Gr. Bigerhorn (3626 m), Balfrin (3796 m) & Ulrichshorn (3925 m)


Publiziert von alpinos , 27. August 2010 um 19:37.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:21 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage

Absolut geniale Hochtour in atemberaubender Kulisse

Unser Plan für dieses Wochenende, an dem endlich wieder richtig gutes Wetter angesagt war: Anreise und Aufstieg zur Bordierhütte am Samstag; dann am Sonntag Überschreitung von Grossem Bigerhorn, Balfrin und Ulrichshorn und Abstieg zur Mischabelhütte; und schließlich der Abschluss am Montag, die Besteigung des Nadelhorns über den NE-Grat. Leider verhinderte die Höhenkrankheit die Tour auf das Nadelhorn; schade, aber die Erinnerung an den Vortag ließ uns unsere Enttäuschung rasch vergessen; davon soll nur hier berichtet werden...



1. Tag (21.08.2010) - Aufstieg zur Bordierhütte (T4)

Bereits der Einstieg in diese Tourenwochenende, der Aufstieg zur Bordierhütte, war ein Genuss. Von Gasenried (1659 m) oberhalb St. Nikolaus wanderten wir zunächst auf breitem Forstweg den Wegweisern "Bordierhütte" folgend hinein ins tief eingeschittene Tal des Riedbaches. Die Sonne brannte, es war ziemlich warm; bald sorgte der Nadelwald jedoch für etwas Kühlung. Nach der ersten Steigung hinauf zu P. 1930 querten wir das beeindruckende, ehemalige Gletscherbett, das hübsch mit lichtem Lerchenwald bewachsen ist.

Nun folgten wir dem Weg hinter die südliche Moräne und wanderten an der Alpja (2099 m) mit lustigen Schafen vorbei hinauf auf zu P. 2612 "Gletscherrand Riedgletscher". Der Gletscherrand liegt mittlerweile jedoch etliche Meter tiefer. Wir stiegen hinab auf den Gletscher und überquerten diesen ohne Probleme entlang der aufgestellten Stangen hinüber zum mit Ketten, Seilen und einer Leiter ausgestatteten Aufstieg zur Bordierhütte (2886 m).

Nach 3 1/2 Stunden erreichten wir die Bordierhütte; die Kulisse war einfach eindrücklich: im Norden die beiden Bigerhörner, dann der Nordgipfel des Balfrins; im Osten das beeindruckende Dirruhorn; und auf der anderen Talseite im Westen die Bergkette oberhalb St. Nikolaus. Wir lagen noch eine gute Weile in der warmen Sonne und genossen diesen wunderbaren Tag. Was für ein gelungener Auftakt in dieses Wochenende!



2. Tag (22.08.2010) - Überschreitung von Gross Bigerhorn, Balfrin & Ulrichshorn (T5/L bis WS-)

Nach einer etwas unruhigen Nacht starteten wir um 3:40 Uhr in die Überschreitung des Bergkammes vom Gross Biger- zum Ulrichshorn. Zunächst folgten wir den Steinmännchen und weiß in der Dunkelheit leuchtenden Katzenaugen ca. 15 min über den ersten Moränenhügel in die dahinter liegende Senke. Hier trafen wir auf die Abzweigung Richtung Kleines und Grosses Bigerhorn (kleiner Wegweiser). Nach rechts führt der Weg die Moräne hinauf und in Richtung Gletscher. Wir bogen nach links ab und folgten den kleinen und großen Steinmännchen und hübsch orangenen Farbpunkten die Senke nach NE und den Hang hinauf zum Sattel bei P. 3146 zwischen Kleinem Bigerhorn und dem Grat zum Gross Bigerhorn. Der Anstieg war ziemlich anstrengend; es ging über Schotter, kleine und große Blöcke und der Weg war nicht immer eindeutig. Mit etwas Gespür und guten Stirnlampen kann man aber die kleinen Steinmännchen und die Markierungen gut finden.

Vom Sattel bei P. 3146 wandten wir uns nach SE und folgten dem recht breiten Gratrücken bergauf. Ein paar große Steinmännchen und orange Markierung wiesen noch immer den Weg. Der Grat beschreibt eine weite Linkskurve in NE-Richtung und wir stetig steiler. Stellenweise müssen größere Blöcke überwunden werden, die stetig mit mehr Schnee der vergangenen Wochen bedeckt waren. Schließlich gelangten wir an den steilen Gipfelaufschwung, den wir ziemlich direkt, alten Spuren im Schnee folgend, überwanden. Die letzten Meter sind interessante Kraxelei, dann standen wir nach etwa zwei Stunden auf dem Gipfel des Gross Bigerhorns (3626 m).

Welch ein Anblick! Im Aufstieg hatte noch völlige Dunkelheit über den Bergen gelegen; nun zeichnete sich am östlichen Horizont das erste Tageslicht ab, eine fantastische Morgendämmerung bei wolkenlosem Himmel brach an. Atemlos - nicht nur vom zackigen Aufstieg - beobachteten wir das Herannahen des Tages. Welch ein wunderbares Geschenk! Es war einfach grandios.

Der Grat hinüber zum Nordgipfel des Balfrin lag noch in mystischen Dämmerlicht als wir uns nach einer viertel Stunde wieder auf den Weg machten. Zunächst ging's leicht ausgesetzt den Grat hinunter; den gleich darauf vor uns liegenden ersten Turm überkletterten wir und stiegen in interessanten Reibungskletterei auf der anderen Seite über die rissige Platte wieder ab (II). Der Turm kann aber auch sehr gut rechts umgangen werden. Die Morgenstimmung war herrlich und es war ein echtes Erlebnis, in dieser Kulisse zu klettern und gehen. Einmal mussten wir noch etwas ausgesetzt einem weiteren Turm nach links ausweichen. Schließlich wurde der Grat flacher und wir erreichten die Firnpassage.

