Rundtour durch die Hundställe


Publiziert von frehel , 26. August 2024 um 22:09.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:22 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Unterkunftmöglichkeiten:Oberreintalhütte

Die zwei Hundställe und die sie begrenzenden Gipfel Kleiner Hundstallkopf und
Jungfernkarkopf zählen zu den exklusivsten Zielen im Wetterstein; selbst Kletterer besuchen sie heute nur noch selten. Beide Kare brechen mit prallen Wänden ins Reintal ab und sind entsprechend abgeschieden. Während im Sommer im Großen Hundstall Schafe weiden und der Übergang vom Oberreintal zum Großen Hundstall häufiger begangen ist, wird man mit absoluter Sicherheit im Kleinen Hundstall höchstens ein paar Gämsen treffen. Es gibt für beide Hundställe direkte Zugänge aus dem Reintal, die keine schwierige Kletterei erfordern. In den großen Hundstall kommt man über einen "Klettersteig" oberhalb der Bockhütte; beim direkten Zustieg in den Kleinen Hundstall von der ehemaligen Blauen Gumpe bin ich vor Jahren mal an den unteren Platten umgedreht (obwohl es nominell nur eine II ist, ist es extrem ausgesetzt). Der einfachste Weg in den Kleinen Hundstall führt über die Kleine Hundstallscharte/den Gamsanger, wie unten beschrieben. Im Folgenden gehe ich nicht näher auf die Wegfindung im Bereich des Großen Hundstalls ein, siehe Tourenbericht.
 
Die heutige Runde mit Start und Ziel Oberreintalhütte führt zunächst über die Große Hundstallscharte in den Großen Hundstall. Dieser wird gequert und anschließend gewinnt man die Kleine Hundstallscharte mit dem nördlich vorgelagerten Gamsanger über eine lange Rampe rechts vom markanten Zahn. Hier hat es deutliche Tierspuren und die Latschen sind wohl von Hirten oder Jägern gut ausgeschnitten. Das Gelände um den Gamsanger ist herrlich und man hat fantastische Tiefblicke ins Reintal. Etwas südlich der Scharte hat es eine flache Wiese auf einer kleinen Insel von weichen Raibler Schichten auf dem Wettersteinkalk, die zu einem lohnenden Abstecher einlädt. Der nördlich vorgelagerte eigentliche Gamsanger mit vernachlässigbarer Schartenhöhe schien mir durch ein undurchdringliches Latschendickicht abgeschirmt.

Der Abstieg in den Kleinen Hundstall führt direkt an den Felswänden links hinunter. Wo die Linksquerung unter den Felsen nicht weiter geht, wendet man sich rechts querend abwärts und steigt eine Schrofenrinne ab bis diese abbricht. Hier nach rechts auf ebenem Gamsssteig durch die Latschen. Nach einer kurzen Unterbrechungsstelle mit Latschenkontakt geht der Latschensteig weiter und mündet in eine Geröllrinne (diese kann man wohl alternativ oberhalb verfolgen, statt so weit auszuholen wie ich). Zwei Meter weiter unten führt wieder ein Latschensteig zurück nach links und endet in einer weiteren Schrofenrinne. Diese wieder hinunter bis sie abbricht und dann über Schrofen circa 10 Meter nach links aus ihr hinaus. Man befindet sich jetzt in freiem Gelände 20 Meter über dem Kleinen Hundstall. Hier habe ich zwei Steinmänner aufgestellt, die den einfachsten, von oben schlecht einsehbaren Abstieg in diesen vermitteln (II).
 
Nun folgt der mühsame Anstieg durch den Kleinen Hundstall. Der schmale Felsriegel, der den oberen Teil des Kleinen Hundstalls abtrennt, wird links genommen. Dann geht es unschwierig rechts aufwärts über Platten, Schrofen und gut gangbares Steilgras in Richtung des Südgrats des Jungfernkarkopfs (Jungfernkarscharte). Zum Schluss rechts haltend erreicht man den Südgrat unterhalb seines Abbruchs. Dieser wird durch eine Geröllrinne zunächst direkt erklettert (II), unter einem gelblichen Turm quert man links (westlich) luftig auf einem Band hinaus und gewinnt den Grat wieder über eine Rippe (III-). (Der AV-Führer bewertet hier mit einer (II).) Wo man den Grat wieder erreicht, ist es kurz extrem brüchig und man klettert vorsichtig weiter auf dem jetzt ebenen Grat bis man den einsamen Gipfel des Jungfernkarkopfs ohne Buch oder Kreuz erreicht. Vom Gipfel hat man einen wunderbaren Tiefblick ins Reintal und hinüber zum Zugspitzplatt.
 
Beim Rückweg geht es vom obersten Grund des Kleinen Hundstalls in die südöstlich ansteigende markante rötliche Rinne, die schön ausgewaschen ist und sich  erstaunlich gut klettern lässt (Danke an Anja von der Oberreintalhütte für den genialen Tipp). Zunächst (II), im Mittelteil steilt es etwas auf (III-). Kurz vor dem Ausstieg auf den Südgrat des Kleinen Hundstallkopfs wird es unangenehm geröllig. Nun über den Südgrat, den Vorgipfel rechts umgehend, zum Gipfel (II). Der Abstieg erfolgt via Normalweg über die rötliche Rinne (II+) nach Osten in den Großen Hundstall und weiter über den Hinweg zur Einkehr auf die Oberreintalhütte.
 
Mit ausgiebigen Pausen habe ich 10 Stunden von der Oberreintalhütte gebraucht. Durch das unwegsame Gelände und das viele Auf und Ab ist es eine ordentliche Tagestour.
 
Anmerkung zum schwierigen Thema Geheimtipps im Internet veröffentlichen: Nach meinem Tourenbericht 2020 zum Kleinen Hundstallkopf sind die Begehungszahlen desselben deutlich angestiegen, jedoch hauptsächlich Locals und auch nur 2-3 Begehungen pro Jahr. Ich finde, dass die Berge südlich überm Reintal ein paar Begehungen pro Jahr absolut verdient haben. Durch die topographische Abgeschiedenheit der Hundställe und die Brüchigkeit des Gesteins wird es hier eh immer ruhig bleiben.

Tourengänger: frehel


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Kommentare (2)


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Toni83 hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2024 um 14:41
Irgendwo im nirgendwo. Sehr schön!

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. August 2024 um 16:38
Sehr treffen gesagt. Ein krasser Kontrast zum Trubel tief unten im Reintal.


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