Torrecerredo (2.650 m) - der höchste Punkt der Picos de Europa


Publiziert von panodirk , 26. September 2023 um 10:58.

Region: Welt » Spanien » Asturias
Tour Datum:31 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2030 m
Abstieg: 2030 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die Straße nach Pandébano ist derzeit verkehrsreguliert. Idealerweise kann man bis zum Straßenende unterhalb des Collado de Pandébano hochfahren, doch bei Schönwetter und an Wochenende sind die spärlichen Parkplätze schnell belegt und man muss weiter unten parken - im allerschlimmsten Fall muss man in Sotres parken, doch dann ist die Tour kaum noch als Tagestour machbar.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Refguio Vega de Uriellu (1.960 m), klassische und oft gut besuchte Bergsteigerunterkunft
Kartennummer:Editorial Alpina Picos de Europa

VORBEMERKUNG
Bei einer Reise durch die Picos de Europa denkt man natürlich über den Besuch am höchsten Punkt nach. Nach Konsultation der spärlichen Berichte im Netz und der Literatur (Alberto Boza - Cumbres de Los Picos de Europa; auf spanisch, aber sehr empfehlenswert) und dem neuen Kompass-Führer von Stephan Bernau war klar, dass es einen Versuch Wert ist! Und es hat ja dann auch geklappt.
Bei der Schwierigkeitsbewertung tue ich mir mal wieder etwas schwer. Ein T5 wäre für dei Schwierigkeiten angebracht, doch ich wähle dennoch T5+, da die Route lange Zeit anspruchsvoll ist und volle Konzentration fordert. Nirgendwo ist mehr als ein IIer-Grat zu bewältigen und bei geschickter Routenwahl lässt sich selbiger auch auf ein Minimum reduzieren, doch der erste Grat ist oft dabei und vor allem im Gipfelhang in durchaus ausgesetzten Gelände.
Wer diese Tour als Tagestour plant, dem sei ein früher Aufbruch ans Herz gelegt. Doch die MESZ sorgt hier dafür, dass der tägliche Sonnenhöchststand erst nach 14 Uhr erreicht wird. Wir sind am 31.08. um 6:00 aufgebrochen und sind noch eine Stunde im Dunkeln gelaufen. - Wer schnell ist, mag den Gipfel in 5 Stunden erreichen, doch die 12 Kilometer, die die einfache Wegstrecke bereit hält, macht das zu einer wirklich langen Tour!
Natürlich lässt sich die Tour vereinfachen mit einer oder zwei Hüttenübernachtungen auf der Uriellu- oder Carbones-Hütte, doch ist der Hüttenstandard dem Vernehmen nach in den Picos noch einmal niedriger als in den Pyrenäen - und man sollte keinen Ostalpen-Wellnesstempel erwarten! :-)

