Bruchhauser Steine - kleine Träumerei


Publiziert von Bergmax , 7. November 2023 um 20:14.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge
Tour Datum: 1 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Rothaargebirge 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 320 m
Abstieg: 320 m
Strecke:Im Wesentlichen dem Rundweg folgend...
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Bruchhausen. Parkplatz beim Info-Center (3,50 €; mit Eintritt gesamt 8,00 €).
Kartennummer:nicht erforderlich

Eine Versuchung aus Stein...

Letztlich hat jedes Mittelgebirge seine ganz eigenen Felsen oder wenigstens Felschen. Das Rothaargebirge trumpft da mit vier ganz besonders hübschen Exemplaren auf - den vier Bruchhauser Steinen. Nicht so filigran, eher massig und schön freistehend. Eben echte Gipfel.
Ein Manko gibt es allerdings: man darf nur auf einen der vier rauf. Die anderen sind seit langer Zeit verboten. Wer etwas recherchiert, findet aber auch heute noch in den Tiefen des Internets die Kurzbeschreibungen zu den ehemaligen Normalwegen. Damit und mit ein bisschen Gespür für die logischste Linie kann man wenigstens davon träumen, wie es denn wäre, wenn man denn dürfte...

Für mich sind die Steine ein Durchreiseziel auf einer Autofahrt längs durch Deutschland. Da trifft es sich gut, dass alle vier Felsen nahe beieinander stehen und es einen Rundweg überschaubarer Länge gibt. Für das Parken und die Besichtigung zahle ich am Infocenter
€ 8, wobei dies zumindest jetzt in der Nebensaison eher auf Vertrauensbasis erfolgt. Rückblickend reut mich die Gebühr gar nicht, weil der Rundweg wirklich gut gepflegt und informativ beschildert ist.

Ich gehe den Rundkurs im Uhrzeigersinn. Entsprechend stehe ich nach einem nicht allzu langen Aufstieg auch gleich vor der höchsten Wand der Bruchhauser Steine. Sie gehört zum Bornstein und erreicht immerhin 92 Meter Höhe. Der Bornstein ist vielleicht der plumpeste, sicher aber der massigste der vier Felsen. Der Weg umgeht ihn zunächst ostseitig, bevor man nach einem kräftigen Anstieg die bergseitige Scharte erreicht. Bergseitig besitzt der Bornstein noch ein oder zwei spitzige vorgelagerte Türme.

Der Normalweg zum Bornstein soll ostseitig beginnen. Vermutlich müsste man von der bergseitigen Scharte erst wieder etwas absteigen, um die Türme zu umgehen. Zwischen den Türmen und dem Hauptfelsen wird sich wohl eine Art Steilrinne befinden. Ausgesetzt scheint es nicht zu sein, wohl aber lange nass und dann wird der moosige Fels äußerst schmierig sein. Einen Klemmblock in der Rinne könnte man erklettern oder über Schrofen umgehen. Man würde so wohl eine Hochscharte erreichen und könnte sich rechtshaltend weiter in Richtung Gipfel vorarbeiten. Besondere Hindernisse scheint es in der oberen Ostflanke keine mehr zu geben, nur noch etwas Kraxelei an meist sehr vermoosten Felsen. Ich glaube sogar, das man recht deutliche Begehungsspuren finden könnte. Das Gipfelplateau des Bornsteins (700 m) scheint geräumig zu sein und der Tiefblick nach Norden nicht weniger als großartig.
Die ehemals angegebene Kletterschwierigkeit ist I. Ich wage die Spekulation, dass auch ein T4 passend sein könnte...


Nachdem ich den Bornstein ausgiebig bewundert habe, brauche ich mich bloß einmal umzudrehen und da steht auch schon der Goldstein. Insgesamt kleiner zwar, aber weniger bewachsen und auch irgendwie markanter geformt als sein Nachbar. Der Goldstein wird so genannt, weil sein Gestein goldig schimmern soll. Dies ist mir nicht aufgefallen, dafür aber sein eigentümlich gebänderter Gipfelaufbau. Es macht Spaß, sich den Verlauf des Normalwegs zu überlegen...

