Skitourentage Bernina (Piz Palü als Höhepunkt)


Publiziert von hgu , 7. Februar 2010 um 19:55.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum: 6 Mai 2009
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Piz Bernina   Palü-Gruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna da Boval CAS und Berghaus Diavolezza

 

Bildbericht derzeit unter: http://picasaweb.google.com/ueberberg/SkitourBernina
(Wegen einer falscher Kameraeinstellung sind die Bilder leider nicht in der gewünschten Qualität, Sorry)

 

Skitour Bernina vom 03. bis 07. Mai 2009

Der Termin für eine viertägige Skitour stand seit Wochen fest, die Region nicht! Die Wahl fiel letztendlich auf Pontresina und das Bernina-Gebiet.

 

Sonntag, 03.05.2009

Gegen 14:00 Uhr rollten wir auf den Parkplatz in Morteratsch. Um 14:45 Uhr waren wir in der Spur und tourten der Bovalhütte entgegen. Gemächlich ging es Meter um Meter höher, das herrliche Panorama von Piz Bernina, Crast Agüzza, Piz Zupo, Bellavista und den Morteratschgletscher bei ungetrübter Sicht immer vor Augen. Alles bei herrlichstem Sonnenschein. Noch nicht in Sicht, der Piz Palü, später ein echter Hingucker! Um 17:30 Uhr erreichten wir die Bovalhütte, wo wir von Marcel nett empfangen wurden.  

 

Montag, 04.05.2009

Hüttenwirt Roberto Costa hatte einen Tipp für uns. Zur Akklimatisation und um das Gebiet ein wenig kennen zu lernen, sollten wir den Piz Misaun unter die Bretter nehmen. Gesagt – getan; bei dem angesagten, eher schlechten Wetter machten wir uns auf den Weg. Anfangs in südlicher Richtung ohne nennenswerten Höhengewinn suchten wir im nebligen Wetter vergeblich nach der optimalen Spur. Die Orientierung war schwierig und so gestaltete sich die „Eingehtour“ durchaus anspruchsvoller als uns lieb war. Gemeinsam ackerte wir uns bis auf ca. 3000 Meter empor und fanden den Übergang auf die Nordseite, wo uns Roberto noch Pulver versprochen hatte.

Um die Kante kommend, stieb uns ein harter Wind ins Gesicht. Die Bedingungen waren mies und der Pulver hatte einen Deckel, Bruchharst verhieß keine tolle Abfahrt. Der Nordanstieg zum Gipfel des Piz Misaun war gerade wegen der äußeren Einflüsse durchaus anspruchsvoll. Gemeinsam wurschtelten wir uns dann bei schlechter Sicht von der Nord- auf die Südseite zurück und fanden im dortigen Windschutz des Berges einen tollen Firn vor. Auch das Wetter besserte sich und erste Sonnenstrahlen erreichten unsere sanften Abfahrtshänge. Bei guter Sicht erkannten wir nun auch die eigentliche Aufstiegsspur, welche wir verfehlt und eine eigene Spur umständlich und steil durchs Gelände gelegt hatten.

Die Abfahrt wurde ein Genuss und entschädigte für die Mühen des Aufstiegs, welcher aber wieder ein Baustein in unserer Skitourenerfahrung wurde.

   

Dienstag, 05.05.2009

Der Wechsel auf die Diavolezza-Hütte stand heute an. Gegen 07:30 Uhr waren wir mit vollem Gepäck auf dem Weg. Bei traumhaftem Wetter querten wir über den Morteratschgletscher zum unteren Eisbruch des Persgletschers, der den Zusammenschluss der beiden Gletscher unterhalb der Isla Persa (Insel) markiert. Steil spurten wir hier schnell unterhalb der drohenden Felsen der Isla Persa empor, um rasch aus der Steinschlagzone zu gelangen. Sanft zog sich dann der Persgletscher dem Piz Palü entgegen. Dies war unser Ziel -heute zur Erkundung- um morgen den Angriff zu wagen!

Ohne klares Gipfelziel näherten wir uns dem Piz Palü und schwenkten an seinem Fuße nach Westen, auf den Fortezzagrat zu. Über eine Steilstufe erreichten wir den Grat mittig, auf einer Höhe von ca. 3165 Metern. Nun ging es in südlicher Richtung den Grat entlang bis zum steilen Felsaufbau, den wir als heutiges „Gipfelziel“ erklärt hatten. Mühsam arbeiteten Dirk und ich uns empor und erreichten die Felsen bei 3375 Metern. Entgegen aller Vorhersagen war die Sonne verschwunden und es war düster, windig und ungemütlich geworden. Bruchharst und volles Gepäck ließen bei der Abfahrt keine Freude aufkommen. Erst mit der Einfahrt in die Steilstufe des Aufstiegs und der weiteren Querung in die Ostlage fanden wir wieder Firn und pure Abfahrtsfreuden.

Mit einer mutigen Schussfahrt erreichten wir genügend Tempo und konnten den gesamten Persgletscher nach Osten bequem queren. Hier strandeten wir unterhalb des Piz Trovant auf einer Höhe von ca. 2770 Meter. Von hier leitet ein letzter (mühsamer) Aufstieg über ca. 200 Höhenmeter zum Berggasthof Diavolezza. Nachdem das große Touristenlager bezogen und die bereits einquartierten drei Spanier begrüßt waren, standen wir der Reihe nach unter einer warmen und bestens präparierten Dusche! Wenn auch nicht unbedingt alpinistischer Usus, eine warme Dusche - einfach herrlich!

