Via Alta Verzasca: schnell und unkonventionell (2/2)


Publiziert von Delta Pro , 23. Oktober 2014 um 13:45.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:20 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Rosso   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1530 m
Abstieg: 3520 m
Strecke:24 km

Die Via Alta Verzasca als Zweitages-Biwaktour - eine Traumwanderung im Tessiner Herbst (2. Tag)


Nach dem strengen Auftakt tags zuvor (>3000 Höhenmeter) stand heute der zweite Abschnitt meiner unkonventionellen Via Alta Verzasca Tour an. Die Highlights des Tages waren ein wunderschöner Sonnenaufgang, endlose Grate und natürlich die komplette Einsamkeit auf dem Kämmen des Verzasca-Tals – auf der ganzen Tour traf ich keinen einzigen Menschen an.

Einführende Worte zur Via Alta Verzasca findet man in meinem Bericht von gestern. Mit der Begehung der kompletten Gratstrecke der VAV als Zweitages-Biwaktour inklusive An- und Rückreise aus der Nordschweiz ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen – zwei geniale Tage in der herbstlichen Einsamkeit des Tessins, und ein schöner Abschluss der diesjährigen Sommersaison.

Mit dem allerersten Licht des Tages ertaste ich mir den Weg hinauf zur 
Bochetta di Rierna (meine Stirnlampe ist ausgestiegen...). Ein Kaltstart. Denn obwohl auf der Karte ein Weg eingezeichnet ist, muss man die Hände aus dem Sack nehmen um die Scharte von Norden (meinem Biwakplatz) zu erreichen (T5, II). In der Flanke und dann über eine kurze Stufe zum Passo di Bri und durch einen schönen Geröllkessel zur nächsten Scharte. Dort erwartet mich ein unglaubliches Farbenspektakel des erwachenden Tages. Der Himmel brennt in allen Rot- und Gelbtönen und bald wirft die Herbst-Sonne ihre ersten Strahlen über die einsamen Gipfel des Verzasca-Tals. Ein wunderbares Bergerlebnis! Über einen spannenden Grat mit einigen steilen Passagen (T5) erreiche ich die Cima Lunga und schliesslich die Bassa. Ich bin froh, dass die Nacht warm geblieben ist und sich der erwartete Morgen-Tau nicht auf den Felsplatten abgesetzt hat. So lässt sich der bei Nässe doch etwas heikle Abstieg gegen Fümegna gut realisieren (T5). Etwas vor der Alp spare ich mir ein paar Höhenmeter und quere direkt zum Höhenweg nach Cornavosa, welcher doch recht viel Zeit in Anspruch nimmt.

Mittlerweile ist der Himmel von einer hohen Wolkendecke überzogen, was die Motivation vorübergehend etwas dämpft. Doch die Landschaft im folgenden Aufstieg ist so schön, dass dies nicht lange anhält. Über den Westgrat (alte Markierungen) erreiche mit einigen Kletterstellen (T5, II) den 
Poncione del Venn. Abstieg durch die recht steile Südflanke, wobei man sich den Weg etwas suchen muss (ebenfalls verblichene Markierungen). Auch den Poncione dei Laghetti nehme ich mit einem kurzen Abstecher vom Weg mit (T4, durch die Flanke oder über den SE-Grat). Der folgende Abschnitt bis zum Poncione di Piotta gefiel mir übers Ganze gesehen fast am besten. Die Weganlage ist eindrücklich und führt oft über schmale Gratabschnitte mit festem, griffigen Fels. Zuerst mit etwas Kletterei (T5, II) gegen die Cima del Picoll, rechts um den Gipfel herum und in den nächsten Sattel. Auch an der Cima della Cengia delle Pecore darf man kraxeln. Die Besteigung des höchsten Punktes erspare ich mir aber auch in diesem Fall, da mir die Route nicht offensichtlich erscheint und mein Tag noch lang ist. Abstieg durch die steile Ostflanke, durch welche sich der Weg eindrücklich über Felsbänder windet (T5).

Der ziemlich lange Aufstieg zum Poncione di Piotta ist nochmals ein i-Tüpfelchen. Zuerst geht es über eine schmale Schneide immer wieder mit ein paar Kletterzügen aufwärts (T5+). Steile Stellen sind mit Bügeln und Fixseilen entschärft. Nach einem flacheren Gratabschnitt folgt der letzte Aufschwung. Der Weg umgeht Steilstufen oft südlich, folgt teils aber auch dem Grat (T5+, Fixseile) - insgesamt sehr schön! Genau 23 Stunden nachdem ich mit dem Pizzo di Mezzodi den ersten Gipfel der VAV erreicht habe, stehe ich auf dem 
Poncione di Piotta, dem letzten Gipfel (darin eingerechnet gut 12 Stunden Biwak-Pause / Dunkelheit). Damit habe ich die VAV als 2-Tages-Tour geschafft, was natürlich meinen Routenanpassungen zu verdanken ist. Dennoch ist die Freude gross, dass meine Unternehmung so gut und sogar noch etwas schneller als in meinem optimistischsten Zeitplan über die Bühne ging.

Nun folgt aber noch der letzte Teil, nämlich der Abstieg ins Tal - und der hat es in sich! 2200 Höhenmeter unter mir liegt die Leventina. Dazwischen das wilde und sehr einsame Valle di Moleno. Auf dem markierten Weg bis zur Bochetta di Leis, wo ich den Kamm definitiv verlasse und durch etwas mühsames Grasgelände recht steil zur schön gelegenen Alpe Leis absteige. Die Capanna ist schon winterdicht gemacht. Die Zeitangabe von fast 4 Stunden für den Weg nach Moleno lässt aufhorchen… Auf dem offenbar eher selten begangenen Pfad geht es effizient bis zur zur Alpe di Lai. Der junge Riale Moleno springt über einen Wasserfall nach dem anderen, was sehr eindrücklich ist. Das Valle di Moleno zieht sich nun beträchtlich in die Länge, da für die nächsten Kilometer kaum mehr Höhendifferenz überwunden wird. Zusätzlich haben die Starkniederschläge den Pfad teils in ein Bachbett verwandelt. Über eine überraschende Steinbrücke geht es auf die Nordseite des Flusses und mit etwas Auf und Ab zu den Hütten von Monte Gaggio und schliesslich auf einem steilem Weg in schlechtem Zustand hinab nach Moleno.




Durchgangszeiten:
Bochetta di Rierna (Biwak): 6.50
Cornavosa: 9.20
Poncione dei Laghetti: 10.50
Poncione di Piotta: 12.10
Moleno: 15.10

Tourengänger: Delta


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Kommentare (1)


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danicomo hat gesagt:
Gesendet am 24. Oktober 2014 um 10:59
Marvelous........!!!!
Daniele


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