Kocher - Jagst Variationen (8): Echte Wibele und das Schwäbisch-Hällische Landschwein

Vom Kocher-Jagst-Radweg fehlte uns jetzt nur noch das Stück zwischen Bächlingen (respektive Langenburg) und Kirchberg. Inzwischen hatten wir in Rot am See Quartier bezogen, von dem sich dieses Stück in einer Schleife befahren lässt - mit nicht zu verachtendem Höhenaufwand. Auf 900 Meter sollte man sich gefasst machen.

Den See von Rot am See sucht man vergebens. Die freie Enzyklopädie weiß, dass in der Zeit von 1333 bis 1345  mit der Errichtung eines Staudammes nahe der Seemühle der Seebach zu einem See angestaut wurde. Diesem Stausee verdankt der Ort seinen Namenszusatz. Der See wurde 1757 wieder trockengelegt, der erweiterte Name blieb.

Als erstes steuern wir Blaufelden an, um dann unter geringem Höhenverlust bis nach Langenburg durchzustechen.

Aus Langenburg kommen die weltberühmten echten Langenburger Wibele. Die knabbere ich gerade, während ich dichte.  Das Gebäck soll 1763 von einem Konditormeister Wibele erstmals hergestellt worden sein. Das Café Bauer darf als einzige Firma deutschlandweit „Echte Wibele“ herstellen, da sich der damalige Inhaber 1911 den Namen beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin schützen ließ. Unechte Wibele werden auch von anderen Firmen hergestellt.

Leider hatte das Café Bauer bei unserem Besuch wegen Personalmangel geschlossen, wie so ziemlich alle anderen Gastronomiebetriebe auch. Das wird mir immer unverständlich bleiben, wo doch gleichzeitig die Arbeitslosigkeit in vielen Teilen der Welt so hoch ist. Jedenfalls konnten wir noch gut vietnamesisch essen.

Langenburg war mehrere hundert Jahre lang die Residenzstadt der Grafschaft und des späteren Fürstentums Hohenlohe-Langenburg.

Die Großmutter des heutigen Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg war die Schwester von Prinz Phillip, dem Ehemann der inzwischen verstorbenen Queen of England. Das macht den Fürsten zum nächsten deutschen Verwandten von King Charles. In 2013 hat (noch Prinz) Charles Langenburg besucht, und als Hobbylandwirt besonderes Interesse für das Schwäbisch-Hällische Landschwein gezeigt. Dies nachzulesen hier. Wir trafen Leute, die heute noch von dem Besuch reden.

Nachdem wir uns an Langenburg satt gesehen haben, brausen wir ins Jagst Tal hinunter, um in Bächlingen die Spur des Kocher-Jagst-Radweges wieder aufzunehmen. Wieder eine sehr schöne Strecke. 

Hinter Hessenau scheucht uns die Routenführung zur Staufer-Burg-Ruine Leofels hinauf. Viel gibt es nicht zu sehen, aber man kann bei entsprechendem Licht schöne atmosphärische Fotos machen. Früher wurden hier Musikfestivals abgehalten, vermutlich geht es in 2024 wieder los. 

Der nicht unerhebliche Auf- und Abstieg erscheint zuerst etwas unsinnig. Genaues Kartenstudium eröffnet, dass es auf diesem Abschnitte tatsächlich keinen Jagst-nahen Radweg gibt - möglicherweise kann man sich mit einem Mountain-bike auf der anderen Flussseite durchwursteln.

So erreichen wir dann wieder Kirchberg, und sind damit auch die gesamt Jagst ab- bzw. raufgefahren. Über Mistlau und Wallhausen zurück nach Rot am See.