Frygebirg & Madrisa Überschreitung


Publiziert von Arno_1 , 25. August 2024 um 19:51.

Region: Welt » Austria » Vorarlberg » Rätikon
Tour Datum:22 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Strecke:Bergstation Schafbergbahn Gargellen - Garfierjoch - Juonenfürggli - Frygebirg - Madrisa Hauptgipfel - Gargellen

Hallo zusammen!

Es freut mich, selber einmal einen Bericht in diesem Forum zu veröffentlichen.
Da ich nun schon des öfteren spannende Unternehmungen durch die detaillierten Berichte hier auf Hikr machen konnte, möchte ich gerne selbst etwas dazu beitragen. Daher habe ich mir auch eine Tour ausgesucht, über die vergleichsweise kaum Informationen vorliegen. Lediglich ein Bericht mit tollem Bildmaterial auf www.molldu.at und eine kurze Beschreibung/Anpreisung im alten Rätikonführer von 1982 konnte ich finden. 
Genauer beschreiben möchte ich folgende Route:


BERGSTATION SCHAFBERGBAHN - GARFIERJOCH - JUONENFÜRGGLI (OSWALDFÜRGGLI) - FRYGEBIRG - MADRISA HAUPTGIPFEL


BERGSTATION - JUONENFÜRGGLI:
Um ca. 9 Uhr geht es von der Bergstation der Schafbergbahn Richtung Garfierjoch los. Der Weg dorthin ist gut ausgebaut und die Steigung noch angenehm flach. Ideal zum aufwärmen also. Ab dem Garfierjoch wird es dann weglos aber umso schöner. Man folgt zuerst noch den restlichen paar Metern des Wanderweges Richtung Süden, bis dieser nach rechts unten abzweigt. Ab da gibt es aber eine gut sichtbare Wegspur, die gerade aus weiterführt. Dem Geländerücken weiter nach Süden folgend, rückt bald das Juonenfürggli als nächstes Etappenziel in Sicht. An einer wunderschönen Hochebene vorbei führt die Wegspur (mit ein paar Steinmännern versehen) über erstaunlich gut begehbare Blockhalden auf das Juonenfürggli.

JUONENFÜRGGLI - FRYGEBIRG WESTGIPFEL:
Imposant baut sich der Westgipfel des Frygebirgs über dem Fürggli auf. Im ersten Moment schaut es nicht so aus, als könnte man einfach so auf diesen riesigen Felsklotz kraxeln. Nach einer kurzen Rast mit solch spektakulären Ausblicken, mache ich mich voller Motivation auf den Weg. Den ersten Gratabschnitt richtung Grenzeck P2674 (map.geo.admin.ch) halte ich mich ziemlich nahe links vom Grat auf. Es kommen immer wieder Kletterstellen in wunderbar festem Fels. Meistens im II.Grad. Eine kurze senkrechte Passage im III.Grad kann man wahrscheinlich auch gut weiter links umgehen. Rückblickend wäre es durch die Schrofenflanke etwas unterhalb vom Juonenfürggli wahrscheinlich auch mit weniger Kletterei gegangen. Doch wo bliebe dann der Spaß angesichts dieser Felsqualität?? ;)

Bald sind die ersten Aufschwünge überwunden und man gelangt über einen flachen Bergrücken vor einen kleinen Felsturm, im alten Rätikonführer auch "Zahn" genannt. Dieser wird auf der rechten Seite umrundet. Kurze Kletterstellen im II.Grad sowohl im Aufstieg, als auch im Abstieg sind zu bewältigen. Optional gibt es hier auch einen Bohrhaken mit Abseilring. Kurz darauf steht man schon in der "Zahnscharte" vor der ersten, wirklichen Schlüsselstelle der ganzen Unternehmung. Dem plattigen Aufschwung zum Frygebirg Westgipfel. Tatsächlich ist diese Platte aber der flachste Teil dieses Felsgemäuers, somit ist der weitere Routenverlauf klar für mich. In perfekter Felsqualität führten die nächsten 10 -15 Meter auf den Westgipfel. Die Eigenheit dieser Stelle ist, dass man öfter einmal Reibungstritte benutzen muss und somit auf ein gutes Schuhwerk angewiesen ist. Trotzdem ist diese Passage schnell, zu schnell schon fast, vorbei.

