Pizzo d'Orsirora, von Realp aus

Mit Ausnahme des Pizzo Lucendro, der mittlerweile seinen Gletscher vollständig verloren hat, war ich noch nie auf einem Gipfel der Kette Winterhorn - Pizzo Lucendro. Dies konnte ich am heutigen schönen Tag nachholen. Ich startete zu dieser Tour nicht wie die meisten auf dem Gotthardpass, sondern in Realp. Damit ergaben sich einige Höhenmeter mehr.

Der Bergweg ist von Realp auf die Gatscholalücke (oder Passo d'Orsirora) gut ausgeschildert. Von diesem Pass aus wäre man in weniger als 2 Stunden auf dem Gotthard. Ich drehte auf dem Pass aber nach links ab und bestieg den aus mehreren fast gleich hohen Gipfeln bestehende Pizzo d'Orsirora. Es gibt auf fast allen der 4 Gipfel einen Steinmann, und man weiss eigentlich nicht so genau, welches jetzt der eigentliche Pizzo d'Orsirora ist. Ich machte deshalb über diese Gipfel eine Runde, zuerst zum Punkt 2603 m, dann zu einem in der Landeskarte nicht mit einer Höhenmarke versehenen Gipfel, der ungefähr 2590 m hoch sein müsste (der östlichste von mir begangene Punkt mit schöner Aussicht), dann zu dem in der Landeskarte eingetragenen Pizzo d'Orsirora 2602 m, dann zum Punkt 2591 m. Von dort nahm ich beim Abstieg die Direttissima die Westflanke hinunter, bis ich wieder auf den Bergweg zur Gatscholalücke traf. Nur dieser Teil meiner Tour entsprach mit seinen Blockfeldern einem Schwierigkeitsgrad von T3; alles andere war T2.

Mein Startkaffee in Realp hätte ich beinahe verpasst, war doch alles, was nach angeschriebenen Häusern aussah, zu. Ich hatte nur bei Simmens im Grotto Stella d'Oro (gleich am östlichen Dorfeingang) Glück. Ein Kaffee war das einzige, was man mir hier anbieten konnte - alles andere wurde am schönen gestrigen Sonntag restlos wegkonsumiert. Die Lieferung des Nachschubs erfolgt erst im Verlaufe des Montags - ja, Realp ist wirklich recht abgelegen. Ich mag den Inhabern die guten Geschäft in den letzten Tagen gönnen!

In Realp wird gegenwärtig stark gebaut - im Dorf wird die Strasse saniert, und ein Kieswerk verbreitet Lärm, den man bis weit hinauf hört. Beim heutigen schönen Wetter war ich froh, dass der Anstieg morgens im nordexponierten Hang erfolgte. Erst auf rund 2100 m, wo das Gelände etwas abflacht, gelangte ich an die Sonne. Bis dort hinauf ist der Weg frisch hergerichtet worden. Weiter oben muss man zum Teil etwas suchen. Die Gatscholalücke ist ein flacher Übergang auf das Gebiet des Kantons Tessin. Kaum hat man die Grenze erreicht, leuchten auch schon die attraktiven Bergseen "Laghi della Valletta" in der Sonne. Vom Punkt 2590 m auf meinem weiteren Parcours sieht man dann auch noch die "Laghi d'Orsirora" sowie in der Ferne die Seen auf dem Gotthardpass. Allgegenwärtig sind rundherum natürlich die Zentralalpen, die meisten in diesem Hitzejahr davon vollständig schnee- und eisfrei.