Schartwand mit Nachbarn - Gipfelkreuztrilogie hoch über Werfenweng


Publiziert von Kaiserin , 16. August 2023 um 21:14.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Tennen-Gebirge
Tour Datum: 3 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:13,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A10 Ausfahrt Werfen, von dort hinauf nach Werfenweng und weiter nach Norden in die Wengerau bis zum kostenpflichtigen (beschrankten) Parkplatz Hinterfromm.

Seit 2010 wollte ich mal auf die Schartwand rauf, nachdem dort dieses wunderbar ausgefallene gläserne Gipfelkreuz aufgestellt worden war.  Es hat dann aber lange nicht geklappt bzw. sich nicht ergeben, ist das Gebiet für eine Tagestour von München aus zumindest für mich zu viel Fahrerei, andererseits für eine Mehrtagestour möglicherweise nicht interessant genug.

Dann war das Gipfelkreuz 2017 bekanntlich kaputt, und ich war wirklich enttäuscht dass ich es nicht geschafft hatte es zu besuchen.

Glücklicherweise wurde es recht bald, ich meine 2018, wieder aufgebaut, bzw. ein neues, identisch aussehendes, aber scheinbar stabileres Kreuz wieder errichtet.  Somit stand die Schartwand wieder auf meiner Wunschliste!

 

Als Florian und ich uns für unsere Urlaubswoche die Radstädter Tauern ausgeguckt hatten kam mir ein Gedanke: warum nicht mit Zwischenstopp am Tennengebirge runter fahren?  Florian war einverstanden, und so verbrachten wir eine Nacht in Werfenweng bevor es weiter gen Süden ging.  Die Zeit nutzten wir um die Schartwand zu besteigen, ebenso wie zwei ihrer Nachbargipfel.

Nachdem es hier noch keinen GPS-Track zur Besteigung der Schartwand gibt und der eigentliche Gipfelanstieg letztlich weglos ist, zudem im Internet kaum Beschreibungen zu dieser Tour zu finden sind, habe ich mich entschieden diesen Bericht zu verfassen, auf dass jemand irgendwann mal darüber froh ist. :)

 

Der Start der Tour ist ein wenig nördlich von Werfenweng.  Vom Parkplatz Hinterfromm geht es beschildert rauf zur Dr. Heinrich Hackelhütte.  Zunächst auf einem Wirtschaftsweg, dann in einen Wanderweg übergehend.  Hier ist noch etwas los, die Hütte ist auch wunderschön gelegen, und es kommen Leute von der mit Seilbahn erschlossenen, ach was überwucherten Bischlinghöhe herüber.

 

Dorthin gehen wir aber nicht, sondern in die andere Richtung, nach Norden zur beschilderten Tauernscharte.  Überraschenderweise ist hier auf den Schildern sogar die Schartwand genannt, neben den vielen anderen Gipfelzielen die das Karstgebiet des Tennengebirges so aufzuweisen hat.

Landschaftlich schön geht es auf einem gut markierten Wanderweg hoch Richtung Tauernscharte.  Wir kommen den Felswänden der Tennengebirge-Südabbrüche immer näher und der Weg wird immer felsiger.   An eindrucksvollen Felsnadeln vorbei geht es zur Tauernscharte, eine kurze Drahtseil-versicherte Passage ist sogar auch vorhanden. Von der Tauernscharte aus können wir erstmals unser eigentliches Gipfelziel, die Schartwand geradeaus vor uns erspähen.

 

Wir überlegen was wir nun machen.  Der Tauernkogel rechterhand ist in verhältnismäßig kurzer Zeit zu erreichen.  Dessen Felswände hatten wir im Anstieg zur Tauernscharte immer im Blick, inklusive einer Zweierseilschaft die in der Westwand eine Mehrseillänge kletterte.  Die Entscheidung fällt somit erstmal auf den nächstgelegenen Gipfel zu gehen, und nach knappen 15 Minuten stehen wir auch schon oben auf dem Tauernkogel.

Der Abstecher hat sich gelohnt, die Aussicht ist top!  Wir haben insbesondere einen tollen Blick nach Südosten zum Dachstein mit seinem Gosaukamm.  Auch der Blick über das Karstplateau des Tennengebirges ist imposant.  Fast unscheinbar liegt die Schartwand darin.

 

Nach einer kurzen Gipfelrast steigen wir wieder ab zur Tauernscharte und gehen von dort weiter Richtung Eiskogel und Schubbühel.  Nachdem der Steig zum Eiskogel abzweigt schauen wir uns unseren Gipfel genauer an und überlegen wo wir da am sinnvollsten hoch gehen.

Wir entscheiden uns für eine Grasrampe die ein Stück weiter oben südlich eines kleines Felsriegels nach oben führt.  Die Flanke ist steil, aber nicht übermäßig.  Definitiv kein kritisches Steilgras.