Der Einstieg zum Goldstein dürfte sich etwas versteckt in seiner Südostecke befinden. Gleich zuunterst müsste man wohl einige Meter in einem vermoosten Winkel hochklettern, was einen 08/15-Wanderer sicher abschrecken dürfte. Dann könnte man wohl linkshaltend eine schräge Felsrampe nutzen und gelänge so in einen Winkel mit einer Art Höhle. Der nächste Abschnitt bestünde wohl aus grasigen Schrofen mit relativ freier Routenwahl. Oberhalb befände sich eine Terrasse in der Südseite. Die Schlüsselstelle am Goldstein wird wohl fast ganz oben sein, wo man zunächst noch einen Kamin nutzen könnte, dann aber ziemlich exponiert in der geneigten Steilwand auf das Gipfelplateau (712 m) kraxeln müsste. Man wird sicher einen informativen Blick auf den tiefer gelegenen Bornstein genießen dürfen, stünde aber andererseits pefekt im Rampenlicht für die Besucher des Feldsteins... Wegspuren könnten durchaus vorhanden sein.
Die ehemals angegebene Kletterschwierigkeit ist I. Ich nehme stark an, dass ein T4 für Goldstein zu niedrig wäre und men eher mit T5 bewerten müsste...


Bevor ich zum Feldstein weiterwandere, mache ich noch einen winzigen Abstecher zu der ausgeschilderten Wallanlage. Hier wurde ein Stückchen einer sehr alten Befestigung rekonstruiert. Zusätzlich hat man nochmals einen hübschen Blick zum Goldstein. Zurück auf dem Hauptweg geht es wieder etwas bergauf bis zum blockigen Fuß des Feldsteins.

Der Feldstein (756 m) ist zwar insgesamt der kleinste der Bruchhauser Steine, liegt aber am höchsten und bildet praktischerweise auch gleich den höchsten Punkt im direkten Umkreis und besitzt damit immerhin etwa einhundert Meter Schartenhöhe. Diesen Felsen darf man ganz legal ersteigen. Dazu nutzt man eine Art Stiege (T2+), die für eine reine Mittelgebirgswanderung schon ein kleines Highlight ist und auch rege genutzt wird. Die Aussicht ist trotz des mittelmäßigen Wetters erstaunlich umfangreich. Nur der kräftige, kalte Herbstwind nervt etwas. Der Feldstein bildet einen Doppelgipfel. Ich kann es nicht lassen und besteige auch noch den Nebengipfel von einem Absatz der Stiege aus. Das ist dann ein T3 ohne Geländer oder ähnliches.

Fehlt nur noch der Ravenstein. Das ist wahrscheinlich der spitzigste Felsen hier. Allerdings fehlt mir heute die Zeit für eine ausführliche Träumerei. Außerdem kommt man auch nicht so problemlos nahe an ihn heran.

"Natürlich" wird der Normalweg zum Ravenstein in dessen Bergseite beginnen. Diese wirkt allerdings ziemlich steil und auch nicht so einladend gegliedert wie am Bornstein und am Goldstein. Man wird wohl an geeigneter Stelle queren müssen, um die steilen Stellen zu umgehen. In der alten Beschreibung ist sogar explizit "ausgesetzt" vermerkt.
Erstaunlicherweise ist auch hier die ehemals angegebene Kletterschwierigkeit I. Was das in der T-Skala bedeutet, bleibt wilde Spekulation. T5? Oder gar T6?


Der Rückweg zum Parkplatz ist verhältnismäßig unspektakulär. Erwähnenswert ist noch die Ewige Quelle, die (logischerweise...) so heißt, weil immer Wasser raus kommt. Großartiger finde ich aber die bunten Farben des Herbslaubs. Wirklich ein guter Tag für diese kleine Tour!

Man sollte wenigstens anderthalb Stunden für die Rundwanderung einplanen. Ich habe mir einiges - hm - genau angeschaut und entsprechend länger gebraucht... Der Rundweg selbst ist einfach zu gehen (T1), während man auf der Stiege zum Feldstein (T2+) zumindest aufpassen sollte, wo man hinlatscht. T3 für den Nebengipfel des Feldsteins.

Fazit - vielleicht ein zu bescheidenes Ziel für den 200. Bericht? Was solls. Mit hats gefallen. Und - nur so ganz nebenbei - zum 200. noch ein Zitat von Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.): "Verbotene Früchte schmecken am besten." [Wenn man weiß, wie viel man davon verträgt...]

Tourengänger: Bergmax


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2
30 Mai 15
Tief im Westen... · frmat
T2
7 Nov 20
Rothaarsteig - einmal längs durchs Rothaargebirge · Günter Joos (gringo)

Kommentar hinzufügen»