Less Oil more Courage!


Publiziert von Henrik , 11. Dezember 2009 um 15:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum: 9 Dezember 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Lago Ceresio   CH-TI 
Zeitbedarf: 2:30
Abstieg: 355 m
Strecke:Carona - Cima Pescia - Vico Morcote - Morcote
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:http://map.wanderland.ch/

…wir trafen uns NICHT in Kopenhagen!
 
Als ich in Basel wegfuhr, glaubte ich meinen Sinnen nicht: ab Olten präsentierte sich die frühmorgendliche Inner-Schweiz im Traumwetter...gestochen scharfe, fein verzuckerte Bergriesen, etwas Bodennebel, spiegelglatter Küssnachter- und Zugersee, die Mythen zum Greifen nah – Arth Goldau, Gleis 5. Dem Aufruf, den sonnigen Süden mit einem gemeinsamen Besuch zu beehren, haben vier hirk.s Folge geleistet. Dank PMs glückte das und das Handy meinerseits kam erst in Arth Goldau im doppelten Sinne zum ZUGE, wir verpassten uns nämlich...Während ich im hintern Zugsteil des Doppeltraktion des ICNs sass, unterhielten sich die Klettersteigler im vordern. Ich kam schon gar nicht auf die Idee nach Zürich zu fahren, bin ich doch schon so gewohnt ab Basel mit dem .03-er wegzufahren.
 
Ich las mich durch einen Stapel mitgeschleppter Basler Zeitungen, dem Tagi und dessen Magazine der letzten Samstage und der letzten NZZs am Sonntag – während meiner vielen Touren ins Tessin lese ich selten zwischen Erstfeld und Biasca Zeitungen oder auch andere Publikationen, mein Blick gilt den Schönheiten entlang der Schiene, die immer wieder bestechen. In Airolo entfuhr mir wie auch schon beinahe üblich ein hörbarer Ausruf...WOW, do isch s’scheenscht Wätter! Das Kirchlein bei Calonico wird erkannt, die Biaschina zeigt, dass Bellinzona bald erreicht ist. Ich steige aus, spaziere die paar Waggons nach vorne und werde aus gesammelten Kehlen begrüsst. Alpin Rise habe ich ja in vor einiger Zeit in La Combe getroffen bzw. hat er mich erkannt, tschiin76 sprach mich namentlich unlängst im Bus von Lavorgo nach Chironico an und 360 kennt hikr. u. a. von den prächtigen Bildeinstellungen. Bis Lugano sind wir nun also vereint – dort trennen sich für einige Stunden die Wege, ich bin ja nicht klettersteigtauglich (da nicht schwindelfrei). Dazu kommt, dass ich unbedingt auf einer Raiffeisenbank in Lugano noch Flüssiges abheben muss, da ich mich letzte Woche an einem Bancomaten dreimal verwählt habe, Mist! Nachdem ich auch das erledigt habe, spaziere ich hinunter zum See, der einen nicht glauben lässt, dass in höheren Lagen teils bis zu einem Meter Schnee liegt. Im T-Shirt und bauchfrei flanieren in der Via Nassa junge und jugendlich wirkende holde Schönheiten...während ich dort auf den Postbus nach Carona warte. Das Malcantone kenne ich noch viel zuwenig, merke, dass hier einiges nachzuholen ist und mache damit also den Anfang: der Buschauffeur empfiehlt das Ristorante Posta, doch zuerst ist noch Millimeter-Arbeit von ihm gefordert – die Strasse führt durch den Kirchturm unten hindurch. Als ich das Lokal betrete, werde ich der klassischen Musik gewahr – und das ist schon eher aussergewöhnlich, weiteres folgt. Der Tisch, den ich gewählt habe, macht es möglich, das Leben im Posta zu beobachten: es ist Mittagszeit, Handwerker und Business-Volk treten in kurzen Abständen ein und setzen sich an die kleinen Holztische. Die Speisekarte ist auf einer Schiefertafel abzulesen, die auch im Internet zu finden ist: http://www.ristorante-posta.ch. Es stehen drei Räume für unterschiedlich Gästebedürfnisse zu Verfügung – der Eingangsbereich für die Mittagszeit und Stammgäste abends, die etwas klassische Variante in einem Nebenraum und die gehobene Ebene in einem dritten Raum. Das schnell gewählte Menu mundete hervorragend, begeistert war ich von der Crema Carota – Kürbissuppen in der Beiz sind ein Kapitel für sich! Der Service ausnahmslos sehr kompetent und aufmerksam. Die Ambiance im Ristorante Posta für einen erneuten Besuch (in Begleitung...) stimmig in (jeder) Hinsicht, die Toiletten zwar auf engstem Raum, aber auch hier Top! Ich lehne mich zurück, konsultiere Karte und Fahrplan, nehme mir Zeit und verbleibe an die zwei Stunden – wo sind wohl die Klettersteigler, schon den Gipfel erreicht?
 