Am Ende des Felsriegels gelangen wir auf ein Wiesenplateau an dessen Norden sich der finale Gipfelaufschwung der Schartwand präsentiert.  Auch hier finden wir wegloses, aber leichtes Grasgelände vor.  Und so stehen wir bald auf dem vergleichsweise großen Gipfelplateau der Schartwand und müssen noch ein Stückchen nach Westen gehen bevor wir tatsächlich an diesem so speziellen, wunderhübschen Gipfelkreuz stehen.

 

Geschafft!  Begeistert schießen wir viele verschiedene Fotos die man nur mit einem Glaskreuz zu machen kann.  Die Aussicht hier vermittelt einen guten Eindruck vom Tennengebirge nördlich von uns, insbesondere des Bleikogels, des zweithöchsten Gipfels den man auch in einer etwas längeren Tour von der Hackelhütte aus erreichen kann.  Und während wir da so sitzen, die Sonne und die Aussicht genießen und Brotzeit machen, entscheiden wir uns dass wir im Abstieg noch einen weiteren Gipfel mitnehmen wollen.  Nur welchen?  Anbieten würden sich der Eiskogel oder aber der Napf, der sich direkt westlich der Tauernscharte befindet.  Nachdem wir mit dem Tauernkogel am Gipfel direkt östlich der Scharte oben waren fällt die Entscheidung auf den Napf.  Hat ja auch einen witzigen Namen.

 

Das “Problem” hierbei ist dass es keinen markierten oder auch nur in der Karte eingezeichneten Weg gibt.  Aber die grasige Nordflanke des Gipfels sieht eigentlich okay aus.  Also erstmal wieder von der Schartwand runter.  Wir nehmen eine leicht andere Route weil wir meinen Steigspuren zu erkennen, aber die verlieren sich schnell wieder.  Letztlich ist es wie zuvor geschrieben egal, man kommt abgesehen vom Felsriegel eigentlich überall hoch.

Zurück auf dem Wanderweg geht es wieder Richtung Tauernscharte bis wir dem Napf näher kommen.  Die Nordflanke sieht immer noch okay aus.  Und was ist denn da oben los?  Da hängt ein Lamm in einem Maschendrahtzaun fest.  Das arme Viecherl hat sich mit den Beinen darin verheddert.  Daneben steht vermutlich das Muttertier, das Schaf bewegt sich jedenfalls nicht vom Lamm weg.  Also ist hier eine Rettungsaktion erforderlich!  Und nach ein wenig hin und her weil sich das Schäfchen so gewehrt hat in seiner Panik, ist es dann doch wieder frei und läuft mit seiner Mutter davon.  Wir versuchen derweil den Zaun wieder so herzurichten dass nicht dasselbe nochmal passiert, das arme Tier hätte in dem Zustand ja verdursten können!

Nachdem wir nun hier oberhalb des wieder aufgerichteten Zauns stehen gehen wir gleich weiter hoch.  Durch einen kurzen Einschnitt einer kurzen Felsstufe nach oben, und schon stehen wir auf dem Grasplateau des Gipfels mit seinem Gipfelkreuz.

 

Bald kommt ein Pärchen ziemlich außer Atem am Gipfel an.  Sie sind über die Ostflanke aufgestiegen, die, wie wir dann erfahren, noch leichter ist als unsere Route da sie gar keinen Felskontakt bedeutet.  Die beiden waren zum Urlaub aus Flensburg gekommen und hatten für den Aufstieg fast so lange gebraucht wie für unsere ganze Runde.  Aber hey, sie haben’s hoch geschafft!

Während wir mit ihnen reden schließen wir mit denen quasi eine Wette ab.  Nämlich dass wir in einer Stunde am Parkplatz sind.  Nachdem ich die Berge eh immer langsam runter jogge und Florian Trailrunner ist sollte das kein Problem darstellen.  Der Weg ist ja nicht wirklich schwer.

So geht es flott runter zur Hacklhütte, wo wir aber eine Pause einlegen um etwas auf deren wunderschön gelegenen Terrasse zu essen.  Und danach geht es wie erwartet schnell runter zum Parkplatz.  Wenn wir die Pause abziehen haben wir die Stunde runter geschafft. ;)

 

Fazit: eine schöne Runde im eher einsamen Tennengebirge (an der Schartwand waren wir alleine, auf den anderen beiden Gipfeln war auch wenig los).  Wegtechnisch recht einfach, T4- aufgrund der versicherten Passage im Aufstieg zur Tauernscharte und des etwas steileren weglosen Grasaufstiegs an der Schartwand.  Mit unseren beiden Nebengipfeln Tauernkogel und Napf kamen wir auf etwa 1550 Hm und 13,6 km.


Tourengänger: Kaiserin


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