FRYGEBIRG WESTGIPFEL - FRYGEBIRG OSTGIPFEL:
Der Abstieg auf der anderen Seite ist dann wieder klassisches Blockgratgelände im II. Grad. Wiederum mit einem Abseilring ganz am Ende, um die letzten 2-3 steilen Meter (eventuell schwerer als II) in die Scharte zu erleichtern. Wahrscheinlich ist auch hier eine Umgehung möglich, aber ich als leidenschaftlicher Boulderer/Kletterer habe solche Einzelstellen in festem Fels durchaus gerne.

Nach der Scharte folgt auch gleich die zweite große Schlüsselstelle der Tour. Der Aufstieg auf den Ostgipfel des Frygebirgs P2752 (map.geo.admin.ch). Durch eine relativ steile Flanke geht es ungefähr 25m nach oben. Fester Fels wechselt sich dabei mit Grasbändern ab, die relativ gut zu begehen sind. Kurz vor dem Ende oben kommt noch das i-Tüpfelchen in Form von einer Felspassage mit 2-3 Bohrhaken, schätzungsweise im III. Grad. Der Fels ist auch hier bombenfest. Im Gegensatz zum Westgipfel davor um einiges Griffiger, dafür aber auch exponierter. Kurz danach steht man dann auch auf dem Ostgipfel und hat die Hauptschwierigkeiten dieser Route hinter sich gebracht.

FRYGEBIRG OSTGIPFEL - MADRISA HAUPTGIPFEL:
Der Abstieg in die Frygebirgsscharte erfolgt links vom Grat und ist vergleichsweise gutmütig. Aus der Frygebirgsscharte zieht eine Schotterrinne nach links unten, die auch als Option zum absteigen beschrieben wird. Angesichts des steilen Gerölls, aber wahrscheinilch recht heikel. Da entscheide ich mich gerne für den weiteren Weg auf den Madrisa Westgipfel P2754 (map.geo.admin.ch). Dieser führt nähmlich diesesmal rechts des Grates in gut begehbarem Blockgelände zum Gipfelplateau. Kurz davor stellt sich noch eine kleine Steilstufe mit ca. 5m Höhe in den Weg. (II.Grad) Diese hat aber gute Griffe und bietet wiederum tadellosen Fels. Um vom Gipfelplateau des P2754 wieder herunter zu kommen gibt es wohl 2 Optionen:

1.) Den Aufstiegsweg wieder zurückgehen, bis man unterhalb über steile Geröllfelder nach rechts zum Normalweg auf die Madrisa queren kann. Diese Information stammt aus dem alten Rätikon Führer von 1982.

2.) Über eine steile Felspassage in die Scharte abseilen, über die man dann auch zum Normalweg gelangt.
Ich habe mich für die 2. Option entschieden, allerdings ohne mitgebrachtes Seil im Rucksack. Daher bin ich also diese schätzungsweise 10m in steilem Fels abgeklettert. (Für Leute die gerne klettern eine tolle Passage) Ziemlich gerade durch das Wändchen (mindestens III.Grad), wobei es weiter links deutlich einfacher gewesen wäre, da dort ein gestufter Kaminriss nach unten zieht. Wahrscheinlich im oberen 2.Grad. Um dort hinzugelangen, quert man vom Abseilring direkt über der Abbruchkante einige Meter nach links, bis der besagte Kaminriss in Sichtweite rückt.

