogar noch deutlicher einfacher sein! Was also tun? Ins Gamskar geht es viel zu steil und glatt (etwa 30m, erst nach dem Grat geht es gehbar nach unten) über Bratschen nach unten und ins Ritterkar ist eine Steilstufe zu sehen. Die etwa 350 Hm wieder zurück wollte ich auch nicht, also querte ich durch den Osthang (sah ja von oben, dass das Gelände gehbar ist) in Richtung Ostgrat. Leider ins Ritterkar immer Abbrüche, so dass ich erst kurz vor dem Ostgrat den Weg nach unten wählen konnte, dabei einige Rinnen zu durchqueren (musste jeweils etwas suchen, bis einfache Stelle gefunden) und kurz vor dem Abstieg üble tritt- und grifflose (Gras zu kurz zum "eingreien") Wiese, die bei Nässe sicher lebensgefährlich ist. Suchte mir immer wieder im Abstieg Gamswechsel um einigermaßen vernünftige Tritte zu haben. Eine überraschende Steilstufe (habe ich von oben nicht gesehen) lies sich dann auch noch durch steile Wiesenhänge absteigen, bis ich endlich im Ritterkar war. Über dieses vor bis zum Steig, den ich im Aufstieg gekommen bin. Diesen bin ich dann aber nicht runter, sondern erst noch Steigspuren am Bach gefolgt, später nach Norden bis zu einem Weidezaun gequert, an diesem etwas runter und auf eine Alm zugesteuert, die man die meiste Zeit im Auge hat. Da Gelände sehr steil ist, sollte man hier schon genau überlegen welchen Weg man riskiert.

 

Fazit: Gute Orientierung und Sicht ist Grundvoraussetzung für diese Tour, ansonsten keine Schwierigkeiten, wenn man den Ostgrat im Auf- und Abstieg wählt.


Tourengänger: Chiemgauer


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Geodaten
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 7388.gpx Abstieg

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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Bergpoetin hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2011 um 11:34
Ist die Abstiegsroute nicht das Südgrat? Zumindest ist auf meiner Karte die Goldlacklscharte südlich des Ritterkopfes...

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2011 um 21:05
Du hast natürliche recht, mein Fehler. Habe es berichtigt.


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