Ich breche auf, durchstreife das Dorf, schreibe dem Alpin Rise ein SMS und rufe später an, er stehe gerade in einer Schlüsselstelle und vereinbaren späteres Kontaktieren. Somit bleibt mir Zeit für die Umgebung: hier findet sich ein historischer Weg, der die sechs Kirchen des Dorfes vorstellt, ein botanischer Garten, ein öffentliches Schwimmbad und das Faktum, dass 320 Meter tiefer die Autobahn durch das Gestein geführt wird auf den Damm bei Melide! Oberhalb der Santa Maria-Kirche, beim Ortsteil Roccolo, Punkt 627, warte ich auf die Klettersteig-Crew – es ist kurz nach 15 Uhr, als sie bei mir aufkreuzen – im T-Shirt vorneweg Alpin Rise, das Schlusslicht (Diverses musste fotografiert werden) bildet mit etwas Abstand tschiin76.
 
Wir tauschen uns kurz aus über die Erlebnisse am San Salvatore ( hier) bzw. über das Menü im Ristorante, folgen der guten Beschilderung am Schwimmbad vorbei und stehen kurz danach vor einer Abzweigung: 360 schlägt die Diretissma auf den Cima Pescia (835 m) vor, es finden sich Pfade, die so lange nicht mehr begangen wurden, dass sich Stechpalmenpopulationen haben ausbreiten können, es raschelt in vielerlei Tonlagen, während wir hinansteigen – oben findet sich nicht sofort ein Weg, doch mit dem Höhenmesser von 360 findet sich auch dies. Nochmals eine kleine Steigung, dann sind wir oben – die Kuppe ist umrahmt von hohen Birken, die keine freie Sicht zulassen. Trotzdem gibt es Gründe, Bilder zu machen...oder Debatten zuzuhören! Von nun an geht’s bergab....zuerst mal wild und dann zivilisiert via dem Ortsteil Baslona (Carona) nach Vico Morcote. Bei der Spitzkehre der Strasse am Pt. 604 kann erleichternd dem auf hohem Niveau restaurierten Bsetzi-Steinweg nach V. Morcote gefolgt werden – die von hier und später wahrgenommenen Abendstimmungen zeugen von den Blickvarianten auf dem Weg zum See. Es dunkelte bereits ein, als wir aus einer engen Gasse heraustreten auf die vielbefahrene Uferstrasse – soeben ist ein Poschti weg, das zweite fährt um 17.38 via Melide nach Bissone, und ist auch schon zu spät! Doch das Licht am Lago di Lugano beschert beinahe pazifische Träume – kurz setzten wir uns auf einem Landungsplatz an das steinerne Ufer und sind jeder für sich still.
 
Das Poschti bringt uns nach Melide, gerade entstiegen wir dem Bus, als wir die S 10 abfahren sehen – in der Bar gegenüber dem Bahnhof, vis-à-vis des COOP lade ich ein zu einem Bicchiere di Merlot bzw. ein Panaché für Alpin Rise. Um 18.22 fährt der nächste Kurs, Alpin Rise verabschiedet sich in Lugano, ich verlasse die beiden andern in Guibiasco, um die Nacht wieder mal im Eco-Cristallina in Coglio im Valle Maggia zu verbringen – und bin der einzigste Gast! Das Handy lege ich zur Temperaturfindung auf ein Mäuerchen, es zeigt zwei Grad an – zu kalt für das T-Shirt, doch ich melde als SMS die Wahrnehmung von heute Nachmittag nach Hause, ha.
 
Rückfahrt am Donnerstag via Camedo – Domodossola – Brig – Bern nach Basel, in Spiez beginnt es zu regnen.

Tourengänger: Alpin_Rise, Henrik , 360, tschiin76
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (1)


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Fenek hat gesagt: unser Poet.....
Gesendet am 12. Dezember 2009 um 15:39
..... hat wieder mal aus dem Vollen gegriffen- einfach herrlich dir zu folgen, Henrik!
Danke für den schönen Bericht!

bis bald!
Fenek


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