In der Scharte angelangt, sind nur noch ein paar Meter abzusteigen, bis man zum Normalweg queren kann. Es ist aber große Vorsicht geboten, weil man im losen Geröll schnell Steine lostreten kann, die dann auf den Normalweg hinunter fallen. Auf dem Normalweg angekommen, mache ich noch einen kurzen Abstecher zum Madrisa Hauptgipfel und genieße die gute Aussicht. Vor allem auf den bisher zurückgelegten Weg über das Frygebirg! ;)


Zeitbedarf: 
  • Schafbergbahn Bergstation - Juonenfürggli: 1h
  • Juonenfürggli - Madrisa Hauptgipfel: 2h 20min
Ausrüstung:
  • Bis auf die Platte auf den Frygebirg Westgipfel (eventuell mobile Sicherungsmittel?) sind alle schwierigeren Kletterstellen mit Haken oder Abseilstelle versehen. Bei Bedarf kann man also durchaus ein Seil mitnehmen.
Sonstige Hinweise:
  • Klettern im Granit/Gneis/Urgestein ist durch etwaigen Flechtenbewuchs bei Nässe immer sehr heikel. Daher besser trockene Verhältnisse abwarten.
  • Die steilen Geröllfelder am Ende der Tour vorsichtig begehen, um Steinschlag auf den darunterliegenden Normalweg zu vermeiden.

Tourengänger: Arno_1


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2024 um 11:19
Herzlich Wilkommen hier, das ist doch mal ein ordentlicher Einstand!

Arno_1 hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2024 um 23:41
Merci Sven. Kann die Tour wärmstens empfehlen, sowie meine anderen bisherigen auch in dieser "Gesteinszone": Gargellner Köpfe & Tilisuna Schwarzhorn. Bin einfach Fan von solch gutem Fels. Bisher hatte ich immer die Annahme vertreten, das Kraxel/Schrofengelände hauptsächlich brüchig sei... Habe aber noch nicht sehr viele Touren unternommen. Einen winzigen Bruchteil von deiner Ansammlung! ;) Gratulation dazu

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2024 um 18:35
Herzlich Willkommen auf hikr
Vielen Dank für die Bilder und ausführliche Beschreibung dieses kraxligen Schmankerls. Die Überkletterung des Fryrgebirgs hinüber zur Madrisa war bzw. ist noch und schon seit Längerem auf meiner Wishliste. Im Urgestein/Granit/Gneis bin ich jedoch selten unterwegs - weshalb für eine derartige Tour mit An-und Abstiegen (bevorzugt seilfrei) bis um den III.UIAA-Grad eine gesteinsanpassende Vorbereitung sicher not täte. Vielleicht sowas wie Schmalzberg>Valisera oder was würde sich denn (z.B. um Gargellen herum-da für mich noch halbwegs gut erreichbar-noch anbieten an Kraxeleien so um II-III?

Viele Grüße
Nyn

Arno_1 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. September 2024 um 19:45
Hallo Nyn
Merci, ich bin generell noch nicht allzu viele Touren in diesem Stil gegangen. Aber letztes Jahr bin ich einmal vom Garfierjöchle über den Südgrat auf die Gargellner Köpfe und über den Westgrat in Richtung Klettersteig und Schafberghüsli dann wieder abgestiegen. Aber nicht unbedingt auf dem leichtesten Weg. Im Aufstieg oft direkt auf dem Grat, (anstatt 20m weiter unten in einfacherem Gelände) oder den Gipfelaufbau direkt von vorne recht steil überkletternd, kommt man wahrscheinlich schon in den II - III Bereich. Im Abstieg, kurz vor dem Zusammentreffen mit dem Klettersteig, habe ich auch noch ein paar recht wilde Grattürme direkt überklettert, die der Frygebirgüberschreitung sehr nahe kommen. Auf dieser Route hatte ich schon das Gefühl, dass man sich die passenden Kraxelstellen heraussuchen kann, ohne dass es allzu ausgesetzt wird. Einzig und allein die plattige IIIer Stelle am Frygebirg ist vom Charakter her anders, da empfiehlt es sich auf Reibungstritten zu üben.

Liebe Grüße
Arno


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