DIE TOUR
Wir wollten am höchsten Parkplatz unterhalb des Collado de Pandébano parken, doch dort war alles belegt und so haben wir 70 Höhenmeter niedriger an einem letzten freien Parkplatz an der Portiella del Vau parkiert (das erklärt die Höhenmeter und beschert 10 Minuten extra bei an- und Abmarsch. Der Weg am Collado de Pandébano vorbei zum Refugio de la Teneros (1.330 m) ist auch im Dunkeln einfach zu finden und ab da geht es auf deutlichem Pfad hinauf zum Refugio Vega de Uriuellu (1.960 m). Der Pfad führt erst durch Wiesengelände und kann sehr matschig sein, später folgt eine lange Querung auf etwa 1.540 Metern mit Auf und Ab und dann geht es hinauf zur Hütte, die direkt unter dem berühmten Naranjo de Bulnes liegt. Wir haben bis dort 3 Stunden benötigt, der Weg ist lang, doch es geht sicher schneller. An der Hütte herrscht geschäftiges Treiben und wir schauen, dass wir uns davon machen.
Der Weg zweigt scharf rechts ab und führt gen Nordwesten, deutlich sichtbar und mit Steinmännern und gelegentlichen grünen Punkten markiert. Zuerst geht es durch gutes Gelände, dann immer steiler (man sieht es schon von weitem) zur Corona del Rasu (ohne Namen in der Alpina-Karte); an der letzten Rinne erleichtern mittlerweile eine solide Kette und Krampen den Aufstieg. Hier zweigt der Weg nach Westen ab und ohne Schwierigkeiten geht es hinüber zur Horcadera Arenera (2.273 m, 1:15 ab der Hütte).
An diesem Pass verlassen wir den deutlichen Weg, der die Hütten Vega de Uriellu und Jou de las Cabrones verbindet; ab hier wird es durchgehend alpin. Am Pass kann man entweder dem Weg zur Cabrones-Hütte folgen und dann im Tal links abbiegen (angeblich lechter, aber mehr Höhenmeter), oder wir biegen am Pass direkt nach links ohne größere Höhenveränderungen und folgen den Steinmännern abwechselnd über Karstplatten und schuttiges Gelände (unsere Variante - siehe GPS-Track). Später vereinigen sich die Wege wieder, um kurz darauf wieder zwei Optionen zu bieten. Wieder führt der rechte Weg unten herum (wiederum einfacher, aber mit mehr Höhenverlust) und der linke Weg führt wiederum über Steinplatten und Schrofengelände. Die Wege vereinigen sich wieder und etwas später stößt der Weg von der Cabrones-Hütte dazu. Somit sind wir in einer Stunde ohne Höhengewinn an der Basis der Torrecerredo angelangt. Ab hier wird es zünftiger und ich empfehle das Aufsetzen des Helms. Der Weg führt nun abwechselnd durch Schuttquerungen oder klettert über einfache Felsen (I) hinauf; man muss aufpassen, nicht zu hoch zu steigen, wenn man sich in der Flanke der benachbarten Torre Labrouche befindet, da es hier irreführende Steinmänner gibt. Nun wird das Gelände steil und schottrig (Maurice Brandt hätte gesagt: "Einfach, aber mühsam!"), bis man auf einmal unter der Gipfelwand steht. - En Kamin führt steil nach rechts; diesen Kamin gehen wir nicht zum Ende, sondern biegen vorher (ein kleines Steinmännchen steht dort; siehe Bilder) nach rechts ab über eine abdrängende Stufe. So gelangen wir an den Ausgang vom Kamin. Ab hier macht es dem erfahrenen  Alpinwanderer Spaß: es bleiben 50 Höhenmeter ausgesetztes Ier-Gelände tendentiell immer nach links bis zum Gipfel, der auf einmal unvermutet ins Bild rückt. Ab der Hütte waren es locker 3 Stunden oder mehr zum Gipfel des Torrecerredo (2.650 m). Der Höhepunkt der Picos de Europa bietet bei guten Sichtverhältnissen ein sagenhaftes Panorama inclusive Atlantik-Blick. 
Nach einer langen Pause erfolgt der Abstieg auf dem Anstiegsweg. Im Abstieg gewinnt man maximal eine Stunde zur Aufstiegszeit und eine Pause an der Uriellu-Hütte sollte zur Belohnung sowieso eingeplant werden!

WICHTIGE INFOS
Wettervorhersagen sind schwierig zu bekommen und selten genau, denn gerade in den Picos hat es unzählige Mikroklimata zwischen feuchtem Atlantikeinfluss im Norden und der mediterran geprägten Liébana. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem spanischen Wetterdienst AEMET (https://www.aemet.es/es/eltiempo/prediccion/montana) gemacht; dort kann man die Picos für eine detaillierte Prognose für 3-4 Tage wählen. Ergänzend hilft meteoblue und wetteronline; meist trifft eine Melange der drei Wetterdienste recht gut zu.
Seit diesem Jahr (2023) gibt es einen Kompass-Führer von Stephan Bernau für die Picos de Europa mit guten Routenbeschreibungen und GPS-Tracks; da sind auch einige grandiose Hammertouren dabei! Absolute Kaufempfehlung! - Hingegen wendet sich der Rother-Führer von Cordula Rabe eher an die zaghaften und gemächlichen Spaziergänger. Die Rother-Führer für die angrenzenden Gebiete Asturien und Kantabrien sind dafür hervorragend und komplett.
Das beste und wirklich komplette Kompendium der Picos gibt es von den Ediciones Cordillera Cantábrica: "Cumbres de los Picos de Europa" von Alberto Boza (ISBN 978-84-949964-5-0); auf spanisch, reich bebildert mit sehr detaillierten Routenbeschreibungen.
Wanderkarten bevorzuge ich von Editorial Alpina; hier gibt es das Kartendoppelpack für die Picos de Europa schon für wenig Geld. Sehr exakt in der Darstellung, doch darf man sich nicht von den Wanderwegen verleiten lassen; auch Routen im II. Grad sind hier rot dargestellt.
Viele, aber nicht alle Wege sind auch über OpenStreetMap (OSM) sehr gut abgebildet; fast jede angepeilte Exkursion findet sich (in unterschiedlicher Qualität) auch bei wikiloc.com. Ein GPS-Gerät ist für alle Touren von großem Vorteil, denn Wegmarkierungen gibt es - außer Steinmännern - in den Picos weitgehend nicht.

Tourengänger: panodirk


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»