Rappenschrofen aka Sillerberg, ein Ammergauer auf den zweiten Blick


Publiziert von Vielhygler , 16. November 2023 um 02:15.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 3 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Garmischer Autobahn oder B2 zum Friedhof Eschenlohe Höllensteinstr.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Siehe Höllensteinhof. Garantiert ruhig.
Kartennummer:DAV BY 9 Estergebirge, Herzogstand, Bayernatlas, Zeitreise Bayernatlas

Wir befinden uns heute im nordöstlichsten Eck der Ammergauer Alpen. Hier gibt es einen Hochwald mit dem schönen Namen "In der Sill", einen Sillgraben gibt es ebenfalls und schließlich noch den besonders weit nach Osten vorgeschobenen Sillerberg. Die Bezeichnung "Sill" ist angeblich vorrömisch und soll "schwellendes, brausendes Gewässer" bedeuten". Naja, am Sillerberg schwillt und braust nicht besonders viel, höchstens gurgelt und blubbert es, denn unterhalb des Sillerbergs befinden sich nur noch brettflache Ausläufer des Murnauer Mooses.

Als vorgeschobene Bastion der Ammergauer Alpen vor dem Moos und der Loisach macht der schroff aufragende Sillerberg mit seinen felsigen Abbrüchen trotz seiner mangelnden Höhe eine ganz ausgezeichnete Figur. Die Karten des LVA Bayern gaben sogar noch bis in die 70' er Jahre eine eigene und sehr passende Bezeichnung für die jähen Gipfel-Abbrüche des Sillerbergs an, nämlich Rappenschrofen. Der ganze Berg heißt also Sillerberg und der höchste Punkt mit den Abbrüchen darunter Rappenschrofen, wobei man sowohl in dialektaler als auch etymologischer Hinsicht annehmen kann, daß damit ein Schrofen mit Raben und nicht etwa mit Rappen gemeint ist.
Die Zeitreise des Bayernatlas ist ein wahrer Segen, was das heutige Wandergebiet betrifft. Nicht nur wegen des Rappenschrofens am Sillerberg, sondern auch, weil in der Ausgabe von 1970 auch noch der mittlerweile aufgelassene Kalksteinbruch an der Nordseite des Sillerbergs angegeben ist. Man kann auf dieser Karte sogar noch die Bahnstrecke zum ehemaligen  Edelweiß-Kalkwerk in Eschenlohe nachvollziehen. Kalkgewinnung war die Lebensgrundlage vieler Familien im Loisachtal und die hier häufige Bezeichnung "In der Hölle" oder "Höllstein" usw...verweist auf den "hellen" Kalkstein. Und schon geht' s los mit der Tour, in Eschenlohe am Friedhof an der...Höllensteinstraße natürlich.

Wegbeschreibung

Ich freue mich, daß ich nach einer längeren, verletzungsbedingt stillgelegten Phase endlich wieder wandern kann, starte jedoch meine heutige kleine Tour zunächst auf dem Fahrrad. Ausgangspunkt sowie Car-Depot ist der P. am Friedhof von Eschenlohe. Hier stehen Schilder, die unter anderem auf einen "Sill-Rundweg" hinweisen. Dieser Rundweg ist allerdings in der Folge nirgendwo mehr beschildert. Was für ein Blödsinn!
 
Ich radele zunächst auf der geteerten Höllensteinstraße durch das brettlebene Schindermoos nach Westen bis zu einer kleinen Brücke, die sich schon direkt vor den Abhängen des Sillerbergs befindet. Hier Bike-Depot.
Am Waldrand steht ein Schild, das mit "Oberammergau" und "Ettaler Manndl" usw... auf eine Straße verweist, die auf die Nordseite des Sillerbergs führt. Auf dieser Straße werde ich später zu meinem Bike zurückzukehren. Jetzt wende ich mich erst einmal nach links (Südwesten) und folge einer Forststraße mit der Ausschilderung: "Höllenstein 5 Minuten" sowie "Oberau".
Nachdem ich den großen Höllensteinhof passiert habe, gelange ich kurz vor dem Zusammenfluß von Sillgraben und Laberlaine in den Wald. Gleich links sehe ich jenseits eines Brückerls  über den Sillgraben einen kleinen, aufgelassenen Steinbruch.
Die Laberlaine sprudelt immer munter links unterhalb der Straße, ich bringe diese anregende Passage schnell hinter mich und erreiche am P. 684 der AV-Karte eine Weggabelung. Links ginge es nun durch' s  Katzental nach Oberau, rechts ist nach Oberammergau oder Plaicken beschildert. Diese Straße, das steht natürlich nicht auf dem Schild, muß nach einer langgezogenen Serpentine schließlich direkt zur Westseite des Sillerbergs führen.
Nach einer Waldpassage erreiche ich den Scheitel der Serpentine, von dem aus eine weitere Straße nach links (Südwesten) abgeht. Hier gehe ich natürlich rechts, nach Nordosten in Richtung Sillerberg weiter. (kleiner gelber Hinweispfeil nach rechts am Waldrand).