Der Firn war schön gefroren und recht griffig. Natürlich war der Firngrat, der sich in einer vollendeten Rechtskurve in den Himmel schwang reizvoll. Er ist allerdings im mittleren Teil recht steil und so entschieden wir uns, den alten Spuren durch die mäßig steile Flanke und auf halber Höhe in die Felsen auf der rechten Seite zu folgen. Zwei Stellen waren ausgeapert, aber gut zu begehen. Mitten im Aufstieg ging die Sonne auf und tauchte die Bergwelt in frisches Morgenlicht. Das Weisshorn im SW erglühte in voller Pracht. Wir beeilten uns, die letzten Meter auf den breiten und flachen Firngrat zum Nordgipfel des Balfrins (P. 3783) zu gelangen und den Moment ein wenig auszukosten.

Dann ging's wieder den Grat hinunter. Nach ein paar Metern packten wir die Steigeisen ein und stiegen in interessanter Kraxelei, mal nach rechts, mal nach links herum, aber immer auf dem Grat bleibend in den Sattel zwischen Nord- und Hauptgipfel ab. Durch etwas Schutt und etwas Firn stiegen wir schießlich hinauf auf den Hauptgipfel des Balfrins (3796 m; 7:45 Uhr; ca. 3,5 h Gehzeit). Nun gab's bei großartiger Aussicht in der angenehm warmen Morgensonne eine verdiente Brotzeit.

Der Abstieg vom Balfrin immer dem Grat folgend, über P. 3644 und hinüber zum Riedpass (3561 m) verlief nun ohne Probleme. Es sind teils Wegspuren vorhanden, teils folgten wir den Spuren der wenigen Bergsteiger, die gerade hier heraufgekommen waren. Nun wurde endlich das Seil aus dem Rucksack gekramt und wir machten uns an den Aufstieg auf's Ulrichshorn. Wieder einer alten Spur folgen wanderten wir in gerader Linie über den Gletscher und anschließend in einer Rechtskurve hinüber zur breit ausgetretenen Aufstiegspur von der Bordierhütte hinüber. Teils lag noch üppiger Firn auf dem Eis, teils war es aper. Ein paar kleine Spalten waren unter dem Firn versteckt, aber stellten keine Probleme dar. Die Sonne brannt mittlerweile vom Himmel und nach einem schweißtreibenden Schlussanstieg erreichten wir schließlich den Gipfel des Ulrichhorns (3925 m; ca. 10:20 Uhr; ca. 5,5 h Gehzeit).

Von der gemütlichen Holzbank auf dem Gipfel des Ulrichhorns hatten wir einen wunderbaren Blick hinab nach Saas Fee, die auf der anderen Talseite und im Süden liegenden Gipfel und den NE-Grat des Nadelhorns. Die letzten Bergsteiger kamen gerade vom Gipfel und wir freuten uns auf den morgigen Tag. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast stiegen wir über den SO-Grat des Ulrichshorn unschwierig zum Windjoch (3850 m) ab. Hier regte sich heute kein Lüftchen und die Mittagssonne ließ die Temperaturen ansteigen. Wir folgten nun der breiten Spur auf dem Gletscher hinab zum Schwarzhorngrat und erreichten um kurz vor halb eins (insgesamt wohl 6,5 Stunden Gehzeit) bereits die Mischabelhütten (3335 m).

Wir verbrachten einen erholsamen Nachmittag und Abend auf der Hütte. Leider vertrug Anna heute die Höhe gar nicht und so verlief die Nacht nicht wirklich angenehm.



3. Tag (23.08.2010) - Abstieg nach Saas Fee (T4)

Nach einer wenig erholsamen Nacht frühstückten wir einigen anderen "Absteigern" um sieben Uhr und machten uns schließlich um kurz vor acht an den Abstieg über den mit viel Eisen ausgestatteten Schwarzhorn-Grat. Über den breiten Wanderweg erreichten wir nach etwa 2 1/2 Stunden Saas Fee.



Obwohl wir unser Hauptziel, das Nadelhorn, diesmal nicht erreichten, so war es doch eine absolut geniale Tour! Die Einsamkeit auf dem Grat vom Bigerhorn zum Balfrin in der grandiosen Morgenstimmung und der atemberaubenden Kulisse werden wir so schnell nicht vergessen. Die Bilder dieses Tages sprechen für sich...


Tourengänger: alpinos


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Kommentare (3)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2010 um 23:15
Gratuliere Euch zu dieser traumhaft schönen Tour - die Bilder sprechen eine eigene Sprache, Worte benötigt es hier keine mehr - unglaublich schön! Die Tour ist vorgemerkt...

Gruess
Bombo

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 28. August 2010 um 09:35
Gratulation zu dieser tollen Tour und den tollen Fotos.

Grüße
Hanspeter

alpinos hat gesagt: Vielen Dank
Gesendet am 31. August 2010 um 08:22
für Eure Kommentare. Wir hatten - nach einem sonst ja eher verkorksten August - riesiges Wetterglück. Da fotografiert es sich ja quasi von alleine. Die Tour ist absolut empfehlenswert, wir haben es sehr genossen, auf etwas schmaleren Pfaden in beeindruckendster Kulisse unterwegs zu sein.

Grüsse,

A&R


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