Nach einem sehr leckeren und gepflegten Abendessen folgte eine Nacht im überhitzten Lager bei schlechter Luft und den Träumen vom kommenden Ziel, dem Piz Palü!

 

Mittwoch, 06.05.2009

05:00 Uhr - Wecken - Ernüchterung; mieses Wetter, keine Sicht, stürmische Böen und leichter Schneefall! So war es auch vorher gesagt; mit Besserung im Tagesverlauf. Also umdrehen, weiter schlafen und 07:00 Uhr als neue Weckzeit! Nach einem vernünftigen Frühstück beschlossen wir doch noch den Aufbruch zum Piz Palü. Kurz vor 09:00 Uhr ging es los.  

Um 09:45 Uhr hatten wir den Fuß des Berges erreicht und suchten die Aufstiegsspur, welche wir bei unserer Erkundung am Vortag gesehen hatten! Die Wetterbedingungen aber hatten die Spuren verschluckt und so konnten wir eine gute Aufstiegstrasse nur erahnen.  Zum Ende der ersten Steilstufe, mitten im ersten Eisbruch, wurde es besser. Dirk vorneweg und ich in seinem Sog über das seichte Mittelstück des Piz Palü auf die zweite Steilstufe zu. Gerwald zog es vor, zusammen mit den drei Spaniern gemütlich hinauf zu schieben. Unter der zweiten Steilstufe fanden wir eine Spur mittig durch den Eisbruch hindurch und erreichten so die oft schwer passierbare Querspalte auf 3600 Meter. Nur am Rand war diese noch zu sehen, sonst gänzlich mit Schnee gefüllt. Wir passierten diesen Abschnitt am östlichen Rand und gelangten nun über sanfteres Gelände zum Sattel auf 3726 Metern. Hier tobte ein heftiger Sturm, der uns feine Schneekristalle ins Gesicht trieb.

Die Ski blieben hier im Depot auf dem Sattel und wir arbeiteten uns die Schulter zum östlichen Gipfel empor. Der ca. 40 - 45 Grad steile östliche Rücken war windverblasen und unverspurt. Schweißnass und nach Atem schnappend rammte ich den Pickel tief in den Schnee. Die Skistiefel hämmerte ich in die steile Flanke und fand häufig erst bei wiederholtem Nachtreten Halt. Endlich legte sich die Ostschulter etwas zurück und mündete in den hier folgenden Grat. Deutlich leichter näherte ich mich nun dem Ostgipfel des Piz Palü. Dirk, mit einigen Metern Vorsprung, wartete am letzten Grataufschwung und ließ mir den Vortritt! Ein tolles Gefühl, hier oben auf diesem bekannten Gipfel, dem Piz Palü!

Die Sicht war teils prächtig und wir genossen die Minuten, stolz aber auch besinnlich - fast berührt, bevor wir im Sauseschritt zu unseren Ski zurück eilten.


Wir genossen nun die Abfahrt, zwischen mächtigen Seracs hindurch, vorbei an tiefen Spalten und hinunter auf den Persgletscher.

Mit dem nötigen Schwung erreichten wir nach der Querung des Persgletschers den Gegenanstieg hinauf zur Diavolezza-Hütte.
Die 200 Höhenmeter zur Diavolezza gingen erstaunlich leicht von der Hand und so saßen wir um 17:30 Uhr stolz und zufrieden auf der Sonnenterrasse des mondänen Berggasthofes.

Donnerstag; 07.05.2009 

Ausschlafen, Wecker um 07:15 Uhr, Frühstück um 07:30 Uhr - vom Buffet und mit Bedienung, einfach vom Feinsten! Dann den Rucksack packen und Abschied nehmen von der Diavolezza; einem prächtigen Berggasthof auf fast 3000 Meter Höhe, mit unbeschreiblichem Ausblick in den „Festsaal der Alpen“!

Schwer bepackt querten wir von der Diavolezza unter den Gipfelaufbau des Munt Pers. Der Hausberg der Bergstation war unsere letzte Tourenetappe. Knapp 400 Höhenmeter genossen wir im behutsamen Aufstieg, um eine tolle „Rund-um-Aussicht“ auf dem Gipfel zu bestaunen.

Ein letztes Abschied nehmen von diesem berauschenden Ambiente und mit leichtem Wehmut wedelten wir im frischen Firn zum Persgletscher hinab.

Über den flachen Persgletscher ging es mit gemächlichem Tempo talwärts, auf den Eisbruch zum Morteratschgletscher zu.

Hier fanden wir eine sichere Spur direkt durch den Eisbruch hindurch und gelangten so auf nicht alltäglicher Route hinab zum Morteratschgletscher und im weiteren Verlauf bis zu dessen Ende!

Eine letzte Rast, in der Sonne auf großen Findlingen und dann noch 15 Minuten, im Schlittschuhschritt dem Auto entgegen.

 

Zufrieden ob der tollen Touren mit ihren nachhaltigen Eindrücken entschlüpften wir unserer Skitourenklamotten und entledigten uns der stinkenden Socken!

 

In Pontresina fanden wir ein nettes Cafe mit üppiger Kuchentheke, an der wir fündig wurden. Nach diesem letzten schweizer Genuss ging es nach Hause!

  

Teilnehmer:       Dirk, Gerwald und Hans-Gerd

 


Tourengänger: hgu


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