Türkisblau wie in der Karibik, nur in der Wüste - Laguna Verde (4340m)


Publiziert von Kris , 30. Dezember 2023 um 21:50.

Region: Welt » Chile » Atacama
Tour Datum:16 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RCH 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:ca. 12km

Nachdem wir abermals mühsam unsere Zelte am Refugio Maricunga abgebrochen haben, erwartet uns die nächste Fahrt durch die Atacama. Diesmal ca. 3 Stunden lang zur malerischen Laguna Verde. Nun heißt es also Abschied nehmen von den Flamingos. Die Laguna Verde liegt auf etwa 4340m und ist entweder nicht nahrhaft genug oder bereits zu hoch - Tiere haben wir hier quasi keine mehr gesehen. 

Doch zuerst müssen wir ja ankommen. Zu Metal-Klängen fährt unser Toyota an der Laguna Santa Rosa vorbei auf eine Schotterpiste, die aber gut befahrbar ist. Mitten im Nirgendwo sehen wir dann ein Stromhäuschen und folgend Masten. Ein Zeugnis der zahlreichen Minengesellschaften in der Gegend, ohne die hier wohl gar keine Infrastruktur und Straßen vorhanden wäre. Es ist sehr rohstoffreich hier, angefangen bei Gold, Silber, Bronze aber auch das wertvolle Lithium sowie Schwefel usw. Es ist die Basis dafür, dass Chile im südamerikanischen Vergleich ein eher wohlhabendes Land ist. Wenn man sich aber alleinig und zu sehr darauf verlässt, kann es einem wie Venezuela ergehen. Hoffen wir, dies bleibt den Chilenen erspart. 

Zu meinem Erstaunen mündet unsere Schotterpiste auf einer extrem gut ausgebauten Straße. Hier könnte sich so manch europäische Hauptstraße eine Scheibe abschneiden. Aber hier müssen eben die vollbeladenen LKWs durch, also gab es sicher großzügige Spenden der großen Minenunternehmen. Der Straße folgen wir leicht ansteigend und später in Serpentinen und tatsächlich kommen uns ein paar LKWs entgegen. Halt machen wir nach etwa ein bis anderthalb Stunden neben der Straße, mit einer weiteren Überrschung. Unterhalb der Tres Cruces gibt es einen kleinen Wasserfall mit leichter Vereisung (Eispilze!?), den wir fotografieren. Der Wind weht unerbittlich und ich bin zu dünn angezogen. Nach etwa 15 Minuten zwingt es mich zurück ins Fahrzeug. Weiter geht es einmal um die Tres Cruces herum. Hier bietet sich uns nach einiger Zeit der Blick auf den höchsten Vulkan dieser Erde, den Ojos del Salado mit fast 6900m. Zugleich der zweithöchste Berg Südamerikas. Wir halten kurz für ein paar Bilder, und dann geht es weiter. 

Alsbald kündigt uns Eduardo, unser Fahrer und erfahrener chilenischer Guide an, die Augen nun fest nach vorne zu richten. Er verspricht nicht zu viel. Als die Laguna Verde auftaucht verschlägt es einem fast den Atem. Wahrscheinlich noch einmal mehr weil wir nicht mehr allzu viele Farben gewohnt sind und der Kontrast einfach noch härter ist. Das Wasser schimmert türkisblau, als wären wir nicht in der Atacama-Wüste, sondern auf den Seychellen, Malediven oder in der Karibik. Hier campen wir also die nächsten 4-5 Tage auf genannten fast viereinhalbtausend Metern. Ein wichtiger Schritt für unsere Akklimatisation. Die Höhe merkt man auch in den weiter kalten, wehenden Winden. Die Zelte hier aufzubauen ist erneut ein Spaß. Erschwerend kommt hinzu, dass quasi keinerlei Steine zur Befestigung der Zelte nah am Camp herumliegen. Wir müssen teils weit laufen um die schweren Steine an die Zelte zu schleppen. Doch unser Expeditionsleiter mahnt, dass wir hier nicht sparen sollten, da ansonsten ggf. das Zelt den Abflug macht. Fast 2 Stunden dauert es, bis das letzte Zelt aufgebaut ist. Danach genießen wir zweierlei Luxus - erstens haben wir ein geräumiges Expeditionszelt für Mahlzeiten und Aufenthalt, betrieben wird es von Eduardos Schwester. Zweitens gibt es ein Toilettenzelt für die private Geschäfte. Das Innere ist natürlich rudimentär, bietet aber eine Kloschüssel. Interessanterweise dürfen hier "klein" und "groß" nicht vermischt werden, da wir das Toiletteninnere ähnlich zu einem Katzenklo nach unserem Bedürfnis mit Kalk überschütten müssen. Das verträgt sich nicht mit Flüssigkeiten.

