Hochstelleli


Publiziert von Hallodri82 , 26. April 2023 um 21:58.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:23 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 523 m
Abstieg: 523 m
Strecke:5.2

Aus Gründen, welche sich mir nicht final erschliessen, fasziniert mich das weitläufige, verwinkelte, einsame erweiterte Passwangmassiv sehr. Vielleicht weil ich ahnentechnisch ein Schwarzbube bin. Das Hochstelleli wurde bislang auf Hikr relativ selten dokumentiert, vielleicht weil 1) kein offizieller Weg hochführt und 2) weil dieser Gupf für eine längere Wanderung nicht wirklich sinnvoll ist, da ab dem Gipfel nicht so wirklich effizient weiter gewandert werden kann. Auch ich werde künftig wohl nicht mehr oft auf dem Hochstelleli sein, aber alles der Reihe nach.

Sonntag morgen 530h in der Früh. Ich begebe mich noch in Dunkelheit zum Auto, in Frenkendorf regnet es wie verrückt. Das Glück ist dem Tüchtigen hold. Daran muss ich denken, als so ca an der Grenze zum Schwarzbubenland in Büsserach der Regen aufhörte. Ich parkiere das Auto an diesem Parkplatz direkt an der Passwangstrasse, dort wo südlich davon, deutlich höher gelegen die Wiese Ischlag ist und nördlich davon die Swisstopo-Karte so ca 14 Tausend Kreuze eingezeichnet hat. 

Direkt dort ist dann auch die Schlüsselstelle der Wanderung: mehrere Autos kommen mir entgegen mit ca 150 gefühlten Stundenkilometern. Schnell laufe ich über die gefährliche Strasse, bereits in vollem Tageslicht so ca um 610h. Der Pfad Richtung Hochstelleli zieht dann erst top ausgebaut und danach etwas überwachsen und ruppig steil nach Nordwesten in Richtung Abbruchkante der Lämmlisflue. Dort wo auf Swisstopo dann der Weg eine 90-Grad-Kurve nach Norden macht laufe ich etwas weiter, um direkt an der Abbruchkante entlang hochzusteigen. Mächtig präsentiert sich dort südlich das Hörnli und benachbarte Gipfel. Höhere Gipfel dahinter, wie zB der Dürreberg oder die Hohe Winde sieht man noch nicht. Nebelschwaden bewegen sich schnell hin und her und bieten ein prächtiges Schausspiel. Bereits tief, tief unten sieht man die Passwangstrasse. T2.

Kurz bevor der Tittertenweg erreicht wird, quere ich auf den offiziellen Pfad und begebe mich direkt über dem Tunnel wieder auf den Abbruchkantenweg. Der Einstieg ist nicht zu übersehen. Der Pfad leitet nun echt schön weiter bergan. Die Gegend ist licht, föhrenbestanden, grasig/steinig, bisweilen kommen ganz einfache Kraxelstellen und immer wieder bieten sich tolle Ausblicke Richtung Erschwil/Hoggen etc. Es kommt kein Schwindel auf und vor allem deswegen, weil die Felswand der Lämmlisflue sehr zerklüftet wirkt von oben. Immer wieder mal stösst man auf Kamine und fragt sich ob es irgendwelche (>=T5) Routen gibt hinunter (auf jeden Fall würden sie meine Fähigkeiten übersteigen). Der Weg ist stets ausgetreten, aber ich laufe stets auf einem Pfad links vom offiziellen Weg, aufgrund der deutlich besseren Aussicht und der schöneren Bodenbeschaffenheit. T2.

Auf ca. 760 MüM ändert sich dann der Charakter des Abbruchkantenwegs. Auf Swisstopo ändern dort die Felsen ihre Farbe von Grau zu Weiss. Der Pfad nimmt nun mehr den Charakter eines Gratwegs ein. Zwei felsige Aufschwünge wollen erkraxelt werden, in sagen wir mal fortgeschrittenem Ier-Grad (aber gewiss nicht mehr). Auf dem zweiten dieser beiden Felsen geht es dann zeitweise nicht nur links (NW) steil runter, sondern mehrere Male auch rechts (SE) einige Meter. Einmal muss ca 2 Meter steil abgestiegen werden und eine ca Meter-breite Rinne überschritten werden, links geht es gäch runter. Aber die Stelle ist sehr kurz. Ich würde diese Passagen in Summe als T3+ bezeichnen. Die ganze Passage kann aber auf dem offiziellen Weg links umgangen werden. Schwieriger als das ist es aber definitiv auch nicht. Einmal kann man auf einen herausstehenden Gupf raus, mit toller Aussicht. Vorsicht, der ist nicht breit und er ist ausgesetzt.

Danach ändert sich der Charakter schon wieder: die Abbruchkante wird deutlich weniger prominent und man tritt in einen dichten/bemoosten Tannenwald ein. Der Weg "meandert" so vor sich hin, eigentlich bis man zum höchsten Punkt kommt. Ich verpasse leider noch den gewissermassen äussersten Punkt, wo man eine Aussicht bis zu den Rochetürmen hätte. T2.

Ich verweisse etwas wie es nun weiter geht und entschliesse mich zurück zu gehen. Bald stosse ich auf einen Weg, der in ca. östlicher Richtung runter leitet in Richtung einer namenlosen Wiese. Kurz vor dieser Wiese wende ich mich nach Süden und laufe die Grenze zwischen Erschwil und Beinwil ab. Ich passiere Pt. 872 und mache den rechten Winkel der Grenze mit, bis ich auf den Frauenholzweg treffe. Diese Gegend ist wirklich sehr, sehr einsam. Komplett im Wald, Aussicht gibt es keine wesentliche, das Fortbewegen ist noch am einfachsten direkt an der Gratkante zum Tittertenwald. Man befindet sich hier in einem interessanten Felssturzgebiet, mit schönen, intensiv-grün bemoosten Bouldern. Dennoch ist diese Gegend nun wirklich nur "Wald-Afficionados" und "Gemeindebann-Fans" zu empfehlen, mich hat man vermutlich dort zum letzten Mal gesehen. Die Gegend wirkt als wäre wirklich nie jemand dort und gewiss auch nicht irgend ein Banntag. Aber: kurz vor der Wiese treffe ich dann auf ein Biwaklager. Die Herren sind alle militärisch gekleidet aber sind definitiv deutlich zu alt für WK-Soldaten. Sie sehen mich überrascht an als ich plötzlich aus dem dichten Wald auftauche aber sie grüssen mich nicht. T2.

Ab dann: T1 oder T2. Der offizielle Wanderweg "Chäsel" gefällt mir dort, wo er zu einem Wiesenweg wird ausserordentlich gut. Die Wiese ist von Blumen übersäht. Der Chalmbrunnenpfad ist ein toller Weg, gefällt mir super. Ich schwenke nochmals ab auf den Tittertenweg, durchquere den Tunnel und steige wieder ab in Titterten auf dem selben Weg, wobei ich aber auf einem Pfad noch etwas weiter die Lämmlisflue-Kante runtersteige, um dann etwas weiter südlich zu queren.

Fazit: Es war eine tolle Tour, in einer doch recht einsamen Gegend (auch wenn nicht allzu weit von Erschwil entfernt). Weil der Weiterweg nach dem Gipfel dann etwas ineffizient ist, empfiehlt sich das Hochstelleli aber eher für "punktuelle Gipfelsammler" denn für Weitwanderer.


Tourengänger: Hallodri82


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Kommentar hinzufügen»