Über den Pizzo di Claro zum Rif. d'Örz

Der Pizzo di Claro, auch Visagno genannt, ist in der Trailrunner-Szene scheinbar ein Begriff. Dabei gilt es, vom Dorf Claro in der Riviera ca. 2500 hm auf einer Distanz von 9.2 km zu bewältigen. Bei klarer Sicht soll man vom Gipfel sogar die Madonnina auf dem Mailänder Dom erkennen können. Wir gingen es gemütlicher an, überschritten den Berg von der Cap. Brogoldone auf der "Via Lumino" und stiegen über die Bocchetta del Lago Nord zum idyllischen Rif. d'Örz, wo wir übernachteten. Infolge der im Sommer typischen Bewölkung sahen wir natürlich auch den Mailänder Dom nicht.

Von der Cap. Brogoldone folgten wir dem markierten Bergweg zum Pass de Ciarin und traversierten unter dem Pizzo di Morinere weiter zum Passo di Mem. Hier liessen wir einem Bergführer mit 2 Gästen den Vortritt und folgten den blauweiss markierten Wegspuren auf dem Grat bzw. links davon. Immer der Falllinie nach erreichten wir auf ca. 2500m den felsigen Südgrat des Pizzo di Claro bzw. die "Via Lumino", die von nun an immer mit weissen Punkten sehr gut markiert ist. Nach Überwindung einer kleinen Felsstufe (II) querten wir auf einem ausgesetzten Grasband nach links und stiegen dann über Schrofengelände bis zu einer Grasschulter bei Pt. 2571, wo uns über ein Dutzend Geissen schon erwarteten. Von dort leiteten uns die weissen Punkte stets links des Grats über Geröll und leichte Felsen zum niedrigeren "Pizzo di Claro /Visagno - Croce di Cima" mit den zwei Gipfelkreuzen. Der aussichtsreiche Gipfel scheint in der Region sehr beliebt zu sein, denn während unserer halbstündigen Rast zählte ich rund ein Dutzend Berggänger.

Nach der Gipfelrast und dem kurzen Besuch des Nordgipfels stiegen wir auf dem Normalweg zur Abzweigung bei Pt. 2268 (T3). Hier folgten wir dem vorbildlich blauweiss markierten Alpinwanderweg hinauf zur Bocchetta del Lago Nord, die vom Calancatal ins oberste Valle di Cresciano führt. Im Abstieg über eine schuttbedeckte Rinne nördlich der Bocchetta überholte uns ein wenig gesprächiger Einzelgänger. Über viel Blockwerk und "Ghüder" führte der Weg nordwärts bis wenige Meter unter die Bocchetta di Piöv di Fuori. Entlang dem nun steiler werdenden Hang ging der Weg weiter bis zum Südostgrat des Piz Campedell 2724m (T4 bis T5). Hier wurde das Gelände deutlich flacher bis zum kleinen Laghetto del Campedell, der in die Boggera im Valle di Cresciano entwässert. Bei der Bocchetta del Campedell erblickten wir unser Ziel, das Rif. d'Örz in der Alpe d'Örz. Bis wir dort ankamen, dauerte der Abstieg über Schrofen und Blockwerk sicher nochmals etwa 1 Stunde. Dabei wiesen uns die blauweissen Markierungen zuverlässig den Weg, den man ohne diese und ohne GPS kaum auf Anhieb finden würde. Das Rif. d'Örz, westlich der Cima d'Örz im Valle d'Osogna gelegen, ist ein kleines Bijou, welches dem "Pariziato di Osogna" gehört und auf Anmeldung fürs Übernachten benutzt werden kann. Es hat 6 Betten und ist mit Gas- und Holzherd, Decken, Wasser, Toilette usw. sehr gut eingerichtet (Schlüssel vor der Hüttentüre aufgehängt). Zum feinen Risotto genehmigten wir uns einen Vino Rosso und genossen bis zum Untergang der Sonne die einsame Abendstimmung vor der Hütte. 

Sehr schöne, lange und vom Pizzo di Claro an einsame Tour bei sehr angenehmen Temperaturen. Die Übernachtung in der Selbstversorgerhütte des Rif. d'Örz war das Tüfelchen auf dem i und bescherte uns den schönsten Hüttenabend.