Die Nacht im Zelt wird wie versprochen stürmisch und schon bin ich glücklich, dass die Zelte gut befestigt wurden durch uns. Der Wind hält bereits ungewöhnlich lange an, da er sich sonst eher 1-2 Tage und vor allem zu bestimmten Tageszeiten hält. Keine guten Vorzeichen für unsere morgige Wanderung um die Lagune. So packen und vermummen wir uns gut um maximalen Windschutz zu haben und wandern los. Vorbei geht es an kleinen, natürlichen Thermalbädern, die sich durch vulkanische Aktivitäten bis fast 40 Grad aufheizen und zu einem Bad einladen. Vielleicht später. Nun eine steile, sandige Flanke hinauf bis zur Straße. Diese überqueren wir uns gehen bis zum Beginn der Flanke am Mulas Muertas. Hier schauen wir uns ein paar archäologische Funde an, die bezeugen das in dieser lebensfeindlichen Umgebung bereits vor Jahrtausenden Menschen zumindest zeitweilig gelebt haben. Eigentlich unvorstellbar. 

Zurück über die Straße geht es nun um die Laguna herum. Erst bis an die Laguna heran, dann an einer Art Delta der Laguna über Eis auf die andere Seite. Hier legen wir unterhalb einer roten Klippe - New Mexico grüßt - eine Pause ein. Es geht wieder ein paar Meter nach oben, Aussichtspunkt auf die Laguna. Dann wieder bergab und im Sturm geradeaus bis die Laguna nach rechts zieht. Obwohl wir kaum Höhenmeter nehmen, ist die Angelegenheit anstrengender als sie sein sollte. Die Gruppe zieht sich bereits wieder auseinander. Der Sturm nimmt sogar noch Fahrt auf und so entschließen wir dankenswerterweise gemeinsam, dass wir nicht weitergehen. Die geplante volle Umrundung der Laguna halte ich sowieso für vergebene Körner. Dazu müssten wir immerhin fast 25km laufen, diese Kräfte sparen wir lieber. Zumal das Essen eher knapp bemessen ist, um auszureichen. Unser Expeditionsleiter muss sogar noch einmal die 5-6 Stunden zurück nach Copiapo um Vorräte nachzuholen. Also geht es zurück in unser stürmisches Zelt, vorbei an Salz, Eis und den Thermalbädern. Heute ist es mir zu windig und zu kalt. Manche lassen sich das Bad aber nicht nehmen, einer ist sogar so abgehärtet, das er kurz in der eiskalten Laguna badet. Brr. 

So harren wir der Dinge und beschäftigen uns und hoffen das der Sturm bald abklingt, damit wir uns weiter gut an die Höhe anpassen können. Vorerst macht uns unser Expeditionsleiter aber nicht allzu große Hoffnung das der Sturm direkt abklingt. So verschiebt sich der eigentlich morgen geplante Gipfel um einen Tag.. 


KONDITION 2/5
ORIENTIERUNG 1/5
TECHNIK 1/5
EXPONIERTHEIT 1/5



Tourengänger: Kris


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