Nun, endlich, kommt der Sillerberg Schritt für Schritt näher. Aber es zieht sich etwas, während die Straße brettleben und schnurgerade durch den Forst zieht. Endlich kommt wieder eine Linksurve in Sicht und ich kann direkt oberhalb von ihr schon die Kammhöhe des ersten Sillerbergaufschwungs sehen. Wie erwartet geht genau hier ein in der Karte gestrichelt verzeichneter Karrenweg nach Osten ab. Ich folge dem Karrenweg nur so weit, bis ich auf seiner linken, nördlichen Seite günstiges Gelände finde, um bequem zum Westgrat des Sillerbergs vorzudringen. Es sind nur ein paar einfache weglose Schritte bis dorthin.

Weglos zum Sillerberg (818 m)

Der weglose Aufstieg am bewaldeten Westgrat des Sillerbergs ist technisch gesehen überall einfach und nirgendwo besonders steil. Dennoch Vorsicht: es liegt immer wieder verrosteter Draht herum, in dem man sich verheddern kann. Der an keiner Stelle deutlich ausgeprägte Grat ist zu Beginn gar nicht zu verfehlen, in den weiter östlichen Passagen ist er stellenweise unübersichtlich und zudem recht düster - an manchen Stellen ist der Wald außerordentlich dicht! 
Zu den Einzelheiten: oben am Grat angelangt, geht es zunächst hinab in eine kaum merkliche Senke mit eingeschlagenen Markierungstangen. Dann folgt ein Grataufschwung mit einigen freien Blicken auf die Nordseite. Schließlich, wieder in einer flacheren Passage, stoße ich überraschenderweise auf einen mit regelmäßig hingelegten Steinen gebauten Karrenweg. Diesem folge ich kurz bis zu seinem Ende und merke mir die Stelle für den Rückweg.  Ich dränge mich nun durch einige Jungbäume und präge mir als nächste "Landmarke" für den Abstieg eine auffällige, grüngraue, runde, baumlose Fläche ein. Rechts, etwas südöstlich von dieser Fläche, kann ich einen deutlichen, schrofigen Aufschwung sehen, der in wenigen, steilen Schritten zu einer düsteren Hochfläche führt - und schon bin ich am Gipfel des Sillerbergs (818 m) angekommen.
Das dämmrige Gipfelareal ist nicht sehr einladend und ich schaue mich um. Dann - per aspera ad astra - kann ich etwas weiter östlich Sonnenstrahlen durch die Zweige blitzen sehen: dort drüben muß er sein, der Rappenschrofen!
 
Rast am Rappenschrofen und Rückweg

Der Rappenschrofen ist etwas für Romantiker. Platz ist auf seiner Felsterrasse genug, ich kann mich gemütlich ausstrecken, Brotzeit machen und durch die Zweige blinzelnd die etwas beschränkten, aber schönen Aussichten genießen. Warm ist es und sonnig, ich lasse mir Zeit, schließlich genieße ich einen der letzten Sommertage dieses Jahres.
Beim Abstieg fällt mir das Auffinden meiner Memory-Landmarken leicht und ich finde auch den hübschen Steinplatten- Karrenweg auf Anhieb wieder. Er fällt in mehreren Kurven gemächlich ab, wobei sich sein Aussehen immer wieder verändert. In einem Zwischenstück ist seine Wegterrasse vollständig von Gras überwachsen, weiter unten schließlich mündet er als etwas ruppiger Normal-Forstweg in die Straße ein, die mich auf der Nordseite des Sillerbergs zu meinem Bike-Depot zurückleitet.

Ja, das war' s wieder, schön war' s, wir sehen uns dann im Netz...   

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (2)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2023 um 11:00
Hätte nicht gedacht das es einmal einen so ausführlichen Bericht über den Sillerberg geben wird. ;-)

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. November 2023 um 15:42
Wenn schon, denn schon!


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