Bättenalp - Shangri-La?

Ein winterlicher Besuch der Bättenalp war schon seit Langem auf meiner Wunschliste. Wegen der eher umständlichen Erreichbarkeit habe ich dieses Wunschziel immer wieder aufgeschoben. Heute trotzte ich allen Widrigkeiten und erfüllte mir den lang gehegten Wunsch.
 

Das Postauto zur Axalp könnte den Anstieg etwas verkürzen, allerdings verlässt ausserhalb der Skisaison der erste Kurs Brienz erst um 10:00 Uhr - das ist mir zu spät. So beginnt meine Tour mit einem Spaziergang dem Brienzersee entlang, am heutigen Tag ein schönes Schauspiel, auf der dampfenden Seeoberfläche spiegeln sich die von der Morgensonne angestrahlen Spitzen des Riedergrats. Nach der Seepromenade geht es am anderen Ufer hoch zur Bramisegg (989m). Dieser Punkt wäre auch vom eingangs erwähnten Postauto bedient. Hier zweigt ein Strässlein ab nach Giessbächen (ca.1100m), einem verlorenen Tälchen. Es liegt nun genügend Schnee und ich kann die Schneeschuhe anschnallen. Das Tälchen wird abgeschlossen mit einer Felswand (Chrachen), elegant überwindet ein guter Weg dieses Hindernis. Oberhalb der Felswand betrete ich den Kessel von Botchen (1332m), rechts geht es weiter zum Botchenhals (1472m). Nun gilt es, ein weiteres Felswändchen zu überwinden. Heute geht das problemlos, liegt hier jedoch viel Schnee, könnte diese Passage (trotz Drahtseil) ernsthafte Probleme bieten, zuweilen gar unüberwindbar werden. Alternativ könnte man dann durch den Plangäugraben aufsteigen. Nach der Fesstufe flacht das Gelände markant ab, bald trete ich aus dem Wald und stehe im gleissenden Sonnenschein mit Blick zum Harzisboden (ca.1820m), einer Häuseransammlung der Bättenalp. Der Schnee ist recht gut gesetzt, vereiste Kuppen wechseln ab mit Pulverschneetaschen, ich komme gut voran. Ich steige auf zur Wandflue (2070m), danach etwas steiler zur Schonegg (2219m). Von der Schonegg steige ich über den N-Grat kurz ab, es folgt ein Steilaufschwung und dann stehe ich auf dem Gipfel der Bättenalpburg (2135m), einem prächtigen Aussichtspunkt mit Tiefblick zum Brienzersee und bester Sicht zur Bättenalp - mein Shangri-La. Gleich nebenan liegt noch eine zweite "Burg", die Litschgiburg (2069m). Der Weg dorthin ist heikler als erwartet. Im Untergrund sind Karrenfelder auszumachen und da die Schneedecke noch nicht allzu üppig und verfestigt ist, agiere ich hier mit grösster Vorsicht, um nicht von einem dunklen Spalt verschluckt zu werden. Nicht minder heikel ist der anschliessende Abstieg zurück zur Bättenalp. So schön für das Auge, so ungemütlich für den Schneeschuhläufer. Ohne unangenehmen Zwischenfall schaffe ich die Querung zur Teufenmatten (1870m). Hier finden die Karrenfelder ein Ende, ein eingeschneites, kaum ersichtliches Strässlein führt mich zum Harzisboden. Diesem Strässlein folge auch im weiteren Abstieg, wobei noch ein kurzer Tunnel durchschritten wird, der wiederum einen fantastischen Blick auf den Brienzersee und Zwischenseen freigibt. Vorbei am Werzisboden (1355m) geht es hinunter nach Iseltwald (566m), wobei man etweder dem Strässlein folgt oder direkt über einen Bergweg absteigen kann.